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13.

Als Gaud aber eines Tages in Paimpol erfuhr, die »Marie« läge im Hafen, da packte sie eine Art Fieber. Ihre schöne Ruhe war weg; ohne einen rechten Grund zu haben, hörte sie früher als sonst zu arbeiten auf und machte sich auf den Heimweg; und wie sie so dahin eilte, bemerkte sie Yann, der ihr entgegen kam.

Ihre Kniee zitterten dergestalt, daß sie zusammen zu sinken meinte als sie die prachtvolle Gestalt erkannte und sein schönes Lockenhaar unter der Fischermütze hervorquellen sah. Die Begegnung kam ihr allzu plötzlich; sie fürchtete zu schwanken, und würde sich zu Tode geschämt haben, wenn er ihre Erregung gemerkt hätte – war er doch kaum noch zwanzig Schritte weit! Sie hätte sich jetzt unter die Ginsterbüsche verstecken oder in das Loch eines Wiesels kriechen mögen; denn sie bildete sich ein, vom schnellen Laufen unordentlich oder verzaust auszusehen. Auch Yann hatte einen Augenblick des Erschreckens gehabt als er sie erkannte, es war aber unmöglich ihr auszuweichen, sie mußten auf dem schmalen Weg aneinander vorüber, und um sie nicht streifen zu müssen, stellte er sich mit einer so hastigen Bewegung hart am Wegesrand auf, als wäre er ein störriges Pferd, das in die Höhe steigt; dabei blickte er sie sehr unwirsch an.

Gaud hatte kaum eine halbe Sekunde lang die Augen zu ihm erhoben, aus welchen unbewußt ein angstvolles Flehen zu ihm sprach. Und wie sich ihre Blicke trafen, da schien es in seinen Augen aufzuleuchten, als ginge ihm eine liebe Erinnerung auf, während ihr das Rot ins Gesicht stieg bis zu den Haaren hinauf.

»Guten Tag, Fräulein Gaud!« sagte er und lüftete die Mütze.

»Guten Tag, Herr Yann!« erwiderte sie den Gruß.

Das war alles, denn er ging weiter und sie setzte ihren Weg mit zitternden Gliedern fort; in dem Maß als die Entfernung zwischen ihnen wuchs, schwand auch ihre Röte und sie fühlte ihre Kräfte wiederkehren.

Zu Hause fand sie die Großmutter in einem Winkel sitzen; bald kicherte sie kindisch vor sich hin, bald weinte sie und hielt den Kopf mit beiden Händen; ihr Haar war ganz zerzaust.

»O meine liebe Gaud!« rief sie, »denk nur, ich habe den jungen Gaos getroffen, wie ich von Plouherzel her vom Holzlesen heim kam! Und wir haben von meinem armen Jungen geredet, das kannst du dir wohl denken! Sie sind erst heute früh eingelaufen, und schon am Mittag ist er dagewesen, wie ich fort war. Guter Junge, ihm sind auch die Thränen in die Augen gekommen ... Was sagst du nur dazu: bis an die Hausthür ist er mit mir gegangen, und hat sich's durchaus nicht nehmen lassen, mein Reisigbündel zu tragen!«

Gaud stand wie angewachsen noch auf derselben Stelle, und ihr Herz zog sich zusammen. Also hatte Yann den Besuch schon gemacht, auf welchen sie so sehr gehofft! Sie hatte ihm so viel sagen wollen, er würde aber kein zweites Mal kommen – es war aus ... Die Hütte erschien ihr auf einmal noch armseliger, die Armut noch trostloser, die Welt so leer, wie noch nie. Sie sank auf einen Stuhl und fühlte sich sterbenselend.


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