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Strickland. Das Treiben hier im Hause macht mich rasend.
Ich traf 'nen hübschen Herrn, und als ich fragte,
Was sein Begehr, so hieß es: »zu Clarinda«.
Dann wollte auch ein Diener zu Clarinda.
Und doch steht meine Frau im Ruf, sie sei
Ein tugendhaftes Weib – –
Der argwöhnische Ehemann.
Wir wollen nicht mehr miteinander streiten,
Da wir nur Schande stets davon gehabt.
Versuchen wir, durch treue Pflichterfüllung
Und gegenseit'ge Liebe zu erleichtern
Den Antheil Leiden, der uns hier beschieden.
Milton .
Ich kenne keine Stelle auf dem ganzen Erdballe, welche auf den zum erstenmal daselbst Landenden entzückender wirkt, als die Insel Madeira. Der Reisende schifft sich ein und ist aller Wahrscheinlichkeit nach auf seine Kajüte beschränkt, wo er unter dem furchtbar schleppenden Weh der Seekrankheit leidet. Vielleicht hat er England an dem düsteren Schlusse des Herbstes oder im strengsten Winter verlassen. Nach einer Woche oder sogar in noch kürzerer Frist erblickt er wieder den festen Boden, den er mit Bedauern verlassen hat und den er so gerne selbst mit dem Opfer seiner halben Habe wieder gewinnen möchte – und nun welcher Wechsel, wenn er an der Insel landet! Der Winter ist zum Sommer geworden, die nackten Bäume seiner Heimath sind gegen den üppigsten Baumschlag vertauscht, und Schnee und Frost haben einer lieblichen Wärme Platz gemacht. Die Landschaft der gemäßigten Zone ist der verschwenderischen Pracht eines tropischen Klimas gewichen. Früchte, die das Auge nie zuvor gesehen, bereiten ihm unbekannte Tafelgenüsse; ein klarer Himmel, eine glühende Sonne, mit Weinreben bepflanzte Hügel, eine tiefblaue See, ein malerisches und neues Kostüm – kurz, Alles, was dem Auge begegnet, übt den angenehmsten Zauber, und noch obendrein in einem Momente, wo sogar das Landen an einer öden Insel als Hochgenuß erschienen wäre. Zähle man hiezu noch die unbegrenzte Gastfreundschaft der englischen Ansiedler und einen Aufenthalt, der zu kurz ist, um Uebersättigung zuzulassen, so darf man sich nicht wundern, daß die Insel Madeira eine liebliche Oase ist in dem Andenken aller derer, welche hier landen und nur mit Bedauern wieder abziehen.
Das Bombay Castle hatte sich noch nicht zwei Stunden vor Anker befunden, als die Passagiere sich bereits einer Einladung von Seiten der auf Madeira wohnenden Engländer bedienten und in einem prachtvollen Hause einquartirt wurden, das auf einem freien Platze und einer der Hauptkirchen der Stadt Funchal gegenüber stand. Während sich die Gentlemen vor der langen Fensterreihe an der Neuheit der Landschaft vergnügten und die Damen sich nach ihren Gemächern zurückzogen, um ihre Toilette zu vervollständigen, beschäftigte sich Kapitän Drawlock unten im Komptoir mit dem Herrn des Hauses. Da waren so und so viele Fässer Madeira für die ehrenwerthe Kompagnie, so und so viele für die Privatkeller der Direktoren, und außerdem noch eine Menge anderer Aufträge für gute Freunde zu besorgen, denn damals hatte der Madeirawein noch nicht so viele Schmäher gefunden, wie in unsern Tagen.
Ein Wort über diesen Gegenstand. – Ich bin ein Todfeind von Aufschneiderei aller Art, und ich glaube, daß es deren in der medizinischen Welt so viel gibt, als in jeder andern. Der Madeirawein hat Jahrhunderte lang in hoher und verdienter Achtung gestanden, bis plötzlich irgend ein fashionabler Doktor die Entdeckung machte, daß er mehr Säure enthalte, als der Xeres. Ob er nun vielleicht der geheime Associée eines spanischen Hauses war, oder ob er einige Fässer Xeres zum Geschenke erhielt, damit er die öffentliche Gunst diesem Weine zuwende, weiß ich nicht; so viel aber ist gewiß, daß es bei allen Herren Aerzten Mode wurde, Xeres zu verordnen, und wenn einmal etwas Mode ist, c'est une affaire décidée.
Ich nehme mir nicht heraus, den Heilkünstlern in ihr Fach zu reden, aber als ich Mr. F's. Weinanalysen las, bemerkte ich, daß der Madeira in hundert Theilen etwa zweiundzwanzig Säure, der Xeres aber nur neunzehn Theile enthält. Wenn man übrigens in sein Glas nur ein kleines Schlückchen weniger eingießt, so hat man nicht mehr Säure als in einem vollen Glas Xeres; rechnet man dazu noch die unterschiedlichen Säuren im Eingemachten und in verschiedenen anderen Gerichten, so erscheint der Bruchtheil, auf welchen die Verläumdung des Madeiraweins gegründet ist, jedenfalls als höchst lächerlich.
Wie gesagt, ich bin kein Pathologe, kann mir aber ein sehr entschiedenes Urtheil über einen guten Wein beimessen, und wenn mich je eines Tages die Gicht mit einem Besuche beehren sollte, so werde ich wenigstens den Trost haben, zu wissen, daß ich sie durch meine Libationen recht ehrlich verdient habe.
Zugegeben übrigens, daß die Herren Aerzte Recht haben, so werden ihre guten Absichten doch durch die Spitzbüberei der Welt vereitelt, und das Resultat ihrer Verordnungen ist, daß die Leute mehr Säure kriegen, als zuvor. Ich lasse bei Tafel einem guten alten Xeres alle Gerechtigkeit widerfahren, denn er ist, wenn er in Jahren steht und in seiner Jugend nicht verfälscht wurde, ein edler Wein, aber bis man einmal auf einen ächten trifft, wird man zwanzigmal betrogen. Als der Madeirawein im Rufe war, konnte die Insel dem Bedürfnisse nicht entsprechen, weshalb auch die Weinberge von winterlichen Lagen oder von Teneriffa ihren Beitrag hergeben mußten. Diese Unterschiebung war ohne Zweifel mit ein Grund, daß er seinen lange erhaltenen Kredit verlor. Aber der Madeirawein hat eine Eigenschaft, die an sich selbst schon beweist, wie sehr er allen andern Weinsorten überlegen ist; man kann nämlich kein anderes Gewächs für Madeira ausgeben, während die Weinhändler mit Madeira jeden anderen Wein, der gerade gesucht wird, nachahmen können. Was ist die Folge davon? Da man den Madeira nicht länger als Madeira verlangt, weil jetzt Xeres die Losung ist, und von letzterem nicht genug wächst, um der größeren Nachfrage zu entsprechen, so wird der meiste, als Xeres verkaufte Wein aus den schlechtem Madeirasorten bereitet. Leser, wenn du je in Spanien warst, so hast du vielleicht gesehen, wie der Xeres von den Bergen in's Faß gebracht wird. Eine rohe Gaishaut, die am Halstheile und an den vier Füßen zusammengenäht ist, bildet einen ledernen Sack, der ungefähr fünfzehn oder zwanzig Gallonen faßt. Dies ist die Last eines Mannes, der sie auf den Schultern, den glühenden Sonnenstrahlen ausgesetzt, herunterbringt. Nun wird sie auf den Sand geworfen, um mit den übrigen Säcken in der Hitze zu schmoren, und bleibt so wahrscheinlich Tage lang liegen, bis der neue Wein in das Faß verpflanzt wird. Dieses Verfahren gibt dem Xeres jenen eigentümlichen Ledergeschmack, der ihn von anderen Weinen unterscheidet – einen Geschmack, der sich leicht dadurch nachahmen läßt, wenn man in ein Faß Kapwein ein paar alte Stiefel wirft und sie gehörige Zeit darin läßt. Obgleich das Publikum keinen Madeira in seiner ursprünglichen Gestalt mehr trinken mag, so genießt es ihn jetzt doch unter allen Masken – als Portwein, Xeres und so weiter, und es ist eine wohlbekannte Thatsache, daß die geringeren Weine von der Nordseite der Insel in den Londoner Docken gelandet und nach dem Kontinent verschickt werden, von wo aus sie in Flaschen als »Hochheimer von besonders feiner Blume« wieder zurückkehren.
Da übrigens bloß die geringeren Sorten also in Xeres verwandelt werden, und diese noch mehr Säuregehalt haben, so glaube ich, klärlich dargethan zu haben, daß die Leute jetzt weit mehr Säure trinken müssen, als vor dieser wunderbaren Entdeckung der Herren Doktoren, welche einige Jahre das Publikum an der Nase herumgeführt haben.
Es gibt übrigens doch einige ältliche Herren von meiner Bekanntschaft, welche sich's nicht ausreden lassen, Madeirawein zu trinken, sondern ohne Unterlaß fortfahren, sich durch den Gebrauch dieser Säure zu Grunde zu richten, welche das Zimmer schon angenehm durchduftet, wenn man nur den Kork auszieht. Einem derselben machte ich einmal die Vorstellung, daß er, wie die Aerzte entdeckt hätten, eine Art Selbstmord begehe; er aber entgegnete mir mit grämlicher Stimme: »Kann sein, Sir; aber Ihr könnt einen alten Hund keine neuen Schnurren lehren!«
Ich meine, das Publikum sollte mir für diese meine Auseinandersetzung sehr dankbar sein. Der Madeira ist sehr wohlfeil, während der Xeres hoch im Preise steht. Um sich den letzteren zu bereiten, braucht man sich bloß ein Faß Madeira zu kaufen und es mit Wellingtonstiefeln oder Damenpantoffeln zu würzen, je nachdem es dem Gaumen gerade zusagt. Erstere geben einen hochgefärbten, letztere einen blassen Xeres. Ferner bin ich der Meinung, daß die Kaufleute von Madeira verpflichtet sind, mir ein Danksagungsschreiben nebst einem Fasse Bual zugehen zu lassen, damit ich mich von seiner Aechtheit überzeugen könne. Da fällt mir eben bei, Stoddart hat mir, als er zum letztenmal in England war, von diesem Weine versprochen, aber er scheint darauf vergessen zu haben.
Ich muß übrigens von dem Produkte zu der Insel und zu meinen Reisenden zurückkehren. Am ersten Tage nach ihrer Ankunft ließen sie sich das Diner schmecken, tranken ihren Kaffee und begaben sich in Zeiten zu Bette, um sich nach so viel Rütteln und Stoßen einer comfortablen Nacht zu erfreuen. Am andern Morgen befanden sich die Damen viel besser und nahmen die Besuche sämmtlicher Indienfahrerkapitäne, zugleich aber auch den des Kommandeurs von der Geleitsfregatte an.
Die Offiziere des Bombay-Castle waren zur Tafel gebeten worden, und da der erste Mate nicht geneigt war, das Schiff zu verlassen, so hatte Newton für seine Person die Einladung angenommen. Auf der Insel angelangt, entdeckte er in dem Befehlshaber der Fregatte seinen früheren Bekannten, den Kapitän Carrington, in dessen Schiff er die Ueberfahrt von Westindien gemacht hatte. Das frühere Fahrzeug desselben war abgelohnt, er selbst aber zum Kommandeur der Boadicea ernannt worden. Kapitän Carrington war hoch erfreut, unsern Helden wieder zu sehen, und die Aufmerksamkeit, welche er Newton erwies, nebst den Lobsprüchen, welche er ihm in seiner Abwesenheit bescheerte, erhoben unsern Freund nicht nur sehr in der Achtung des Kapitän Drawlock, sondern auch in der der Damen. Auf Kapitän Carringtons Wunsch durfte Newton bis zur Abfahrt von der Insel am Lande bleiben, und diesem Umstande verdankte er es, daß er mit den Damen mehr bekannt wurde, als sonst wahrscheinlich während der ganzen Reise möglich gewesen wäre. Wir müssen den Galopp nach Nostra Senhora da Monte übergehen und bemerken nur, daß Kapitän Drawlock in Berufung auf seine Verantwortlichkeit ernstliche Einsprache gegen den Ausflug that; er wurde jedoch von Kapitän Carrington überstimmt, welcher erklärte, daß er und Newton ein völlig zureichendes Konvoi wären. Desgleichen schweigen wir von den vielen Aufmerksamkeiten, welche Isabel Revel von Kapitän Carrington erwiesen wurden. Dieser verliebte sich nämlich nach einer Bekanntschaft von vierundzwanzig Stunden sterblich in die Dame, und entdeckte nun einen Fehler an der Boadicea, dessen Ausbesserung zwei oder drei Tage in Anspruch nehmen mochte, natürlich nur, um länger ihre Gesellschaft zu genießen. Eines einzigen Umstandes müssen wir jedoch erwähnen, der sich während ihres achttägigen Aufenthalts auf dieser entzückenden Insel zutrug.
Eine gewisse portugiesische Dame von edler Geburt hatte ihren Gatten verloren; sie war nun eine Wittwe mit zwei Töchtern und hatte unter dieselben ein sehr ansehnliches Besitzthum zu theilen. Die Töchter waren schön, aber das Vermögen um so viel schöner, daß alle portugiesischen Inamoratos vom Sonnenuntergang an bis zum Grauen des Tages unter den Fenstern der Dame ihre Mandolinen schwirren ließen.
Nun traf sich's, daß ein junger englischer Kommis in einem Handlungshause, der sich eines frischen Teints und eines reinen Hemds zu rühmen hatte (Eigenschaften, von denen die Portugiesen nichts wissen), das Herz der ältesten Tochter gewann, und die alte Dame, welche keine besonders strenge Katholikin war, gab ihre Einwilligung zu der ketzerischen Verbindung. Die katholischen Priester, welche die Wittwe lange zu bereden gesucht hatten, ihre Töchter in ein Kloster einzuschließen und ihr Vermögen an die Kirche zu vergaben, brachen nun in eine heilige Entrüstung über das beabsichtigte Ehebündniß aus, und die portugiesischen Gentlemen, welche den Gedanken nicht rund kriegen konnten, daß so viele schöne Weinberge an einen Fremden übergehen sollten, waren gleichfalls ungehalten – kurz die ganze portugiesische Bevölkerung der Insel befand sich im Harnisch. Aber die alte Dame, welche sich schon vor dem Tode ihres Gatten nichts einreden lassen mochte, war jetzt, da ihr Niemand zu gebieten hatte, um so weniger geneigt, sich einen Widerspruch gegen ihren Willen gefallen zu lassen; sie sah daher, trotz der allseitigen Drohungen und Vorstellungen nur der Ankunft eines englischen Kriegsschiffes entgegen, um die Ceremonie vollziehen zu lassen, da sich zur Zeit kein protestantischer Geistlicher auf der Insel befand. Der Leser muß nämlich wissen, daß ein Ehebündniß an Bord eines königlichen Schiffes, von dem Kapitän gebührend in's Tagbuch eingetragen, ebenso gültig betrachtet wird, wie wenn der Erzbischof von Canterbury die Feierlichkeit vollzogen hätte.
Ich vermählte einmal ein Paar an Bord einer kleinen Zehn-Kanonenbrigg, zu deren Kommando ich mich herabgelassen hatte, um den ersten Lord der Admiralität zu verbinden; ich glaube, er wollte mich auf diese Weise versorgen, um so das Kollegium aller weiteren Bitten um Anstellung oder Beförderung zu entheben.
Es war einer meiner Matrosen, der sich entschlossen hatte, zu einer und derselben Zeit Poll zu einem ehelichen Weibe und sich selbst zu einem Esel zu machen. Die Ceremonie fand auf dem Halbdecke statt.
»Wer vergibt dieses Weib?« fragte ich, laut dem Ritual, mit gebührendem Nachdruck.
»Ich,« rief der Hochbootsmann mit rauher Stimme, indem er die besagte Dame beim Arm nahm und sie mir zuschob, als halte er es nicht für der Mühe werth, sie zu behalten.
Alles ging übrigens ganz ernsthaft von Statten. Das glückliche Paar kniete auf der englischen Nationalflagge nieder, die man aus Rücksicht für die Knie der Dame zusammengefaltet hatte, und ich war eben in der Mitte des Segens begriffen, als zwei Schweine, die wir von der Insel St. Jago eingenommen hatten (es waren Geschöpfe, die eher wie englische Schweine auf Stelzen, als wie etwas Anderes aussahen, wenn man nicht etwa eine Kreuzung zwischen Schwein und Windhund annehmen will), in der Leichtigkeit ihrer Herzen und in glücklicher Unwissenheit über ihr künftiges Geschick einen Sprung thaten, wie man dies oft Schweine am Lande thun sieht, und von dem Vorderschiffe aus nach hinten gerade auf die Stelle zugaloppirten, wo wir Alle versammelt waren. Sie prallten gegen das neuvermählte Paar an und brachten dasselbe dermaßen aus dem Schwerpunkte, daß Beide umfielen; zugleich war es aber auch um allen Ernst sowohl von meiner, als von Seite der gesammten Schiffsmannschaft geschehen. Die Dame half sich wieder auf die Beine, fluchte aus die unfläthigen Thiere, nahm ihren Gatten am Arm und eilte die Luke hinunter, so daß ich den Kuß verlor, zu dem ich für meine Dienste berechtigt war. Ich tröstete mich jedoch mit der Betrachtung, daß ich vielleicht das nächste Mal, wenn ich wieder in geistlicher Eigenschaft funktionirte, glücklicher sein dürfte, vorausgesetzt, daß sich die Schweine nicht abermals in's Mittel legten.
Dies ist freilich wieder eine Abschweifung, aber ich konnte mich ihrer nicht erwehren, denn die Unstätigkeit liegt in der Menschennatur. Wer kann von sich sagen, daß er sein ganzes Leben über den geraden Pfad eingehalten habe? Wir leben in einer Welt der Irre, und ich bitte die Kritiker, keine Notiz von derartigen Abschweifungen zu nehmen, da ich denke, sie dürften in diesem Werke meinen Lesern ebenso angenehm sein, als meine Abschweifungen im Leben mir selbst angenehm waren.
Als Kapitän Carrington mit seinem Convoy in der Funchal-Rhede ankerte, wurde er unverweilt von den betreffenden Partieen angegangen, die Trauungsfeierlichkeit am Bord seines Schiffes zu vollziehen. Sie hätte, da wir einen Geistlichen an Bord hatten, wohl auch am Lande vorgenommen werden können; indeß hielt man es doch für räthlich, um Störungen und Beleidigungen zu vermeiden, das Brautpaar unter das Heiligthum eines britischen Kriegsschiffes zu stellen. Am vierten Tage nach der Ankunft der Boadicea wurde die Trauung durch Mr. Ferguson an Bord vollzogen, und die Passagiere des Bombay Castle, die im Hause des Mr. A., eines vertrauten Freundes des Bräutigams, wohnten, erhielten eine Einladung zu dem Hochzeitmahle, welche auch angenommen wurde. Das Banket war prächtig und ganz nach portugiesischer Sitte bestellt. Der erste Gang bestand aus Gesottenem: nämlich gesottenem Ochsenfleisch, gesottenem Schöps, gesottenem Schinken, gesottenen Zungen, gesottenen Speckseiten, gesottenen Hühnern, gesottenen Indianen, gesottenen Würsten, gesottenem Kohl, gesottenen Kartoffeln und gesottenen Möhren. Alles dies war in Duplikaten, die einander gegenüber standen, aufgesetzt, bis der Tisch unter der Masse des Gewichtes seufzte. Dann wurde Alles zerschnitten, in eine einzige Schüssel geworfen und den Gästen herumgeboten. Beim Weintrinken wurde jedes Glas bis an den Rand voll gegossen, und von jedem, der sich sein Glas füllte, erwartete man, daß er, ehe er es leerte, die Gesundheit jedes einzelnen, bei Namen aufzuführenden Gastes ausbrachte. Nachdem der erste Gang abgeräumt war, kam der zweite zum Vorschein, der aus lauter Gebratenem bestand. Rostbeef, gebratenes Kalbfleisch, gebratener Schöps, gebratenes Lamm, gebratene Schweinsbuge, gebratene Indiane, gebratene Hühner, gebratene Würste – kurz, Alles gebraten. Das Mittelgericht bestand aus der Hälfte eines großen Schweines, die wie ein ungeheures Kalbsroulade aufgerollt war. Auch diesem Gange ließ man, wenigstens portugiesischer Seits, volle Gerechtigkeit widerfahren, und als gehörig aufgeräumt war, erschien das Dessert, bestehend aus Orangen, Melonen, Ananas, Gujaven, Citronen, Paradiesfeigen, Pfirsichen, Erdbeeren, Aepfeln, Birnen und in der That fast aus jeder Frucht, die sich auf der ganzen Welt auffinden läßt, da in Madeira Alles vortrefflich zu gedeihen scheint. Ein Uneingeweihter hätte nun glauben können, daß das Mahl nun vorüber sei; dem war übrigens nicht so. Das Dessert wurde beseitigt, und nun kam ein hysteron proteron-Gemische von Pasteten und Puddingen in allen ihren Varietäten, dampfend heiß, gesotten und gebacken; Rahmtörtchen und Konfekt, Käse und Oliven, Eingemachtes aller Art und hundert andere Dinge, vor denen uns die Götter bewahren mögen! Endlich war das Festmahl wirklich vorüber; die Portugiesen stocherten sich mit den Gabeln die Zähne aus und der Wein kreiste rascher. Bei einer so festlichen Gelegenheit, als die Vermählung ihrer Tochter war, hatte die alte Dame beschlossen, ein Faß Madeira anzuzapfen, das allerwenigstens fünfzig Jahre alt und von äußerst feinem Geschmacke war, dabei aber, weil der Saft so lange im Holz gelegen hatte, an Stärke nur wenig dem ächten Cognac nachstand. Die Folge davon war, daß viele von den Gentlemen ziemlich laut wurden, noch ehe die Mahlzeit vorüber war. Ihre Heiterkeit steigerte sich zu einem entschiedenen Tumult über einen Befehl des Bischofs, welcher unter Strafe der Excommunication dem Fortschreiten der Ceremonie Einhalt gebot. Die Damen zogen sich nach dem Salon zurück, und die Herren folgten bald nach; die Wirkung des Weines war aber an den meisten so augenfällig, daß Kapitän Drawlock unseren Helden zu seinem Beistande aufbieten mußte und in hohe Angst gerieth, bis er seine »Verantwortlichkeiten« wohlbehalten zu Hause wußte. Bald nachher schafften Kapitän Carrington und diejenigen, welche sich des Guten nicht übernommen hatten, die Uebrigen entweder durch Ueberredung oder durch Gewalt aus dem Hause, und das Ehepaar blieb sich selbst überlassen, um zu überlegen, ob es der anmaßenden Forderung des hochwürdigsten Bischofs Folge leisten sollte oder nicht.
Kapitän Carrington war ein großer Freund vom Scherzen und säumte nie, wenn sich Gelegenheit darbot, einen Spaß auszuführen. Nun befand sich unter der eingeladenen Partie ein Kaufmann, Namens Sullivan, der von seinem letzten Besuche in England mit einer sehr hübschen, aber auch zu gleicher Zeit sehr gefallsüchtigen Gattin zurückgekehrt war. In Gemäßheit der Zufälligkeiten einer großen Tafelgesellschaft traf sich's, daß der alte Obrist, der Ellice hieß, neben sie zu sitzen kam und sich, wie gewöhnlich, äußerst artig benahm. Mr. Sullivan war, wie viele andere Gentlemen, sehr unaufmerksam auf seine Gattin, aber dennoch sehr eifersüchtig, eine üble Eigenschaft, die man bei den Irländern nicht gerade häufig trifft. Die ausgezeichnete Höflichkeit des Obrist war seiner Beobachtung nicht entgangen, und eben so wenig blieb sein unruhiges Hin- und Herrücken von denen, welche seinen Charakter kannten, unbemerkt. Der arme Obrist war einer von denen, auf deren Gehirn der Wein ganz besondere Wirkungen geübt hatte, und erst nach unterschiedlichem Fallen und Wiederaufdiebeinebringen war es Kapitän Carrington und Mr. A., dem Kaufmann, in dessen Hause die Passagiere des Bombay-Castle wohnten, gelungen, ihn nach seinem Quartiere zu schaffen. Am andern Morgen erschien der alte Herr nicht beim Frühstück, und die Gentlemen, die auf der Insel wohnten, erklärten, als sie die Ereignisse des vorigen Abends besprachen, in scherzhafter Weise, daß sie's nicht Wunder nehmen würde, wenn ihm Mr. Sullivan im Laufe des Morgens eine Ausforderung schicke – das heißt, sobald der gekränkte Ehemann aufgestanden sein würde, denn er habe das Festhaus in einem noch betrunkeneren Zustande verlassen, als der Obrist. Auf diesen Wink hin machte der Kapitän Carrington den Vorschlag zu einem Spasse, und nachdem er mit einem der jüngern Associés des Hauses das Nöthige besprochen hatte, begab er sich nach dem Gemache des Obristen, den er noch im Bette fand.
»Nun Obrist, wie befindet Ihr euch?« sagte Kapitän Carrington, nachdem er ihn geweckt hatte.
»Oh! sehr schlecht; der Kopf möchte mir springen. Nie zuvor habe ich ein so schauerliches Gefühl gehabt, die Zeit ausgenommen, als ich in der Schlacht bei – – von einer verlorenen Kugel getroffen wurde.«
»Ich bedaure, daß Sie so schweres Kopfweh haben, Obrist, aber noch mehr, daß Ihnen der Wein gestern Abend einen so argen Streich spielen mußte.«
»Ja wohl, Streich!« versetzte der Obrist. »Ich war ganz weg und kann mich auch keines Wortes mehr entsinnen, das gesprochen wurde, nachdem ich die Dinertafel verlassen hatte.«
»Ist's Euch Ernst? Ihr erinnert Euch also wirklich nicht mehr des Auftritts mit Mrs. Sullivan?«
»Mit Mrs. Sullivan? Mein theurer Sir, welches Auftritts? Ich habe zuverlässig der sehr hübschen Frau alle nur gebührende Aufmerksamkeit erzeigt, aber ich kann mir nicht auf weiter besinnen.«
»Auch nicht auf die Scene im Salon?«
»Gott behüte mich! Nein – ich weiß gar nicht, daß ich überhaupt in den Salon gegangen bin. Bitte, sagt mir, was ich sprach oder that – ich hoffe, doch nichts Unschickliches?«
»Je nun, das hängt sehr davon ab, ob es einer Dame gefällt oder nicht; aber in der Gegenwart so vieler Leute!«
»Barmherzige Allmacht! Kapitän Carrington, bitte, laßt mich mit einemmale wissen, welche Thorheiten ich begangen habe.«
»Ach, ich schäme mich fast, in die Einzelnheiten einzugehen. Es genüge, zu sagen, daß Ihr Euch eine ganz unverantwortliche Freiheit gegen sie herausgenommen habt.«
»Ist's möglich?« rief der Obrist. – »Doch nein, Kapitän Carrington, Ihr scherzt.«
»Fragt diesen Gentleman, der gleichfalls zugegen war.«
Die Versicherung des Kapitäns wurde augenblicklich bekräftigt, und der Obrist gerieth in ein eigentliches Entsetzen.
»Entschuldigt mich, Gentlemen, ich will augenblicklich fort – ach, dieser verwünschte Wein! Ich muß hingehen und volle Abbitte leisten. Ich bin dazu verpflichtet als Gentleman, als Offizier und als Mann von Ehre.«
Kapitän Carrington verließ mit seinem Verbündeten das Gemach, wohl zufrieden mit dem Erfolge ihres Schwankes. Der Obrist stand auf, und erschien bald nachher in dem Frühstückszimmer, wo er eine Tasse Kaffee zu sich nahm und dann seinen Besuch antrat, um eine ehrenhafte Genugthuung zu geben.
Als Mr. Sullivan aus der Lethargie erwachte, in welche ihn die betäubenden Wirkungen des Weines versetzt hatten, versuchte er, sich der Vorfälle des letzten Abends zu erinnern, ohne jedoch weiter zurückgehen zu können, als bis zu dem Ende des Diners, nach welchem seine Sinne überwältigt gewesen waren. Alles, was er sich noch in's Gedächtniß rufen konnte, bestand darin, daß irgend Jemand seiner Gattin große Aufmerksamkeit gezollt hatte, aber alles Spätere war ihm unbekannt. Dies spornte seine Eifersucht, und er war kaum eine Stunde aufgewesen, als der Obrist seine Karte schickte und sich's als eine besondere Gunst erbat, daß ihn die Dame vorlassen möchte.
Die Karte und der Auftrag wurden von dem Diener Mr. Sullivan überbracht, dessen Eifersucht dadurch auf's Neue geweckt wurde. Da er zu erfahren wünschte, ob die Person, welche jetzt vorsprach, dieselbe sei, welche sich Abends zuvor gegen seine Gattin so aufmerksam erwiesen hatte, auch er außerdem begierig war, die Beweggründe dieses Besuchs zu erfahren, so ließ er den Obrist zu sich weisen, ohne seiner Gattin, welche er noch nicht gesehen hatte, die Ankunft des gedachten Gentlemans kund zu thun. Der Obrist, welcher beabsichtigt hatte, sich bei der Dame unter vier Augen zu entschuldigen, und ihren Gatten am allerwenigsten dabei haben wollte, stieg die Treppe hinan, ordnete sein Haar und seine Halsbinde und bereitete sich auf alle die reuigen Versicherungen und schmeichelhaften Entschuldigungen eines allzu glühenden Liebhabers vor. Die Thatsache war, daß er, obgleich er gegen den Kapitän Carrington sein großes Bedauern über das Vorgefallene ausdrückte, doch als ein alter Adonis ziemlich stolz auf dieses Pröbchen von jugendlicher Unbesonnenheit war. Als er daher das Zimmer betrat und statt der Dame Mr. Sullivan bemerkte, der sich in die Brust geworfen hatte und ein ziemlich finsteres Gesicht machte, fuhr er natürlich zurück und stammelte einige unverständliche Worte. Sein Benehmen war nicht geeignet, den Argwohn des Mr. Sullivan zu beschwichtigen, der ihn nun in stolzem Tone fragte, welchem Grunde er die Ehre dieses Besuchs verdanke. Der Obrist wurde noch verwirrter, verlor seine Geistesgegenwart ganz und gar und erwiederte –
»Ich bin gekommen, Sir – um bei Mrs. Sullivan – mich wegen meines gestrigen Benehmens zu entschuldigen. Ich bemerke übrigens, daß sie nicht sichtbar ist, und will mir deshalb eine günstigere Gelegenheit ersehen.«
»Jede Entschuldigung, die Ihr gegen meine Gattin vorzubringen haben mögt,« versetzte Mr. Sullivan, »könnt Ihr mir vertrauen. Darf ich fragen, was vorgefallen ist, um eine Entschuldigung nöthig zu machen?« fügte er bei, indem er gegen die Thüre ging und sie abschloß.
»Ei, in der That, Mr. Sullivan, Ihr müßt wissen, daß Umstände vorfallen können,« entgegnete der Obrist noch verwirrter. »Die Sache ist, daß ich es als Gentleman und Mann von Ehre für meine Pflicht halte, Eurer schönen Gattin mein Bedauern auszudrücken –«
»Meiner schönen Gattin? Darf ich fragen, für was, Sir?«
»Je nun, Sir,« stotterte der Obrist, »die Wahrheit zu gestehen – denn als Gentleman und als Mann von Ehre darf ich mich nicht scheuen, meinen Fehler anzuerkennen, wegen – des sehr unschicklichen Benehmens, das ich mir gestern Abend habe zu Schulden kommen lassen.«
»Unschickliches Benehmen, Sir? Verfluchte Engländer! mit meinem Weib?« brüllte Mr. Sullivan in seiner Wuth. »Was für ein Benehmen? Und wann, Sir?«
»In der That, Sir, ich befand mich zu sehr unter dem Einflusse des Weines, um mich auf alles Vorgefallene erinnern zu können. Ich hoffte, mich mit der Dame persönlich darüber zu benehmen, und bin in dieser Absicht hiehergekommen.«
»Ha! will's glauben, Sir.«
»Aber,« fuhr der Obrist fort, »da es den Anschein hat, als solle mir diese Ehre nicht zu Theil werden, so glaube ich, meine Pflicht erfüllt zu haben, wenn ich Euch ersuche, Ihr mein Bedauern über das Vorgefallene auszudrücken. Und nun, Sir, wünsche ich Euch guten Morgen –«
»Guten Morgen,« entgegnete der Gatte mit einem höhnischen Grinsen; »und laßt's Euch gesagt sein, Sir, daß Ihr Euch nicht mit einem zweiten Besuche zu bemühen braucht. William, führe diesen Gentleman zur Thüre hinaus.«
Der Obrist, welcher sich bereits auf der Treppe befand, wandte sich bei dem letzten Theile dieser Rede nach Mr. Sullivan um, ging aber, als hätte er sich eines Besseren besonnen, wieder weiter, und endlich wurde die Thüre hinter ihm zugeschlagen.
Sobald Mr. Sullivan sich überzeugt hatte, daß der Obrist hinausgeschlossen war, begab er sich augenblicklich nach dem Ankleidezimmer seiner Gattin, die er daselbst im Lesen begriffen fand.
»Madame,« begann er, seine Augen finster auf sie heftend, »ich habe erfahren, was gestern Abend stattfand.«
»Nun,« versetzte die Dame gelassen, »da wüßte ich weiter nicht, als daß du sehr betrunken warst.«
»Zugegeben, Madame. Du benütztest diesen Vortheil, und dein Benehmen –«
»Mein Benehmen, Mr. Sullivan?« versetzte die Dame in unwilligem Aufbrausen.
»Ja, Mrs. Sullivan, Euer Benehmen. Eine verheirathete Frau, Madame, welche den Gentlemen gestattet – –«
»Gentlemen, Mr. Sullivan? Ich gestatte keinem Gentleman etwas, als Euch. Wißt Ihr auch gewiß, daß Ihr wieder nüchtern seid?«
»Ja, Madame, ich bin's; aber diese erkünstelte Ruhe wird Euch nichts nützen. Läugnet es, wenn Ihr könnt, daß Obrist Ellice gestern Abend –«
»Nun ja, ich läugne es. Weder Obrist Ellice noch irgend ein anderer Mann hat je –«
»Hat je was, Madame?« unterbrach sie der Gatte in zornigem Ungestüm.
»Ich wollte bemerken – wenn Ihr mich nicht unterbrochen hättet – daß es Niemand an der gebührenden Achtung gegen mich fehlen ließ,« versetzte die Dame, die immer ruhiger wurde, je mehr ihr Gatte aufbrauste. »Bitte, Mr. Sullivan, darf ich fragen, wer der Urheber dieser Verläumdung ist?«
»Der Urheber, Madame? Schaut mich an – zu Eurer Schande – schaut mich an!«
»Nun ja, ich thue es.«
»Der Urheber, Madame – ist der Obrist selber.«
»Der Obrist selber?«
»Ja, Madame, der Obrist selber, der diesen Morgen herkam, um Euch zu besuchen und, wie ich vermuthe, die Vertraulichkeit zu erneuern; er wurde aber durch ein Versehen zu mir gewiesen und hat sich dann wegen seines Benehmens entschuldigt.«
»Das ist außerordentlich sonderbar! Zuerst soll sich der Obrist eine Ungebührlichkeit gegen mich erlaubt haben, ohne daß ich davon weiß – und er wäre hergekommen, um sich bei Euch zu entschuldigen? Mr. Sullivan, ich fürchte, es ist mit Eurem Kopfe noch nicht richtig.«
»Natürlich, Madame; ich wollte nur, daß Euer Herz so gesund wäre,« versetzte der Gatte mit einem Hohnblicke; »aber, Madame, ich bin nicht ganz blind. Ein ehrbares – ein tugendhaftes Weib, Mrs. Sullivan, würde augenblicklich ihren Gatten von dem Vorgefallenen unterrichtet und nichts vor ihm verheimlicht haben; aber Ihr treibt die Frechheit so weit, noch zu läugnen, nachdem Euer Paramour bereits eingestanden hat.«
» Paramour?« rief die Dame mit einem hysterischen Lachen. »Mr. Sullivan, wenn ich mir einen Paramour wähle, muß es ein hübscher junger Mann sein – nicht ein alter, gelbsüchtiger –«
»Pah, Madame; der Geschmack ist oft wunderlich – und wenn ein Weib einmal vom rechten Pfade abgleitet –«
»Vom rechten Pfade? Wenn ich je vom rechten Pfade abglitt, wie Ihr es nennt, so geschah dies, als ich einen solchen Elenden heirathete, wie Ihr seid! Ja, Sir!« fuhr die Dame in Thränen ausbrechend fort, »ich will's Euch jetzt sagen – mein Leben ist eine beharrliche Folter gewesen, seit ich an Euch gefesselt bin. (Schluchzend) – Stets wegen Nichts beargwöhnt zu werden – von einer so eifersüchtigen, abscheulichen Gemüthsart – ich werde wieder zu meinen Verwandten geben – und Ihr mögt hintendrein bereuen wenn Ihr wißt, was Ihr verloren habt.«
Diese Worte waren da, wo wir die Gedankenstriche eingeschaltet haben, von reichlichem Schluchzen unterbrochen.
»Und auch Ihr, Madame,« erwiederte Sullivan, »könnt erfahren, was Ihr verloren habt, noch ehe viele Stunden entschwunden sind. Dann, Madame, wird die Zeit kommen, wo der Schleier der Thorheit vor Euren Augen zerreißen und Euer Betragen in seiner ganzen Schändlichkeit erscheinen wird. Lebt wohl, Madame – vielleicht für immer!«
Die Dame gab keine Antwort. Mr. Sullivan verließ das Zimmer und begab sich nach seinem Komptoir, um daselbst eine Ausforderung an den Obrist zu schreiben, deren Ueberantwortung er einem seiner Freunde, welcher nur ungerne das Amt eines Sekundanten annahm, vertraute.