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Siehe, wie stolz erhebt Barcellona, die herrliche Seestadt, Heute die Stirn' in die Luft; wie schimmert so hell in des Meeres Fluthendem Spiegel ihr Bild; im freudigen Lärm und Getümmel Jauchzt in den Gassen das Volk, und jauchzt in dem hallenden Hafen: |
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5 | »Heil uns, Doria kommt, der langersehnete Seeheld!« Dreißig der Schiff' erkennet das Aug' an den flatternden Segeln Fern' auf dem Meer. Sie führen fünftausend erlesene Krieger, Genua's tapferes Volk, zum heiligen Kampfe der Rettung. Dreißigmal grüßt das Donnerrohr von dem Walle den Helden: |
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10 | Also schallt von dem Meere sein Dank im Donner herüber; Doch, wie die Echo, geweckt in der felsumstarreten Bergschlucht, Einen gewaltigen Ruf erst laut und mächtig erwiedert, Dann nur leis' aushaucht, und wieder verstummt in der Stille: So von des Meeres Höh'n herflog, mit ermattenden Schwingen, |
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15 | Dreißig Grüßen zum Dank, der dumpfummurrende Nachhall. Jetzt aufrauschte die Fluth: sie sprang an dem schwärzlichen Schiffskiel, Schäumend, umher, und wogte sie all' in den schirmenden Hafen. Jetzt entsank dem Busen des Schiff's der gewichtige Anker, Rasselnden Schwungs, und ihm, geschleudert vom kreisenden Wellbaum, |
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20 | Folgte das mächtige Seil, bis er haftete fest in dem Boden. Lange wiegte die Fluth das eiserngeheftete Schiff noch. Doch nun schwang sich der Held, mit den obersten Schiffesgebiethern, Schnell in das zierliche Boot, und eilte dem Ufer entgegen: Ihn umbraus'te des Volks ringsher auftobender Jubel. |
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25 | Aber es scholl erneut in dem wimmelnden Hafen der Zuruf: »Heil dem nahenden Freund!« denn Ludwig,Ludwig, Infant, Bruder des Königs Emanuel von Portugal, und der Isabella, Gemahlinn des Kaisers Carl V. der Bruder der Kais'rinn, Und Lusitaniens Stolz, kam jetzt mit zwanzig der Segel Näher dem Port'. Er warb viertausend tapfere Streiter Drüben am Tajo, und kam, Siegsruhm zu erringen entschlossen. |
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30 | Als er, gelandet, am Strand hinging: da staunte mit Ehrfurcht Jegliches Aug' ihm nach, da er schon im Lenze des Lebens Heiter die muthige Brust darbot des Krieges Gefahren. Wieder erscholl's: »Heil dort den nahenden Schiffen!« und sechzig Zählte des Strandes Wart von dem hochaufthürmenden Leuchtthurm. |
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35 | RuyterRuyter. Hier ist keineswegs der berühmte holländische Seeheld, Michael Hadrian Ruyter (geb. zu Vließingen im J. 1607, gest. 1676) gemeint, der sich vom gemeinen Matrosen bis zum Range eines Admirals aufschwang; die englische Seemacht zu verschiedenen Malen schlug, von seinem Vaterlande nach Verdienst geehret ward, und endlich bei der Unterstützung der Spanier in Sicilien, dem Aetna gegenüber, in einem Treffen durch eine Kanonenkugel den Fuß verlor, an welcher Wunde er bald darauf in der Bay von Syrakus starb, sondern Franz Ruyter, den Paul Jovius in seiner Geschichte des tunetanischen Feldzugs unter den Feldherrn aufführt. (Siehe: Paul Jov. Hist. Lib. 34. pag. 284 Basileae an. 1578.) kam, der jüngst die flandrischen durch Gibilterra's Enge geführt, und auf Malaga's Höh'n mit jenen vereinte, Die Hispania's Städte gesandt, im rühmlichen Wettstreit. Hundert Krieger am Bord trug jedes der räumigen Schiffe – Trug in dem dunkeln Schooß Geräthe des dauernden Krieges, |
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40 | Mundvorrath und Geschoß, mit den ehernen Schlünden und Mörsern. Rastlos brüllten die Donnerschlünd', als jetzt in des Morgens Stunden sich eint', im Port, zu dem Heldenzuge die Heersmacht. Aber auch drüben an Wälschlands weitumkreisenden Ufern |
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45 | Harrten der Siegesfahrt. In Genua's äußerstem Hafen, Den im holden Gefild schon längst entschwund'ne Geschlechter Weihten der Liebesgöttinn zum Sitz,Porto Venere an der südwestlichen Spitze des Genueser Gebiethes. einschiffte die Scharen Genua's – auch Hetruriens und Lombardia's Krieger, Guasto, der tapfere Greis, des Fußvolks oberster Feldherr.Alphons Avalos, Marchese del Vasto (auch Guasto), einer der berühmtesten Feldherrn Carls V. aus dem Hause der Pescara im Königreich Neisen, im J. 1502 geboren, wohnte der Schlacht von Bicocca (im J. 1522) bei; wurde nach Anton Leyva's Tode Gouverneur von Mailand, und hatte den Oberbefehl des Heeres bei dem Kriegszug nach Tunis. Im J. 1543 entsetzte er Nizza, das von den Franzosen, und ihrem Verbündeten, Chereddin Barbarossa, belagert war. Er starb im J. 1546 zu Vigevano, wahrscheinlich aus Kummer, den ihm die gegen die Franzosen verlorne Schlacht von Cerisoles in Piemont (14. April 1544) zugezogen hatte. (P. Jov. Hist. et Roscio Capit. Illustr. p. 288) |
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50 | Finster blickte sein Aug'. Ergraut in den eisernen Waffen, Nährt' er im stetsumwölkten Gemüth' unziemliches Mißtrau'n Gegen die Welt: ihn scheuten – nicht liebten die Waffengefährten. Jetzt von der einsamen Burg von Ischia rief ihn der Kaiser Wieder zum Kampf, nach erkorener Ruh' im grauenden Alter: |
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55 | Denn er kannte die Kraft des schlachtanordnenden Greises. Als er vom Meeresstrand' einschiffte die Völker: da nahte Eberstein,Das Geschlecht der Ebersteine soll schon zu Carl d. Gr. Zeiten in großem Ansehen gestanden seyn. Was die Geschichte Gewisseres von ihnen gibt, ist: daß Eberhard, der Stammvater der Ebersteine, Hedwig, die Tochter Kaisers Heinrich I. geehlicht, und seinen Hof in Hohentviel gehabt habe. Als Abgesandter des Kaisers an den Papst, erhielt er von diesem am Pfingstfeste zu Rom die goldne Dose zum Geschenk, die er, nach dem Gebrauche der römischen Kirche, getragen hatte, und die bei seiner Heimkunft der Kaiser in den Wapenschild der Ebersteine setzen hieß. Sein Sohn Ludwig wohnte der Schlacht Heinrichs I. gegen die Ungern vor Merseburg bei. – Die zweite Stammlinie der Ebersteine richtete Graf Otto I. in Pommern zu Neugarten auf. Otto III. der um das Jahr 1370 gelebt, soll der Stifter der würtembergischen Hauptlinie seyn. – Otto II. ein anderer Stammvater der Ebersteine, verbesserte die Herrschaft an der Weser, und erbaute das Schloß Ottenstein. Man sieht noch die Ruinen des Schlosses Eberstein unweit Holzminden an der Weser (Meibom. Rerum Germ. T. II. p. 513. Luca: Grafen-Saal, pag. 943.) zehntausend erlesene Krieger aus Deutschland Führend im freudigen Muth zu dem rühmlichen Kampfe der Rettung. Eine Ros' in dem Schild', enthüllete, schimmernd, sein Fähnlein – |
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60 | Sie, des trefflichen Ahns Stammzier, den ehrend der Kaiser Heinrich, der Finkler genannt, zu der hohen Roma gesendet, Daß er der Völker Wohl mit dem Hirten der Kirche berathe. Dort an dem festlichen Tag, wo, Flammen gleich, von dem Himmel Sich auf die Jünger herab, der Geist, der Heilige, senkte, |
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65 | Ward ihm die Rose gereicht von dem Heiligen Vater, und Heinrich Pflanzte die Ros' in den Wappenschild des tapferen Ritters, Welcher die Freiheitsschlacht auf Mörsburgs sandigen Fluren Kämpfe mit ihm, das Volk zu erretten vom Joche der Ungern. Solchen Ahnen entsproß der Führer germanischer Völker. |
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70 | Aber er einte vor Mailand jüngst die kühnen Gefährten, Die er in Deutschland warb – in dem Vaterlande der Helden: Denn in Schwabens freundlichen Gau'n, wo silbernergossen Schimmert der Bodensee, und die rühmliche Quelle der Donau, Unversiegbar, nährt des Schwarzwalds heiliges Dunkel,Donau, Danubius (Ister hieß er den Alten von Wien hinab) einer der größten Flüsse Europas. da er nach Büsching eine Strecke von 700 Meilen durchläuft, und mehr als 460 größere und kleinere Flüsse in sich aufnimmt, entspringt, nach der gewöhnlichen Meinung, am Schwarzwalde bei Donaueschingen, obschon Andere diese Ehre zwei anderen Quellen, der Brega und Brigach, mit welcher sich jene vereinigt, ertheilen. Die Donau endet an der Küste Bessarabiens ihren Lauf, und stürzt sich durch sechs Arme mit solcher Gewalt in das schwarze Meer, daß ihr Wasser mehrere Meilen weit im Meer noch süß und erkennbar seyn soll. |
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75 | Daß sie, ein Ries', auf siebenhundert Meilen entlang hin Netze den Bord unzähliger Städt', und Dörfer, und Vesten, Fröhlicher Traubengebirg', und erblühender Gärten und Wälder, Und in dem Schwarzen Meer, des Schwarzwalds Höhen entsprossen, Stets nach Osten gewandt, vollende die herrliche Laufbahn: |
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80 | Dort begrüßten zuerst zwölfhundert erlesene Krieger, Lanzenbewaffnetes Volk, mit Römhild, dem tapferen Führer, Ebersteins Panier mit lautaufschallendem Jubel. Doch wo des Spessarts Grau'n, so wie auch des lieblichen Mainstroms Schimmer das Herz erhebt, im schönen Lande der Franken, |
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85 | Flatterte hoch in die Luft des Führers erhobenes Fähnlein, Werners: ihm folgte die Schar achthundert trefflicher Schützen. Also das muthige Volk der bergbewohnenden Hessen Folgete Wittekind nach, dem Helden: er zählte der Krieger Tausend um sich, und kam, ruhmdürstend, heran in dem Kriegszug. |
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90 | Und an den Ufern der Isar hinab zu dem freundlichen München, Reihte sogleich die Schar zweitausend gerüsteter Bauern Sich an den schwellenden Zug. Gedenkend der trefflichen Heimath, Schwur ein jeder ihr herrlichen Ruhm zu erkämpfen vor Tunis. Radburg führte die an, des Herzogs tapferer Sprößling. |
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95 | Auch wo im Sande die Spree der brandenburgischen Hauptstadt Blässere Fluthen entgegenrollt, und die Oder des Landes Blühende Fluren durchströmt, ertönte der mächtige Heerruf. Schnell erhob sich die Schar von tausend erlesenen Kriegern, Löwenbeherzt, und folgete Siegfrieds winkendem Banner. |
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100 | Und wie folgte nicht, Stollberg, dir, im Muthe der Helden, Sachsens edeles Volk, das mächtig umher an der Elbe, So an der Pleiß' und der Ilm, ruhmwürdige Städte bewohnet; Wo den Musen ihr Kranz erblüht', und die forschende Weisheit Glänzende Höhen errang. Sie sendeten freudig nach Mailand, |
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105 | Ueber Tyrols Berghöh'n, achthundert gewaltige Krieger. Treues Tyrol, auch deinen Gebirgen und Thälern entströmte, Jauchzenden Muthes, die Schar gepriesener Schützen! Sie nahten, Tausend an Zahl, und, vereint fünfhundert muthigen Bündtnern, Führte sie Salis zum Kampf, Oestreichs hochherziger Feldherr. |
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110 | Ha, nicht weilten daheim die Helden des glücklichen Reiches, Das in dem Bruderbund' unzählige Völker vereinet, Und den Vereinten durch Weisheit, Mild', und Gerechtigkeit obherrscht: Denn es entsandte zum Heer fünfhundert geharnischte Reiter: Böhmens tapferes Volk, das, eisern, im eisernen Schlachtfeld |
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115 | Ausharrt, und im entscheidenden Kampf den Feind in den Staub wirft; Sandte der Ungern muthige Schar, die auf feurigen Rossen, In der gewaltigen Faust den blinkenden Säbel erhebend, Schnell, wie der Blitz, im Flug, die feindlichen Reihen zerschmettern. Jenen geboth Waldstein, und diesen Hunyadi'sHunyady (Johann Corvinus Hunniades), den, nach einigen, ein walachischer Bojar mit der Elisabeth Paläologa, aus dem Geschlechte der letzten griechischen Kaiser; nach Andern, König Sigismund, außerehlich – mit der Tochter eines edeln Walachen erzeugt haben soll, wurde zu Ende des vierzehnten Jahrhunderts geboren. Er war, während der Minderjährigkeit des Königs Ladislaus Posth, Statthalter von Ungern, während seines ganzen Lebens ein Schrecken der Türken, die er in verschiedenen Schlachten besiegte, und zuletzt (am 6. August 1456) von Belgrad vertrieb, und starb am 16. Sept. desselben Jahrs. Von seinen zwei Söhnen wurde der ältere, Ladislaus, im folgenden Jahre zu Ofen enthauptet. Der jüngere, Mathias (Corvinus), gelangte zur ungarischen Krone (Bonfin. Hist. Hung.) Enkel, |
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120 | Der, Europa's Hort, die Macht der Osmanen gebrochen. Ihnen gesellt, annahte das siegsruhmdürstende Fußvolk, Das sich aus deinem Wall' und Fluren erhob, Vindobona, Austria's herrliche Kaiserstadt! Wer rühmte dich würdig? Ha, wie lieblich bespühlt die breitherrollende Donau |
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125 | Deinen erhabenen Sitz! Wie stolz dir winken die Berghöh'n, Säuseln die Hain' umher, und die lustaushauchenden Gärten! Herrlich umglänzt dich der Aehren Gold, des fröhlichen Weinbergs Labende Frucht; dir blüh'n rings Edens wonnige Fluren! Nun entbothst du die Schar fünfhundert erlesener Krieger. |
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130 | Aber noch dreimal die Zahl entsandten die trefflichen Länder, Welche die March, die Muhr, und die Drau durchströmet, und jenes, Das in dem freundlichen Schooß der ZirknitzZirknitz (Czirknitzer See), im Lande Krain, sechs Stunden von Laibach, gibt dem anstoßenden See den Nahmen, der eine Meile lang, und eine halbe breit ist. Das Wasser dieses wunderbaren Sees versinket gewöhnlich des Jahres einmal durch Oeffnungen, die sich in seinem Bette befinden. Sobald es sich zum Ablauf neiget, eilt Jung und Alt, die Fische in großer Menge herauszuziehen. Nach beiläufig zwanzig Tagen wächst dort, wo erst das Wasser stand, vortreffliches Gras, und nachdem dieses eingeerntet ist, wird noch Hirse darin gebaut, wo auch die Jagdfreunde an Hasen und wildem Geflügel reichliche Beute finden. zaub'rischen See birgt: Wo in den Tagen des rollenden Jahrs bald emsige Fischer Jubeln der Beut' in dem Netz', und bald die Schnitter und Jäger |
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135 | Strecken die Halm' und das Wild auf dem fluthentblößeten Raum hin. Lichtstein führte dieß Volk. Hoch flattert' im Winde sein Fähnlein, Wo das purpurne Feld, vom güldenen Felde gesondert, Auf dem Schilde sich wies, und des Helms hochragender Fittig. Hinter den zahllosen kam, von schnaubenden Rossen gezogen, |
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140 | Näher die Wucht von hundert donnernden Schlünden und Mörsern. Rückwärts gähnet' ihr dräuender Mund, und jeglichem folgte, Rasch, mit der Lunt' an der Brust, der Wurfschütz – folgten Gehilfen, Sonder Scheu, an dem Wagen, voll tödlicher Feuergeschosse. Rogendorf, der Feldzeugmeister im Heere des Kaisers, |
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145 | Führte des Feldzeugs Macht. Er hemmte zuweilen mit Vorsicht Sein gluthschnaubendes Roß, daß all' ihm folgten in Ordnung. Trauer erfüllte sein Herz. Ihm sank der Gefährte der Jugend, Salm, auf Wiens hochragendem Wall, wo beide, den Leu'n gleich, Kämpften gegen Suleymans Wuth.Niclas Salm und Wilhelm Roggendorf, dessen Tochter die Gemahlinn des ersteren war, vereinte auch das Band der zärtlichsten Freundschaft. Beiden als Feldherrn, war die Verteidigung Wiens gegen Solymans zahlloses Belagerungsheer anvertraut. Eine Kanonenkugel fuhr in den Wall, und schleuderte einen zertrümmerten Stein gegen Salms Schenkel, bei dem letzten Sturm, den Solyman am 14. October 1529 gegen die Wälle Wiens unternahm. An der erhaltenen Wunde starb dann Salm am 4. Mai 1530 zu Marcheck, wohin er sich hatte bringen lassen. (Siehe Taschenbuch für die vaterländische Geschichte durch Freih. von Hormayr &c. vierter Jahrgang. S. 102) Dort schwand ihm des Glückes |
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150 | Freundlicher Strahl: vom Grau'n des nächtlichen Kummers umgeben, Sah er schweigend hinaus nach des Lebens verödeten Räumen. Also lenkte zum Meeresstrand die tapferen Völker |
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155 | Scholl aus dem Waffengeblitz herüber vom stäubenden Fahrweg. Doch nun rollt' er die Reih'n am tosenden Strande des Meers auf: Guasto's Feldherrnauge zur Schau. Sie jagten hinunter, Jagten herauf das muthige Roß, die herrlichen Scharen Musternd, und staunenden Blicks ersah der oberste Feldherr |
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160 | Deutschlands Heldenvolk, das, trefflichgerüstet, daherzog: Diese bewehrt mit dem Helm' und dem Panzerhemde von Eisen, Haltend die hochaufragende Lanze gelehnt an die Schulter; Jene, das Feuerrohr im Arm, dem krachend des Todes Kugel entfleugt, und fern' aus den Reihen die Männer in Staub wirft. |
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165 | Allen umhüllte die Brust der todabwehrende Koller, Von dem Felle des Elennthiers, und die eisernen Hauben Schirmten vor tödlichem Hieb ihr Haupt im Gemenge der Waffen. Aber die Reiterschar, gleich Flügeln umgebend das Fußvolk, Hob den blinkenden Stahl in der nervigen Rechne zur Schulter. |
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170 | Alle blickten nach Eberstein: Die rechts, und die Ander'n Links, wie er nun, zur Mitte gekehrt, vor den Scharen das Wort nahm: »Seht uns am Strande des Meers! Verkünden die thränenden Wimpern, Kündet die Stille mir, wie jetzt des herrlichen Anschau Euern Busen ergriff in spracherstickender Wonne? |
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175 | Endlos wogt es dahin, in des Himmels umwölbenden Busen Schwindend: ein Bild der allumfassenden Liebe. Gesegnet Sey uns die Fluthenbahn: nach dem fernentlegenen Welttheil Führe sie schnell die Helden zum Kampf für Rettung und Freiheit! Brüder, wir kämpfen ihn dort, als Deutsche, der heiligen Pflicht treu, |
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180 | Glühend von edelem Muth', und denkend des heimischen Ruhmes! Gott und der Kaiser mit uns, die stets den Tapferen hold sind!« Tausende schrie'n, aufjauchzte das Heer: »Gebiethe die Abfahrt: Gott und der Kaiser mit uns, die stets den Tapferen hold sind!« Hastig drängten sich alle zum Strand', und sah'n auf die Meer'sfluth, |
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185 | Schweigend, hinaus. Erschüttert bückte sich Dieser, und tauchte Freudig die Hand in die Fluth des schauererregenden Abgrunds; Jener staunte der Pracht der Kriegesschiff' und Galeeren – Auch der Menge der Tau' und der Höhe des thürmenden Mastbaums. Rastlos fuhren die Boot' umher. Da schifften am Ufer |
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190 | Haufen sich ein; dort stiegen auf hänfenen Leitern die andern, Eiliger, auf zu dem Raum des hochgewölbeten Schiffbords. Aber die Reiter und Ross', Feldzeug und Geräthe des Krieges Faßte der breitere Raum der offenen, niedern Galeeren, Wo das muthige Roß, das erst, voll schnaubenden Ingrimms. |
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195 | Tobte, bezähmt, und zitternd stand, und den mähnigen Nacken Furchtsam erhob: zu schau'n die ringserhellten Gewässer. Jetzt erscholl der Abfahrt lauterdonnerndes Zeichen. Freundlich weht' aus Osten der Wind, und führte die Schiffe Auf die unendliche Fläche hinaus. Die Menge des Volkes |
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200 | Sah den herrlichen Zug von hundert Segeln, und jauchzt' ihm, Lange vom schwindenden Strand, die Wünsche der günstigen Meerfahrt Und des ersehnten Wiederseh'ns mit gewaltigem Laut nach. Abend nahte heran. In den weitvorstrebenden Segeln Säuselte sanfter der Wind; die goldenstrahlende Sonne |
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205 | Sank g'en Westen hinab: sie taucht' ihr breiteres Antlitz Leis in die Spiegelfluth, und blickt' auf der flammenden Bahn dort, Scheidend, heran, die, im Wellengeblitz erzitternd, ihr nachflog, Und an des Himmels Rand' entschwand. Im rosigen Aether Flatterten Wölkchen empor, die an ihrem verglühenden Saum noch |
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210 | Lange den huldausstrahlenden Wink der Lieblichen zeigten. Aber die Krieger ergriff die süße Wonne der Wehmuth: Lautlos starrten sie hin, und dachten des lieblichen Schlafs nicht, Mahnte nicht Guasto's ernster Wink und die Stimme der Führer. Siehe, der finstere Schleier der Nacht umhüllte des Heeres |
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215 | Fluthenbahn! Eintönig rauschten die schwankenden Wogen Jetzt an dem Kiele des Schiffs umher; scharf hauchte der Fahrwind, Und in Eil' entschwand die Heersmacht Genua's Küsten. Aber nicht achtlos sah der Christen ergrimmtester Gegner, Muhamed, her aus dem Wolkenreich: wie drüben die Völker, |
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220 | Lautaufjubelnden Rufs, entfalteten Segel auf Segel, Und vom hohen Verdeck die funkelnden Blicke des Kriegers Grause Vernichtung drohten dem Volk, das gläubig ihn ehret. Gierig forscht' er umher, ob nicht ein wüthender Sturmwind Fern' an des Himmels Rand' aufgährete? Doch in den Lüften |
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225 | Herrschte liebliche Ruh', und hell erglänzte die Sternflur; Forschte zugleich: ob Al-Mansors vereintes Geschwader Nahete, den erst jüngst aus Algier Hairaddin sandte, Daß er des Kaisers Macht hintilg' in brausender Seeschlacht? Aber der Schreckliche trieb noch fern' auf den Fluthen des Meers um, |
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230 | Das, Sardiniens Strand von Siziliens lieblichen Ufern Trennend, die Bahn ihm wies, wo bald (so wähnt' er vermessen) Ihm erliege, besiegt, der erhabene Herrscher der Christen; Dennoch entsandt' er erst heut zwei leichthinsegelnde Schiffe, Die, von Abdul beherrscht, vor Wälschlands schönen Gestaden |
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235 | Kreutzten, und spähten umher: wohin sich wende Del-Guasto? Abdul gewahrte des Heer's Abfahrt: denn zahllose Ruder Peitschten die See, und die Luft durchfächelten Segel auf Segel. Alsbald eilt' er nach ElbaElba, eine kleine Insel des mittelländischen Meeres, von beiläufig zwölf Meilen, Livorno gegenüber. Ihr Hauptreichthum sind die Eisenminen von Rio, deren Erze mehr als die Hälfte reines Metall geben, und von ihrer schillernden Farbe (Eisenglanz) bekannt sind. Porto Ferrajo (Eisenport), mit einer guten Rhede und 3000 Einwohnern, ist die Hauptstadt der Insel. hinaus, dem felsigen Eiland, Wo von dem Schacht, gehaltreich, schillerndes Eisen der Bergmann |
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240 | Fördert zu Tag', und steuerte, bald aus der dunkelen Felsbucht, Bald aus dem Eisenport, des Feindes Fahrt zu erkunden. Muhamed sah ihn ergrimmt, und naht' ihm, scheltenden Ruf's, so: »Bebend schaust du das Christenvolk die Meere beherrschen? Sinne vielmehr ihm Leid, ein schwacher dem stärkeren Gegner. |
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245 | Denke der List: denn sieh', wie dort ein zögerndes Fahrzeug Einsam die Wogen durchschifft! Ihm wirf dich muthig entgegen; Halte die Enterhaken bereit; mit der Sprache der Heimath Täuschend, raubst du dem Feinde noch heut den tapfersten Feldherrn.« Abdul blickte verwundert um sich: wer Worte des Muthes |
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250 | Ihm in die Seele gehaucht? und lenkte sein kühnes Geschwader Gegen das einsame Schiff, am Mast' erhöhend die Flagge Genua's, und entflammend zum Trug den listigen Korsen, Der, geboren ein Christ, dem falschen Propheten sich hingab. Sarno, den tapferen Hort und Gebiether lombardischen Volkes, |
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255 | Trug das einsang Schiff: ein schlechterer Segler. Vor Ingrimm Ballt' er die Faust, das nur er, der jüngste der Führer, zurückblieb. Wie vor dem rauheren Herbst der Störch' unendliche Scharen, Fliehend dahin durchsausen die Luft; doch einer aus allen Folgt aus der Ferne dem Zug (den Zögernden lähmte der Weidmann |
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260 | Jüngst auf dem Stoppelfeld) und schreit, da jene verschwinden: Also schwand ihm das Heer im Schleier der dunklen Nacht hin. Jetzo vernahm er Geräusch' annahender Schiffe: die Wogen Klatschten, geschleudert vom Kiel', und laut ersausten die Segel. Ahnend Gefahr, aufboth der tapfergesinnete Feldherr |
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265 | Schnell sein muthiges Volk. Der Wurfschütz harrte des Winks nur, Gegen die Feind', im Donnerhall, Verderben zu senden. D'rauf rief er: »Wer naht?« So schrie'n die Kriege zugleich auf. Aber vom nahenden Bord begann der Korse voll Arglist. »Kennt ihr Genua's Flagge nicht mehr? Uns sandte der Feldherr, |
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270 | Daß in dem zögernden Lauf kein Gegner die eure gefährde.« Also stürmten die Feinde zugleich, auf beiden den Schiffen, Dieß, und auch jenseits an, und enterten, jauchzenden Rufes, Sarno's Schiff, an mächtigen Tau'n fünfklauige Haken Schleudernd: sie hafteten fest im Gebälk, und mit schrecklichen Blicken, |
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275 | Hoch in der nervigen Faust den blitzenden Säbel erhebend, Schwanken sie sich dann auf zum Bord. Doch Sarno, der Feldherr, Nahte, das Schwert in der Hand, nicht feige zu sterben, entschlossen. Erst dem Korsen durchstieß er das Herz, das falsche; zerschmettert Schnell an der Stirn', ihm sank Atha'r, und Ismail stürzte |
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280 | D'rauf, in der Lunge durchbohrt, die tapfersten Aga der Scharen: Orta genannt dem Muselman, die hundert und fünfzig Krieger vereint. Doch jetzt, unedel im Rücken bestürmte Jenen die Meng', und riß mit wildem Getös' ihn zu Boden. Wie der Waldurochs, den wüthende Rüden umdrängen, |
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285 | Rings mit lautem Gebell, ergrimmter die Stirne vor ihnen Senkt, und den einen durchstößt mit tödlichen Hörnern, den andern, Rasch mit den ehernen Klau'n zermalmt, und immer empörter Rache schnaubt; doch jetzt, an den blutenden Ohren verbissen, So an dem zottigen Halse zugleich und den kräftigen Schenkeln, |
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290 | Zerrt die tobende Schar, bis überwältigt er hinsinkt Vielen, allein: so stürzte der Held, und, schmählich gefesselt Ward er mit seinem Volk', aus Haufen erschlagener Gegner, Nach dem feindlichen Schiffe geschleppt. Sein eigenes trieb nun, Menschenberaubt, umher, als Beute den stürmischen Wogen. |
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295 | Dort im finsteren Schiffsraum lag der edelste Feldherr; Preßte die Stirn' an die Wand, und heißentquellende Thränen Perlten, fort und fort, an seinen Wangen herunter: Thränen, dem feindlichen Schicksal geweint, das jetzt, ihn der Freiheit Schnödeberaubend, der Bahn entriß, auf welcher die Brüder, |
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300 | Dürstend nach Sieg und Ruhm, forteilten nach Afrika's Küsten. Aber mit Freud' im Blick' und Stolz in dem Busen entschiffte Abdul zu Al-Mansor, der fern durchpflügte die Meerfluth. Sarno's Jammergeschick nicht ahnend, flog in dem Nachtwind |
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305 | Vielgepriesene Fluth ergießt in des Meeres Gewässer, Und aus der Vorwelt, nun erhabenen, männlichen Sinnes Herzerhebendes Bild, nun namenloser Entartung Schaudergestalten uns weckt, daß wir, sie schauend, erbeben: Dorther führte der Held Ursini, altrömischen Stammes |
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310 | Edeler Zweig, ergraut im Kampf und Schlachtengetümmel, Sieben der Schiffe heran, mit tausend erlesenen Kriegern, Welche zu Guasto's Heer entsandte der Heilige Vater. Nahe dem westlichen Rand des meereinmündenden Stromes Thürmt sich, Warten gleich, ein Fels hoch über die Fluth auf, |
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315 | Und beschirmt g'en Wind und Wogen die herrliche Seestadt. Dort auf dem ragenden Fels, umgeben von wimmelnden Scharen, Stand im Feiergewand, mit den dienenden Priestern und Laien, Auch der erhabene Hirt in schauererregender Hoheit: Denn er harrte der Kommenden schon. Als endlich sie nahten, |
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320 | Theilend die Meeresfluth mit dem gleitenden Kiele, da hallten Donnernde Schlünd' umher; harmonischer Glocken Getön' klang; Liebliche Düft' aufhaucht' in die Luft das silberne Rauchfaß, Und weit brannte das Meer in zahlloslodernder Fackeln Mächtigem Wiederschein: denn Finsterniß deckte die Welt noch. |
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325 | Jetzt, ergreifend schnell mit der Linken den hirtlichen Krummstab, Den ihm der Gute Hirt vertraut', zu des Heiles Gefilden Hinzuleiten die Heerd', in Treu' und liebender Sorgfalt, Hob er zugleich die Recht' empor, und segnete dreimal, Rufend zum Vater, und Sohn', und Heiligen Geist, die Erwählten |
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330 | Drüben, im Herrn. Hochfeierlich scholl der segnende Zuruf Auf die Gewässer hinaus, und jen', auf die Kniee gesunken, Senkten die Flagg' und Gewehr', und sandten ein stilles Gebeth auf. Aber die schimmernden Segel, geschwellt vom günstigem Fahrwind, Führten das jauchzende Heer im Eilflug fort nach Neapel. |
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335 |
Lichter wurd' es in Osten. Des Morgens schauriger Odem |
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340 | Tauchend mit ernstem Hoheitsblick – dann schnell, in Verklärung, Heller und strahlender stets, aufschwebend am bläulichen Himmel, Schön, wie ein Sieger geschmückt, zu durchlaufen die herrliche Laufbahn! Ringsum jauchzte die Welt. Die gleitenden Wellen erhoben, Hüpfend vor Freud', ihr Haupt, und, unabsehlich und endlos |
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345 | Flammten sie all' im hehren Glanz' ätherischen Lichtes. Aber mit pochender Brust, in stürmischer Seelenentzückung, Sah'n die Krieger hinaus auf die schimmernden Fluthen – vor allen Jene, welch' erst jüngst dem Meer' als Fremdlinge nahten; Doch bald hob ein jeder den Blick zu dem Vater im Himmel, |
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350 | Der das Meer und die Sonne, so schön und so herrlich erschaffen. Fröhlich wähnten sie schon sich entrückt dem schrecklichen Unhold, Dem auch der tapferste Mann, seekrank, in schwindelnder Ohnmacht, Feig', auf dem niedrigen Lager erliegt; doch, als das Gesäusel Schiffentführender Wind' in heißerer Stunde des Mittags |
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355 | Leise verscholl, und schlaff an dem Maste das Segel herabhing; Als das geschaukelte Schiff auf unstättreibenden Wogen, Kreisend umher, nicht vorwärts kam: da fielen besiegt ihm Alle zugleich, die jüngst dem schwankenden Rücken der Salzfluth Sich vertrauten zur Fahrt. Sie dachten, zu sterben. Die Schiffer |
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360 | Sah'n, mit Lächeln, des Kriegers Furcht: denn wieder erhob sich Nun der günstige Wind, und trieb sie im sausenden Flug fort. Aber vom Jauchzen des Volks und dem Jubel des eh'rnen Geschützes |
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365 | Jene zur Heldenfahrt, die dort der Kommenden harrten! Wie in dem Föhrengehölz, durchwühlt vom grausamen Wand'rer, Wimmelt ein Ameisennest von geschäftigem Volke: sie laufen Auf und nieder, voll Hast, zu schirmen die glänzenden Eyer; Oder sie bauen ihr thürmendes Haus von Neuem mit Sorgfalt: |
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370 | So lief hastig das Volk in dem Hafen umher: das Geschwader Rüstend, das an dem Bord dreitausend erlesene Krieger Zählte. Den Kriegern geboth Toledo,Toledo, Pedro Alvarez de Toledo, Vice-König von Neapel, ein Sohn des zweiten Herzogs von Alba, bekam mit seiner Gemahlinn Maria Osorio Pimentel den Staat von Villafranca, und war der Schwieger des ersten Herzogs von Florenz, Cosmus von Medicis. Don Pedro's Erzeugter, Der, des Kaisers Vasall, statthaltend herrscht' in dem Land dort. Ach, unsäglicher Jammer zerriß des edeln Toledo's |
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375 | Heldenbrust, und stieß ihn schnell aus dem rosigen Morgen Täuschenden Erdenglücks in die Nacht endloser Verzweiflung! Jüngst erst reicht' ihm die Hand, am Altar, des salernischen Herzogs Einziges Kind, Mathilde, die trefflichste, schönste der Frauen, Und sie entfloh'n der Stadt, in Calabria's Zaubergefilden |
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380 | Suchend die meerbeherrschende Burg, in lieblicher, stiller, Seliger Einsamkeit die süßesten Stunden zu leben. Dort in dem Schatten umher des meerangrenzenden Fruchthains, Den im grünlichen Abendgold die säuselnden Lüftchen Wiegten, und rings durchtönte der Nachtigall wonniges Flöten, |
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385 | Dort lustwandelten, Arm in Arm, in Liebe verschlungen, Beide die glücklichen jetzt. Nur Hugo, ihr redlicher Diener, Folgt' entfernter, und band die Bäumchen, voll üppigen Wuchses, Die er im Herbste gepflanzt, an die stützenden Pfähle mit Bast an. Aber sie ließ, ermüdet, im schwellenden Grase sich nieder, |
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390 | Kehrend den Rücken dem Meer', und sah mit thauenden Wimpern, Wie der Gatt' im Orangengehölz die Zweige durchspähend, Fern hinschwand: denn immer die schöneren sucht' er mit Vorsicht Ihr aus der Fülle der goldenen Frucht, erlesend, zu pflücken. Wehe, da lag in der Felsenhöhle des hallenden Ufers, |
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395 | Von dem blühenden Genst und der Thränenweide verhüllet, Dragut, der freche Korsar, und harrte des nächtlichen Dunkels, Lauernd, im schwärzlichen Schiff'! Als fern', in dem schattenden Fruchthain, Forschend, Toledo entschwand: da brachen des Räubers Gefährten Plötzlich heran, und schleppten die schöne, die hohe Gestalt fort; |
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400 | Doch sie verstummte vor Angst, und verging vor Todesentsetzen. Wie die Schar ergrimmter Schakal', aus finsteren Höhlen Kommend, und dürstend nach Blut, die erschrockene, sanfte Gazelle Fahet im Lauf – da fällt mit dem Unschuldsblick sie im Sandstaub Lautlos nieder: so sank die arm' am Borde des Schiffs hin. |
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405 | Hugo gewahrte den Jammer. Er schrie; flog hin zu dem Ufer, Stürzt' in die Fluthen, und schwang, ein rüstiger Schwimmer, zum Schiffsbord, Eines der Thau' umklammernd, sich auf. Da zückte der Wüthrich Dreimal den blitzenden Stahl, das grauende Haupt ihm zu spalten: Dreimal entsank ihm der Stahl: ihm brach des redlichen Dieners |
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410 | Treue das Herz. D'rauf hieß er ihn selbst, mit sanfterer Stimme, Wecken die holde Frau aus seeleunmschattender Ohnmacht. Schaudernd vor Angst und Entsetzen, vernahm ihr Gatte des Greises |
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415 | Ha, schon wähnt' er, entzückt, die kehrenden Segel zu schauen – Freundliche Laute zu hören vom Bord: da brauste der Sturmwind Plötzlich aus Westen heran: die triegenden Laute verhallten, Und an des Himmels Rand, wie ein leis' entfliehendes Wölkchen, Schwand ihm das Schiff! Der Mond erneute sein wechselndes Licht schon |
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420 | Siebenmal, seit er an dem Küstenlande der Räuber, Forschen, und biethen hieß des Goldes die Fülle zur Lösung. Doch nun sandte von ihrem Geschick die entsetzliche Bothschaft Hugo: zu Tunis, in Draguts Gewalt, des wilden Korsaren, Lebe Mathild', und wieg', als unglückselige Mutter, |
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425 | Bald den Säugling im Schooß: denn nimmer zur Wonne des Vaters, Ach, und voll Liebe nach ihm, erduld' unendlichen Jammer! Alsbald ahnet' er diesen im Geist', und kaltes Entsetzen Fuhr ihm durch Mark und Gebein. Doch jetzt dem rühmlichen Heerbann Bebte vor Freude sein Herz. Er nahte mit leuchtenden Augen – |
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430 | Trieb, und drängte die Krieger zugleich, und die hurtigen Schiffer Eilig an Bord: nicht hörend des Volks umschallenden Jubel, Nicht des Vaters segnenden Ruf, dem nimmer die Hand er, Fromm, und kindlich gesinnt, mehr küßt, nicht die silberne Scheitel, Oder das freundliche Aug': da er bald hinsinket vor Tunis. |
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435 | So, mit Guasto vereint, entschiffte Neapels Geschwader, Gegen Sardinia's Höh'n, des ringsumflutheten Eilands, Steuernd, dort in dämmernder Frühe die herrliche Seestadt Cagliari zu schau'n, und zu harren des mächtigen Kaisers: Denn ihr wurde der Ruhm, aus dem schimmernden Port Europa's |
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440 | Furchtbare Macht, vereint, zu entlassen nach Afrika's Küsten. |