August von Platen
Gedichte
August von Platen

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Epistel

            Du, des Gedichts wohlwollender Freund und des strebenden Dichters
    Freund, du, welchen der Kunst glühende Liebe beseelt,
Wirst mit dem Tadel mich nicht unwürdiger Muße verletzen,
    Die ich im stillen Bezirk dieser Gefilde gesucht.
Wie mir aber allein hingehn die geflügelten Tage,
    Fragst du, während ich fern lebe der städtischen Welt?

Häufig bewundr' ich rings, ausruhend am Hügel, die Landschaft,
    Wo den beweglichen Schirm Buche mir, Esche mir beut;
Süße, doch seltene Tränen, wie liebende Jünglinge weinen,
    Seh ich, des Tals Frühtau, hangen am Rosengebüsch,
Wenn ich zurück von dem Wallfahrtsort, von der bunten Kapelle
    Kehre, dem heitersten Sitz, während die Sonne sich hebt;
Zweifach lächelt mich dann dies gartenumzingelte Dorf an,
    Bald am Wiesengestad, bald im geglätteten See;
Oft auch freu ich mich dann in dem Kahne des traufenden Ruders,
    Wenn auf flachem Kristall Zirkel an Zirkel sich reiht,
Öfter des seltenen Flors großblumiger Alpengewächse,
    Wenn ich bewaldeter Höhn ruhige Gipfel erstieg.

Doch wer ist's, der sich zu dem einsam wallenden Jüngling,
    Als willkommener Freund, bildend und liebend gesellt?
Flaccus, apulischer Sänger, du bist's! Frohsinnige Weisheit
    Lehren, und glücklichen Mut, deine Gesänge das Herz:
Mäßig im Lauf der vergänglichen Zeit zu genießen, gebeutst du,
    Neben die Bilder des Tods stellst du der Freude Pokal;
Führst mich nach dem beglückten Tarent, ins ländliche Tibur,
    Wo du die Wunder von Rom, ohne zu seufzen, entbehrst;
Oder ich lerne von dir, zum kühlen Präneste dir folgend,
    Wie man sinnigen Geists lese den Vater Homer.
Wahres verkündetest du, denn selbst in die Wälder des Nordens
    Drang des latinischen Lieds blühende Stimme hindurch:
Deines Augusts Altäre zerbröckelten, deine Gesänge
    Nicht, ums römische Haupt fliegen dir Vögel des Ruhms.
Strebt auch mancher wie du, stets hofft er die Krone vergebens,
    Und es bewahrt kein Baum köstliche Zweige für ihn.
Einst wohl trauert er noch um der Jahre verschwendetes Opfer:
    Leicht zwar ist der Besitz, doch das Erringen, wie schwer!
So um den blendenden Nacken der Fürstin bilden die Perlen
    Zierliche Ketten, sie trägt stolz ihr Geschmeide zur Schau;
Aber bedenkt sie, wie oft in zerbrechlicher Glocke der Taucher
    Um den entbehrlichen Schmuck fuhr in die Tiefe des Meers?

 


 


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