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Achtes Kapitel.
Licht und Schatten.

Eine Stunde später war die Familie Lotfahr durch Otfried über das Schicksal der unvergesslichen Brigitte bis auf einen Punkt, den nur Graf von Starrenberg kannte, ausführlich unterrichtet, und die Mitteilung riss alle Wunden wieder schmerzlich auf.

Ohne Zweifel hätte die Mitteilung, dass die Lotfahr nicht auf dem Scheiterhaufen umgekommen, mildernd auf die Stimmung wirken müssen; allein nur solange, als man nicht wusste, unter welchen betrübenden Umständen sie diesem Schicksale entgangen war; – die Nachricht über die Art ihres Todes und namentlich die Nachricht, dass die Verlassene von vier Verbrecherhänden unter einem Waldgebüsche flüchtig eingescharrt worden sei, hätten den Schmerz nur brennender gemacht.

Der Graf zog es vor, auf einem humanen Umweg sein Ziel zu erreichen und führte im günstigen Augenblick das Gespräch auf die schöne und erst kürzlich fertig gewordene Familiengruft Lotfahrs, die jetzt geweiht werden sollte, und wobei der Erinnerung der unschuldig Gestorbenen ein Akt der Pietät gewidmet werden könnte. Jetzt, wo die Unschuld der Lotfahr glänzend an den Tag gekommen, stand auch von Seite der Kirche einer solchen Feier kein Hindernis entgegen, und der Graf befürwortete den Gedanken lebhaft.

Die Familie griff den Vorschlag dankend auf und freute sich der väterlichen Teilnahme des Grafen. Lotfahr wollte noch für einige symbolische Figuren und künstlerische Ausschmückung des dem Andenken seines Weibes gewidmeten Grabes sorgen, und der Graf erbat sich die Erlaubnis, mit Rat und Tat beistehen zu dürfen.

Dies wurde ihm natürlich mit Freuden zugestanden, und er übernahm es, alle Hindernisse zu beseitigen, welche dem rührenden Familienakte etwa entgegenstehen konnten.

Hiermit erhob sich Graf v. Starrenberg, nachdem er vorher noch seine große Befriedigung darüber ausgesprochen, dass er die Familie endlich, belehrt durch erschütternde Ereignisse, in Liebe und Eintracht beisammen getroffen.

»Wir werden künftig ein ganz anderes nachbarliches Leben führen, sagte er: »Der Krieg hat das Schlimmste an meinem und Ihrem Hause getan. Ich gehe nicht mehr in den Krieg und wünsche hier Zuflucht zu finden, wenn mir auf der Starrenburg die Stunden zu einsam werden … denn ich habe keine Kinder mehr …«

Schon an der Türe drehte er sich noch einmal zu der ihn geleitenden Familie zurück und sagte lächelnd:

»Liebe Burgei! – Sie sind mir noch eine große Wahrheit schuldig … Was soll aus dem Jünglinge künftig werden, der, ungeachtet so großer Verdienste um Ihre Familie, so bescheiden bei Seite steht?«

Er meinte Otfried.

Burgei errötete tief und ließ den Kopf etwas sinken, doch war sie schnell gefasst und erwiderte:

»Was hätte der Mund der Wahrheit vermocht ohne den Geist, der ihn mit Beweisen ausgestattet? Möge er nie mehr von mir weichen – eine treue Stütze für mich und meinen Vater!« fuhr sie fort und zeigte eine Rührung, wie man sie nie zuvor an ihr gewahrt.

Sie führte Otfried unter innerem Schluchzen zu dem Vater vor und sagte mit ihm niederkniend:

»Vater – sieh hier Deine Kinder!«

Lotfahr, dem Überraschung und Rührung das Wort beinahe versagten – legte seine zitternden Hände auf das Haupt des Paares und sagte nach Pausen der Bewegung:

»Von Herzen meinen Segen!«

Graf v. Starrenberg trat hinzu und half der Burgei sich erheben.

»Meinen Segen und meine ganze Unterstützung auch!« sagte er: »Und den jungen Mann da will ich mit Ausstattung versehen – er hat fortan mich selbst zum Vater!«

Nachdem er dem vor Glück kaum sich fassenden Otfried herzlich die Hand geschüttelt, wendete er sich zum jungen Lotfahr und sagte:

»Ich hoffe, dass Sie im Kreise der Ihrigen bald ein frischeres Glück und einen zuverlässigeren Frieden finden als in der kleinen, von Unnatur schwellenden Residenz. Treiben Sie fleißig die gesunden Geschäfte eines väterlichen Ökonomen und treten Sie einst als unabhängiger Herr in den Besitz dieses Gutes! Das ist eine Laufbahn, die Tausende suchen, die aber nur wenigen zuteilwird! … Nun Adjes für heute!«


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