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Dreiunddreißigstes Kapitel.

Bravo, Kesselflicker!.


Es geht weit über alle meine Hoffnungen, Joey«, sagte Spikeman, als sie nach der Hütte zurückgekehrt waren. »Sie wußte recht wohl, daß ich für mich selbst und nicht für einen andern sprach; auch sagte sie so viel, als mich meine übertriebensten Erwartungen nur wünschen ließen. Wahrhaftig, sie hat mir die Erlaubnis erteilt, wieder zu kommen, um das Resultat ihres Auftrags an den nicht existierenden Gentleman zu melden, was ich einer Einladungskarte gleich schätze. Ich zweifle nicht, daß es mir am Ende gelingen wird, und will daher meine Maßregeln treffen. Ich sagte ihr, ich könne meinen Auftrag vor einer Woche nicht besorgen, und es war augenscheinlich, daß ihr die Zögerung gar nicht anstand. Das wirkt wieder zu meinen Gunsten. Das Harren einer Woche wird die Frucht weiter zur Reife bringen, als dies bei einem täglichen Zusammenkommen möglich wäre. Ich ziehe heute Nacht ab, aber Du kannst immerhin hier bleiben und mir möglicherweise nützlich werden.«

»Wohin wollen Sie denn gehen?«

»Zuerst nach Dudstone, um mein Geld aus der Bank zu holen. Ich habe ein hübsches Sümmchen, das wohl hinreicht, wenn ich sie heirate, ein paar Monate nach der Hochzeit meine Bedürfnisse zu bestreiten. Natürlich wechsle ich in Dudstone meinen Anzug, fahre nach London, statte mich mit einer fashionablen Garderobe aus, komme mit meinem Mantelsacke wieder nach Cobhurst, der Stadt, wo wir uns letzthin aufhielten, herunter, stecke mich dort wieder in mein Kesselflickersgewand, kehre hierher zurück und nehme meine Operation wieder auf. Während meiner Abwesenheit darfst Du ihr aber nicht zu nahe kommen.«

»Gut; darf ich überhaupt ausgehen?«

»Nicht mit dem Karren; sie könnte Dich am Wege treffen und Dir Fragen vorlegen.«

Am selbigen Abend reiste Spikeman ab, blieb fünf Tage aus und traf am sechsten Morgen in aller Frühe wieder ein. Joey hatte die Hütte fast gar nicht verlassen und diese Gelegenheit benützt, um an Mary zu schreiben. Er that dies den andern Tag nach Spikemans Abreise und hoffte, vor dessen Rückkehr Antwort zu erhalten, ohne daß jedoch seine Erwartung befriedigt wurde.

»Ich bin jetzt ganz vorbereitet, mein Junge«, sagte Spikeman, dessen Äußeres durch die Maßregeln, welche er während seines Aufenthaltes in London getroffen, sehr gewonnen hatte. »Mein Geld habe ich in der Tasche, mein Mantelsack ist zu Cobhurst, und nun hängt es bloß von der Schnelligkeit meines Erfolges ab, daß der Tag bald herbeikommt, an dem ich den Schleiferkarren an Dich übermachen kann. Ich will jetzt hinuntergehen, aber diesmal ohne Dich.«

Spikeman setzte seinen Karren in Bewegung und langte an dem gewohnten Stelldichein an. Miß Mathews hatte ihn vom Fenster aus des Weges kommen sehen; sie wartete ein Viertelstündchen, aber hätte nicht eine Uhr in der Nähe gestanden, so würde sie darauf geschworen haben, daß es wenigstens zwei Stunden waren. Das arme Mädchen! Sie hatte sich während des Laufs der Woche jeden Umstand, der mit der früheren Begegnung zusammentraf, wenigstens tausendmal erwogen, jedes Wort, das gewechselt wurde, ihrem Gedächtnisse eingegraben und, fast ohne es zu wissen, die Eindrücke in ihrem Herzen fest wurzeln lassen. Sie ging den Gang hinunter und las gar aufmerksam in ihrem Buche, bis sie bei der Bank anlangte.

»Keine Messer oder Scheren zu schleifen, Madam?« fragte Spikeman, achtungsvoll herankommend.

»Sie wieder da, Meister Kesselflicker? Wahrhaftig, ich hatte Sie ganz vergessen.« (Gott behüte! wie lügen nicht so unschuldige Mädchen aus lauter Verschämtheit!)

»Es wäre ein Glück für andere, Miß Mathews, wenn ihr Gedächtnis eben so treulos wäre«, versetzte Spikeman.

»Und warum das, wenn ich fragen darf?«

»Ich denke an den Gentleman, an den ich Ihren Auftrag besorgen mußte.«

»Und was hat er Ihnen darauf geantwortet?«

»Er sah ein, Miß Mathews, wie wahnsinnig seine Mitteilung an Sie war, und begreift recht wohl die Unmöglichkeit, daß Sie ihm eine Antwort geben oder ihm Zutritt gestatten. Er bewunderte die Weisheit Ihres Benehmens, aber unglücklicherweise trug diese Bewunderung nur dazu bei, seine Leidenschaft zu steigern. Er trug mir auf, Ihnen zu sagen, daß er nicht mehr schreiben wolle.«

»Das ist sehr klug von ihm, und ich bin zufrieden.«

»Ich wollte, ich könnte auch von ihm ein Gleiches sagen, Miß Mathews; denn meiner Ansicht nach ist jetzt sein ganzes Dasein so sehr an Ihren Besitz gebunden, daß er nicht mehr zu leben im stande ist, wenn es ihm nicht gelingt, Sie zu gewinnen.«

»Ich bin nicht schuld daran«, versetzte Melissa, ihre Augen niederschlagend.

»Nein, gewiß nicht. Indessen, Miß Mathews, wenn man bedenkt, daß dieser Mann dem weiblichen Geschlechte abgeschworen, ja, ich darf wohl sagen, dasselbe fast verachtet hat, so ist es kein kleiner Triumph für Sie und keine geringe Demütigung für ihn, daß er in Ihnen die Macht der Frauen kennen lernen muß.«

»Es ist nur eine gerechte Strafe dafür, daß er uns verachtet hat.«

»Vielleicht ist's so; wenn jedoch jedermann für seine Unthaten gestraft würde, wer könnte da, wie Shakespeare sagt, der Peitsche entkommen?«

»Ei der Tausend, Meister Kesselflicker, wo haben Sie gelernt, den Shakespeare zu zitieren?«

»Wo ich noch viel mehr lernte. Ich war nicht immer ein wandernder Kesselflicker.«

»Das hab' ich mir doch gedacht; aber darf ich fragen, wie es mit dieser Umwandlung zuging?«

»Miß Mathews, wenn die Wahrheit gesagt werden muß, sie war die Folge einer unglücklichen Liebe.«

»Ich habe in alten Poeten gelesen, daß die Liebe einen Gott veranlaßte, das Gewand der Menschheit anzulegen; doch habe ich nie gehört, daß ein Zeus oder Apollo sich herabgelassen hätte, ein Kesselflicker zu werden«, versetzte Melissa lächelnd.

»Der unsterbliche Jupiter zögerte nicht, wenn er zu lieben geruhte, seine Donnerkeile zu verbergen, und Cupido hat nur zu oft zur Beihilfe des Proteus seine Zuflucht genommen, um seinen Erfolg zu sichern. Wir haben daher sehr bedeutende Vorgänger.«

»Und wer war die Dame Ihrer Liebe, guter Meister Kesselflicker?«

»Sie glich in allen Stücken Ihnen, Miß Mathews. Sie war so schön, so geistreich, so offen, so stolz und unglücklicherweise auch so hartnäckig, wie Sie, was mich aufs neue an den unglücklichen Gentleman erinnert, dessen Botschafter ich im gegenwärtigen Augenblicke bin. In seinem Liebeswahnsinn hat er mich aufgefordert – ja, Miß Mathews, mich, einen armen Kesselflicker – für ihn um Sie zu werben, Ihnen alles zu sagen, was er Ihnen gesagt haben würde, wenn Sie ihn vor sich gelassen hätten, für ihn das Wort zu nehmen, zu Ihren Füßen niederzuknieen und Sie zu bitten, daß Sie Mitleid haben möchten mit einem Manne, dessen einziges Unglück die Liebe, dessen einziges Verbrechen seine Armut ist. Was konnte ich sagen, Miß Mathews – was konnte ich einem Manne in einem solchen Zustande der Verzweiflung entgegenhalten? Vernünftige Gründe und Vorstellungen waren fruchtlos. Ich konnte ihn nur dadurch beschwichtigen, daß ich ihm versprach, seine Bitten zu erfüllen, vorausgesetzt, daß es mir gestattet würde. Nun muß ich fragen, Miß Mathews, habe ich Ihre Erlaubnis, diesen Versuch zu machen?«

»Zuerst, Meister Kesselflicker, möchte ich den Namen jenes Gentleman wissen.«

»Ich habe zwar versprochen, ihn nicht zu nennen, Miß Mathews, aber ich kann diese Zusage umgehen. Ich habe ein Buch, das ihm gehört, in meiner Tasche; darin befindet sich das Wappen seiner Familie, unter dem der Name seines Vaters geschrieben steht.«

Spikeman bot ihr das Buch dar. Melissa las den Namen und legte den Band, ohne ein Wort zu sagen, auf die Bank.

»Und nun, Miß Mathews, da ich Ihnen gezeigt habe, wie es durchaus nicht im Wunsche jenes Gentleman liegt, geheim zu halten, wer er ist – darf ich wohl zu hoffen wagen, daß Sie mir erlauben, hin und wieder das Wort für ihn zu nehmen, wenn ich Sie wieder sehe?«

»Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Meister Kesselflicker: ich bin der Ansicht, daß es eine gefährliche Maßregel sein dürfte, sowohl für den Gentleman, als für mich selbst. Sie haben eine Stelle des Shakespeare angeführt, erlauben Sie mir nun, dasselbe zu thun –

›In allem andern zähl' auf Freundes Beistand,
Nur in dem zarten Dienst der Liebe nicht;
Drum soll das Herz die eigne Zunge brauchen!‹

Sie bemerken, Meister Kesselflicker, daß Sie in Gefahr geraten könnten, für sich selbst zu sprechen und nicht für Ihren Klienten. Ferner ist zu befürchten, ich könnte mich bethören lassen, auf die Werbungen eines Kesselflickers zu hören. Bedenken Sie nur, was da schreckliches daraus erwachsen könnte«, fügte Melissa lächelnd bei.

»Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, Miß Mathews, daß ich nur für die Person spreche, deren Familiennamen Sie in dem Buche gelesen haben, und daß Sie nie durch die Aufdringlichkeit eines Burschen, der alte Töpfe und Pfannen ausbessert, gedemütigt werden sollen.«

»Sie setzen die Ehre eines Kesselflickers zum Pfande; die muß ich wohl recht hoch anschlagen?«

»Wenn ein Kesselflicker die Ehre hat, Miß Mathews zu sprechen, so besitzt er eine Ehre, die nicht hoch genug gewürdigt werden kann.«

»Nun, das ist sehr höflich für einen Mann, der sich mit rußigen Kesseln herumschlagen muß; aber der Schulmeister ist in der Nähe, der für die wunderlichen Regelwidrigkeiten unserer gegenwärtigen Unterhaltung Rechenschaft fordern könnte. Ich muß Ihnen guten Morgen wünschen.«

»Wann kann ich die Ehre haben, Ihnen wieder aufzuwarten, um für den armen Gentleman das Wort zu nehmen?«

»Ich kann mich wahrhaftig nicht auf Rendezvous mit Kesselflickern einlassen«, versetzte Melissa. »Wenn Sie die Person jenes jungen Mannes vertreten, so müssen Sie sich begnügen, Tage oder Monate lang zu warten, bis Sie den Saum von meinem Gewande zu sehen kriegen, den Mond anbellen, die Sterne verfluchen und was weiß ich noch alles. Mit einem Worte, Sie müssen die Gelegenheit ersehen. Und nun leben Sie wohl, guter Meister Kesselflicker«, setzte Melissa hinzu, indem sie ihr eigenes Buch zurückließ und das, welches ihr Spikeman gegeben hatte, mit sich nach Hause nahm. Es war alles vorbei mit Miß Melissa Mathews, das konnte ein Blinder sehen.

Wir müssen jetzt einen Zeitraum von zwei Wochen überspringen, während welcher Spikeman anfangs jeden andern Tag, später aber jeden Abend eine Zusammenkunft mit Melissa hatte, dabei fortwährend seine Sache in der dritten Person verfolgend. Joey begann des Handels nachgerade sehr überdrüssig zu werden, da er die ganze Zeit über müßig bleiben mußte. Da sagte Spikeman eines Morgens zu ihm, er müsse ohne den Karren nach dem Stelldichein hinunter und Miß Mathews melden, sein Onkel, der Kesselflicker, sei krank und nicht im stande, am Abend zu kommen.

Nachdem Joey diese Weisung erhalten, brach er alsbald auf. Miß Mathews war noch nicht zugegen, und unser Held, der Aufsehen vermeiden wollte, verbarg sich in dem Gebüsche, um ihre Ankunft abzuwarten. Endlich erschien sie, von ihrem Bäschen Araminta begleitet. Sobald sie auf der Bank Platz genommen hatten, begann Araminta:

»Meine liebe Melissa, ich konnte im Hause wegen Deines Vaters nicht mit Dir reden, aber die Simpson hat mir diesen Morgen gesagt, sie halte es für ihre Pflicht, mir mitzuteilen, man sehe Dich nicht nur bei Tage, sondern sogar in späten Abendstunden mit einem seltsam aussehenden Manne spazieren gehen und plaudern. Es fällt mir sehr auf, daß Du in der letzten Zeit dieser geheimnisvollen Person nicht gegen mich erwähnt hast, noch mehr aber, daß Du Dir eine solche Unbesonnenheit zu schulden kommen lassen magst. Bekenne mir jetzt alles, was vorgefallen ist, oder ich muß wahrhaftig Deinen Vater davon in Kenntnis setzen.«

»Damit ich für einige Monate eingesperrt werde? das ist sehr freundlich von Dir, Araminta«, versetzte Melissa.

»Aber bedenke doch, was Du treibst, Melissa! Wer ist dieser Mann?«

»Ein wandernder Kesselflicker; er überbrachte mir einen Brief von einem Gentleman, welcher thöricht genug war, sich in mich zu verlieben.«

»Und welche Schritte hast Du eingeschlagen, Bäschen?«

»Ich habe mich aufs entschiedenste geweigert, Briefschaften anzunehmen oder den Gentleman zu sehen.«

»Aber warum kommt denn der Mann immer wieder?«

»Er fragt, ob wir keine Messer oder Scheren zu schleifen hätten.«

»Geh, geh, Melissa, das ist lächerlich. Alle Dienstboten sprechen davon, und Du weißt, wie liebenswürdig das Gesinde in seinen Urteilen ist. Warum gestattest Du diesem Menschen, fortwährend zu kommen?«

»Weil er mich belustigt und etwas so gar Possierliches in der Sache liegt.«

»Wenn das Dein einziger Grund ist, so wird es Dich keine Überwindung kosten, ihn nicht mehr zu sehen, nun die Lästerzungen geschäftig sind. Willst Du mir das versprechen? Bedenke doch, liebe Melissa, wie unklug und unmädchenhaft es ist.«

»Ei, Du wirst doch nicht glauben, ich werde mit einem Kesselflicker davon laufen – oder fürchtest Du das wirklich, Bäschen?«

»Nein, das nicht; aber demungeachtet ist ein Kesselflicker keine Gesellschaft für Dich, liebe Cousine. Wahrhaftig, Melissa, Du bist sehr unbesonnen gewesen. In wie weit Du mir die Wahrheit gesagt hast, weiß ich nicht, aber doch muß ich Dir sagen – wenn Du mir nicht versprichst, diese Bekanntschaft, von der Du keine Ehre haben kannst, aufzugeben, so werde ich alsbald den Onkel davon in Kenntnis setzen.«

»Durch Drohungen ist mir kein Versprechen abzuzwingen, Araminta«, entgegnete Melissa trotzig.

»Wohlan denn, ich will nicht allzuheftig in Dich dringen. Du sollst zu Deiner Antwort achtundvierzig Stunden Bedenkzeit haben; wenn Dir aber inzwischen Dein eigener Verstand nicht sagt, wie unzart Dein Benehmen ist, so kann ich wahrhaftig nicht anders als Deinem Vater Meldung machen; dabei bleibt's.«

Mit diesen Worten stand Araminta von der Bank auf und ging dem Hause zu.

»Achtundvierzig Stunden!« sagte Melissa gedankenvoll; »bis dahin muß sich's entschieden haben.«

Joey, der Verstand genug besaß, um zu merken, wie die Sachen standen, wurde mit sich einig, seinen Auftrag nicht zu bestellen. Er wußte, daß Spikeman wohl war und wahrscheinlich nur deshalb wegblieb, um Miß Mathews' Ungeduld, ihn zu sehen, noch mehr zu steigern. Melissa blieb, in tiefe Gedanken versenkt, auf der Bank sitzen; endlich ging Joey auf sie zu.

»Du hier, mein Knabe; was bringst Du?« fragte Melissa.

»Ich streife eben in der Gegend umher, Miß.«

»Komm her, ich verlange, daß Du mir die Wahrheit sagst, denn in der That, es wäre nutzlos, wenn Du mich zu täuschen versuchtest. Ist jener Mann wirklich Dein Onkel?«

»Nein, Miß, er ist's nicht.«

»Ich wußte es ja. Ist er nicht die Person, welche den Brief schrieb und ein verkleideter Gentleman? Antworte mir auf diese Frage, und dann habe ich eine Botschaft an ihn, die ihn glücklich machen wird.«

»Er ist ein Gentleman, Miß.«

»Und heißt Spikeman, nicht wahr?«

»Ja, Miß, es ist so.«

»Wird er diesen Abend herkommen? Es ist jetzt keine Zeit zu Spielereien.«

»Zuverlässig, Miß, sofern Sie es wünschen.«

»Sage ihm, er solle ja nicht säumen, aber auch zugleich seine Maske ablegen«, sagte Melissa, in Thränen ausbrechend. »Es hilft jetzt nichts mehr, meine Würfel liegen«, fuhr sie, mit sich selbst sprechend, fort.

Joey blieb an ihrer Seite, bis sie die Hände von ihrem Antlitz entfernte.

»Warum wartest Du?«

»Zu welcher Stunde soll er kommen, Miß?« fragte Joey.

»Sobald es dunkel ist. Verlasse mich jetzt, Knabe, und vergiß nicht, was ich Dir gesagt habe.«

Joey eilte zu Spikeman, erzählte ihm, was er gesehen und gehört hatte, und entledigte sich seines Auftrages.

»Mein lieber Junge! Du hast mir zu meinem Glücke verholfen«, rief Spikeman. »Sie vergoß Thränen, sagst Du? Armes Kind! ich hoffe, es werden die letzten sein, die sie je vergießen wird. Ich muß jetzt auf der Stelle nach Cobhurst. Wenn's dunkel ist, findest Du Dich an dem Gebüsche ein, denn ich muß Dich dann noch sprechen.«

Spikeman brach in möglichster Eile, sein Bündel auf dem Kopfe, nach der Stadt auf. Nachdem er die Hälfte seines Weges zurückgelegt, ging er in ein Feld, wechselte seine Kleider, verabschiedete den Kesselflickersanzug für immer und warf ihn zum Besten irgend eines Finders in den Graben. Er ging dann in die Stadt nach seinem Zimmer, warf sich in eine fashionable Tracht, ordnete seinen Mantelsack und bestellte eine Chaise, um noch vor Einbruch der Dunkelheit im Dorfe anzulangen. Er trug dem Postillon auf, durch das Dorf zu fahren und etwa fünfzig Schritte jenseits des Gebüsches Halt zu machen; dann stieg er aus und befahl seinem Kutscher zu warten, bis er zurückkehre. Joey war bereits da, und bald nachher erschien auch Miß Mathews, die hastig mit Shawl und Hut den Gang herunter geeilt kam. Sobald sie bei der Bank anlangte, warf sich Spikeman ihr zu Füßen. Er sagte ihr, er wisse, was zwischen ihr und ihrem Bäschen vorgefallen wäre, er könne und wolle sich nicht von ihr trennen und sei jetzt ohne Verkleidung gekommen, um zu wiederholen, was er ihr so oft gesagt habe, daß er sie nämlich liebe und anbete und daß er sein ganzes Leben ihrem Glücke weihen wolle.

Melissa weinte, bat, sträubte sich und willigte halb ein. Spikeman führte sie von der Bank nach der Straße hin. Sie widerstrebte zwar, ging aber doch vorwärts, bis sie an der Chaise anlangten. Joey ließ den Tritt herunter; Melissa wurde halb ohnmächtig, halb sich sträubend hineingeschoben, Spikeman folgte, und Joey schloß den Schlag.

»Halte noch einen Augenblick, Schwager«, sagte Spikeman, »da Joey, nimm dies.«

Als Spikeman unserem Helden ein Paket in die Hand drückte, schlug Melissa ihre Hände zusammen und rief: »Ja, ja, halt, halt, – laß mich hinaus, ich kann nicht gehen, wahrhaftig, ich kann nicht.«

»Da kommen Lichter den Kiesweg herunter«, sagte Joey, »und zwar in aller Eile.«

»Fort, Schwager, so schnell Du kannst«, rief Spikeman.

»Ja, fort!« rief Melissa, in die Arme ihres Geliebten sinkend.

Und fort ging's, während Joey, das Päckchen in den Händen, an der Straße stehen blieb. Unser Held wandte sich um; er bemerkte eben Lichter ganz in der Nähe, und da er nicht gerade gefragt zu werden wünschte, so brach er in möglichster Eile auf, ohne inne zu halten, bis er an der Hütte angelangt war, wo er und Spikeman Quartier gemacht hatten.


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