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Vater: Nachdem wir Robinson zuletzt bei Bemühungen um einen übermäßig schweren Gegenstand beobachtet haben, finden wir ihn jetzt mit etwas beschäftigt, das ganz besonders leicht an Gewicht ist.
Ursula: Was mag er denn nun bloß vorhaben?
Vater: Er beobachtete eines seiner Haustiere.
Peter: Einen von den Gemsbüffeln? Die sind doch gar nicht so furchtbar leicht!
Vater: Ich meine auch keins dieser Tiere! Robinson hatte sich nämlich noch etwas anderes Lebendes beigesellt oder besser gesagt so lange Zeit hindurch in seiner Nähe geduldet, daß es ihm recht vertraut geworden war. Ratet einmal, was es gewesen sein mag.
Ursula: Ein Vogel!
Johannes: Ein Maulwurf!
Dietrich: Vielleicht gar eine Schlange?
Vater: Nun, ich sehe schon, daß ihr nicht darauf kommt. Es war eine Spinne. Sie hatte ihr Netz in einem Winkel am Höhleneingang gesponnen, und unserem einsamen Freund machte es immer wieder Vergnügen, zu beobachten, wie sie gleich ihm sich bemühte, ihre bescheidene Behausung stets fester und wohnlicher zu machen. Er kannte allmählich schon alle ihre Gewohnheiten, wußte, wann sie zu schlafen pflegte, und wann sie auf Jagd ausging.
Oft ließ sich die Spinne an einem Faden, den sie rasch aus ihren Spinndrüsen absonderte, vom Netz weit hinabhängen und verharrte am Ende des Fadens scheinbar ganz untätig, aber nicht unbeweglich. Denn sie schwankte langsam hin und her wie das Pendel einer Wanduhr, auch wenn der Tag vollkommen windstill und an keinem Baumblättchen sonst die geringste Bewegung 199 wahrzunehmen war. Robinson fiel diese Erscheinung schließlich auf, und er folgerte daraus, daß ein solcher dem Auge nur eben noch erkennbarer Spinnenfaden in seiner Zartheit besondere Eigenschaften besitzen müsse, zumal die einer großen Empfindlichkeit. Schließlich mußte doch das Hin und Her dieses Spinnenpendels eine Ursache haben in irgendwelcher Bewegung der Luft oder des Zweigs, obschon diese Bewegung so schwach war, daß sie sich auf gar keine andere Art nachweisen ließ.
Und dies brachte ihn auf einen höchst eigentümlichen Gedanken: er wollte nämlich diesen Spinnenfaden mit dem daran hängenden Gewicht in Verbindung setzen mit – – nun, was meint ihr wohl? – – Aber nein, der Gedanke war wirklich zu seltsam, als daß ihr ihn erraten könntet – also hört: er wollte dies Spinnenpendel in Verbindung bringen mit dem Vulkan auf seiner Insel, der ihn in so großen Schrecken versetzt hatte!
Johannes: Um Gottes willen, Vater, was ist das für ein Gedanke! So ein winziges Tierchen und so ein großer glühender Berg! Wenn er eine Spinne verbrennen will, braucht er doch dazu kein Vulkanfeuer!
Vater: Scheint mir auch so. Er beabsichtigte auch ganz etwas anderes. Und um euch seine Absicht begreiflich zu machen, wollen wir vorerst die Spinne ganz beiseitelassen und uns einmal mit dem Vulkan beschäftigen, der noch immer für Robinson ein Gegenstand aufmerksamster Betrachtung war. Der Berg war seit jenem Ausbruch vollkommen ruhig geblieben und verkündete nur noch manchmal durch eine schwache Rauchsäule seine wahre Natur. Da aber kein Ausbruch und – leider – auch kein feuriger Lavaerguß mehr stattfanden, so hatte Robinson es wiederholt gewagt, den Berg zu ersteigen, ja sogar bis zum Kraterrand vorzudringen und in den Schlund hinabzuschauen.
Johannes: Zu der Gebirgspartie hätte er mich aber nicht mitbekommen, nicht um die Welt!
Vater: Vielleicht doch. Daß mit einem Vulkan unter keinen Umständen zu spaßen ist, leuchtet ein. Wenn man ihn aber gut kennt, besonders auch die Wege seiner Ergüsse und die mutmaßlichen Pausen in seiner Tätigkeit, dann braucht man nicht gerade tollkühn zu sein, um ihn zu besuchen. Der berühmteste Vulkan Europas, der Vesuv, bildet ja geradezu 200 ein Ausflugsziel für Tausende von Reisenden, die sich um so lebhafter zu ihm drängen, je kräftiger er arbeitet. Selbst wenn er die glühenden Gesteine bis zu Turmhöhe ausspeit, kann man sich dem Kraterrand bis auf zweihundert Meter ohne sonderliche Gefahr nähern, ja bis vor kurzem konnte man ein tüchtiges Stück des Aschenkegels auch mit einer Drahtseilbahn befahren und sich bei der Bahnstation in einer guten Wirtschaft mit Speise und Trank erquicken, während Teller und Schüsseln unter beständigem Erdbeben erklirrten. Tatsächlich haben auf dem Vesuv nicht wenige Menschen fast ununterbrochen gelebt, die Bewohner von ungefähr zehn Ortschaften, die bis hoch hinan den Berg besiedelt und für Weinpflanzungen urbar gemacht hatten. Ja, ein bedeutender Forscher, Palmieri, hat durch Jahrzehnte in einer besonders ausgestatteten Bergwarte (im Observatorium) gehaust und von dort aus die nahe Donnermündung selbst zu Zeiten grimmiger Ausbrüche beobachtet. Und niemals ist ihm ein Unheil widerfahren, während sein berühmtester Vorgänger, Plinius, siebzehnhundert Jahre zuvor seine Annäherung an den Berg mit dem Tod büßen mußte. Was nun die eigentliche glutspeiende Krateröffnung hoch oben betrifft – wie groß stellt ihr euch die wohl vor?
Peter: Das muß doch ein mächtiges Ding sein, vielleicht so groß wie unser Rasenrondell dort im Garten.
Johannes: Wenn das bloß reicht; am Ende gar so groß wie ein rundes Gasometergebäude.
Vater: Das wäre ja immerhin schon ein ganz schönes Schornsteinloch für den Auswurf von Feuer und Glutguß. Aber ihr seid von der Wirklichkeit trotzdem noch recht tüchtig entfernt. In Wahrheit zeigt zum Beispiel der Vesuvkrater einen Umfang von fast dritthalb Kilometern, also einen Durchmesser von der Länge wie vom Hauptbahnhof in Hamburg zum Bahnhof Dammtor. Und der Vesuv wird in diesem Ausmaß von anderen Feuerspeiern noch weitaus übertroffen. Erst neuerdings hat man den allerumfangreichsten Krater ausgemessen, den des Vulkans Katmai auf Alaska im hohen Norden von Amerika, dessen Auswurfsöffnung einen Umkreis von fünfzehn Kilometern aufzeigt, das ist eine Rundfigur, in welcher der größte Teil von Hamburg Platz hätte. Über die Durchmesser der Öffnungen vom Vulkan Krakatoa bei Java, der bei seinem 201 gewaltigen Toben im Jahre 1883 sich selbst zum Teil vernichtete, ist nichts Zuverlässiges zu ermitteln. Was für eine Feueresse er aber geschürt haben muß, mag daraus hervorgehen, daß seine Rauchsäulen bis zu dreißig Kilometern Höhe aufstiegen, zweihundertmal höher als der Kölner Dom, daß siebentausend Menschen unter seinen Flammenspielen zugrundegingen, und daß die Erschütterung bis zum anderen Kontinent jenseits des Großen Ozeans wahrgenommen wurde. – Im Verhältnis zu solchen Ungeheuern war nun Robinsons Vulkan sicherlich einer von den ganz kleinen. Trotzdem blieb der Blick ins Innere herzbewegend genug; und es konnte einem den Atem versetzen und den Puls zum Stocken bringen, wenn man am Rand stehend in unvorstellbarer Tiefe die dunkelroten Massen gewahrte, die da unten brodelten und kochten, in Zwischenräumen gurgelnd emporschwollen, Schwefelgase hinaufstießen und dann wieder in mächtigem Groll erdenwärts zusammenfielen.
Dietrich: Wir wollten dich schon immer fragen, Vater, wie es kam, daß jener Berg auf Robinsons Insel plötzlich zu speien begann. Was mag eigentlich in so einem Vulkan vorgehen, wenn er zu wüten anfängt?
Vater: Darüber gibt es verschiedene Lehren, die einander zum Teil widersprechen, zum Teil auch größere physikalische Kenntnisse voraussetzen, als ihr euch bis jetzt anzueignen vermochtet. Robinson hielt sich an eine Erklärung aus seinen Büchern, die ihm recht gut einleuchtete und die auch mir selbst gut brauchbar erscheint, wenngleich ich ihre ausschließliche Geltung nicht behaupten möchte. Man hat danach anzunehmen, daß die Feuerberge durch ihre Schlünde mit den glutflüssigen Massen des tiefsten Erdinnern in unmittelbarer Verbindung stehen. Das was uns von unserer Mutter Erde gewöhnlich zum Bewußtsein kommt, ist nur ihre oberflächliche erkaltete Rinde, die, selbst immer tiefer erstarrend, auf jene feuerflüssigen, unablässig sich bewegenden Massen drückt und sie verhindert, einen wirklichen Zustand des Gleichgewichts zu erreichen. Und nicht nur die stets weiter erstarrende Kruste erzeugt diese Drücke, sondern auch die Sonne und der Mond. Diese Gestirne wirken nämlich kraft ihrer Anziehung, die ihr ja schon von unserem Gespräch über Ebbe und Flut her kennt, durch die Erdrinde 202 hindurch und erzeugen im inneren Glutozean Erhöhungen und Vertiefungen, die der Flut und Ebbe auf dem sichtbaren Wasserozean vergleichbar sind, sowohl in der Ursache wie in den Bewegungen selbst. Aus diesen Ungleichheiten in der Verteilung der Massen und aus den durch eingepreßte Gase noch gesteigerten Verschiedenheiten im Druck entstehen Spannungen, die sich in mehr oder minder gewaltsamen Durchbrüchen einen Ausweg zu verschaffen suchen. Die Vulkane dienen dabei als die Ventile, die aus dem geheizten Erdkessel die überschüssigen Dämpfe herauslassen, aber auch bei allzu gewaltigem Ansturm bersten und in ihren Ausbrüchen von den Katastrophen im Innern der Erde Kunde geben. Sonach sind auch die Erdbeben im wesentlichen vulkanische Vorgänge, und man hat versucht, beide vorauszuberechnen; denn für Leib und Leben der Anwohner ist es natürlich von größter Bedeutung, vorauszuwissen, wann die Erde beben oder ein benachbarter Vulkan ausbrechen wird. Freilich ist es bis heute nicht gelungen, dies irgendwie genau zu bestimmen; indes gibt doch die Natur einem aufmerksamen, durch gute Instrumente unterstützten Beobachter allerhand Signale, gleichsam Warnungen, sich noch beizeiten in Sicherheit zu bringen. So hat der bereits genannte Palmieri seine Mitbürger auf dem Vesuv wiederholt warnen gekonnt, und manches junge Leben ist dadurch vor jähem Verderben bewahrt worden.
Das also war der Gedanke, der Robinson bewegte, sobald ihm die ewige Drohung des Vulkans jetzt wieder ins Bewußtsein drang. Er wollte sich ein Instrument herstellen zur Anzeige etwaiger Erderschütterungen, und er sagte sich sehr richtig, daß ein solches Instrument – man nennt es Seismograph (der Vater sagte: Se-ismograph) – die Gefahr weit eher fühlen würde als die groben Sinne des Menschen, die das Unheil gewöhnlich erst erkennen, wenn es bereits hereingebrochen ist.
Dietrich: Ich wette, jetzt kommt die Spinne, obgleich ich mir nicht recht vorstellen kann, was eine Spinne mit einem Seismographen zu tun hat.
Vater: Das wird sich gleich zeigen. Die schwebende Spinne an ihrem Faden stellte ein Pendel dar, und nun ist die einfachste Form des Seismographen auch gar nichts anderes als ein frei schwebendes, höchst empfindliches Pendel mit spitzem 203 Metallgewicht, das seine Bewegungen unten in feinen Sand einzeichnet. Freilich die Spinne selbst kam nicht weiter in Betracht, wohl aber ihr Faden, denn der war ein Seidenfaden, also der beste für ein solches Pendel, das die allergeringsten, dem Menschen nicht mehr wahrnehmbaren Erderschütterungen aufzeichnen soll.
Johannes: Ein Seidenfaden? Ich denke, der kommt von einer Raupe her?
Vater: Nicht immer. Es gibt nämlich Seidenspinnen, deren Hauptart, Halabé genannt, auf der Insel Madagaskar heimisch ist, aber auch in anderen warmen Gegenden Artgenossinnen aufweist. Die von Robinson beobachtete Spinne war also eine Berufsschwester im Seidengewerbe, und das einzige, was man ihr allenfalls zum Vorwurf machen konnte, war, daß sie gar zu feine Arbeit lieferte; denn unser Freund mußte erst zwanzig bis fünfundzwanzig ihrer Spinnfäden zusammendrehen, ehe ein einziger richtiger Seidenfaden herauskam, und der war auch noch dünn genug, aber sehr haltbar und für den Zweck Robinsons wie geschaffen. Und nun begreift ihr also, was es zu bedeuten hatte, wenn ich sagte, daß die Spinne mit dem Vulkan in Verbindung gebracht werden sollte: aus den Drüsen ihres Hinterleibs entspann sich das Instrument, das Robinson fortan zur Beurteilung künftiger vulkanischer Tätigkeit verhelfen sollte.
Der Seidenfaden bekam nunmehr als Pendelgewicht ein spitzes Metallstückchen, wurde in der Höhle aufgehängt und begann in untergestelltem feinen Sand zu zeichnen. Nimmermüde, unaufhaltsam, ohne Ruh' bei Tag und Nacht. Er schien zu sagen: eine wirkliche Ruhe der Erdkruste gibt es nicht. Bei der Nähe eines Vulkans war dies leicht erklärlich, selbst wenn dieser Berg, von früherem Ausbruch erschöpft, jetzt nur ganz geringe Spuren eines siedenden Innenlebens verriet. Aber Robinson hätte sein Pendel wo immer in der Welt aufhängen können, und er würde doch nur höchst selten eine vollkommene Ruhe beobachtet haben.
Ursula: Aber Vater, von Erdbeben hört man so wenig, und hier bei uns ist doch die Erde immer ganz stille?
Vater: Wir hören so wenig davon, weil nur die stärksten von den amtlichen Warten gemeldet werden. Man darf aber mit Sicherheit annehmen, daß fast an jedem Tag irgendwo auf der Erde ein Beben stattfindet; am häufigsten natürlich in vulkanischen 204 Gebieten, wo die Einwohner meist so gleichgültig gegen die Erscheinung werden, daß sie schwächere Beben kaum noch beachten.
Dietrich: Sind denn die Apparate in unseren Warten auch bloß so einfache Zeichenpendel?
Vater: O nein, das sind sehr verwickelt angelegte Werkzeuge, die sich zu Robinsons Instrument verhalten wie ein feines Chronometer zu einer Sonnenuhr. Trotzdem: Robinsons Spinnenpendel war ein Seismograph, und er selbst ein kleiner Palmieri in einem Observatorium. Und als solcher war er sogar imstande, aus den Angaben seines Pendels auf sehr entfernte Bebungen zu schließen. Ja noch mehr! Er konnte sogar ausrechnen, in welcher Entfernung solch ein weit abgelegenes Erdbeben stattfand.
Johannes: Das kann ich mir nun wahrhaftig gar nicht vorstellen.
Vater: Denke dir einmal, wir hätten hier vor uns solch einen Seismographen. Du beobachtest ihn von elf bis zwölf Uhr, er ist in Ruhe. Um Punkt zwölf Uhr gibt er ein Zeichen, es bebt also irgendwo auf der Erde; und zehn Sekunden nach zwölf gibt er abermals ein Zeichen. Was würdest du daraus folgern?
Johannes: Daß es zweimal gebebt hat.
Vater: Gut. Aber nun bemerkst du fortdauernd, daß niemals ein Zeichen vereinzelt auftritt, sondern immer zwei Zeichen zusammengehören, bald durch wenige Sekunden, bald durch etwas größere Zeiträume getrennt.
Johannes: Dann würde ich mir denken, daß zu jedem einzelnen Beben immer zwei Zeichen gehören. Aber weshalb wohl?
Vater: Weil die Erschütterungen sich in Schwingungen fortpflanzen, und weil die Erde eine Kugel ist. Die Erde gibt der Schwingung zwei Wege frei, einen ganz direkten in gerader Linie, quer durch den Bauch des Globus, und außerdem einen längeren, gebogenen an der Außenhaut des Globus entlang. Je weiter entfernt der Ursprung der Schwingung sitzt, desto größer ist natürlich auch der Längenunterschied der beiden Wege; wie du leicht einsiehst, wenn du dir deinen kleinen Handglobus mit einer langen Nadel nach allen Richtungen durchstochen denkst. Die Nadel zeigt den geraden Weg, den kürzesten zwischen zwei Orten auf der Erde, der dazugehörige Kreis auf der Oberfläche des Globus den längeren. Jedes Beben meldet sich also doppelt, 205 auf beiden Wegen, und aus der dazwischen liegenden Zeit kann man, wenn man etwas Geometrie versteht, unschwer ausrechnen, wie weit entfernt ungefähr der Kern des Bebens liegen mag.
Dietrich: Ja, dann weiß man aber bloß wie weit, aber man weiß noch gar nicht wo! Denn wenn ich zum Beispiel feststelle: siebentausend Kilometer weit, so kann der Punkt ebensogut in Amerika liegen wie in Asien oder im Weltmeer.
Vater: Da hast du freilich recht. Aber wenn da mehrere Warten zusammenarbeiten, so daß sie sich ihre Ergebnisse telegraphieren, so kommt man der scharfen Frage »Wo?« schon erheblich näher; namentlich wenn man dabei in Erwägung zieht, daß gewisse Teile der Erde sehr häufig, andere wiederum niemals oder fast niemals von Beben heimgesucht werden.
Johannes: Am besten ist da wohl schon, man wohnt auf ganz festem Felsgrund, wo die Erderschütterungen gar nicht durchdringen können.
Vater: Falsch, Johannes, denn das Beben fragt sehr wenig nach der Festigkeit, während seine Kraft gerade umgekehrt an weichem, nachgiebigem Boden erlahmt. Wenn der Dichter sagt: »Selbst die festen Felsen zittern«, so ist das sehr poetisch – aber sehr wenig physikalisch, denn die festen Felsen zittern zuerst und zumeist. Am allersichersten wohnen wahrscheinlich die Leute in der sandigen Mark. Ihr Sandboden benimmt sich wie eine Matratze und läßt sich auf keine Schwingung ein. So gut hatte es unser Robinson nun freilich nicht. Sein Pendel zeigte ihm in beständigem Zittern, daß er auf gefährdetem Boden lebte; aber es beruhigte ihn auch wiederum, da es niemals zu weitgespannten Schwingungen ausholte. Und so geriet er allmählich in die Stimmung wie die Leute in Massa am Vesuv, die ihren feurigen Vesuvio-Wein am Rebstock ziehen, aus übersponnenen Flaschen trinken, eine rasche Tarantellamusik dazu machen und auf einem Vulkan tanzen! 206