Georg Queri
Die Weltlichen Gesänge des Egidius Pfanzelter von Polykarpszell
Georg Queri

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Im Auftrag des Kaiser Karl vom Unterberg

        müaß ma enk doh amal in's Haberfeld treibn,
im ganzn Isarwinkl hamma's ausgschickt, unser Ladungsschreibn.
Und werd heunt alles augmährig gmacht von enk Schreibersgselln,
und mir wolln enk enkere Schandtatn schoh kloaweiskloaweis: en détail, der Münchener liebt dafür das schöne Wort »zitzerlweis«. verzähln
und werds schoh hörn, was für a Grewell aufgeht,
bal ih frag: Is 's wahr oder net!

Oes verzählts von uns weiters net nette Brocka
und teats 's ganz Jahr in der Stubn drinna hocka
und verfreßts ganze Zentn Tintn und Papier
und schreibts über d' Baurnleut und sagts, dees san mir,
und habts uns z'erst gwaschn und kamplt und g'laust
und schö ohzogn und ohgschmiert, uns hat weiters net graust!
Und habts an Dokter kemma lassn und habts gsagt: Dokter, hilf nacha,
über d' Stier traun mir uns net schreibn, muaßt Ochsn draus macha.
So habts d' Mannerleut töt –
is 's wahr oder net?

Ja, wahr is 's!

Daß mir a Schneid ham und daß ma Leut san, habts allaweil gschriebn,
wia ma 's glesn ham, hamma uns all mitanand gschriebn;
und hat a jeder von enk Schreibersgselln 's erste vergessn,
daß mir aa amal dee Menscher a Hemad ohmessnohmessn: »Menscher« sind schlecht und recht »Weiber« ohne Beigeschmack; anders verhält sich die Sache mit dem »ein Hemd anmessen«..
Dees sagn mir schoh laut und mir fürchtn uns net Sündn,
und dees derfa d' Leut überall hörn und z' Preußn hintn,
viel liaber als enker G'wasch und G'red –
is 's wahr oder net?

Ja, wahr is 's!

Und bal unseroaner im Wirtshaus dischkriert,
sölle Sprüch, wia ös schreibts, hamma gwiß net aufgführt!
Und tean sih unsere Herr Pfarrer mit uns schoh aa net leicht,
und koan Teifi und koa Höll hamma noh nia net gscheucht;
und mir san net so lahmarschet als wia d' Schreibergselln
und lassn uns net als wia d' Hosndrähdräh histelln,
wann 's Lüfterl scharf geht – is 's wahr oder net?

Ja, wahr is 's!

Dee vieln Jahr her habts über uns gschmiert
und habts an uns rumdoktert und rumprobiert,
bis d' Leut gsagt ham: Halt, jetz glangt's, fehlt nur mehr der Heilingschei,
na packts dee Kerl und stellts es pfeilgrad in d' Kircha nei
und derfts es ausziahgn bis auf dee nakat Haut,
brauchts koa Feignblattl net, weil ma doh nix derschaut,
was oan abschrecka tät –
is 's wahr oder net?

Ja, wahr is 's!

Taat noth, bal dee fremdn Leut in's Boarnlandl neikema,
unseroaner taat sih a Kapuzinerkuttn umhänga
und derfat gleih aus der altn Haut fahrn und a neue ohziahgn
oder müaßts macha wia ös und alle Leut ohlüagn
und schö d' Augn verdraahn – Himmiherrgottsakrament!
Oes habts uns unser Suppn schö verbrennt!
Und unsere Weiberleut müaßtn gleih in Himmi nei laffa,
kunnt ma uns lauter gußeiserne ohschaffa,
gaab a schöns Gfrett
is 's wahr oder net?

Ja, wahr is 's!

So jetz habts enker Kraut und jetz laßts uns in Ruah.
Mir müassn heunt noh in Untersberg zua
und an Kaiser Karl berichtn, bal er uns fragt:
Dene hamma d' Wahrheit gsagt!
Werd der Kaiser Karl sagn: Bal s' weiter so schreibn,
na müaß ma s' halt wieder in's Haberfeld treibn!


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