Fritz Reuter
De Urgeschicht von Meckelnborg
Fritz Reuter

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Dat twölwte Kapittel

Bi Noah'n sinen Namen kümmt de selige Stolper Eddelmann up 'ne sonderbare Idee; hei meint, wil dat Noah den Win upbröcht un sick af un an sünndags en lütten Kräsel drunken hett, möt hei em mit den ollen versapenen Heidengott Bacchus äwerein bringen. Dit makt hei so: Hei seggt, »Noah« hett eigentlich »Noach« heiten, dorut hadden sei nahsten »Joach« makt, dorut »Jach«, dorut »Jachos« un dorut »Bacchus«. Hüren lett sick dat; äwer mi dücht, dat selige Eddelmannsgeriww hadd sin Tid beter anwennen künnt, denn bi so'ne Unnersäukungen ward man unnütz Licht verswält; oder meint de selige Eddelmann villicht, wenn hei sinen Stammbom bet Noah'n 'ruppe nahwisen kann, dat dat för en christlich-germanisches Geriww as ein noch gröteren Ruhm gellt, von en plusterbackigen Heidengott aftaustammen?

Ick will von Noah'n nu also ok nicks mihr seggen, as dat ick ein tidlewens för'n sihr braven Mann hollen heww un dat mi dat würklich led deiht, dat hei Anno ... storben is; un sülwst ok denn noch, wenn dat würklich wohr is, dat hei den Win upbröcht hett.

As Noah grawen was, deihlten sik sin drei Sähns in sin Arwschaft, un't gung ok all gaud dormit, bet up den Winkeller. Dor gung denn de Larm tauirst los. Ham, de olle schäw'sche Bengel, hadd sick de besten Johrgäng' bi Sid schafft, un dat Kretur hadd en Tungenledder taum Winpräuwen, as wir't ut olle Brandsahlen makt. »Wat de Düwel klauk is!« säden Sem un Japhet. »'rut mit de Wust! För den Esel smecken de Disteln am säutsten.« Un dormit wis'ten sei em den »Grüneberger Ausbruch« von Anno 60 an, un sei deihlten sick de Johrgäng' von 57 un 34 un 11.

Nu gung dat up Irden lustig tau; jedwerein künn marken, dat Vader Noah'n sin Kellerslätel in de richtigen Hän'n kamen was. Wat stellte dat Volk för Dummheiten an, un wat makte dat för Witzen! Un einmal, as sei Japheten sinen Geburdsdag fiern deden, kemen sei up de duhne Idee, den Babylonischen Torm tau bugen. Na, wat sick so'n Volk enmal in den Kopp set't hett, dat deiht dat ok; sei fungen also an tau bugen, äwer as sei woll so hoch wiren as de Petritorm tau Rostock, dunn verwirrten sick ehre Spraken, denn Sem redte Hebre'sch un Japhet Pladdütsch un Ham Hottentottsch oder so'n Tüg, wat sick binah so anhürte, un kregen sick dat Slahn, un dat En'n von't Lid was, dat sei Torm Torm sin leten un ein jeder sines Wegs gung.

Hir seggt nu de selige Eddelmann, de Sak wir man bildlich tau verstahn, sei hadden an den beseggten Abend en beten stark kneipt un hadden de leddigen Buddeln, so as de Studenten noch hüt dauhn, all upenanner stapelt, un dat wir de Babylonische Torm west, un nahsten hadden sei sick nich mihr recht düdlich maken künnt, wovon de Red' wir; äwer slagen hadden sei sick nich, denn as dat kort dorvör west wir, wir Japheten sine leiwe Fru 'rinne kamen un hadd dat Licht utpust.

Worüm seggt de Selige dat? – Doch blot üm sine Sippschaft witt tau brennen, dat dat nich heiten sall, weck von sin Vöröllern hadden sick mit so'ne Dämlichkeit befat't, as de Babylonische Tormbu was. – Äwer wi weiten dat beter. – Hei hadd uns leiwerst seggen süllt, wo Japhet in de negstetid blewen is; äwer dorvon swiggt hei ganz un gor. Hei seggt frilich: Noah hadd Japheten dat nochup den Dodenbedd anbefahlen, hei süll wedder taurügg nah Meckelnborg gahn un süll dat verlurne Paradis wedder upsäuken un tauseihn, wat dorut tau maken wir. Künn hei dat wedder in Gang'n bringen – gaud! Künn hei dat nich, denn süll hei en grotes Königreich stiften, so grot, as't Meckelnborg jichtens hergewen wull, un süll den tauseihn, wo de Has' lep.

Dat seggt hei; äwer woans Japhet dorhen kamen is, kein Starbenswurd.

Taum groten Glücken helpt uns de sel Perpost David Frank ut Stirnbarg in sin »Olles un niges Meckelnborg« ut de Not, denn hei seggt utdrücklich, pag. 21:

 

»Als nun Japhet gewahr wurde, daß je mehr er sich gegen Norden wendete, je länger werde des Sommers Tag, so wurde der begierig, zu erfahren, wo dieses endlich hinaus wollte, und ob er nicht an einen Ort gelangen könnte, wo die Sonne gar nicht mehr unterginge; als von welcher Gegend er sich ohne Zweifel sonderbare Glückseligkeit vorgestellet.«

 

Also, Japhet treckte mit Ossen un Esel un Pird' un Kameel den irsten April Anno... gen Nurden un eroberte dat ganze Land, wat nich alltau swor was; äwer de sonderbare Glückseligkeit frür em jeden Winter in, un as hei bet hentau Moskau kamen was un sach, dat de Sak ümmer leger würd, argert hei sick un läd sick un let sinen Sähn Gomer kamen un sin Enkelkind Askenas un säd: »Ick bün dormit dörch; denn wi sünd in den April schickt worden.« (Woher noch hütigen Dags dat Sprückwurd gellt.) »Ick ward min leiw Meckelnborg nich wedder tau seihn krigen, un min taukünftig Königrik un min Anrecht up den Criwitzer Win vermak ick jug. Hollt jug äwer von nu an ümmer bet linksch, denn süs kamt ji ganz ut de Richt.«

Un hei sturw tau Moskau Anno...

Gomer un Askenas höllen sick nu ok linksch; äwer't gung langsam, sihr langsam wegen de Furagierung, un as sei nah vele Johren in de Gegend kemen, wo nu de Stadt Thuren liggt, let Gomer sine Sähns üm sick kamen un säd: »Mi sünd beide Beinen verfroren, un wider kann ick nich, un wi will'n hir 'ne Stadt bugen un sall Thuren heiten, wil dat ick en Tur wir, wull ick noch länger nah Meckelnborg herümme säuken.« Un säd tau sinen Jüngsten, de heit Tischel un was en geschickten Timmermann, un säd: »Tischel«, säd hei, »nimm di Lüd' mit taum Holthaugen un nimm ok din Winkelmat un slagt in den Holt Dannen an, denn ick will 'ne Stadt bugen.« Tischel gung denn nu ok, kamm äwer den Abend nich wedder. Un den annern Morgen kamm ein von de Holthaugers un hadd en Por Stäweln unner den Arm un wis'te sei Gomern un frog: »Sünd dit Tischeln sin Stäweln?« – Un Gomer besach sei un säd: »Ja.« – »Na, denn«, säd de anner, »denn hewwen de Wülw Tischeln upfreten.« –«Wo is sin Winkelmat?« frog Gomer. – »Dat hewwen sei mit upfreten«, säd de anner.

Dunn würd Gomer sihr trurig un set'te sick in de Asch un ret sick Rock un West intwei un säd: »Dit verdammte Land sall dorvon 'West-Reißen' heiten un sall nich tau unsern Bund gehüren.« Un dorut hewwen sei nah den letzten Krieg »West-Preußen« makt un hürt ok nich tau den Dütschen Bund.

Von Tischeln sinen Dod un sin Winkelmat hett sick äwer noch in uns' Fabel de Vers erhollen:

Adam un Eva wahnten drin,
Un Adam gröw un Eva spünn.

un möten de Schaulkinner em noch hütigen Dags utwennig lihren. Un dorüm holl ick dat för en sihr bedenklich Stück, dat sei ut »Tischel« »Tischler« makt hewwen. Denn de Kinnerfibel is de eigentliche Grund- un Eckstein von uns're hütige Bildung, giwwt den Minschen sine Richtung för dat ganze Lewen, un ward doran rüttelt, denn kann dat passieren, dat allens, wat von Öllers her besteiht, äwer Nacht in einen Dutt tausamen schütt; oder, üm mi mit den schönen Vers ut Valentin Heinzen sin Rekenbauk uttaudrücken:

»Wo an dem Grund ist was versehn,
Da kann es über kurz geschehn,
Daß Kirch' und Staat zugrunde gehn.«

Tau Gomern sine verfrorne Bein slog äwer de Kolle Brand, un hei sturw tau Thuren Anno ...


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