Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Askenas, sin Sähn, tog de Weichsel hendal bet an de Ostsee, un as hei un sin Volk an einen Mandag tauirst de blag See tau seihn kregen, säd hei: »Desen Mandag will'n wi den 'blagen' näumen. Gott sei Lob un Dank! Endlich doch en Druppen Water« – womit hei de Ostsee meinte -, »un treck sick en jeder sinen Bradenrock an, wi will'n uns hir en beten verlustieren, denn wi hewwen de Katt all an den Start fat't. De sülwige See, de hir flütt, flütt ok bi Meckelnborg, un dorüm danz ick hir un spring ick hir.« Un dat deden sei denn all un bugten dor twei Städer, up de ein Sid von de Weichsel »Danz-ick«, up de anner »Spring-ick«. Danzick liggt hüt un desen Dag noch dor, Springick is äwerst nahsten afbrennt.
Von dor treckten sei in dat blage Länning, Bütow un Lauenborg, so recht von hinnen in Hinnerpommern 'rinne, un as dat Volk tau murren anfüng, säd Askenas: »Lat't dat man sin! Per aspera ad astra. Dat heit up dütsch: Hir möt wi dörch, wenn wi nah de meckelnbörgsche Grenz willen.«
Endlich kemen sei äwer Schiewelbein un Stettin un Prenzlau an de Grenz, un Askenas gaw de Order ut, ein jeder süll up sin Staatskameel stiegen, denn sei wullen in de Gegend bi Woldegk räwertriumphieren. – Schad', dat dunn – as de Herr Dokter Reinhold widlüftig nahwis't – Woldegk un de Woldegker noch nich begäng' wiren, denn künnen wi wat von Reden berichten, de de Magistrat hollen hadd, un von Schüttengrill un von acht witt gekledte Jumfern mit Blaumenkräns' in de Hor, denn Woldegk is 'ne lütte gebildte Stadt, oder wi künnen ok vertellen, dat de Jungs mit lütt Stein un Irdklüt nah ehr smeten hadden, denn as weck seggen, is Woldegk 'ne lütte ungebildte Stadt.
Un des Abends kamen sei nah en Flag, bünnen dor ehre Kameele an un slogen dat Lager up, un as dat up de Nacht kamm, hadd Askenas en Drom:
Grad up dat Flag, wo hei sin Kameel anbunnen hadd, stunn ein grotes schönes Gebüd mit en spitzen Torm dorup, so schön, as dat man in 'ne Wihnachtsschachtel tau finnen is, un baben von den Torm herun, dor klüng 'ne Musik, 'ne wunderschöne! Denn't was Sommertid, un de Klock was drei Virtel up teigen. Wildeß de nu noch spelte, gung Askenas in dat Hus herinne un höll sick rechtsch un kamm in 'ne grote Stuw', dor gung en Mann, de Dumen in de West hakt, den Kopp up de Bost, in deipen Gedanken ümmer up un dal, up un dal, un en Jung' stunn dorbi, hadd hinnenwarts en natürliches Herz up de Hosen neiht un kek den Mann ümmer ängstlich nah de Ogen. »En lütt Glas Langkork!« säd de Mann, un de Jung' fort tausam, as hadd de Dunner in em slahn, un bröcht en Achtel Rodwin un wen'nt sick an Askenassen un frog: »Witten oder Roden?« Un Askenassen föll in, wat Noah von Criwitz prophenzeiht hadd, un ut Niglichkeit säd hei also: »Ick bidd mi en Glas Criwitzer ut.« Dunn kek em de Mann äwer de Schuller mit ungeheure Verachtung an un säd: »Führen wi nich!« un wull Askenassen in Verlegenheit setten un frog em spöttsch: »Villicht 'ne lütt halw Buddel Schampanger?« Äwer Askenas let sick dat Hart nich afköpen un säd: »Her dormit!« Un de Jung' bröcht de halwe Buddel, un de Mann gung wedder up un dal, up un dal, un as de Jung' an em vorbi gung, säd hei blot halwlud: »Korl, lat di Geld geben.« De Jung' ded dat, un Askenas betahlte un let sick noch ein Glas geben un säd tau den Mann: »Kamen S' her! Drinken S' en Glas mit.« Un de Mann stunn still in deipen Bedenken, un tauletzt säd hei: »Wil't grad' mine Tid is, will ick Sei den Gefallen dauhn.« – Sei drünken nu also, un Askenas säd: »Ick bün hir frömd un müggte girn de Merkwürdigkeiten hir herüm beseihn.« – »Merkwürdigkeiten«, säd de Mann, »sünd nich min Geschäft; dor möten Sei Willing Knullen nah fragen.« Un sei drünken noch 'ne halw un noch 'ne halw, un de Dör gung up, un herinne kamm en Mann mit en blagen Rock un en hellblagen Kragen un schöne blanke Knöp un hadd ein schönes rodes, sihr klaukes un uperwecktes Gesicht un säd: »Hüt sünd wi dormit dörch!« – Un de Mann bi de Buddel säd tau Askenassen: »Dat is Ehr Mann. Dat is Jakob Buntsnider un is ok sihr stark in Merkwürdigkeiten.« Un't würd afmakt, dat Jakob den Frömden allens wisen süll.
Sei gungen nu also 'rute, un de Mann in de Stuw' gung nu wedder up un dal, up un dal. Un as sei buten wiren, kamm 'ne Reih öllerhafte Herrn linksch de Trepp hendal, all in swarte Liwröck un den Kopp swor von Gedanken, un de ein süfzte deip up un säd: »Dat was en sur Stück Arbeit!« – Jakob äwer treckte Askenassen an den Rock un säd: »'run mit den Fils! Denn dit sünd de 'Väter der Stadt'.« Un Askenas namm sinen Haut af un frog: »Hewwen sei ümmer en swarten Liwrock an?« – »Ne«, säd Jakob, »blot wenn Ratsdag is. Wenn äwer Königschuß is un annere grote Festlichkeit, denn gahn sei in 'ne Uniform, un denn süll'n Sei sei blot mal seihn.«
Un achter des' Reih öllerhafte Herrn kamm wedder 'ne Reih öllerhafte Herrn, de flusterten lising mitenanner un nickten ümmer mit de Köpp, un Jakob säd: »Nu känen S' den Haut wedder upsetten, denn dit sünd blot de Presentanten.« – Un Askenas frog: »Reden de ümmer so lising un nicken sei ümmer mit den Kopp?« – »Ne«, säd Jakob, »blot vörmiddags, wenn Ratssitzung is; des Nahmiddags un 's Abends, denn reden sei up Fläg' sihr lud un slahn ok mit de Fust up den Disch.« – Dat was Askenassen denn sihr tröstlich tau vernemen; äwer merkwürdig kamm em dat nich vör, hei säd also: »Ja, Sei wullen jo...« – »Ach so!« säd Jakob, »Merkwürdigkeiten! Täuwen S', ick wis Sei ein. Hewwen Sei all mal 'ne Buzunft seihn?« – »Wat vör'n Ding?« frog Askenas. –«'ne Buzunft«, säd Jakob un kek em prall in de Ogen. – »Dat ick nich wüßt«, säd Askenas. – »Dat glöw ick«, säd Jakob, »dor känen Sei ganz Land Meckelnborg dörchreisen tau Faut un tau Wagen, Sei känen nah Berlin reisen, Sei känen nah Paris reisen – 'ne Buzunft finnen Sei nahrens.« – »Wat hett denn de up Hän'n?« frog Askenas. – »Vel!« säd Jakob, »sihr vel! Eigentlich dat Ganze, nämlich up uns' städtische Feldmark. Sei set't de Meßführertiden fast un wenn seigt warden möt un set't ok fast, wenn de Rogg riep warden sall.« – »Dat kann mi gefallen«, säd Askenas, un sei gungen 'rinne un besegen sick de Buzunft. Dor was nu grad' nich vel antauseihn, äwer desto mihr antauhüren, denn in de Buzunft ehren ollen schönen Pott was 'ne nige Idee follen, un nu wull de Supp nich klor un nich gor warden. Ein jeder rührte mit en langsteligen Lepel dorin 'rümmer, äwer't wull nicks warden un't süll nicks warden, un sei kregen sick dat Striden, un Askenas frog: »Wat striden sei sick?' – »Ja«, säd Jakob, »dat is up Stun'ns en snurrig Stück in unsern meckelnbörgschen Lan'n; so lang' hett dat all sinen ollen scheiwen Gang gahn, äwer wenn sick nu all in unsre ihrwürdige Buzunft nige Ideen verbistern, denn kann sick dat ein jeder an sine fiw Fingern afklawieren, dat slimme Tiden kamen möten.« – »Woräwer striden sei sick denn?« frog Askenas wedder. – »Ja«, säd Jakob, »sei striden sick, ob de Acker up unsre Feldmark tausam separiert oder utenanner parzelliert warden sall.« – »Na«, säd Askenas, »denn kamen S' man, denn wo dat kümmt, warden wi woll beid nich mihr erlewen.« – »Dat seggen Sei nich«, säd Jakob, as sei 'rute gungen. »Mit de Stoppelweid sünd wi in söß Johren doch all prat worden.«
Sei besegen sick nu de Stadt, un Jakob wis'te em allens un säd: »Kiken S', dit hir is dat Flag, wo de Stadt mal in spätern Tiden en Schauspillhus bugen laten will; wider äwer is dor nu noch nicks an tau seihn.« Un sei gungen vör't Dur, un hei wis'te em dat Flag, wo de nige Kirchhoff anleggt warden sall, un hei säd: »Seihn S', dit is de Acker, den uns' Herr Kirchenkonemus tau den Kirchhoff slahn will; wider äwer is dor nu noch nicks an tau seihn.« Un hei gung noch en beten wider mit em un säd: »Un kiken S' hir, hir is dat Flag, wo de nige Bahnhof anleggt warden sall, wenn wi de Iserbahn irst hewwen; wider äwer is dor nu noch nicks an tau seihn.« Un as sei dese Merkwürdigkeiten beseihn hadden, was dat mitdewil gegen Abend worden, un Askenas säd: »Weiten S' wat? Mi is nah en Glas Bier tau Maud. Will'n uns ein säuken, äwer in 'ne Gesellschaft, wo einer wat tau seihn un tau hüren kriggt.« – »Denn kamen S' man mit«, säd Jakob, »denn möt wi in den Klub gahn.« Un sei gungen, un as sei de Stufen vör den Hus' 'ruppe stegen, begegnet ehr so'n lütten, unripen, külpigen Kellner, un Jakob frog: »Is woll all sihr vull?« – »Ick denk, dat geiht woll«, säd de Kellner, »twei oll Wörm sünd all dor.« – »Denn gahn Sei man rinner«, säd Jakob tau Askenassen, »ick täuw up Sei hir vör de Dör, ick darw nich mit, denn dit is 'ne slaten Gesellschaft; äwer mit Frömden ward in Gelegenheit seihn.«
Askenas gung in de Stuw' un drop dor twei Herrn; de ein las den Norddütschen un de anner de Strelitzer Zeitung, un Askenas namm dat noch äwrige Blatt tau Hand, dat was de Kladderadatsch, un as sei so 'ne Tidlang seten hadden, sach de ein Herr nah sin Klock un säd: »Es kommt wohl keiner mehr.« Un de anner frog Askenassen: »Spielen Sie vielleicht 'ne Partie Whist oder L'hombre?« Askenas müßte äwer danken, denn hei hürte tau de Ungebildeten, de kein Korten kennen. Dunn hujahnte de irste Herr den annern an, un de anner hujahnte den irsten an, un beid' hujahnten sei Askenassen an un nemen ehren Haut un gungen ut de Stuw', un de külpige Kellner kamm 'rin un puste de Lichter ut, un Askenas gung ok.
As hei 'rute kamm, vertellte hei Jakobben, wo't em gahn was, un Jakob säd: »Ih, dit is denn doch merkwürdig...« – »Ja«, säd Askenas, »merkwürdig is't, äwer plesierlich nich. Wo gahn wi nu hen?« – »In den Geselligen Verein«, säd Jakob, »passen S' up, dor sall Sei dat beter gefallen. Mägen Sei sick girn politisch un literarisch unnerhollen?« – »Sihr«, säd Askenas. – »Mägen Sei girn Hekt mit 'ne recht fette Bottersauß?« – »Sihr«, säd Askenas. – »Mägen Sei girn danzen?« – »Nich sülwst, äwer ick mag't girn seihn.« – »Sünd Sei en Fründ von de Musik?« – »Oja, up Fläg«', säd Askenas. – »Mägen Sei girn deklamieren hüren?« frog Jakob. – »Dat weniger«, säd Askenas, »denn dor heww ick mi mal de Näs' an verbrennt, indem dat mi mal 'ne sihr gebildete Fru in aller Fründlichkeit up den rechten Weg wisen müßt.« – »Na, laten S' man sin«, säd Jakob, »dat is ok man, dat ick dornah frag', denn von dat, wovon ick seggt heww, warden Sei woll nicks tau seihn un tau hüren krigen, wil dat de Statuten so wat Besonders man dreimal up't Johr statewieren. – Äwer seihn S' hir«, set't hei hentau un makte de Dör tau en groten Saal up, »hir sitt de Verein, un de Geselligkeit is in vulle Arbeit.« Un dormit schow hei Askenassen in den Saal herin, hei sülwst äwer blew wedder buten.
As Askenas nu 'run in den Saal kamm, seten drei Herrn in de verstännigen Johren dor un hadden bunte Biller in de Hand un smeten sei ümmer ümschichtig up den Disch un sammelten sei wedder tausamen un deilten sei wedder utenanner, un wenn de ein sick freuen ded, argerten sick de beiden annern, un wenn sick de beiden annern freuten, denn argerte sick de ein. Askenas gung höflich 'ranne un säd: »Gun Abend ok!« Un de ein Herr kek em – baff – in't Gesicht un säd: »Ick paß«, un de tweite säd: »Ick spel«, un de drüdde säd: »Tonki.« – Ut dese Antwurten künn Askenas sick nu nich recht vernemen, hei düd'te sick dat äwer so ut, dat »Tonki« mäglicherwis' up französch oder engelsch »schön Dank« heiten ded, un hei set'te also dat Gespräk wider furt un säd tau den tweiten Herrn, de em as de Öbberst schienen ded: »Schön Weder hüt abend buten.« – »Solo!« antwurte em dei.
Un dunn smeten sei de bunten Biller wedder up den Disch, un de beiden annern fungen recht spöttschen an tau lachen un repen: »Kodillg!«, un dunn fungen sei an up en witten Bagen Poppier mit de Blifedder tau schriwen, un dorbi kregen sei sick dat Striden, un de Herr, achter den sinen Staul Askenas stunn, würd ümmer verdreitlicher un kräkelte ümmer düller, un as hei an de annern beiden sinen Arger nich utlaten künn, wendte hei sick nah Askenassen üm un säd: »Herr, was stehn Sie hier? Was kucken Sie mir in die Karten?« – »Ih«, säd Askenas, »doch man so.« – Dunn säd de Herr, hei süll sick wegscheren, hei brecht en Unglück. –«Worüm dat nich«, säd Askenas, »äwer Sei hadden mi dat höflicher seggen künnt.« Dunn smet de Herr en Blick up em as'ne olle Jumfer, wenn sei an ehr Ihr kränkt ward; Askenas äwer kümmerte sick nich vel dorüm un gung in de Stuw' up un dal un fung an den Ollen Dessauer so mang de Tähnen tau brummen: »So leben wir, so leben wir, so leben wir alle Tage!« Dunn smeten de drei Herrn ehre bunten Biller up den Disch un sprüngen up un repen, taum lud Reden un taum Singen wir de Gesellige Verein nich inricht, denn denn künnen sei ehre Gedanken nich tausamenhollen. Wer dat wull, künn nah Hahnen oder nah de gollen Kugel gahn. –«Kann ick jo denn ok dauhn«, säd Askenas un gung ut de Dör.