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Es ward Denise nicht schwer, ihrem Manne in die Augen zu blicken, als sie ihn wiedersah. Der ganze Tag verging darüber, erst am nächsten Morgen sprachen sie sich flüchtig; zuerst durch die Tür, dann vom Fenster zum Garten hinunter.
Er war wie jedesmal, wenn er heimlich fortgeblieben, liebenswürdiger gegen sie als sonst und erzählte ihr ohne Veranlassung Dinge, die er in Wald und Feld gesehen hatte, in ausführlicher Breite.
Denise aber befand sich in einem Rausch, als wäre sie zu einem zweiten Leben erwacht, als wüßte sie erst jetzt, wozu sie auf dieser Welt stand. Sie hatte nur den einen Gedanken: ›Wann kommt Henri wieder?‹ Er hoffte heute nachmittag, aber er konnte es nicht versprechen, denn unglücklicherweise hatte der Notar, sein Retter und doch Sklavenhalter, wie er ihn nannte, seinen Besuch in Aussicht gestellt.
Doch nachmittags zur gewohnten Stunde kam der Wagen angerollt, und wieder stand Denise im Salon und wartete, bis die Tür sich öffnete, und als sie sich hinter Henri schloß, hielten die beiden sich umschlungen, als wollten sie nie wieder voneinander lassen.
Denise legte ihren Kopf an die Brust dieses Mannes, den sie über alles auf der Welt liebte, und als er sie aufrichtete und ihr in die Augen sah, hatte sie keine Scheu noch Scham, sondern all ihre Leidenschaft leuchtete aus ihren dunklen Pupillen, denen die andern gegenüberstanden, wie undurchdringliche schwarze Flecken in der weißen Hornhaut. Sie blickten in Tiefen, in denen niemand lesen konnte, was sie lasen: ihre Liebe, die sie zueinander getrieben hatte, wie etwas Selbstverständliches, und deren Feuer nie wieder erlöschen konnte in diesen vier kohlschwarzen Punkten.
Dieser Rausch währte Tage und Wochen, und sie erwachten nicht daraus. Henri traf nur selten noch mit Robert zusammen, wenn sie sich aber einmal sahen, waren sie wie gute Freunde. Dann vertiefte sich der Baron wieder in all die kleinen Freuden und Leiden des Gartens und der Landwirtschaft, besah, was gediehen war, sprach über jede Kleinigkeit, und während die beiden Männer sich unterhielten, schien Denise gar nicht da zu sein.
Sie schalt Henri, wenn sie dann wieder allein waren, sie schmollte, aber er flüsterte ihr nur zu:
»Muß ich das nicht tun?«
Sie schlug die Augen zu Boden, der Gedanke an ihren Mann, der ihr zuerst gar nicht gekommen war, quälte sie jetzt doch ab und zu, obgleich sie ihn immer wieder auslöschte durch die Idee: ›Ich habe dir nur vergolten, was du mir getan hast.‹ –
Der Sommer ging hin, wieder kam der Herbst nach Montmidi. Es wurde kahl um die Villa, die Gartenarbeiten begannen einzuschlafen. Da sagte Robert einmal ganz unvermittelt zu Denise:
»Ich werde eine Reise machen.«
Sie blickte ihn erstaunt an, doch er äußerte sich nicht näher, und sie mochte nicht fragen. Es vergingen einige Tage, aber von der Reise war nicht mehr die Rede, nur merkte Denise an einigen Vorbereitungen, daß etwas im Werke war. Die Kleidung wurde instand gesetzt, ein Koffer und eine Reisetasche waren vom Boden geholt worden, und an einem Morgen trat Robert, den Hut auf dem Kopf, den Überzieher über dem Arm, vor seine Frau und sagte:
»Lebe wohl, ich bleibe nur einige Tage fort.«
Abermals fragte sie ihn nicht, wohin er ginge, und als er sie zum Abschied küssen wollte, senkte sie den Kopf, daß seine Lippen nur ihr Haar trafen. Dann war er davon. Auf einem Handwagen fuhr Louis das Gepäck die kahle Allee hinunter, die man jetzt bis zur Landstraße übersehen konnte.
Denise zerbrach sich den Kopf, was das nur bedeuten konnte? Der Zug, den er nahm, führte nach dem Süden, nicht nach Paris; der Pariser Morgenschnellzug ging erst zwei Stunden später.
Als Louis vom Bahnhof zurückkam, fragte Denise:
»Wissen Sie, wo der gnädige Herr hingefahren ist?«
Louis blickte sie frech an, wie er es jetzt immer tat, und sagte:
»Na, gnädige Frau, er geht seine eigenen Wege und wird wohl nicht Rechenschaft darüber zu geben brauchen.«
Denise ärgerte sich:
»Das soll er auch nicht; aber ich dachte, er könnte es Ihnen gesagt haben, deshalb frage ich, denn mir hat er es eben nicht gesagt.«
Sie wandte sich auf dem Absatz und wollte gehen, aber Louis lachte und rief ihr nach:
»Sie sagen ihm auch nicht, gnädige Frau, was Sie tun.«
Denise fühlte etwas Feindseliges, Lauerndes dahinter. Sie fuhr herum und fragte kurz:
»Wie meinen Sie das?«
Der Kerl, den im Hause immer fror, hatte seine bläulichen Finger in beide Ärmel wie in einen Muff gesteckt; breitbeinig stand er da und gab sofort zurück:
»Na, ich meine bloß, die gnädige Frau wird wohl auch nicht alles erzählen, was nachmittags um vier Uhr gesprochen wird.«
Denise wußte es mit einem Schlage: der Mensch ahnte etwas. Sie war rot geworden, sie ballte die kleinen Fäuste, sie hätte Louis am liebsten an den Hals springen mögen, aber sie fand keine Antwort. Im Gefühl ihres Unrechtes brummte sie nur: »Ich verstehe Sie nicht.«
Dann ging sie in ihr Zimmer und schloß sich ein. Dort blieb sie mit starren Augen stehen. Wie war das möglich, was wußte denn der Mensch davon? Es überlief sie, daß sie sich schüttelte, ein Gefühl des Ekels und des Schauderns zugleich, daß sie sich in der Hand eines Dritten befand, eines Lumpen, der auf der Seite ihres Mannes stand und jeden Augenblick bereit sein konnte, ihm mitzuteilen, was er wußte.
Dieses Bewußtsein ließ sie den ganzen Tag nicht los, und als Henri nachmittags kam, war sie zerstreut: sie schwankte, sollte sie ihm mitteilen, was der Mensch gesagt hatte?
Henri aber schob ihre Veränderung darauf, daß ihr Mann abgereist war, ohne daß sie wußte, warum. Auch er fragte, sich: ›Was hat diese Reise für einen Zweck?‹ Denn bei dem sparsamen Manne mußte das doch einen Grund haben! Und Henri kam auf die Idee, Robert habe etwas gemerkt und wolle sie überraschen. Darum brach der Baron diesmal zeitiger auf als sonst. Denise hielt ihn nicht zurück.
Als nun der Notar wirklich gekommen war, erschien Henri ein paar Tage nicht. Er hatte es Denise gleich gesagt, und sie versuchte nicht, ihm zuzureden. Seitdem sie die Entdeckung gemacht hatte, einen Mitwisser zu haben, lag es wie lähmend auf ihr. Sie hatte die Empfindung, stärker noch wie einst, daß ihre Dienstboten mit ihrem Manne unter einer Decke steckten. Sie fühlte sich unsicher im Hause, wie von Spionen umgeben, und sie blieb nie in ihrem Zimmer, ohne zuzuschließen. Nur Célestine konnte sie trauen.
Aber als sie die Kleine gemeinschaftlich zu Bett gebracht hatten, und Denise sagte – denn sie war müde und abgespannt –:
»Herrgott, bin ich kaputt heute!« meinte Célestine:
»Na, gnädige Frau, das ist immer so, wenn man Kummer hat.« Nichts ahnend, fragte Denise, indem sie sich anschickte, sich gleichfalls zur Ruhe zu begeben:
»Wie meinen Sie das?«
Célestine, die immer runder und dicker geworden war und nun noch bäuerischer aussah als früher, antwortete in ihrer groben, täppischen Manier:
»Na, der Herr Baron kommt ja gar nicht mehr.«
Sie grinste dabei; sie meinte es vielleicht nicht anders, als wenn man auf dem Dorf einer Grete sagt: ›Wo bleibt denn dein Hans?‹
Denise aber fuhr gereizt auf. Das war das zweitemal, daß jemand darüber sprach, und genau wie sie damals Célestine gezwungen hatte, ihr Rede und Antwort über Robert zu stehen, fragte sie jetzt:
»Célestine, was soll das bedeuten?«
Die wich wieder aus:
»Na, gnädige Frau, seien Sie doch nicht gleich böse, ich mein's doch nicht schlimm.«
»Nein, nein! Was soll das bedeuten?«
»Ach, weiter gar nichts.«
Denise packte sie mit ihren kleinen Händen und den scharfen Nägeln bei den Armen, wie eine Katze, die sich in einen Gegner vergräbt:
»Célestine, Sie wissen, ich lasse Sie nicht los. Sie werden mir sofort sagen, was Sie damit meinen.«
Doch die Bäuerin deutete auf das Bett der kleinen Lucy.
»Gnädige Frau, das Kind schläft noch nicht.«
»Dann gehen wir hinaus!«
Denise zog die Widerstrebende auf den Korridor, öffnete die nächste Tür und ließ sie eintreten. Es war das frühere gemeinsame Schlafzimmer, wo jetzt Robert allein hauste. Dort schob Denise den Riegel vor. Dann fragte sie zitternd vor Erregung: »Also, Célestine, was sagt man? Was wird gesprochen über mich, über Baron d'Hautecourt? Warum ist mein Mann verreist? Sie wissen das alles! Sie müssen es mir sagen, und zwar sofort!«
Célestine ließ sich diesmal nicht länger nötigen, denn sie wußte aus Erfahrung, daß ihre Herrin sie nicht freigeben würde, bis sie geantwortet hätte. Sie machte zwar noch eine Weile Ausflüchte, dann aber sagte sie einfach, was sie wußte: ›Louis und seine Frau hielten sich auf über die vielen Besuche des Barons d'Hautecourt. Man hätte auch im Dorf schon das Schlimmste geredet und es bereits dem gnädigen Herrn hinterbracht.‹
Denise hörte Célestine zitternd an. Sie stammelte nur immer im Gefühl ihrer Schuld:
»Das ist unverschämt!«
Aber sie verteidigte sich nicht.
Die Bäuerin fiel ihrer Herrin zu Füßen und bat sie um Verzeihung: ›Sie hätte sich ja nichts dabei gedacht, sie hätte nur wiedergegeben, was die andern klatschten.‹
Denise war starr vor Schreck: also man redete, man wußte es, und Robert auch! Bei diesen Gedanken überkam sie eine Furcht, daß sie nach der Tür blickte, als müsse er jeden Augenblick eintreten. Endlich raffte sie sich auf und schickte Célestine fort. Sie selbst blieb im Zimmer stehen, in dem er zu ruhen pflegte, der jetzt vielleicht als Rächer ihr gegenüberstehen konnte.
Sie hatte Angst. Robert war noch stiller gewesen als sonst, ehe er abreiste, und er hatte nur gesagt: ›Ich gehe fort!‹ Es ward ihr zur Gewißheit, daß er diese Reise vorgeschützt hatte, um sie zu überraschen. Sie hatte ein unbestimmtes Gefühl: ›Morgen kehrt Robert wieder, und er wird sich gerade den Augenblick auswählen, die Nachmittagsstunde gegen vier Uhr, wo Henri immer kommt.‹ Sie überlegte: was konnte sie tun? Sie mußte Henri warnen. Auf dem Nachttisch brannte die Kerze, die Célestine hatte stehen lassen. Sie starrte in die kleine, gelbe Flamme und zerbrach sich den Kopf, wie sie es machen sollte, sich mit dem Geliebten zu treffen. Morgen früh mußte sie hin. Sie wollte sich einfach in Charenton einen Wagen nehmen und ihn auf seinem Gut aufsuchen. Es war gewagt, aber ihr blieb nichts anderes übrig. Wenn sie schrieb, kam der Brief erst gegen neun Uhr an, dann war er vielleicht – jetzt im Herbst – schon auf die Jagd gegangen und der Brief blieb liegen. Ging sie aber selbst hin, so würde sie Henri suchen können und gewiß finden.
In ihrer Erregung stellte sie sich das ganz einfach vor. Sie besaß ein paar Frank, die ihr Robert vor der Abreise dagelassen hatte, falls irgend etwas Nötiges zu bezahlen wäre. Es war nur wenig, und wenn es sich um etwas Größeres gehandelt hätte, wäre dies Geld ganz unzureichend gewesen, wie es eben Roberts Geiz entsprach. Aber es war doch wenigstens genug, um einen Wagen bezahlen zu können. Und wenn sie nun gesehen wurde? Mein Gott, was war denn dabei! Mochte man sie immer sehen. Ihr schien in ihrer Liebe alles gleichgültig zu sein. Henri würde dem, der ein Wort über sie verlor, schon entgegentreten.
In dem Gedanken an seinen Schutz ward sie ruhiger, und eine große Sehnsucht überkam sie, den Geliebten wiederzusehen, eine Sehnsucht, die sie kaum überwinden konnte. Es war ihr wie ein körperlicher Schmerz, ein Gefühl, daß es ihr Inneres zusammenzog, gleich peinigendem Hunger oder quälendem Durst. Alle ihre Sinne drängten nach dem Manne hin, der ihr das Gegenteil zu sein schien von Robert, der Mitleid mit ihr hatte, der weich mit ihr war, der ihr wie einem höhern Wesen entgegenkam, der ihr die Hand küßte und die Wange und den Mund, der sie liebte. Und sie bedurfte der Liebe, die über sie gekommen war, als sie beinahe verschmachtete danach, als sie vertrocknete und verdorrte unter ihres Mannes kalten, rauhen Händen.
Alle Schwierigkeiten schienen ihr überwunden: ja, sie fuhr einfach morgen früh hin.
Mit der Gewißheit des Entschlusses trat sie zum Nachttisch und wollte das Licht nehmen, um in ihr Zimmer zu gehen. Da sah sie, daß das Fach halb offen stand. Robert mußte es in der Eile der Abreise nicht bemerkt haben; und sie gewahrte Briefe darin. Vielleicht hatte er sie im letzten Augenblick aus der Brusttasche genommen und dort noch hineingezwängt, oder er verwahrte sie überhaupt dort auf, denn er war unordentlich.
Louis' Frau, die das Zimmer besorgte, tat nur gerade das Notwendigste. Das Bett hatte sie kaum gemacht, sondern nur schnell die Decke darüber geworfen; der Staub lag auf der Marmorplatte des Nachttisches, und bei dem Luftzug, der entstand, als Denise die Hand ausstreckte, wehten kleine Flocken empor.
Ihre Augen blieben gebannt an den Briefen hängen, und plötzlich kam ihr der Gedanke, ihr, die keinen Anteil mehr an ihm nahm, der er nichts mehr zeigte, die nicht wußte, mit wem er Briefe wechselte: von wem war das?
Sie sah eine etwas ungeschickte, grobe Handschrift. Im selben Augenblick hatte sie auch schon die Gewißheit, das war die da drüben im Dorf, das Weibsbild, das an allem ihrem Unglück schuld war, das ihr sein Herz entwendet, das sie von ihm getrieben hatte. Und die Neugierde packte sie, zu lesen. Die Briefe waren nicht geordnet, kein Mensch würde merken, daß sie jemand in der Hand gehabt hatte. Darum nahm sie einfach den obersten. Sie fühlte gewöhnliches Papier in der Hand, wie man es beim Krämer in all den kleinen Ortschaften umher kaufte. Sie schlug den Briefbogen auf und sah nach der Unterschrift. Da stand: ›Deine Dicke!‹
Nun hielt sie den Brief ans Licht und las die mit Kinder- Schulhandschrift, ungleich, offenbar mühselig hingezeichneten Buchstaben. Sie tanzten ihr vor den Augen, sie einten sich kaum zu einem Sinn. Denise las nur Worte.
Es waren blöde, dumme Scherze, in einer gewöhnlichen Sprache, unorthographisch geschrieben. Der ganze Brief schien in einem Satz fortzulaufen, ohne Interpunktion. Sie griff weiter nach den andern. Immer lautete die Unterschrift: ›Deine Dicke‹, ›Deine gute Dicke‹, ›Deine kleine Dicke‹, ›Deine treue Dicke!‹ Immer das gleiche, immer war sie dick.
Denises Hand zitterte. Immer war die Rede davon, daß er sie eben erst verlassen hätte, und morgen müsse sie ihn sprechen. Es hatte den Anschein, als schriebe sie ihm oft, ja täglich.
Denise suchte nach dem Datum, es fehlte meist, aber hier und da entdeckte sie einen Monat, sogar eine Jahreszahl. Sie sah, die Briefe waren vor drei Jahren geschrieben worden, zu der Zeit, wo sie bei ihren Eltern in Paris zu Besuch gewesen war. Nun erst gewahrte sie, daß es abgegriffene Wische waren mit schmutzigen Rändern. Sie hatte also nur den Briefwechsel der ersten Liebe vor sich; jetzt brauchten sie sich wohl nicht mehr zu schreiben, und jetzt schrieben sie nicht.
Denise legte das letzte Blatt weg, das sie kaum mehr überflogen hatte, es glich ja doch eins dem andern. Sie enthielten grobe, manchmal schmutzige Worte, die Liebe bedeuten sollten, dazwischen standen sentimentale Phrasen und Albernheiten: ›Mit Dir gemeinsam in den Tod!‹ und ähnliches. Zuletzt hatte Denise der Ekel übermannt, daß sie nur noch mit den Fingerspitzen das Papier anfaßte und es hinschob zu den übrigen.
Aber da war ihr ganz jäh ein seltsames Gefühl gekommen. Es war ihr, als hätte sie ihren Namen entdeckt. Zögernd griff sie den Brief noch einmal heraus und faltete ihn auseinander.
In einem Augenblick hatte sie die Zeile wieder, an der unbewußt ihr Auge hängen geblieben war. Sie las: ›Wen diese Dame Denise mein Dickchen wieder Geschichten macht dan Hau ihr nur einfach ein par runter das hilft du bist fiel zu gut mir solte sie mal komen habe nur Keine Angst wenn sie wirklich mal käme ich besorgtes Ihr schon.‹
Denise packte, als sie die rohen Worte las, eine sinnlose Wut. Sie gab sich keine Mühe mehr, das Papier an seinen Ort zu stecken, sie warf es einfach zu Boden, nahm das Licht und rannte damit in ihr Zimmer hinüber. Dort zog sie sich eilig an, hängte ihren Wintermantel um, ging nach ihrem Schreibtisch, steckte das Geld zu sich, das ihr Robert dagelassen hatte, und lief die Treppe hinab. Die Haustür stand noch offen. Denise stürmte die kahle Allee hinunter, der Chaussee nach dem Bahnhof zu, als würde sie verfolgt.
Sie hatte nur einen Gedanken: sie wollte mit Henri sprechen, gleich, jetzt noch! Sie traf ihn noch auf. Mochten die Folgen sein wie sie wollten. Wenn dieses Weib Robert aufforderte, sie zu schlagen, was konnte ihr dann noch Schlimmeres geschehen? Und wenn ihr Mann die Hand aufhob gegen sie, was hatte sie dann noch hier zu suchen?
Es kam ein Mut über die kleine Frau, wie sie ihn sich selbst nie zugetraut hatte. Sie raste in der dunklen Nacht hin, bis sie außer Atem auf der Landstraße stand. Sie wollte fort, fort, nur fort aus diesem Haus. Sie wollte Schutz suchen bei dem Geliebten. Während sie jetzt, in der Dunkelheit, die Straße hinunterging, etwas langsamer, denn ihre Lunge arbeitete heftig, stand ihr etwas vor der Seele, woran sie bisher in ihrem Liebestaumel nicht gedacht hatte: die Idee, daß sie einmal Henri ganz angehören müßte.
Sie hatte hingedämmert und geträumt, sie hatte geliebt, unsinnig geliebt, und sie war nicht dazu gekommen, an die Zukunft zu denken. Im Glück des Augenblicks wären ihr derartige Erwägungen wie eine Entwürdigung erschienen. Aber jetzt wußte sie, was sie zu tun hatte, sie wollte Henri sagen: ›Ich bin nicht mehr sicher zu Haus; er gibt den Einflüsterungen dieses Weibes vielleicht Gehör, ich werde bedroht an Leib und Leben. Nun zeige dich als der Ritter, der du bist! Nun rette deine arme kleine Frau!‹
Und er würde sie aufnehmen bei sich. Sie wollte bei ihm bleiben und nie wieder nach Montmidi zurückkehren. Jetzt, wo Robert noch nicht heimgekehrt war, mußte alles entschieden werden.
Wie sie an Robert dachte, begann sie sich zu fürchten. Sie meinte ihn jeden Augenblick vor sich zu sehen, wie er die Hand aufhob, um sie zu schlagen. Da beschleunigte sie ihre Schritte. Sie kam durch den Ort. Sie ging am Bahnhof vorbei. Vielleicht konnte er ankommen. Man hörte einen Zug. Sie schlug in der Dunkelheit einen Seitenweg ein, der einen Bogen um das Bahnhofsgebäude machte; dann ging sie auf die Chaussee, die, wie sie wußte, nach La Bergerie führte. Immer schneller eilte sie dahin durch die Nacht, daß sie ihren Umhang verlor. Sie nahm ihn auf den Arm, sie lief und lief weiter. Schließlich, als die Häuser längst aufgehört hatten, blieb sie auf der Pappelallee stehen, lehnte sich gegen einen der alten dickrindigen Stämme, schöpfte Atem und wartete, bis ihr klopfendes Herz sich beruhigte.
Aber die Füße wollten sie nicht mehr tragen. So ließ sie sich nieder in den Chausseegraben, und da sie nun sah, wie sie zum erstenmal recht um sich blickte, daß es doch nicht ganz dunkel war, schmiegte sie sich dicht an den hohen Stamm der Pappel, in der Befürchtung, man möchte sie erkennen.
Sie hatte keinen Mut, in das Dorf zurückzugehen und einen Wagen zu holen; sie fürchtete, dort könnte sie Robert begegnen. Und nachdem sie sich etwas erholt hatte, setzte sie den Weg fort, immer die Chaussee hinab. Henri hatte ihr so oft die Straße beschrieben, eine jener meilenlang in gerader Linie das Land durchziehenden Chausseen, daß ein Verfehlen nicht möglich war, denn der erste Weg links ab brachte sie an ihr Ziel.
Allmählich beruhigten sich ihr Herz und ihr Hirn etwas. Wut und Erbitterung wichen mehr und mehr dem glückseligen Gefühle: sie ging ihrer Zukunft entgegen, der Entscheidung. Denn mit diesem Gang begann sie ein neues Dasein.
Sie dachte Wohl an die kleine Lucy, an das einzige, das sie in Montmidi mit Schmerz zurückgelassen hatte, aber die sah sie doch wieder: das meinte sie wenigstens bestimmt. Sie kannte das Gesetz nicht, sie hatte nie danach gefragt, nie darüber nachgedacht, sie wußte nur eins, ihr gehörte die Tochter nach Recht und Ordnung, denn das Recht war doch das des Herzens, und der Mutter mußte das Kind zugesprochen werden. Was sollte Robert auch mit der Kleinen anfangen, die er kaum ansah. Und dann war sie doch nur ein Esser mehr am Tisch, und davor hatte er ja solche Angst!
Nun wanderten Denisens Gedanken wieder zu ihrem Ziel. Ihre Züge verklärten sich, sie lächelte, sie malte sich aus, wie Henri ihr entgegenkäme auf der Schwelle des Hauses, sie an seine Brust zöge und spräche: ›Nun werden wir Mann und Weib!‹
Und sie konnte es kaum erwarten, bis der Weg endlich abbog. Sie fühlte neue Kräfte in sich, sie lief und lief, ihr war ganz warm geworden. Wenn sie sich zuerst vor den Schatten der Dämmerung gefürchtet halte, so fühlte sie jetzt etwas wie: ›Es ist ja ganz gleich, was kann mir denn geschehen, ich gehe doch zu ihm, zu ihm!‹
Da teilte sich der Weg, die Pappelallee hörte auf, ein hoher Baum zeichnete sich gegen den Nachthimmel ab. Schmarotzerpflanzen wucherten hoch oben in den kahlen Ästen, eine Reihe von Kugeln, die aussahen, als hingen dort gewaltige Nester. Sie kannte ja den Baum, das Wahrzeichen von La Bergerie. Sie kannte ja alles hier, obgleich sie nie hier gewesen war, denn er hatte ihr doch so oft davon gesprochen.
Und als wäre sie längst hier zu Hause, wandte sie sich jetzt rechts. Einen Augenblick darauf tat sich ein schmiedeeisernes Gitter vor ihr auf, groß und schön gearbeitet, zwischen zwei steinernen Säulen. Die Tür war angelehnt, ein Mädchen stand daran und schwatzte mit einem Knecht.
Beide verschwanden im Dunkel, als sie jemand kommen hörten. Denise aber ging weiter den geraden Kiesweg zwischen zwei Buchsbaumhecken entlang, und nun lag auch das weiße Herrenhaus vor ihr, das sogenannte Schloß, eigentlich nur eine kleine Villa.
Wieder, als wäre sie zu Haus, eilte sie um den Bau, an einer Rampe und kleinen Treppe vorbei. Sie sah Licht im Erdgeschoß. Das war sein Zimmer, denn ein Wintergarten schloß sich daran, einst gut gehalten, heute leer, der Herr des Gutes mußte ja sparen.
Das Fenster war sehr niedrig. Sie krampfte ihre Finger an den Sims, lugte durch die geschlossenen Läden und sah Henri stehen. Er schien zu lesen. Er beugte sich nieder auf den Tisch, wo etwas lag, das sie nicht erkennen konnte. Da rief sie:
»Henri!«
Niemand antwortete. Sie rief noch einmal und klopfte an den weißen Laden. Er wandte sich herum, und nun sah sie diese Augen, um die sie alles getan hatte, diesen schwarzen Blick mit den langen Seidenwimpern, aber diesmal ganz anders, nicht weich und zärtlich, sondern erstaunt, während er die Stirn runzelte. Er fragte: »Wer ist da?«
Sie antwortete laut:
»Henri, mach' auf, Denise ist da!«
Er stürzte ans Fenster, öffnete, und wieder fragte er durch den Laden:
»Was ist denn? Wer ist da?«
Da, sagte sie nur:
»Erkennst du mich nicht?«
Er zuckte zusammen:
»Denise?«
Sie lachte:
»Ja, ich bin's!« Aber er fuhr sich mit beiden Händen an die Schläfen und rief:
»Aber um Gottes willen, was ist denn geschehen?«
Sie war ein klein wenig erschrocken. Es entsprach nicht ganz dem, was sie sich geträumt hatte. Aber schon war er zur Gartentür gelaufen, hatte aufgemacht, und Denise sah, wie er durch das leere Treibhaus kam. Sie trat an die Glastür. Nun standen die beiden einander gegenüber, nur durch die spiegelnde Wand getrennt. Lächelnd blickte sie ihn an.
Er bemühte sich, zu öffnen, das Schloß schien verrostet zu sein, endlich ging die Tür auf, Denise flog ihm in die Arme, und vor übermenschlichem Glück schluchzte sie laut, während ihr Kopf an seiner Brust lag.
Er streichelte sie leise und sagte nur etwas erstaunt:
»Denise, du hier, heute abend?«
Dann zog er sie herein und schloß sorgsam die Tür. Sie blieben so in der Dunkelheit des Treibhauses stehen, dessen ringsherum geschlossene Strohmatten sie vor allen Blicken schützten. Da fragte er wieder, und dabei suchte er sanft ihre Arme los zu machen: »Was führt dich denn hierher? Aber das ist ja furchtbar leichtsinnig!«
Sie sah ihn an:
»Leichtsinnig? Jetzt ist es kein Leichtsinn mehr!«
Er wurde böse:
»Wenn nun aber dein Mann zurückkommt?«
Sie rief mit freudiger Zuversicht:
»Mag er nun kommen! Für mich ist er tot! Es gibt nur einen Mann für mich, das bist du!«
Und wieder legte sie ihren Kopf an seine Brust und atmete stürmisch vom schnellen Gang. Er sagte nichts. Er schnalzte nur ein paarmal wie bedauernd mit der Zunge, dann blickte er sich um und flüsterte:
»Einen Augenblick.«
Er machte sich los, lief in sein Zimmer, man hörte das Geräusch eines Schlosses, dann zog er Denise herein. Er drückte sie auf das Sofa, setzte sich neben sie und fragte:
»Aber um Gottes willen, um Gottes willen, was ist denn geschehen? Weißt du auch, was du tust?«
Sie blickte ihn glückselig an:
»Ja, ich weiß es, ich bin fort!«
Nun erzählte sie mit fliegendem Atem von dem Brief, den sie gefunden hatte, daß Robert noch nicht heimgekehrt sei, daß sie sich bedroht fühle durch ihn, und daß sie wüßte, einen gäbe es nur, der sie retten könnte, Henri!
Sein Gesicht war ernst geworden, nichts mehr von dem schwärmerischen Lidersenken, seine Augen blickten nüchtern, klar und hart, obgleich sie tief und schwarz und schön waren wie nur je. Er machte ihr Vorwürfe, ob sie denn ganz den Kopf verloren hätte, er konnte nicht fassen, daß sie allein hierher gelaufen war:
»Hast du denn nachgedacht, was nun werden soll? Du kannst doch nicht die Nacht hierbleiben.« Die Arme sanken ihr schlaff herab:
»Ich kann nicht hierbleiben?«
Er fühlte, wie er sie zurückgestoßen hatte und wollte den Eindruck etwas verwischen, aber doch dabei vernünftig bleiben, darum sagte er, indem er ihre beiden Hände nahm und sie abwechselnd an die Lippen zog:
»Aber das siehst du doch ein, daß das nicht geht. Der Zukunft wegen nicht! Mein Gott, ich wäre ja glücklich, könntest du immer bei mir sein! Aber nur nicht so, nur nicht so! Das ist ja ganz unmöglich! Was sollen denn die Leute sagen? Was wird denn geredet werden? Du machst ja dich und mich unmöglich!«
Sie war wie vernichtet:
»Ja, daran habe ich nicht gedacht! Daran, weiß Gott, daran habe ich nicht gedacht!«
Da redete er ihr zu, wie einem Kinde, indem er immer ihre Hände in den seinen behielt:
»Halte mich nicht für hart und böse, das mußt du aber doch einsehen. Überlege es dir doch einmal. Was sollen denn die Leute sagen? Und denke dir mal heute abend! Und ich bin doch auch nicht darauf eingerichtet. Wo sollst du denn hin?«
Sie sagte nur ganz niedergeschlagen, indem ihre Augen den Boden suchten:
»Ich wollte bei dir bleiben!«
Er sprang auf und lief im Zimmer hin und her, er ereiferte sich, er redete, wie sie ihn noch nie gehört hatte, kurz, vernünftig. Er stellte ihr die ganze Sachlage vor. Er meinte, es wäre ein Streich, den ihr Temperament ihr gespielt hätte, und sie müßte doch überlegen, was daraus werden sollte. Man würde darüber reden, man müßte es unglaublich finden; er könnte sie doch hier nicht verstecken, und schließlich würde Robert kommen und sie holen! Dieser Skandal! Dieser furchtbare Skandal!
Da sagte sie einfach:
»An all das habe ich nicht gedacht.«
Er zuckte die Achseln:
»Ich habe es dir ja gesagt, dein Temperament, dein wundervolles Temperament, dieses Temperament, weshalb ich dich anbete, das hat dir nun mal einen Streich gespielt.«
Jetzt sah sie ihn an, als wäre er ihr ganz fremd, und sie sagte bloß:
»Aber ich muß hierbleiben!«
Er wurde heftig:
»Das geht nicht.«
Sie stand auf:
»Wo soll ich hin?«
»Das weiß ich nicht, das wollen wir noch überlegen, aber hierbleiben ist doch unmöglich.«
Plötzlich stieg es ihr in Bitternis herauf, daß sie kaum sprechen konnte. Sie stammelte:
»Und ich hatte mich doch ganz auf dich verlassen.«
Er lief in langen Schritten auf und ab und sah sie gar nicht an, während er rief:
»Das ist ganz gut gesagt! Aber mein Gott! Nein, ihr Frauen! Das ist schrecklich mit euch! Man muß doch ein bißchen Vernunft und Logik im Kopf haben! Bei Nacht und Nebel kommst du hier an! So überlege doch die Folgen!«
Sie machte eine verächtliche Gebärde:
»Folgen? Mir ist alles ganz gleich! Bei dem, was ich um dich getan habe, was sind da Folgen!«
Er war einen Augenblick etwas beschämt, aber er fuhr gleich wieder fort, wenn auch einlenkend:
»Nun, das mußt du nicht so auffassen! Ich bin der Mann, ich muß an das Praktische denken. Von Liebe und Schwärmerei allein können wir nicht leben. Die Frage liegt einfach so: was wird geschehen, wenn du hierbleibst? Du bringst dich bei aller Welt in schlechten Ruf, dein Mann bekommt recht, und er hat recht, und alle Welt redet. Du machst dich hier unmöglich, und ich mache mich hier unmöglich! Herrgott! Herrgott nochmal!«
Dabei fuhr er sich mit beiden Händen in das wohlgekämmte Haar, daß er sich den Scheitel zerstörte und ihm eine große Locke über die Stirn hing.
Denise brachte kein Wort mehr hervor. Das war der Empfang? An all das hatte sie allerdings nicht gedacht. Sie war so niedergeschmettert, daß sie nur zu einem kam, ihm ruhig zu sagen:
»Bestimme, was soll geschehen?«
Er antwortete sofort:
»Du mußt wieder nach Haus, ehe dein Mann zurückkehrt.«
Aber sie nahm alle Kraft zusammen und schrie:
»Das tue ich nicht!«
Er stand mit derselben Entschiedenheit ihr gegenüber:
»Du mußt es!«
»Nein, nach Hause gehe ich nicht!«
Da fühlte sie die Selbstsucht des Mannes, und eine jähe Empörung kam über sie. Auf diesen hatte sie vertraut, er sollte anders sein als die andern, und was war er? War er nicht genau so wie Robert? Er hätte sie mit offenen Armen der Liebe empfangen müssen, er sollte stolz sein, daß sie dieses Opfer für ihn brachte, daß sie selbst kam und sagte: »Hier bin ich, und ich bin dein, und du sollst mich behalten bis an mein Ende.« Und was geschah? Er sagte nur kalt: »Hier kannst du nicht bleiben!« Da leuchtete es ihr in jäher Erkenntnis auf, als hätte sie sich in diesem Mann geirrt. Es war ihr, als könnten diese weichen, zärtlichen Augen, die jetzt so hart blickten, nicht die Augen der Liebe sein, von denen sie geträumt hatte. Es war in ihr eine fürchterliche Empörung gegen alles, was Mann und Mensch hieß; er, der ein Gott ihr geschienen, war nicht anders, als sie alle.
Denise glaubte nicht mehr an seine Liebe. Wie Robert sie ein halbes, vielleicht ein Jahr geliebt und sie dann verlassen hatte, indem sich allmählich sein Blut kühlte und zu Eis erstarrte, so war es bei diesem Manne hier, in den sie ihr ganzes Vertrauen gesetzt hatte, um deswillen sie bereit gewesen war, einen großen Bruch in ihr Leben zu bringen. Ein halbes Jahr, und die Glut war gekühlt; er wurde hart und kalt, und nun, wo er den Beweis bringen sollte, hielt er sie keines Opfers wert. Sie trat vor ihn und sagte nur:
»Bringen Sie mich nach Hause!«
Er wollte etwas erwidern, er zauderte einen Augenblick, dann hob er die Hände, als hätte er ihr etwas zu erklären, aber sie wandte ihm den Rücken. Da ging er hinaus, und einen Augenblick darauf kam er im Überzieher zurück. Er schlug den Kragen in die Höhe, als wollte er nicht erkannt sein, setzte sich einen weichen Hut tief ins Gesicht und öffnete die Tür.
Vorsichtig löschte er noch die Lampe auf dem Schreibtisch, dann gingen sie eilig nebeneinander her, einen andern Weg, nicht durch das große Tor, sondern einen Pfad hinten herum, daß man sie nicht sehen konnte, heimlich, wie er auch bisher heimlich geschritten war mit dieser Frau.
Schweigend huschten sie durch die Nacht. Denise eilte vorwärts, immer einen halben Schritt vor ihm. Keiner von beiden sprach ein Wort. Das Tempo wurde schärfer, obgleich Denise von dem schnellen ungewohnten Gehen müde war zum Umfallen. Er gab nur unterwegs ein paarmal die Richtung an. Sie folgten einem Fußwege, der bedeutend abkürzte. So brauchten sie nicht durch Charenton zu gehen, aber am Bahnhof mußten sie vorbei. Sie hatten schon den Pfiff einer Lokomotive gehört, sie vernahmen das heftige Dampfausstoßen eines Zuges, der sich in Bewegung setzt; dann klang auf den Schienen das langsame Hinrollen, das in dem Schweigen der Nacht gar nicht aufzuhören schien, sondern unter dem hohen dunklen Himmel wie ein langgezogenes Echo weiterklang.
An einer Stelle mußten sie zwischen Ort und Bahnhof die Chaussee überschreiten. Da nahm Henri Denise beim Arm, um sie zurückzuhalten:
»Einen Augenblick, es kommen Menschen.«
Es war das einzige, was er bisher gesprochen hatte.
Man hörte Tritte, sah Schatten nahen, es waren die paar Leute, die eben mit dem Zug angekommen waren. Aber Denise wandte sich zu ihrem Begleiter:
»Was schadet denn das?«
Er redete ihr zu:
»Denise, wir wollen doch vernünftig sein.«
Sie antwortete mit unsäglicher Verachtung:
»Vernünftig! Für wen denn! Ich will es Ihnen sagen, wir wollen nicht feige sein.«
Er blickte sie zornig an, aber sie war schon weitergegangen und schritt vor den vom Bahnhof kommenden Leuten die Straße hinab. Henri blieb immer einen halben Meter hinter ihr. Lautlos ging die Wanderung weiter Montmidi zu.
Da hörte sie plötzlich jemanden stärker ausschreiten. Mit einem Male legte sich eine Hand auf Denisens Schulter, und eine Stimme rief:
»Was machst du denn hier?«
Sie wandte sich um, ein lähmender Schreck fuhr ihr durch die Glieder. Ihr Mann stand vor ihr, die kleine Reisetasche in der Hand, und sah sie durchbohrend an. Wieder tönte es:
»Was machst du denn hier in der Nacht?« Sie gab keine Antwort.
Fast zugleich wandte sich Robert an Henri, der auch stehen geblieben war:
»Herr d'Hautecourt, darf ich Sie bitten, mir das zu erklären?«
Henri runzelte die Stirn. Er war erschrocken, aber er war ein Mann von Welt. Solch einer Bewegung wäre er zwar ausgewichen, solange es möglich war, fand sie aber nun einmal statt, so zog er keinen Augenblick zurück; wollte es das Unglück, daß er mit dem Mann zusammentraf, nun, so hieß es eben die Folgen tragen. So sagte er ganz ruhig und überlegen:
»Ich begleite die gnädige Frau.«
Robert meinte:
»So, und darf ich fragen, wo sie gewesen ist?«
Jetzt zögerte Henri. Endlich fand er die Antwort:
»Es wird Ihnen wohl genügen, Herr de la Caille, wenn ich Ihnen sage, daß diese Dame unter meinem Schutz steht!«
Roberts Faust, in der er den Stock hielt, zitterte vor Wut. Er rief:
»So, also meine Frau steht unter Ihrem Schutz, das ist ja sehr nett!«
Henri wartete darauf, der andere würde sich auf ihn stürzen, und war bereit, ihn abzuwehren. Aber da warf sich Denise zwischen sie. Die kleine Frau richtete sich stolz auf und sagte zu ihrem Manne:
»Bitte, ich bedarf des Schutzes dieses Herrn nicht. Er irrt sich. Ich habe ihn nur gebeten, mich der Dunkelheit wegen zu begleiten, genau so, wie ich dich darum gebeten hätte.«
Robert fragte:
»Wo bist du gewesen?«
Aber da trat Henri dazwischen: »Herr de la Caille, ich glaube, wir besprechen das zu einer andern Stunde, Sie wissen wohl, daß wir Zuhörer haben!«
Dabei wies er auf Bauern, die in größerer oder geringerer Entfernung daherkamen; auch den Bäcker mit seiner Frau sah man, die auf der nächsten Station Verwandte besucht hatten.
Robert rief kurz:
»Stört Sie das? Mich nicht! Ich habe ein reines Gewissen!«
Denise ahnte, daß sich jetzt hier vor dem ganzen Dorf alles abspielen sollte, sie fühlte, daß die Leute nach dem, was sie von Célestine gehört hatte, nur darauf warteten, daß das Gewitter, das sie längst kommen sahen, sich nun endlich entlüde! Diese Klatschbasen, die da alles wußten von ihren Nebenmenschen, wollten jetzt den Spaß haben, mit zu erleben, wie die Gutsherrschaft vor ihnen ihre schmutzige Wäsche wusch.
Da kam ihr der Gedanke, das alles kurz abzuschneiden. Die Frechheit Roberts, sich als den Unschuldigen hinzustellen, empörte sie. Sie dachte an die Briefe, die sie gelesen, an die Gerüchte, die sie gehört hatte, an die Gänge, die er immer tat, an die Jagdausflüge, bei denen er nichts schoß; all ihre Empörung sammelte sich in dem Gedanken an dieses dicke, gemeine Geschöpf, an diese Kuhmagd, die sie in ihrer Phantasie war, und sie rief wutzitternd: »Und die Dicke?«
Robert blieb erstaunt stehen. Er fand keine Antwort. Denise aber wandte sich zu Henri und sagte, um die Sache zu beenden:
»Ich danke Ihnen vielmals für Ihre Begleitung, gute Nacht, Herr d'Hautecourt.«
Der Baron aber, dem gleichfalls die Anwesenheit all dieser Zuhörer peinlich war, lüftete den Hut:
»Herr de la Caille, ich stehe ganz zu Ihrer Verfügung. Sie verstehen mich: vollkommen zu Ihrer Verfügung. Ich warte auf eine Nachricht von Ihnen. Guten Abend.« Damit machte er eine Verbeugung, wandte sich um und ging langsam die Chaussee hinab, um wieder in dem Seitenweg zu verschwinden, den sie abkürzend gekommen waren.
Robert aber sagte zu seiner Frau nur die Worte:
»Komm mit!«
Sie gingen. Die Leute, die sich trotz der späten Stunde in immer größerer Menge wie durch ein Wunder gesammelt hatten, starrten ihnen nach. Allmählich blieb die Menge zurück und das Paar war allein.
Denise wickelte sich in ihren Umhang, sie war auf alles gefaßt, und sie wandte sich ganz ruhig herum, als er nun wirklich, wie sie in der Allee zur Villa standen, stehen blieb und kurz fragte:
»Wo bist du gewesen?«
Denise durchzuckte es einen Augenblick, eine ausweichende Antwort zu geben, denn sie war zu stolz, um zu lügen! Aber als noch einmal wutzitternd:
»Wo bist du gewesen?« ihr entgegenklang, stieg die Empörung in ihr auf, daß dieser Mann, der selbst sündigte, sie zur Rechenschaft ziehen wollte. Sie war fertig mit ihren Nerven, sie wollte keinen Kampf und keinen Streit mehr, sie hatte dieses Leben satt. Sie fühlte, es war doch alles zu Ende, und darum lieber Schluß als noch eine lange Qual. Da sagte sie ganz einfach, als sei es das Natürlichste von der Welt:
»Ich war in La Bergerie.«
Er war so erstaunt über dieses glatte Geständnis, daß er im ersten Augenblick gar keine Erwiderung fand. Er stammelte nur: »So – so – so – so!«
Endlich fügte er hinzu:
»Und das sagst du mir ganz einfach?«
»Ja, das sage ich dir ganz einfach.« »Wie kommst du dazu?«
Sie sprach leise, aber fest, ganz ruhig und entschlossen:
»Weil ich zu stolz bin, zu lügen, wie du mich belogen hast seit Jahr und Tag. Hörst du, weil ich zu stolz dazu bin.«
Er wurde immer ruhiger, aber immer fassungsloser:
»Davon sprechen wir nicht! Davon sprechen wir nicht!«
»Doch, davon sprechen wir, ich spreche davon. Du hast mich hintergangen seit Jahr und Tag, und ich habe es dir zurückgegeben. Ich leugne es nicht einen Augenblick. Ich bin nicht hinterlistig, ich bin nicht feige! Eins will ich dir aber sagen: du hast mich dahin gebracht. Ich habe mich bemüht, deine Frau zu sein, deine gute, brave und ehrliche Frau, eine anständige Frau. Du hast es mir unmöglich gemacht. Das sind die Folgen.«
Damit wollte sie einfach weitergehen, der Villa zu. Sie wartete darauf, er würde sie schlagen. Sie glaubte, jeden Augenblick müsse sein Stock oder seine Faust niedersausen auf ihren Kopf; er würde sie erwürgen und töten. Was galt ihr das? Es war ihr gleich! Nein, es wäre ihr recht gewesen! Was ging sie das ganze Dasein überhaupt an, diese Häufung von Jammer und Schmutz. Sie war auf der Erde gewesen, sie hatte nicht viel Freude gehabt, sie wollte wieder gehen, und sie weinte diesem Elend keine Träne nach. Sie schloß, während sie hinschritt, die Augen, seinen Angriff erwartend. Aber er kam nicht.
Robert ging eilig an ihr vorbei, stellte sich ihr in den Weg und fragte:
»Wo willst du hin?«
»Nach Hause.«
»Das erlaube ich dir nicht!«
Sie warf die Lippen auf:
»Es ist mein Haus.«
»Nein, deins nicht mehr, du hast kein Recht, hier zu sein, ich verbiete es dir. Du gehst mich nichts an, mach', daß du fortkommst! Geh zu deinen Eltern, geh nach Paris, oder besser noch, geh nach La Bergerie! Aber über meine Schwelle setzst du keinen Fuß!«
Er hatte sich in die Wut hineingeredet, ließ die Reisetasche fallen, ballte beide Fäuste und schrie sie an:
»Glaubst du, ich ließe dich wieder in mein Haus? Nein, nicht über die Schwelle!«
Dabei fuchtelte er ihr mit den Fäusten vor dem Gesicht herum.
Sie blieb ruhig stehen, ohne sich zu fürchten, aber sie schloß bei dem Luftzug die Augen. Er deutete es anders und rief in immer steigender Wut:
»Glaubst du, daß ich mich an dir vergreife? Glaubst du, daß ich dich überhaupt noch anrühre? Du bildest dir wohl ein, ich würde eine große Geschichte daraus machen? Fällt mir gar nicht ein! Rausschmeißen tue ich dich, weiter nichts!«
Damit machte er plötzlich kehrt und lief ein paar Schritte fort. Unterwegs schien ihm einzufallen, daß er die Reisetasche hatte stehen lassen, und es war ein tragikomischer Abschluß, daß er noch einmal umdrehen mußte, um sie vom Boden aufzuheben. Er würdigte Denise dabei keines Blickes, lief mit eiligen Schritten davon, und sie blieb regungslos stehen.
Sie hörte seine Tritte verklingen, sie sah, wie er sich der Villa näherte, deren weiße Mauern unbestimmt leuchteten, sie vernahm in der großen Stille der Nacht, wie er lange am Schlüsselloch klapperte, wie er aufschloß, wie die Tür zuschlug. Dann war alles ruhig.
Sie atmete tief. Sie stand im bloßen Kleide da, der Umhang war ihr von der Schulter gerutscht. Sie fühlte sich wie sinnverwirrt, wie zerschlagen und zerbrochen, keines Gedankens fähig. Sie wußte nur eins, es war alles, alles aus mit einem Schlage. Sie hatte keinen Mann, kein Heim, und der, um dessentwillen sie alles getan, hatte sie ruhig Roberts Gewalt überlassen. So blieb sie lange, wie betäubt, als hätte sie den Schlag wirklich bekommen, den sie ruhig von ihrem Mann erwartet hatte.
Aber da zuckte sie zusammen: sie fröstelte, sie begann zu frieren, und das brachte sie zur Wirklichkeit zurück. Sie überlegte, was tun. Sie nahm ihren Umhang über die Schultern, machte kehrt, ging langsam die Straße zurück, den Weg bis zur Landstraße und endlich diese hinab.
Der Rückschlag war eingetreten, ihre größte Erregung vorbei, sie sah dem Kommenden ruhiger ins Gesicht, und wie sie über ihre Lage nachzudenken begann, ward sie sich dessen bewußt, daß sie mitten in der Nacht auf einsamer Chaussee stand in tiefster Dunkelheit und ganz allein.
Da beeilte sie ihre Schritte. Sie war sich klar, sie mußte zum Bahnhof; dort konnte sie warten. In zwei bis drei Stunden höchstens – sie wußte die Zeit nicht genau – ging der Schnellzug nach Paris, und sie war sofort entschlossen, den mußte sie nehmen. Sie wollte zu ihren Eltern, dem einzigen, was ihr jetzt blieb. Wenn sie sich auch jahrelang nicht um sie gekümmert hatten, es war doch ihr natürlicher Rückhalt, dort gehörte sie hin.
Erst als sie auf dem Bahnhof ankam, wo im Wartezimmer nur trübe eine Lampe brannte, fiel ihr ein, daß sie nicht genug Geld hatte. Und wenn ihr bisher alles leicht und einfach erschienen war, so traf sie das wie ein kaltes Sturzbad. Geld, Geld, das elende Geld, das alle Träume zur Erde drückte, das an all ihrem unseligen Geschick Schuld war. Geld, mit dem der Verzweifelte rechnen mußte wie der Schwärmer, Geld, das allen Stolz niederzwang! Was sollte sie tun? Sollte sie zu ihrem Manne zurückkehren und das Reisegeld nach Paris verlangen? Sollte sie zu dem Geliebten gehen? Pfui!
Angesichts dieser einzigen Möglichkeit erschien es ihr als weniger entwürdigend, wenn sie sich einfach an irgend jemand hier am Bahnhof wandte. So ging sie auf den Stationsvorsteher zu, als er gerade heraustrat. Es war ein junger Beamter, der sie früher immer artig gegrüßt hatte, obgleich Robert in keinen Beziehungen zu ihm stand. Sie sagte ganz einfach:
»Sie wissen, wer ich bin. Gewisse Umstände zwingen mich, sofort zu meinen Eltern zurückzukehren. Ich muß den nächsten Zug nehmen, aber ich habe kein Geld. Mein Vater ist Herr de Verneuil. Sobald ich in Paris bin, werde ich mir erlauben, Ihnen das Geld zurückzuschicken. Können Sie mir so viel geben, daß ich die Fahrkarte bezahlen kann?«
Der Stationsvorstand sah sie erstaunt an, und während sie sprach, glitt zuerst ein Lächeln über sein Gesicht, ein Lächeln des stillen Einverständnisses, das so viel hieß wie: ›Na ja, ich weiß schon, wie's mit euch steht!‹ Aber als er die entschlossene Miene und das ernste Gesicht der jungen Frau sah, erstarb das Lächeln auf seinen Zügen, seine Augen blickten mitleidig, und er sprach sehr artig:
»Gnädige Frau, ich stehe ganz zu Ihrer Verfügung.«
Er ging in sein Bureau, suchte Geld zusammen, nahm etwas aus seinem Portemonnaie, und dann sagte er mit einiger Verlegenheit:
»Gnädige Frau, ich hoffe, es wird zureichen. Ich kann Ihnen in dem Augenblick nicht mehr geben. Ich bin Beamter und habe nichts von Haus.«
Dann grüßte er artig, verbeugte sich und ging davon, ehe Denise ein Wort des Dankes hatte sagen können. Sie hielt das Geld in der Hand. Sie war dem jungen Menschen dankbar für seine taktvolle Zurückhaltung, und nun setzte sie sich in einem Winkel des Wartesaales auf einen Strohstuhl, und immer krampfhaft zwischen den Fingern die paar Goldstücke haltend, wartete sie, bis der Billettschalter geöffnet wurde. Sie starrte stumm vor sich hin, sie wollte überlegen, aber sie konnte nicht. Sie hatte nur den einen Gedanken: ›Nach Paris! Zu ihren Eltern!‹ Alles andere war ihr gleich.
Aber da dachte sie an die kleine Lucy, und das stimmte sie weich. Der Gedanke an ihr Kind half ihr die Zeit vertreiben. Sie dachte daran, wie morgen früh Lucy aufwachen und nach der Mama fragen würde, die nicht da war; wie man es ihr beibrächte, daß sie die Mutter jetzt nicht zu sehen bekäme. Sie vergegenwärtigte sich das Lächeln der Kleinen, und wie sie dann mit einer gewissen Bewegung, die sie immer hatte, den Kopf schüttelnd die Locken aus der Stirn warf. Es kam über Denise eine solche Rührung, daß ihr Herz pochte und sie den Tränen nahe war. Aber sie bekämpfte sie, und immer tröstete sie die Überzeugung, in ein paar Tagen vielleicht schon würde sie das Kind bei ihren Eltern wiedersehen.
Plötzlich wurde sie aus ihren Gedanken aufgescheucht. Der junge Stationsvorstand kam mit einer Decke und sagte liebenswürdig:
»Gnädige Frau, darf ich Ihnen das anbieten?«
Dann zog er unter der Decke noch ein Fußkissen hervor. Sie stellte die Füße darauf, ließ sich von ihm einwickeln wie ein Kind, dann grüßte er wieder artig, unaufdringlich und sagte:
»Es tut mir leid, daß ich Ihnen keinen bessern Raum anweisen kann, aber in das Dienstzimmer dürfen Sie nicht, und mein eigenes ist wohl nicht darnach.«
Denise tat die ruhige, taktvolle Artigkeit dieses Mannes wohl. Sie sagte nur:
»Ich danke Ihnen, Sie sind sehr liebenswürdig.«
Der Stationsvorstand entfernte sich, ohne sie neugierig anzusehen, ohne eine Teilnahme, die ihr wehgetan hätte. Sie dachte nach. Wie kam er dazu? Warum hatte er das Geld gegeben, ohne auch nur zu fragen? Und sie fand nur eine Erklärung: man wußte eben im ganzen Ort, wie es zwischen ihr und Robert stand. Dieser Schluß in der heutigen Nacht war wohl nur das, was die bösen Zungen und auch dieser eine – doch er vielleicht mitleidigen Herzens – längst vorausgesehen hatten.
Endlich kam der Zug. Schon vorher war der Stationsvorstand wieder erschienen und hatte gesagt:
»Gnädige Frau, es ist Zeit!«
Er hatte ihr selbst das Billett gebracht, und sie bezahlte es ihm von dem geborgten Gelde. Als er sie hinausgeleitete, fragte er:
»Gnädige Frau, Sie werden doch genug haben?«
Sie dankte. Er öffnete selbst eine Wagentür, half ihr hinein, und im letzten Augenblick reichte er ihr noch die Decke. Sie wollte sie nicht annehmen, aber er meinte:
»Gnädige Frau, es ist eine lange Nachtfahrt, Sie schicken sie mir gelegentlich zurück.«
Er schloß die Tür, gab das Signal und war ganz wieder der Mann des Dienstes, wie er dastand und dem davonbrausenden Zuge nachsah.