August von Platen
Gedichte
August von Platen

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An Franz den Zweiten

(1831)

          Ohnmacht, Zerstücklung, jegliche herbe Schmach
War unser Los, seitdem du Germaniens
    Reichsapfel nicht mehr wiegst in deiner
        Rechten, o Herr, und von uns verlassen,

Uns alle preisgabst schimpflichem Untergang!
Wohl tat Erneurung unserem Reiche not,
    Doch nicht Zerstörung; tief im Busen
        Trug es den edelsten Keim der Freiheit.

Du zeihst des Abfalls uns, des Verrats mit Recht;
Wir zeihen dich, daß über die Alpen stets
    Dein Aug gekehrt war, daß du Völker,
        Deinem Germanien fremd, beherrschtest!

Einst griff sogar nach spanischem Ehering
Habgierig Östreich; doch es erwarb sich nur
    Deutschlands Verlust. Sein fünfter Karl war
        Unser Verderben und ganz Europas!

Jedwedes Unheil, welches die Welt betraf,
Floß aus der Brust ehrsüchtiger Könige,
    Die unbefriedigt durch das Erbteil
        Ihres Geschlechts in die Fremde schweiften.

Vergebens hoffst du, daß der Lombarde je
Dich lieben lernt, daß je es der Pole lernt!
    Wohl schleifte Mailand Barbarossa,
        Aber es blutete Konradin auch.

Gib deinem Deutschland wieder ein deutsches Herz!
Dann wird, fürwahr, frohlockenden Jubelrufs
    Dein wahres Volk aufnehmen seinen
        Alten und kummergebeugten Kaiser!

Wer Sklave Moskaus wünschte zu sein, er bleib's!
Wir möchten frei sein, einig und groß; zu uns,
    Die dein in Sehnsucht täglich warten,
        Kehre zurück, o geliebter König!

Baschkireneinfall halte von uns entfernt;
Dann beut in Freundschaft deinem erneuten Volk
    Das neue Frankreich auch den Handschlag
        Über dem heiligen Sarg in Aachen.

 


 


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