Wilhelm Raabe
Pfisters Mühle
Wilhelm Raabe

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Neunzehntes Blatt

Felix Lippoldes' erste durchschlagende Tragödie

»Höre mal, Ebert«, meinte Emmy, »es ist ein wahres Glück, daß ich meinen Freund, den Doktor Asche, so sehr genau kenne. Im Grunde hast du doch während unseres hiesigen Aufenthalts dein allermöglichstes getan, ihn mir recht zuwider zu machen mit seinen ewigen, gräßlichen Redensarten und alledem, was ihr Männer unter euch und auch nur viel zuviel gegen uns arme, weiche Seelen eure Philosophien zu nennen pflegt. Na, an einer guten Vorschule hat es mir freilich gottlob ja auch nicht gefehlt: Papa in Berlin ist in dieser Hinsicht das Seinige vollkommen wert.«

»Kind, wir leben eben in einer Welt, in der ein jeglicher bei weitem mehr auf die Schwächen, Untugenden und Laster des andern angewiesen ist als auf seine Tugenden. Und bedenke, was konnte es für einen fahrigen, unerfahrenen jungen Menschen, der demnächst aus innigstem Herzensgrunde die intimste Bekanntschaft deines Papas zu machen wünschen sollte, außerdem Wünschenswertes geben, als einen Patron zur Seite zu haben, der ihn so eines andern lieben Mädchens wegen (denn darauf lief es doch hinaus) zu der letzten Weihnachtsfeier in Pfisters Mühle abholte?«

»Da magst du recht haben«, sagte Frau Emmy Pfister nach einem längern Nachdenken, und ich – fahre fort, wie ich angefangen habe und wie mich diese guten Sommertage so zwischen Traum und Wachen, zwischen Gegenwart und Vergangenheit gleich leise schaukelnden Wellen getragen haben bis an das Ende meiner Schulferien und den Beschluß der Geschichte von Pfisters Mühle – und so gehe ich noch einmal unsern kleinen Fluß aufwärts den Weg nach Krickerode, und zwar mit meinem frühern Lehrmeister und jetzigen Freunde A. A. Asche. –

Meinen Vater fanden wir kränkelnd, kümmerlich, apathisch trotz Riechei und Riecheis vollständigem Siege in Sachen Vater Pfister contra Krickerode. Vielleicht auch grade darum. Es ist schon recht viel auf der Erde, wenn der Mensch für einen zu spät kommenden Triumph noch ein sauersüßes Lächeln übrigbehalten hat.

»Jawohl, wie es beliebt, wenn es dir Vergnügen macht, ziehe wieder in den Oberstock, Adam«, sagte mein Vater, mit einem Male seinen Schützling wieder mit dem vertraulichen Du aus den Kinderjahren desselben beehrend. »Aber mit der Weihnachtsfeier wird es wohl wenig werden. Wenn der Mensch seinen Knick und Knacks weg hat, soll er keine Vergnügungskomödie spielen, wenn er's nicht absolut nötig hat.«

So wohnten wir, der angehende Kapitalist und der Student der Schulweisheit dieser Erde, noch einmal beim ersten Schneefall in Pfisters Mühle, jeder in seiner Weise an den Bildern dieser Welt weiter malend. Was Adam Asche anbetraf, so erklärte er sich selber für den größten Pinsel des Universums, und zwar in seinem Verhältnis zu der armen Albertine Lippoldes und ohne im geringsten damit renommieren zu wollen.

»Sie will mir keine Last sein, gibt sie als offiziellen Grund an, indem sie mir den Stuhl vor die Tür setzt!« murrte er grimmig. »Ist es nicht zu dumm?... Mir eine Last?... Mehr Ballast, Kind, oder Fräulein, oder Gänschen, oder gnädiges Fräulein, wenn die Brigg nicht beim ersten Umsegeln von Landsend kentern soll! – Hilft alles nichts! Nichts bockbeiniger als Lottchen, Laura oder Beatrice, oder wie sie sonst heißen, die lieben Seelen, diese kleinen, braven Feminina, wenn sie das Bedürfnis fühlen, in weiße Schleier drapiert, über unsereinem im Blau dahinzusegeln, wenn sie, um in ihre guten, dummen Herzen hineinzuweinen, ihren Kopf aufsetzen zu müssen glauben!... Da stehe ich nun mit meiner innigsten Überzeugung, auch einen Schwiegervater zu einer Frau und Familie ernähren zu können. Du hast mich in der Schlehengasse waschen sehen – ich bitte dich um alles in der Welt, du Tropf, sieh mich nicht so sekundanerhaft an! – Du hast mich bei Schmurky & Kompanie am Werk gefunden, und da sitze ich nun von neuem in Pfisters Mühle, abermals abgeblitzt, und würde ein Königreich mit Vergnügen geben für die Gefühle von Adalbert von Chamissos alter Waschfrau. Ich versichere dir, Bursche: ohne dieses Mädchen wird mir das Resultat meines Lebens so stinkend, so widerwärtig, so über alle Maßen abgeschmackt sein, daß mir nichts übrig bliebe, als eines schönen Morgens mich mittellos wie Papa Lippoldes und seelenlos wie seine sämtlichen tragischen Helden im fünften Akt in Monaco an einem Öl- oder Lorbeerbaum hängend oder an der Riviera mit ›nichts im Herzen als einer Kugel‹ finden zu lassen. Sie muß, sie muß! Und nun frage ich dich um Gottes Willen, weshalb sollte sie nicht müssen? Habe ich es denn besser als sie in dieser infamen Lappen-, Lumpen- und Fetzenwirtschaft der Mutter Erde? Bei dem reinen Äther über dem rauchverstänkerten Dunstkreis über Pfisters Mühle und Umgegend von Pol zu Pol, ich liebe dieses Frauenzimmer und will es bei mir haben und es so gut als möglich halten in dieser Welt des Benzins und der vergifteten Brunnen, Forellenbäche und schiffbaren Flüsse. Und die Närrin fürchtet sich bloß, mir das Ideal meiner Jugend, das Pathos, die Tränen und das Herzklopfen meiner Knabennächte, ihren Papa zur Aussteuer mit in den Haushalt aus der Schlehengasse und dem Ödfelde zu bringen! 's ist, um das Herze durchzuprügeln, da es sich nicht abküssen lassen will! Komm mit an deines Vaters Bach, Ebert; man spürt immer die Neigung, draußen Atem zu holen, wenn man innerhalb von vier Wänden dem, was man sein Herz nennt, Luft gemacht hat.« – – –

Nun hatte ich Emmy von dem schlimmsten Tage, den Pfisters Mühle, wenigstens bei Menschengedenken, erlebt hatte, zu berichten, und zwar auf Wunsch der teilnahmvollen Schönen »so genau und so ins einzelnste wie nur möglich« – Es hatte Mühe gekostet, unsere etwas zu vollen Koffer zu schließen, und nun saßen wir ein wenig erschöpft auf ihnen einander gegenüber und plauderten weiter über vergangene Bilder und Tage, und Jungfer Christine Voigt gab auch ihr kunst- und lebensverständiges Wort darein in der lauen Sommernacht. In meiner Seele und im Rauch meiner Zigarre war es wieder der Tag Adam und Eva, der Tag vor dem Heiligen Christ, und ich stand wieder im dichten Nebel an dem Mühlwasser meines Vaters und wieder mit Adam Asche.

Es war zwischen drei und vier Uhr nachmittags; die Abenddämmerung kroch schon leise heran; zu unserer Linken ragte das Dach, unter dem Albertine ihre Tage kümmerlich verlebte, über das kahle Buschwerk, und Asche sagte:

»Hindern kann sie uns wohl nicht, ihrem Vater einen Besuch zu machen. Sie wird dies zwar von meiner Seite taktlos finden; aber bin ich in die Welt gekommen, um feine Gefühle oder mit Feingefühl zu poussieren? Ich, der Ismaelit – unter den Büschen ausgehungert? Der wirkliche geflickte Lumpenkönig mit diesen Pfoten des Kehrichtfegers? Ich, dem man sein stänkrig Handwerk auf eine Stunde Weges anriecht? Komm mit, Knabe, es ist mir jedenfalls lieb, daß ich dich vorangehen lassen kann. Es ist lächerlich, aber ich habe eine schändliche Angst vor jedem Nasenrümpfen des lieben, nobeln Herzensmädels!«

Der Nebel war wieder so dicht wie an jenem zweiten Weihnachtstage, wo wir ausgingen, um Krickerode in ihm zu suchen; und zwanzig Schritte weiter flußaufwärts blieb der Freund von neuem stehen und brummte: »Was war denn das eben? Dieser Qualm liegt einem nicht bloß vor dem Auge, sondern auch im Ohr. Kam das aus der Luft, vom Lande oder aus dem Wasser?... Du hast es doch auch gehört?«

»Gewiß. Es war ein kurioser Laut und schien mir von dort her aus der Richtung der Gärten und Anbauerhäuser zu kommen.«

»Mir nicht!« murmelte Asche, mich hastig weiter aufwärts am Bach durch das Ufergebüsch mit sich ziehend; – das Bett von Vater Pfisters Mühlwasser war wie gewöhnlich um diese Jahreszeit bis zum Rande voll, und die trübe Flut stand an manchen Stellen bis in den engen Fußpfad hinein.

Noch einmal hielten wir an und horchten –

»Dummes Zeug!« meinte Asche, und einige Augenblicke später klopften wir an Doktor Felix Lippoldes' Tür in seinem letzten, kläglichen Aufenthaltsort unter den Lebendigen auf dieser Erde. –

Fräulein Albertine erhob sich von ihrem Stuhl am Fenster, und wenn mein Exmentor sich vor der jungen Dame so sehr fürchtete, so geschah doch augenblicklich nicht das geringste, was ihm fernerhin Gründe dazu hätte geben können.

Ruhig reichte das Fräulein uns beiden ihre Hand:

»Sie sind dem Vater nicht begegnet, Herr Doktor? Er hatte die Absicht, Sie in der Mühle aufzusuchen, Herr Pfister – wollen die Herren sich nicht ein wenig setzen?«

Sie wies uns an die zwei schlechten Bauerschemel mit der Handbewegung einer königlichen Prinzessin, die sie auch war. So unbefangen, wie nur die vornehmste Dame unter den bänglichsten gesellschaftlichen Umständen sein kann, nahm sie selber wieder Platz. Ihre schöne, mutige Seelenkraft trat in der ärmlichsten, kahlsten, trostlosesten Umgebung nur um so glorreicher hervor, und sogar lächelnd wiederholte sie ihre Handbewegung.

Aber Adam Asche, der vor Minuten noch alles, was er in der Welt bedeutete, für einen dieser Stühle hingegeben haben würde, zögerte jetzt in sonderbarer Unruhe, Besitz zu nehmen.

Er fingerte nervös an der Lehne des seinigen.

»Nach Pfisters Mühle?... Dann müßte er uns doch begegnet sein!... Sollte er nicht wieder einmal den Weg nach Krickerode gegangen sein, Fräulein A – gnädiges Fräulein?«...

Nun war es eine Tatsache, daß der arme Tragödiendichter seit längerer Zeit mit Krickerode auf dem vertrautesten Fuße lebte. Unter dem jüngern Beamtenpersonal der großen Fabrik, den Kommis, Buchhaltern und Technikern, hatte er Freunde gefunden, die, wenn nicht zu seinem Wohlergehen, so doch zu seinem Wohlbehagen, wie er das jetzt leider verstand, ein Erkleckliches beizutragen vermochten. Mit einer gewissen respektvollen Scheu noch machten sich die Herren über ihn lustig; denn noch immer kamen Momente, in denen er die jungen Leute durch sein Pathos, seinen grimmigen Witz und Sarkasmus und vor allem durch sein Talent, seine Dichtungen selber vorzutragen, in Enthusiasmus und auch Rührung versetzen konnte. Und da die Herren fast sämtlich Lebemänner im kleinen Stil waren, so fand er auch immer in ihrer Gesellschaft das, was er jetzt allem übrigen vorzog, trotz ästhetischer Leidenschaft, Erhabenheit, Empfindung und hoher Ironie, nämlich eine Flasche mit feinem Rum oder dergleichen. Es war auch in dieser Hinsicht nicht gut, daß Krickerode sich so nahe bei Pfisters Mühle angesiedelt hatte, und schon der Name des gewinnbringenden Institutes aus Asches Munde wirkte beängstigend auf die Tochter von Felix Lippoldes.

Selbst zu einem gleichgültigen Gespräch über das Wetter und das nahe Fest, wie es sich der Freund vorgestellt haben mochte, kam es nun nicht mehr mit der jungen Dame. Adam setzte sich endlich wohl, aber er rückte unruhig auf dem Stuhle hin und her, und bald sagte er, hastig von neuem aufspringend:

»Es liegt mir doch daran, den Papa heute noch zu sprechen, Fräulein. Seien Sie unbesorgt – nur eine Feuilletonredaktionsangelegenheit, eine Zeitungsverlegersache, Fräulein Albertine. Die Leute machen Reklame für A. A. Asche & Kompanie, und kurz – was meinst du, Ebert, wenn wir dem Doktor ein wenig nach Krickerode entgegenliefen?«

»O tun Sie es, meine Herren!« rief Albertine mit gefalteten Händen und mit einem Dankesblick auf meinen Exmentor, für den sie nicht verantwortlich war, weil sie nichts dafür konnte, der aber wie ein Blitz aus dem Reiche alles Lichtes auf die Firma A. A. Asche & Kompanie fallen mußte.

»So gehen wir, Knabe!« rief der »eminente« Gewerbschemiker mit merkwürdig erstickter Stimme und sich nach der Gurgel greifend, wie um dem Organ auch von außen zu Hülfe zu kommen. Vor der Haustür sah er sich scheu nach dem Fenster des Fräuleins um, und als wir so weit von dem Hause im Garten entfernt standen, daß der Nebel uns jedem möglichen Nachblicken entzog, packte er mich an der Schulter, schüttelte mich und rief:

»Mensch, hast du jemals etwas an oder in mir bemerkt, was auf das hindeutete, so man zweites Gesicht, Ahnungen nennt, oder wie die Altweiberhirngespinste sonst heißen mögen?«

»Nicht, daß ich wüßte!«

»Nun, so nenne du mich jetzo, wie du willst; aber seit einer Viertelstunde fühle ich mich auch diesem Menschlichen nicht mehr fremd. Ebert, es wäre nicht unfolgerichtig, aber doch greulich, wenn da eben eine menschliche Tragikomödie in einer Weise zum Abschluß gelangt sein sollte, die freilich diesmal sensationell genug wäre, um das Publikum für längere Zeit mit Felix Lippoldes zu beschäftigen!«

»Ich begreife dich nicht –«

»Etwa ich mich?... Es ist ja wohl auch nur eine verrückte Einbildung von mir, der nichtsnutzige Nebel wird mir auf den Nerven liegen, aber eine Wohltat würde es unbedingt sein, wenn ich jemand persönlich für diesen neuen Zug in meiner Seele verantwortlich machen könnte. Nun, die Genugtuung, mich selber in fünf Minuten zu maulschellieren, bleibt mir wenigstens; aber es hilft in diesem Moment nichts, komm also rasch mit an den Fluß, euern verteufelten Provinzialstyx. Zum Henker, ich würde viel drum geben, wenn wir auch diesmal Samse wieder zur Begleitung hätten.

»Aber –«

»Der Ruf von vorhin klingt mir jetzt von Sekunde zu Sekunde mehr wie seine Stimme auf dem Trommelfell nach.«

»Samses Stimme?«

»Ärgere mich nicht!« schrie der wunderliche Mann grimmig. »Felix Lippoldes' Gekräh, ohne Pathos, aber in wirklicher dramatischer Not. Beim Zeus, ich bin ein Narr, ein Esel, meine selige Tante Kassandra, aber ich wollte, wir begegneten der Unglückskreatur bald – einerlei, in welchem Zustande.«

»Asche?«

»Ja, Asche, Asche! Komm jetzt mit hinaus, gen Krickerode zu und möglichst rasch und so dicht als möglich am Wasser. Ich traue jetzt diesem Pfisterschen Familien-Phlegethon durchaus nicht. Ich habe mich wohl vordem ein wenig zu unbefangen, familiär gegen seine heimtückischen Nymphen und Nixen benommen – bis an den Hals steigt mir die unheimliche Brühe. Vorwärts!

Wir drangen nun durch das Buschwerk, dann und wann in den in den Weg getretenen Sümpfen steckenbleibend, einer den andern in seiner Aufregung steigernd. Und plötzlich hatte ich einen Schreckenslaut auszustoßen. Unter einer steil abfallenden Böschung, an der das Wasser wie in einem Miniatur-Hafen sich lautlos im Kreise drehte, wurde in diesen winzigen Wirbeln ein mir seit Jahren bekannter, zerdrückter, abgetragener, weitkrempiger Filzhut mit herumgezogen. Und ein Arbeiter aus Krickerode, der von der Fabrik her grade im Nebel uns entgegenkam, gab uns dazu die Nachricht, daß der Herr Doktor an diesem Nachmittag wohl in Krickerode und mit den Herren sehr laut und lustig gewesen sei, daß er aber vor mehr als einer Stunde schon Abschied genommen habe, und zwar nicht auf recht gesunden Füßen: »Na, na, Sie werden schon wissen, was ich meine...«

»Es ist einfach entsetzlich«, sagte Emmy auf ihrem Koffer, die Hände im Schoße zusammendrückend. »Und die Art und Weise, wie wir uns das jetzt so hier an unserm vorletzten Tage, hier in deiner Mühle erzählen, macht mich auch wirklich ganz nervös. Und du malst das alles so deutlich, wie du da in Hemdsärmeln auf unserm Gepäck sitzest, daß es dadurch fast noch schrecklicher wird. O Gott, wie froh mußte die arme Albertine sein, als sie endlich auch so weit war, wie wir heute, nämlich fertig zur Abreise aus Pfisters Mühle! Sie hat doch, trotz aller Schönheit der Gegend und Lieblichkeit der Natur rund umher fast zu viel hier erleben und ertragen müssen, und es war sehr lieb vom Doktor Asche, daß er sie endlich doch daraus wegnahm, und zwar – so bald als möglich!«

»Und, Kinder, nun nehmt doch einen Rat von der Alten an«, sagte Christine, die Hände über ihrem Strickzeug faltend . »Laßt die Sonne oder wenigstens den hellen Tag auf den Rest von der Geschichte scheinen. Die junge Frau hat ganz recht: Herr Doktor Asche hat seine Sache wohl recht schön gemacht; aber du bist nun daran, deinem lieben Frauchen zu berichten, was dein seliger Vater von dem Seinigen dazu getan hat, Ebert; und dazu solltest du die Morgensonne abwarten – wir kriegen gewiß morgen das beste Wetter! – und unsern letzten Tag in Pfisters Mühle dazu anwenden. Der Wächter im Dorf hat schon längst gerufen, und es hat auch schon elf vom Kirchturm schlagen, o Gott, o du mitleidiger Herrgott, und ich werde nun nimmer und nimmermehr darauf zuhorchen können!«

Ich ließ den Hut des auf dem Wege von Krickerode her verlorengegangenen genialen Dramatikers auf meines Vaters trübem Mühlwasser im Kreise sich drehen, und – gottlob, mein junges, weichherziges Weib sprang lebendigst empor, legte bestürzt, zärtlich der Alten den Arm um den Nacken, küßte töchterlich sie auf die gebeugte Stirn und trocknete ihr mit dem Taschentuch, immer liebe, abgebrochene Trostworte flüsternd, die Tränen aus den Augen und von den runzligen Backen.


 << zurück weiter >>