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»Das Essen war vorzüglich«, lobte Mark und entnahm der Kiste, die ihm der Kellner bot, eine Zigarre. »Es gibt wirklich ausgezeichnete Lokale in London, aber in einem Klub ißt man doch besser.«
Hugerson erwachte aus tiefem Nachdenken:
»Sie haben recht, Mark«, gab er zerstreut zu. »Ich glaube, das Schlimmste ist, wenn man eine Frau zum Dinner führen muß. Die meisten wissen nicht, was gut schmeckt. Sie werden Ihrem Vater mit jedem Tage ähnlicher, Mark«, setzte er hinzu.
»So?«
»Ich war gut mit ihm befreundet, Mark. Nun habe ich das Gefühl auf Sie übertragen. Ich freute mich deshalb, als Sie mir von Mr. Widdowes zugeteilt wurden.«
»Ich empfand es als große Ehre«, erklärte Mark.
»Wir verstehen uns also, nicht wahr?«
»Hoffentlich!«
»Dann kann ich Ihnen das, was ich Ihnen mitzuteilen habe, ohne Gewissensbisse sagen. Es wird Ihnen einen schönen Schrecken einjagen. Jemand – entweder in der Botschaft oder auf der Post – muß an unsere Berichte herangekommen sein!«
Einen Augenblick lang saß Mark jedes Wortes unfähig da.
»Sprechen Sie im Ernst, Mr. Hugerson?«
»Leider ja! Haben Sie letzthin englische Zeitungen gelesen?«
»Nur selten, Sir. Ich lese zwar die Sportnachrichten, aber was im politischen Teil steht, interessiert mich nur selten. Hin und wieder werfe ich einen Blick in die ›Times‹.«
»Vorige Woche«, fuhr Hugerson fort, »berichtete ich von einem bevorstehenden Bündnisvertrag zwischen Drome und Italien, der, wie ich hervorhob, unseren amerikanischen Interessen zuwiderlaufen würde. Innerhalb weniger Tage flocht der italienische Ministerpräsident einige Bemerkungen in eine seiner Reden ein, die sich auf den Inhalt meiner nach Amerika gesandten Berichte bezogen. Dieselben Gründe, dieselben Einwände, die ich gemacht hatte, wurden auch von dem Italiener benützt. Woher wußte er, daß Washington die Sache schon einer Prüfung unterzogen hatte? Dann betrachten Sie die Drome-Konzessionen! Ich riet unserer Regierung, sich jedem Systemwechsel in Drome zu widersetzen und warnte ausdrücklich gegen die Wiederaufrichtung der Monarchie. Washington hatte noch gar keine Zeit, die Berichte zu bearbeiten, geschweige denn zu beantworten und trotzdem ist die Dromer Presse voller Andeutungen, was Amerika tun müßte. Man warnt Amerika vor einer Intervention. Diese beiden Beispiele sind nicht die einzigen, die ich Ihnen nennen könnte, Mark, aber sie genügen, um Ihnen zu beweisen, daß irgendwie in unseren Berichten verschiedene Agenten europäischer Staaten Einblick gewonnen haben müssen.«
Mark fühlte sich einer Ohnmacht nahe. Er feuchtete seine trocken gewordenen Lippen an. Sein Gegenüber hatte die auf Marks Lippen schwebende Frage bereits beantwortet, eher jener sie aussprechen konnte.
»Machen Sie sich kein Kopfzerbrechen darüber, Mark«, sagte er. »Ich würde gerade so gut mich selbst im Verdacht haben können. Wäre ich anderer Meinung, dann säßen wir hier nicht zusammen beim Essen. Ich hätte einen anderen Weg gewählt, um Ihnen meine Mitteilungen zugehen zu lassen. Das können Sie mir glauben!«
»Gott sei Dank!« rief dieser aus.
»Ich erzählte es Ihnen, um mich Ihrer Mithilfe zu versichern«, fuhr der andere fort. »Es riecht faul, Mark. Man erzählte mir, daß Sie mit Felix Dukanes Tochter befreundet seien, Sie wissen, ich halte Dukane für den gefährlichsten Mann Europas. Unterhielten Sie sich jemals mit ihr über Politik?«
»Nie, Sir, auf Ehre, nie!«
»Die Frage war überhaupt Unsinn«, gab Hugerson zu. »Aber ich stellte sie nur, weil ich wußte, daß Sie in der Diplomatie ein Neuling waren. Wir kämen dann also nur auf Miß Moreland.«
»Ich weiß von ihr nicht mehr als Sie, Sir. Sie hat solche Zeugnisse, wie keine andere Frau in der ganzen Welt. Wenn sie Geheimberichte hätte verkaufen wollen, dann hätte ihr Weizen während des Krieges sicher besser geblüht.«
»Das weiß ich auch. Mr. Widdowes hat mich ebenfalls bereits darauf hingewiesen. Man darf auch den Charakter eines Menschen nicht außer acht lassen. Sie flößt unbedingt Vertrauen ein. Aber irgendwo befindet sich in unseren Nachrichtenkanälen ein Leck. Was sollen wir tun? Ich habe einen Bericht mit der Hand geschrieben und ihn heute morgen eigenhändig abgesandt. Es ist ein Bogusbericht. Steckt die Fehlerquelle auf der Post oder in der Botschaft, dann werden wir schnell wissen, was gespielt wird. Ich werde einige Berichte, die mir ganz besonders wichtig erscheinen, zurückhalten. Das ist das einzige, was ich vorläufig tun kann. Machen Sie sich keine Sorgen, aber halten Sie die Augen offen, Mark. Kommen Sie an der Botschaft vorbei? Ich will nach Ranelagh.«
»Ja, ich will jetzt hin. Ich habe Miß Moreland einige Berichte des Konsulats zu diktieren. Heute morgen habe ich den Jugoslawier aufgesucht.«
Hugerson nickte. Dann hing er sich in Marks Arm ein und verließ mit ihm das Lokal:
»Ich brauche es kaum zu wiederholen, Freund Mark«, meinte der alte Herr, »aber machen Sie sich wegen dieser Sache kein Kopfzerbrechen. Ich baue auf Sie wie auf Stahl. Das kleine Durcheinander in Drome und Italien, das unsere Berichte verursacht haben können, ist nicht so gefährlich. Auf Wiedersehen!«
Mark begab sich, noch immer verwirrt, nach dem Carlton House, und betrat Mr. Hugersons Arbeitszimmer. Er traf Miß Moreland eifrig mit Maschinenschreiben beschäftigt. Auf der einen Seite lagen kleine Stöße Kohlepapiere. Als Mark eintrat, langte sie unwillkürlich nach den schwarzen Blättern.
»Nun, wie geht es Ihnen, Miß Moreland?« erkundigte er sich.
»Danke, sehr gut.«
Er reichte ihr einen Briefumschlag, den er seiner Tasche entnommen hatte.
»Der jugoslawische Konsul bat uns, diese Berichte den Briefen Mr. Hugersons beizufügen. Ich mußte beinahe eine Stunde warten, ehe ich sie erhielt.«
Sie überflog die Blätter, die er ihr reichte:
»Alles gedrucktes Zeug«, sagte sie. »Wir brauchen wohl keine Kopien davon anzufertigen, wie?«
»Nein. Es sind Berichte, die jedem zugänglich sind. Leider gelangen sie selten nach Amerika. Soll ich Sie nach Hause bringen?«
Sie lehnte kopfschüttelnd ab.
»Sehr liebenswürdig von Ihnen, Mr. van Stratton. Ich habe noch reichlich anderthalb Stunden zu tun und werde außerdem abgeholt.«
Sie nahm die Zigarette, die er ihr bot, dankend an und lehnte sich einen Augenblick mit müder Kopfbewegung in ihren Stuhl zurück. Er stand neben ihr und blickte durch das Fenster auf die Straße hinaus.
»Na, jedenfalls wird sich's zu zweit angenehmer in diesem Regenwetter nach Hause pilgern«, scherzte er. »Sie sind also mit Mr. Sidney Howlett wieder einig, wie?«
»Ja, seit wir ihn bei Ciros trafen. Ich habe den Versuch gewagt, obwohl er gefährlich war. Ich will mich mit ihm verheiraten.«
»Herzlichen Glückwunsch. Es wird alles noch gut werden, Miß Moreland.«
»Die Hauptsache ist ja doch, daß er ein männliches Wesen ist«, entgegnete sie. »Er sehnt sich, wie er mir immer wieder versichert, nach einem Heim. Ich bin ein Weib und sehne mich auch danach. Auf diesem Punkt trifft sich die Sehnsucht von uns beiden und wird manche Reibungsfläche entfernen, die sonst zwischen uns bestünde.«
»Meinen Sie, daß das genügt?« fragte er.
»Es muß. Meist begehen wir den Fehler, zu viel von der Zukunft zu erwarten. Wir werden schon noch sehen, wie es wird.«
Er warf prüfende Blicke auf die Manuskriptbogen, die fleckenlos und ohne jede Korrektur der Unterschrift Mr. Hugersons harrten.
»Was sind Sie doch für eine korrekte Person«, lobte er. »Aber, sagen Sie mir, was machen Sie mit so vielen Kohleblättern?«
Sie legte sie in das kleine Fach ihres Schreibmaschinenpultes und schloß es zu.
»Das ist eine fixe Idee von mir«, erwiderte sie. »Kohleblätter sind heute nicht mehr so hochqualitativ wie sie früher waren, und da es wenig kostet, sie nach einmaligem Beschreiben durch neue zu ersetzen, habe ich mir angewöhnt, bei jeder neuen Seite ein neues Kohleblatt zu nehmen. Dadurch werden die Durchschläge genau so deutlich wie die Originale.«
»Na, dann ›Glückauf‹« beendete er das Gespräch. »Vergessen Sie ja nicht, mich zu Ihrer Hochzeit einzuladen.«
Den Nachmittag verbrachte Mark in innerer Unruhe. Nirgends hatte er Ruhe. Zuerst war er ein paar Stunden in der Curzon Street und bearbeitete seine Post. Estelle hatte ihm fest versprochen, entweder telephonisch oder schriftlich Nachricht zu geben, sobald sie frei sein würde, ihn zu treffen. Da keine Nachricht von ihr vorlag, fuhr Mark nach der Botschaft, wo er sich regelmäßig jeden Nachmittag eine oder mehrere Stunden aufhielt. Nachdem er Mrs. Widdowes begrüßt hatte, zog ihn Myra in eine verschwiegene Zimmerecke:
»Es ist eine richtige Erholung«, seufzte sie, »endlich wieder einmal einen Menschen um sich zu sehen, Mark. Ich komme in dieser Atmosphäre von Steifheit um. Gott, die Unterhaltung, die man hier führt! Sie sind der erste vernünftige Mensch, den ich seit dem Frühstück zu sehen bekommen habe.«
»Kommen Sie, Myra«, lud Mark das Mädchen ein. »Wir wollen ein Stündchen ins Claridge tanzen gehen.«
Begeistert erhob sich das junge Mädchen und blickte sich verstohlen, als habe sie eben an einer Verschwörung teilgenommen, um.
»Ich wußte es ja«, rief sie aus. »Sie sind ein vernünftiger Mensch. Ob uns jemand gehört hat, Mark? Verschwinden Sie, ohne sich zu verabschieden! Die anderen brauchen nicht zu wissen, wo wir hin sind. Ich verdufte nach unten, um mich umzuziehen. In fünf Minuten bin ich bei Ihnen.«
Zehn Minuten später waren sie im Tanzgetriebe des eleganten Hotels. Myra erzählte ihrem Begleiter, daß sie heute eine Einladung nach Cannes erhalten habe.
»Ich würde natürlich gern hinfahren«, meinte sie, »um wieder einmal die herrliche Sonne zu sehen, aber London – so häßlich es auch ist – läßt mich nicht los. Warum sind Sie nicht an der Riviera, Mark? Sie könnten doch dort Ihr geliebtes Polo betreiben?«
»Meine Pferde sind schon dort«, entgegnete Mark. »Ich wollte auch hin, aber das Angebot Ihres Vaters, für Mr. Hugerson zu arbeiten, kam dazwischen. Ich habe lange genug gefaulenzt und freue mich, wieder einmal arbeiten zu können.«
»Mit Grazie nichts zu tun, ist auch eine Kunst«, belehrte ihn Myra. »Wir Amerikaner verstehen sie nur nicht. Die Engländer haben sie besser weg. Die meisten fühlen sich, wenn ihnen eine Arbeit geboten wird, beleidigt.«
»Henry Dorchester bildet eine Ausnahme zu dieser Regel. Er kann arbeiten, als wenn er sein Lebtag nichts anderes getan hätte. Was ihm aber an der Politik so gefällt, das kann ich nicht verstehen; ganz besonders die englische erscheint wir völlig sinnlos. Ich war vor einigen Abenden einmal im Parlament und habe mir die Reden, die dort geschwungen wurden, angehört. Ach, es wird soviel geredet und nichts kommt dabei heraus.«
Er schwieg plötzlich, und als Myra sich umwandte, erstaunt über dieses plötzliche Schweigen, blickte sie in das lächelnde Antlitz Estelles. Sie tanzte eben mit Lord Dorchester, der sie aber, sobald er das andere Paar erblickt hatte, nach einem anderen Teil des Saales entführte.
»Stellen Sie sich das vor, Myra«, klagte Mark. »Ich lobe diesen Menschen wegen seines Arbeitsdranges über alles, und er treibt sich auf Tanzsälen herum.«
»Ich sehe ihn heute zum erstenmal zu dieser Zeit hier«, erklärte Myra. »So oft ich ihn auch aufforderte, mich zum Fünf-Uhr-Tanz zu begleiten, lehnte er es unter vielen Entschuldigungen ab. Er hätte keine Zeit, lautete seine gewöhnliche Ausrede. Wahrscheinlich ist er nur deshalb hier, weil er in Miß Dukane genau so verliebt ist wie Sie, Mark. Es muß doch zu herrlich sein, überall, wo man hinkommt, geknickte Männerherzen umherstreuen zu können! Kommen Sie, Mark, ich habe Durst; wir wollen uns einen Augenblick hinsetzen.«
Sie nahmen an einem der kleinen Tische Platz, und Mark bestellte Erfrischungen. Unruhig schweiften seine Blicke in die Saalecke, wo vor einigen Minuten Dorchester mit Estelle verschwunden war. Eben tauchten sie wieder auf und näherten sich dem Tisch, an dem Mark und Myra saßen. Myra hielt Estelle beim Vorbeitanzen am Ärmel fest:
»Wann darf man auf die Einladung in Ihr neues Heim rechnen?« erkundigte sie sich. »Ziehen Sie diese oder erst nächste Woche um?«
»Nächsten Montag«, lautete die Entgegnung Miß Dukanes. »Ich rechne bestimmt damit, daß Sie uns schon am ersten Tag besuchen werden.«
»Ich muß leider zur Parlamentssitzung«, seufzte Dorchester mit einem Blick auf seine Uhr. »Ich werde Sie bis an den Aufzug begleiten, Miß Dukane.«
»Bleiben Sie doch noch«, forderte Myra Estelle auf. »Setzen Sie sich mit hierher.«
Estelle folgte der Einladung. Während sich die beiden Mädchen unterhielten, traf Mark, der Dorchester zum Ausgang begleitet hatte, den jungen Rangle, einen jüngeren Botschaftsattaché. Er führte ihn an den Tisch, wo die beiden Mädchen saßen.
»Ich trinke nur meine Limonade aus, dann will ich Ihnen gern den Gefallen tun und mit Mr. Rangle tanzen«, sagte Myra. »Aber, wenn ich mich so aufopfere«, setzte sie mit einem schelmischen Blick auf Estelle hinzu, »dann müssen Sie mir versprechen, Mark, mich nach Hause zu bringen. Tanzen will ich mit Charly Rangle, aber neben ihm in seinem Auto mein Leben aufs Spiel zu setzen, dazu habe ich keine Lust.«
»Wirklich ein nettes Mädchen, diese Myra«, meinte Estelle, als sie mit Mark zur Tanzfläche schritt. »Sie scheint Sie gern zu haben.«
»Das ja«, erwiderte Mark, »aber von Liebe ist dabei keine Rede. Wir sind gute Freunde, weiter nichts. Ich glaube, sie schwärmt ein wenig für Lord Dorchester. Warum haben Sie mich nicht angerufen? Konnten Sie mich nicht benachrichtigen, daß Sie tanzen gehen wollten?«
Sie lachte ihn aus:
»Warum sollte ich gerade Sie benachrichtigen? Ich hatte außerdem gar nicht die Absicht, hierher zu kommen. Dorchester besuchte uns mit seiner Mutter und seinen Schwestern.«
»Sagten Sie nicht, Sie empfingen vorläufig niemand?«
»Das tun wir auch nicht. Ich fuhr gerade mit dem Aufzug nach unten, als sie dem Diener ihre Karten abgaben. Ich konnte sie doch nicht fortschicken, nicht wahr? Wir nahmen zusammen Tee, und Lord Henry forderte mich, nachdem uns seine Leute verlassen hatten, auf, ihn hierher zu begleiten.«
»Das kann ich verstehen«, gab Mark zu.
»Sind Sie nicht ein bißchen zu eingebildet, mein lieber Mark?« fragte ihn Estelle. »Ich glaube, die Damenwelt hat Sie verzogen, weil Sie so groß und ein guter Tänzer sind.«
»Aus der übrigen Damenwelt mache ich mir nichts, solange die einzige, an deren Zuneigung mir soviel liegt, mich so schlecht behandelt.«
»Wo werden Sie denn heute abend speisen?« erkundigte sich Estelle lächelnd.
»Nur mit Ihnen; wo ist mir gleichgültig.«
»Eine andere Antwort hätte ich auch nicht zu hören erwartet«, erklärte Estelle. »Heute abend werden wir aber nicht allein zusammen sein können. Ich fragte nur deshalb, weil Vater sich bei mir erkundigte, wo er Sie heute abend treffen könnte.«
»Was soll ich antworten?« fragte er zurück.
Sie standen eben an der Ausgangstür.
»Ich werde ihn anrufen«, schlug sie vor, »und ihm mitteilen, daß Sie jetzt Myra nach Hause begleiten werden, und ihn deshalb nicht vor heute abend treffen könnten. Ich weiß, daß Vater heute abend niemand eingeladen hat. Ich werde allein mit ihm sein.«
»Ja«, bat er. »Sagen Sie ihm Bescheid.«
Nach wenigen Minuten kehrte sie zurück.
»Sie sollen gegen neun Uhr kommen«, verkündete sie ihm die Entscheidung des Vaters. »Er erwartet Sie im Salon.«
»Mir ist es gleich, wo wir essen«, entgegnete der junge Mann. »Die Hauptsache ist, daß mir endlich Ihr Vater Gelegenheit gibt, um Ihre Hand anzuhalten.«
»Ich möchte Ihnen zu dem Versuch raten«, meinte Estelle. »Es dürfte dann verschiedene Verwicklungen geben, die mir großen Spaß bereiten würden. Ich würde aber an Ihrer Stelle bis nach dem Essen damit warten. Ich habe meinen Vater ein einziges Mal wirklich wütend gesehen, und bei der Gelegenheit schlug er so ziemlich sämtliche Einrichtungsgegenstände kaputt. Der Mann, der ihn in eine derartige Aufregung versetzt hatte, lag k. o. geschlagen über einen Monat im Krankenhaus. Habe ich Ihnen denn nicht oft genug gesagt, daß ich beabsichtige, den Prinzen zu heiraten, sobald er den Thron besteigt?«
»Ich beneide Sie nicht um Ihre Wahl!«
»Mein Vater ist anderer Meinung. Er hat die größte Hochachtung für den Prinzen. Nebenbei traut er sich, wie er sagt, selbst zu, das Königreich herrlichen Zeiten entgegenzuführen. Es hätte noch niemals jemand versucht, einen königlichen Staat auf geschäftlichen Prinzipien aufzubauen, und er meint, der Erfolg wäre ihm sicher.«
»Haben Sie nicht noch eine Schwester?« begnügte sich Mark zu fragen.
»Sie wissen doch ganz genau«, antwortete sie, »daß ich das einzige Kind bin.«
»Dann wird Ihr Vater seinen Ehrgeiz, der Schwiegervater eines Königs zu werden, ›ad acta‹ legen müssen.«