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5

Am folgenden Tage trat er bei der Domina Campanini ein, die ihn mit bangen Fragen empfing und sich in lauten Klagen über das veränderte Wesen ihrer Tochter erging.

Was wohl geschehen wäre? Sie hätte nichts aus ihr herausbringen können! – Sie trüge ein sonderbares Wesen zur Schau! – Sie antworte auf keine Fragen! – Gestern hätte sie in ein Kloster gehen wollen! – Heute rede sie überhaupt nichts. Was denn geschehen wäre?!

»Nichts, gar nichts! Sie soll ruhig den Schleier nehmen! – Ich hab' nichts dagegen! Sie taugt nichts – sie wird es überhaupt in der Kunst zu nichts bringen! – Ich habe mich geirrt.«

»Aber mein Gott, was ist denn vorgefallen? Früher konntet Ihr nicht genug zuraten, und jetzt auf einmal – –«

»Ich habe mich eben geirrt – ich sagte es Euch ja! Ich habe meine Zeit an eine Unwürdige verschwendet!«

»Aber, Signore, das ist nicht möglich – diese plötzliche Veränderung! – Wie soll ich das nur verstehen? Ach, ich Unglückliche, ach, ich Arme! – – Ich werde noch vor Gram sterben müssen! Aber so sagt mir doch: ist da keine Rückkehr möglich? – – Ist da gar keine Hoffnung?«

»Wenn Ihr glaubt, Domina, daß ich gekommen bin, um meine Zeit mit dem Anhören Eurer Lamentationen zu vergeuden, so irrt Ihr Euch! Meine Zeit ist kostbar! Das scheint weder Ihr noch Eure Tochter zu begreifen! Und das nur das möchte ich Euch zu Gemüte führen. Um Eure Tochter kümmere ich mich nicht! – Mit Euren Klagen könnt Ihr mich verschonen! Aber meinen Zeitaufwand mit ihr müßt Ihr mir bezahlen!«

»Alle Heiligen – versteh ich Euch recht?«

»Ich hoffe, Ihr werdet so gescheit sein! Ihr müßt also jetzt die Kosten des Unterrichts aufbringen, den Eure Tochter bei mir gehabt hat!«

»Aber, Signore – Ihr habt ihr doch versprochen –«

»Was habe ich ihr versprochen? Nichts habe ich ihr versprochen! Gar nichts! Könnt Ihr ein Wort von mir anführen, daß ich auf ein Entgelt für meine Mühe verzichte?«

»Das nicht! Aber auch kein Wort von Zahlung!«

»Das ist selbstverständlich! Als ehrbare Frau werdet Ihr doch keine Geschenke annehmen?«

»Wir sind arm, wir haben nichts.«

»Woher denn der Stolz? Woher das hochfahrende Wesen, das sich Eure Tochter mir gegenüber herausgenommen hat?«

»Hat sie? Die Undankbare! Die Gottverlassene! Ich werde ihr schon – wartet nur, ich werde ihr schon den Kopf zurechtsetzen! Babara – komm her – – so komm nur – – schnell – auf der Stelle kommst du her und küßt dem gnädigen Herrn die Hand und bittest um Entschuldigung! – – Auf den Knien sollst du ihn um Entschuldigung bitten, du launenhaftes Geschöpf, du dummes Ding! Nun, kommst du?! Warte nur, ich bringe dich schon zur Vernunft!«

Aufgeregt lief sie durchs ganze Haus, um Babara zu suchen, aber fand sie nirgends und kehrte keuchend ins Wohnzimmer zurück, wo sich Fossano inzwischen auf einen Stuhl niedergelassen hatte und gleichgültig seine brillantengeschmückten Finger musterte.

»Laßt nur – regt Euch nicht weiter auf – ich mache mir nichts aus ihr, und wenn sie mir tausendmal die Hände küßte! Sie taugt nichts! Sie ist für mich abgetan! Basta! Und da ich mich in ihr geirrt habe – da sie nicht die große Künstlerin werden kann, wie ich hoffte, da ich also nicht die Befriedigung als Lohn für meine Arbeit haben kann, so müßt Ihr mir eben meine Mühe mit Geld zahlen! Das seht Ihr doch ein?«

»Gewiß sehe ich ein, daß wir Euch zu großem Dank verpflichtet sind! Aber woher das Geld nehmen, um Euch zu bezahlen? Ich bin arm – ich besitze nichts – als dies elende Haus!«

»Da müßt Ihr eben das Haus verkaufen.«

»Großer Gott – – dann müßten wir alle auf der Straße betteln gehen! – – Wo soll ich denn hin mit meinen Kindern?«

»Das wird Eure Sorge sein.«

»Ihr bleibt also dabei, so hart zu mir zu sein?«

»Dessen seid sicher!«

»Wo findet sich denn so schnell ein Käufer?«

»Wendet Euch an einen Makler, nicht an mich!«

Fossano stand auf.

»Ihr wißt jetzt Bescheid, Signora! Ihr wißt, woran Ihr mit mir seid! In ein paar Tagen sind die Vorstellungen hier in Parma beendigt, und wir ziehen nach Venedig, um da zu spielen!«

»Ohne Babara?«

»Wie oft soll ich Euch sagen, daß ich von Eurer Tochter nichts wissen will?«

»Soll sie denn in Venedig nicht Psyche spielen?«

»Nein!«

»Wer könnte es außer ihr? Keine, die so hübsch ist – keine, die mit solcher Poesie die Partie zu tanzen wüßte – keine, die dem Publikum so sehr gefallen würde!«

»Ihr irrt Euch! Niemand ist unersetzlich! Es gibt Hunderte von Tänzerinnen, die das ebensogut können wie sie! Tänzerinnen, die ihre Köpfe nicht so hoch tragen – die die Ehre zu schätzen wissen, in einer Pantomime von Fossano tanzen zu dürfen! Babara hat sich verschlechtert – sie tanzt nicht mehr so gut – sie scheint keine rechte Lust mehr zu haben – sie ist auch zu entbehren!«

»Heilige Mutter Gottes – was muß ich da alles hören! – Bleibt doch, Signore, geht doch nicht! – Ich werde schon alles in Ordnung bringen – ich will sehen, was ihr fehlt – ich will sie ausforschen – – will schon aus ihr herausbringen, ob sie sich verliebt hat – ob sie sich nicht hat den Kopf verdrehen lassen – – verlaßt Euch darauf – ich bringe sie schon zur Vernunft – – ich bringe sie wieder zu Euch! – – Auf den Knien soll sie Euch um Entschuldigung bitten.«

»Das wird sie nicht – ich kenne sie besser als Ihr! Und es würde auch zu nichts führen! Addio, Signora – Ihr wißt jetzt Bescheid! In einer Woche geht's nach Venedig, bis dahin müßt Ihr zahlen, sonst werde ich die Schuldhaft gegen Euch beantragen müssen.«

Er war schon an der Tür. Die Alte ließ ihn aber nicht gehen. Sie eilte zu ihm, hielt ihn am Rock fest, warf sich vor ihm nieder, umschlang seine Knie und schluchzte und flehte, rief alle Heiligen an, ihr zu helfen, sein hartes Herz zu erweichen! Es half ihm nichts – er konnte nicht fort, er mußte ihr Jammern über sich ergehen lassen. Rasch entschlossen beugte er sich zu ihr, half ihr aufstehen, brachte die halb Ohnmächtige zum Kanapee und half ihr sich niederlegen.

»Ich will Euch einen Vorschlag machen«, sagte er dann nach kurzem Besinnen. »Vielleicht wird das Euch aus der Schwierigkeit helfen. Ich will Euch das Haus abkaufen! Sagt mir den Preis – ich zahle ihn.«

Die alte Domina setzte sich auf.

»Und wir, wo sollen wir hin?«

»Ihr sollt hier wohnen bleiben wie bisher.«

»O Gott – das wollt Ihr für uns tun? – Der Himmel segne Euch! – Ihr habt mich nur erschrecken wollen – ich wußte es ja! – Ich hab's ja immer gesagt: der Signor Fossano ist gut – er ist edel! – Der Signor Fossano hat ein Herz wie wenige – – ein Herz wie Gold – –«

Sie unterbrach sich und sah ihn auf einmal fragend an, wie er da lächelnd stand und ihre Gefühlsausbrüche über sich ergehen ließ.

»Warum tut Ihr das? – Ihr müßt doch einen Grund haben? Ich verstehe das alles nicht – es wird mir ganz wirr im Kopfe!«

»Der Grund ist der – ich will zu Euch ziehen und hier bei Euch wohnen!«

»Ihr wollt – –«

»Ich will mit Babara zusammenziehen! Sie muß meine Geliebte werden – und Ihr müßt Euren Segen dazu geben!«

Die Signora fiel auf ihr Kanapee zurück.

»Das war's also«, flüsterte sie – »das war's! Ihr habt sie – –«

»Ich habe sie haben wollen, und sie ist mir davongelaufen! Mir«, sagte er verächtlich lächelnd, »als wäre ich Gott weiß was für ein Bettler von der Straße – als wäre ich nicht, der ich bin! Tausende würden sie beneiden –«

»Ich glaub's schon – – ich glaub's schon! Aber Babara ist nicht wie die andern! – Sie ist ganz eigen – – hat immer ihren Kopf für sich! – – Sie hat Euch aber dadurch nicht beleidigen wollen – ich schwöre es! – – Sie hat immer mit der größten Achtung und Liebe von Euch gesprochen! Kümmert Euch nicht um sie – – laßt sie, wie sie ist – – aber verlaßt sie deswegen nicht – – nehmt nicht Eure Hand von ihr –«

»Sie gefällt mir – –ich mag sie gern – – offen gestanden, ich bin ganz vernarrt in sie! Sie muß die Meine werden!«

»Aber so heiratet sie doch!«

Er lachte laut auf.

»Ich – und heiraten! – – Ein Künstler wie ich – und heiraten! Wo würde das hinführen? Ein Künstler muß frei sein – eine Künstlerin erst recht! – Kein Band, keine Fessel darf sie da hindern! Wenn ich Babara zu meiner Geliebten mache, so denke ich gar nicht daran, ihr Fesseln aufzuerlegen oder sie auf die Dauer zu binden. Frei will ich sie haben – ich will ihr jetzt die Augen öffnen – ich will sie nicht mir geben, sondern ich gebe sie sich selbst, damit sie sieht, was sie ist, und was sie soll, und wie sie es anzufangen hat, um durchs Leben zu kommen.

Die Tugend, Signora, ist gut, aber nur für einige Zeit! – Die Keuschheit auch, solange die Seele noch knospt. Wenn sie zur Entfaltung drängt, dann muß ihr Gefäß, der Körper, mit, sonst erstickt sie und verwelkt – oder die Natur nimmt sich ihr Recht, bricht plötzlich durch und vernichtet in einem jähen Aufbrausen der Leidenschaft Körper und Seele!

So weit ist Eure Tochter jetzt – jetzt steht sie am Wendepunkt, wo's heißt vorwärtskommen oder zurückbleiben. Wenn sie sich da der behutsamen Leitung eines erfahrenen Lebenskünstlers wie mir vertraut, dann ist sie geborgen, dann liegt ihr die Welt offen – dann braucht sie nur die Hand auszustrecken, um über Pracht und Glanz und alle Reichtümer der Welt zu gebieten! Das will ich ihr geben – dazu will ich sie führen, nie und nimmer aber sie gefangensetzen und als mein Eigentum begraben! – – Aber – sie will anscheinend nicht – sie hat Angst, sie vertraut mir nicht genug. Und ich muß ihr äußerstes Vertrauen haben – dann erst kann ich aus ihr die große Künstlerin machen, die zu werden ihre großen Gaben sie berechtigen, wenn sie mir folgt.«

»Sie soll«, sagte die Domina, die allmählich ihre Fassung wiedergefunden hatte, »sie soll nicht ihr Glück zurückweisen dürfen. Ich werde noch heute mit ihr reden, und dann werdet Ihr selbst mit ihr sprechen – – und morgen zieht Ihr zu uns!«

»So ist's recht«, sagte Fossano, »es freut mich, daß Ihr vernünftig seid! Als meine Geliebte wird sie mit nach Venedig gehen, sie wird da Triumphe feiern. Dann bringe ich sie nach Paris – im nächsten Winter trete ich da auf! – Sie wird bei Hofe tanzen! – Und Ihr geht mit, Signora – Ihr helft mir über sie wachen – Ihr werdet auch Eure Freude daran haben – Ihr werdet Euren Lebensabend ohne Sorgen verbringen! – Erst muß sie aber voll und ganz Mensch werden! – So, wie sie jetzt ist, kann sie nirgends Erfolg haben – Ihr fehlt noch das bewußt Sinnliche, das allein in der Kunst mitzureißen vermag! In ihrer Erziehung fehlt noch die Entschleierung des Fleisches – die Entfesselung der Leidenschaft, aber so, daß man sie bändigt, eindämmt, der Vernunft botmäßig macht! – – Sie soll ihr Leben genießen, aus dem vollen schöpfen, aber nie den Kopf verlieren! – Ehrgeizig muß sie werden, nach Macht muß es sie gelüsten, aber nie und nimmer darf sie in süßer Schwärmerei schwelgen oder im ruhigen Wohlleben hinduseln, denn dann ist sie verloren. Sie so weit zu bringen, soll der Lohn meiner Mühe sein – dafür scheue ich kein Opfer an Zeit und Geld. So will ich sie erziehen, aber so kann ich nur meine Geliebte erziehen!«

»Geht, Signore – tut's – macht mein Kind glücklich! Meinen Segen habt Ihr! Noch heute rede ich mit ihr! Noch heute mache ich Eure Wohnung bereit. Und morgen zieht Ihr hierher!«

Fossano ging. Vergnügt trällernd schlenderte er die Straße entlang nach seiner Wohnung.

»Diese blöden Mädchen«, sprach er leise im Gehen, »sie sind sich alle gleich! Schwierigkeiten ohne Ende! Erst um sie zu kriegen und dann um sie loszuwerden! Bei ihr soll es aber bei der ersten Schwierigkeit sein Bewenden haben! So spröd sie sich jetzt gibt – nachher wird sie nicht mehr zu halten sein, wenn ich sie recht kenne! Das fehlte auch noch! – Angenommen, ich nähme sie mit nach Paris, und sie gefiele am Hofe – angenommen weiter, der König selbst wollte ihr eine Gnade erweisen – und sie würde nein sagen – – ich müßte mich ja rein schämen! – – Ich werde sie schon abzurichten wissen!«

Immer noch trällernd, betrat er seine Wohnung. Und da erwartete ihn eine Überraschung.

*

Er warf Hut und Mantel von sich und ging auf das Nebenzimmer zu, um die Kleidung zu wechseln. Als er aber an die Tür kam, flog der Vorhang zur Seite, und eine dichtverschleierte Gestalt trat auf ihn zu, den Kopf geneigt, die Arme, welche die Schleier zusammenhielten, über die Brust gekreuzt – –

Er wich zurück, sie mit weit offenen Augen anstaunend. Endlich begriff er.

»Babara«, rief er, »Baberina!« Er stürzte auf sie zu und wollte sie in die Arme schließen.

Sie wich ihm aus.

»Komm mir jetzt nicht zu nahe!« flüsterte sie, »nimm die Gitarre, spiel! Ich will jetzt vor dir tanzen!«

Eine Blutwelle schoß ihm in den Kopf. Er griff sich an die Stirn – er konnte es nicht fassen! Sie kam, ganz von selbst, ohne Zwang, ohne Zureden, um ihm zu Willen zu sein! Während er mit ihrer Mutter unterhandelte und feilschte, war sie, ohne Bedingungen zu stellen, gekommen, hatte auf ihn gewartet, ohne zu ahnen, was er bereits unternommen hatte, um sie zu gewinnen, stand bereit, ihm zu schenken, was er glaubte, kaufen zu müssen!

Er warf sich ihr zu Füßen.

»Baberina, verzeih mir, verzeih mir!« schluchzte er.

»Ich habe dir nichts zu verzeihen! Du aber mir! Du bist mein Herr und Gebieter – mit meinem Eide habe ich mich dir verpflichtet! – Ich hatte dir geschworen, alles zu tun, was die heilige Kunst von mir verlangt – ich wollte meinen Eid nicht halten, als du im Name der Kunst auch das Letzte verlangtest! Mir schwindelte der Kopf, ich wußte nicht Bescheid mit mir, ich schlich mich heute zur Madonna im Dom, um, wie immer, dort die Ruhe zu finden, und ich fand sie nicht. Ihre Himmelfahrt war mir keine Himmelfahrt mehr! Ich sah alles nur mit deinen Augen – sah nur, was du mir erzählt hattest! Eine Orgie, einen Kampf, ein Drängen, ein Emporwollen und ein Niederziehen; meine Gedanken wurden in den Trubel mit hineingezogen, ich wirbelte mit in dem tollen Sturm der Entzückung! – – So sah ich es – – ich konnte nicht anders! – – Da ging's mir auf, daß ich zu dir mußte, um dies wieder loszuwerden und das heilige Bild wieder sehen zu können, wie ich's seit der Kindheit gewohnt bin! Gib's mir wieder, befreie mich, nimm den Wahnsinn von meinen Augen! Mach mich wieder sehend – tu's – – schnell – – laß mich jetzt tanzen!«

Von heiligen Schauern ergriffen, nahm er die Gitarre und ließ sie klingen. In langen, wallenden Harmonien ließ er die Töne über sie los, und sie gehorchte, sie folgte dem Strom seines Blutes, der in der Musik zu ihr hinüberflutete und ihr eigenes Blut zum Sieden brachte. Immer schneller wurden die Rhythmen, immer toller ihre Bewegungen, wie ein Schmetterling flog sie in wirbelnden Kreisen im Zimmer hin und her! Jetzt fiel der erste Schleier – jetzt der zweite – immer mehr seinen entzückten Augen entblößend – –

»Vorwärts – vorwärts!« schrie er und schlug die Saiten zum Platzen wild und trieb sie immer schneller und schneller – Schleier nach Schleier fiel – bis auf den letzten, den sie noch mit beiden Händen erhaschte und so vor den Knien hielt, daß er in sanften Bogenlinien die Bewegung des Körpers brach und dessen üppige Formen umschwebte! Dann ließ sie auch den fallen und stand vor ihm in der sieghaften Majestät ihrer nackten Schönheit, Feuer und lodernde Leidenschaft in den Augen, und blickte lächelnd auf ihn herab. Er warf die Gitarre fort und sank in die Knie.

Eine solche Hoheit, eine solche Majestät der Keuschheit und Reinheit war über ihr, daß er, von tiefster Andacht bewegt, zu Boden fiel und die Erde zu ihren Füßen küßte.

Sie sah es. Ein Ausdruck von Hohn, von grausamer Siegesfreude glitt über ihr Gesicht – es leuchtete unheimlich auf in den schwarzen Augen, sie hob den kleinen, nackten Fuß, setzte ihn ihrem Peiniger auf den Nacken und drückte seinen Kopf leicht zu Boden – –

Dann war's um sie geschehen!

Wie ein Blitz war es über ihr, das lange Vorbereitete, lange Befürchtete. Und im nächsten Augenblick lag sie im Staube, gefangen, geknechtet, flügellahm.

Die Himmelfahrt der Psyche war jäh unterbrochen. Der Leidensweg einer Frau durch die Höllen des Lebens, durch die Freuden der Welt begann.


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