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O üppig schöne Pracht im Morgenland,
D'rin Türk' und Perser ihren Stolz bekunden;
Auf weichem Pfühl verträumt er seine Stunden;
Ein Ruhebett am andern säumt die Wand
Mit hohen Kissen; während reiche Decken
Ohn' End' und Zahl am Boden hin sich strecken.
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Da hält den Hof die blasse, träge Schönheit.
Thomson.
Die weiblichen Sklaven, denen es nicht so gut geworden war, die Geschichte unseres Helden zu erfahren, begaben sich augenblicklich nach dem Gemache ihrer Gebieterin, denn sie wußten wohl, daß sie ihre eigene Neugierde befriedigen konnten, wenn sie die ihrer Herrin rege machten. Madame de Fontanges befand sich, wie sie gesagt hatten, in ihrem Gemache, oder wie es jetzt richtiger genannt wird, in ihrem Boudoir. Dieses bestand aus einem Zimmer von ungefähr vierzehn Fußen im Gevierte, das auf allen Seiten mit schönen Tapeten behängen war, welche Scenen aus Paul und Virginie vorstellten. Der Boden war mit schönen Matten und hin und wieder mit einem kleinen persischen Teppich bedeckt. Auf mehreren kleinern Marmortischen standen unterschiedliche Ornamente, französische Parfümerien und Vasen, die mit den prachtvollsten Blumen eines tropischen Klimas angefüllt waren.
An jedem Ende des Gemachs befand sich ein großes, nach französischer Sitte bis auf den Boden herabgehendes Fenster und außen kleine Balkone, deren Geländer mit den Ranken der Passionsblume und der Waldrebe bedeckt waren. Die Thüre und das sonstige Fachwerk des Zimmers waren nicht mit Tapeten versehen, zeigten aber in das Getäfel eingelassene französische Spiegel. Auf einer niedrigen, mit Seidenzeug bedeckten Ottomane von zierlicher Arbeit ruhte Madame de Fontanges, von drei oder vier jungen Sklavinnen bedient, deren gemischter Teint kein rein afrikanisches Blut bekundete. Andere saßen unthätig auf den persischen Teppichen im Zimmer umher, oder streuten die Blüthenblätter der Orange aus, um das Gemach mit Wohlgeruch zu erfüllen. Der einzige Neger war ein etwa sechsjähriger, kleiner Knabe, in einem fantastischen Anzug gekleidet, der, augenscheinlich sehr übel gelaunt, in einer Ecke saß.
Madame de Fontanges war eine Kreolin – das heißt, sie war von französischen Eltern in Westindien geboren. Man hatte sie zur Erziehung nach Frankreich geschickt, und sie war in einem Alter von vierzehn Jahren wieder nach Guadeloupe zurückgekehrt, wo sie bald nachher Monsieur de Fontanges, einen Offizier von Rang, der ein Bruder des Gouverneurs war, heirathete. Von Gestalt war sie klein, aber sehr vollkommen gebaut; ihre Hände und Arme hätten einem Bildhauer als Modell dienen können, während dagegen ihre Füße fast lächerlich winzig waren. Ihr Gesicht war regelmäßig, und wenn sich die Dame aus ihrer gewöhnlichen Trägheit aufraffte, voll Ausdruck. Die großen, nußbraunen Augen, die schön gezeichneten Brauen, die langen Wimpern, das dunkle üppige Haar, die griechische Nase, der kleine Mund mit dünnen korallenrothen Lippen – Alles dies wurde durch einen außerordentlich zarten Teint gehoben, den sogar das Klima nicht zu verwüsten vermocht hatte.
So war die äußere Erscheinung der nun ungefähr achtzehn Jahre alten Madame de Fontanges – einer der schönsten französischen Kreolinen, die man sich nur denken konnte. Ihre vollkommene kleine Figur bedurfte keiner Kunstbeihülfe; als sie auf ihrer Ottomane lag, war sie einfach in eine baumwollene robe de chambre gekleidet und harrte mit der ganzen Ungeduld ihrer Kaste auf den Eintritt des Seewindes, der die drückende Hitze des Klimas einigermaßen erleichterte.
» Eventez! Nina, eventez!« rief sie einer ihrer Dienerinnen zu, welche mit einem großen Federfächer zu den Häupten des Sophas stand.
» Oui, Madame,« versetzte das Mädchen, die träge Atmosphäre aufstörend.
» Eventez! Caroline, eventez mes mains, vite.«
» Oui, Madame,« entgegnete die zweite, mit einem andern Fächer an die Arbeit gehend.
» Eventez! eventez mes pieds, Mimi.«
» Oui, Madame,« erwiederte die Dritte, in der angedeuteten Richtung fächelnd.
» Louise,« sagte Madame de Fontanges nach einer kurzen Pause mit schlaffer Stimme; » apporte-moi de l'eau sucree.«
» Oui Madame,« versetzte eine Andere, welche aufstand, um dem Befehle Folge zu leisten.
» Non, non! je n'en veux pas – mais j'ai une soif horrible. Manchette, va chercher de l'eau de cerise.«
» Oui, Madame,« entgegnete Manschette, sich von ihrem Sitze erhebend.
Aber sie hatte das Gemach noch nicht verlassen, als Madame de Fontanges bereits wieder ihren Sinn geändert hatte.
» Attendez, Manchette. Ce n'est pas ça. Je voudrais de la limonade. Charlotte, va en chercher.«
» Oui, Madame,« sagte Charlotte, das Zimmer verlassend, um den Befehl zu vollziehen.
» Ah! mon Dieu! qu'il fait une chaleur épouvantable.«
» Mimi, que tu es paresseuse? Eventez! vite, vite.«
» Ou est Monsieur?«
» Monsieur dort.«
» Ah, qu'il est heureux. Et Cupidon, ou est-il?«
» Il est ici ou coin, Madame. Il boude.«
» Qu'est-ce qu'il a fait donc?«
» Ah, Madame! II a volé le dindon rôti et l'a tout mangé.«
» Ah, le petit polisson! Venez ici, Cupidon.«
Cupidon, der, wie wir oben erwähnt haben, in der Ecke des Zimmers gesessen hatte, spazierte mit sehr bedächtigen Schritten auf die Ottomane zu; seine zwei dicken Lippen standen ungefähr sechs Zolle gegen den übrigen Theil seines Gesichtes vor.
» Cupidon,« sagte die Dame, sich ein wenig aus die Seite wendend, um ihn anzureden; » tu a mangé le dindon entier. Tu as mal fait, mon ami. Tu seras malade. Comprends-tu, Cupidon, c'est une sottise, que tu as faite?«
Cupidon gab keine Antwort; er ließ den Kopf etwas tiefer hängen, und seine Lippen traten noch ein wenig mehr hervor.
» Sache que tu es un petit voleur!« fuhr seine Gebieterin fort.
Cupidon ließ sich nicht herab, eine Antwort zu geben.
» Allez, Monsieur; ne m'approchez pas.«
Cupidon drehte sich ohne Antwort und verfügte sich mit demselben bedächtigen Schritte, wie beim Hervorkommen, wieder nach seiner Ecke.
Charlotte kehrte nun mit der Limonade, nach welcher sie fortgeschickt worden war, zurück und meldete, beim Ueberreichen derselben ihrer Gebieterin, daß Nicola, der den Schooner beaufsichtigt habe, mit einem europäischen Gefangenen angelangt sei; übrigens wolle weder er noch Gustav weitere Auskunft geben, obschon sie beide im Namen ihrer Gebieterin darum angegangen habe. Dies war ein Ereigniß und spornte die Trägheit der Madame de Fontanges, deren Neugierde mit einemmale rege wurde.
» A-t-il bonne mine, Charlotte?«
» Oui, Madame, c'est un bel homme.«
» Et où est-il?«
» Avec Nicola.«
» Et Monsieur?«
» Monsieur dort.«
» Il faut l'éveiller. Faites bien mes compliments à monsieur de Fontanges, et dites-lui, que je me trouve fort malade, et que je voudrais lui parler. Entends tu Céleste? Je parle à toi.«
» Oui, Madame,« versetzte das Mädchen, einige Orangenblüthen aus ihrem Schooße schüttelnd und sich erhebend, um den Auftrag zu besorgen.
Monsieur de Fontanges, der nach dem Beispiele der meisten Europäer während der heißesten Tageszeit schlief, stand auf, um dem Wunsche seiner Gattin zu entsprechen, und erschien in einer weißen Baumwollenjacke sammt ditto Beinkleidern im Boudoir.
Er stellte einige höfliche Fragen nach dem Befinden seiner Gattin, die, wie er aus ähnlichen Vorgängen vermuthet hatte, nicht schlimmer als gewöhnlich war, und erhielt nun durch sie die Mittheilung von Newtons Ankunft, indem sie zugleich bemerkte, daß es ihr Vergnügen machen würde, wenn man den Gefangenen in ihrer Gegenwart vernehme.
Newton wurde nach dem Boudoir berufen und erzählte nun Monsieur de Fontanges, der sehr gut Englisch sprach, die Geschichte seines Unglücks. Letzterer mußte sodann den Dolmetscher machen, um die Neugierde seiner Gattin zu befriedigen.
» C'est un beau garçon,« bemerkte Monsieur de Fontanges. » Mais que faire? Il est prisonnier. Il faut l'envoyer à mon frère le Gouverneur.«
» Il est joli garçon,« versetzte Madame de Fontanges. » Donnez-lui des habits, Fontanges; et ne l'envoyez pas encore.«
» Et pour quoi, mon amie?«
» Je voudrais lui apprendre le français.«
» Cela ne se peut pas, ma chére; il est prisonnier.«
» Cela se peut, Monsieur de Fontanges,« versetzte die Dame.
» Je n'ose pas,« fuhr der Gatte fort.
» Moi, j'ose,« entgegnete die Dame mit Entschiedenheit.
» Je ne voudrais pas,« sagte Monsieur de Fontanges.
» Moi, je veux,« erwiederte die Dame.
» Mais il faut être raisonnable, Madame.«
» Il faut m'obéir, Monsieur.«
» Mais –«
» Chut!« versetzte Madame de Fontanges; » c'est une affaire décidée. Monsieur le gouverneur ne parle pas l'anglais. C'est absolument nécessaire, que le jeune homme apprenne notre langue, et c'est mon plaisir de l'enseigner. Au révoir, monsieur de Fontanges. Charlotte, va chercher des habits.«