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37.

Den Monat April verbrachte André mit Spaziergängen in Stambul und Eyub oder mit Träumereien in Sultan-Fatih, vor dem kleinen Kaffeehause in freier Luft, ungeachtet der nachträglich wieder eingetretenen kalten Witterung, die Schneestürme brachte.

Der erste Mai kam, ohne daß Djenane meldete, wann sie ihr altes verzaubertes Schloß verlassen werde. Sie schrieb nur selten und immer sehr kurze Briefe. Zeyneb und Mélek behaupteten stets, daß sie sehr bald kommen werde.

André sah diese beiden auch seltener als früher: Zeyneb kränkelte fortwährend, und Mélek hatte infolge der drohenden Wiederverheiratung ihren Humor fast gänzlich verloren.

Uebrigens war die Ueberwachung in diesem Jahre verdoppelt worden und ganz besonders den drei Cousinen gegenüber, die man, wie es schien, einigermaßen in Verdacht hatte.

Die beiden Schwestern schrieben öfter an André, der stets sehr kurz, antwortete, wenn er nicht das Antworten gänzlich vergaß. Im letzteren Falle erlaubten sie sich zuweilen, ihm bescheidene Vorwürfe zu machen, wie zum Beispiel in diesem Brief:

»Khassim-Pascha, 8. Mai 1905.

Werter Freund, was ist geschehen? Wir sind, beunruhigt, wir, Ihre armen kleinen Freundinnen. Wenn die Tage vergehen ohne einen Brief von Ihnen, lastet die Traurigkeit wie ein schwerer Mantel, der uns zu erdrücken droht, auf unseren Schultern, und alles ist verdunkelt: das Meer, der Himmel und unsere Herzen. – Wir beklagen uns indessen nicht, seien Sie versichert; wir wollen Ihnen nur wiederholen, daß Sie unser großer und einziger Freund sind.

Sind Sie in diesem Augenblick glücklich?

Je nachdem, was das Leben dem Menschen bietet, vergeht ihm die Zeit schnell, oder sie schleppt sich dahin. Bei uns schleppt sie sich immer dahin! Wir wissen wahrlich nicht, warum wir noch auf der Welt sind. Vielleicht zu der einzigen Freude, Ihre sehr ergebenen, sehr treuen Sklavinnen zu sein, bis zum Tode und darüber hinaus!

Zeyneb und Mélek.«

Am 9. Mai kündigte man André Lhéry auf seiner Botschaft die alljährliche Uebersiedlung nach Therapia als nahe bevorstehend an. Für ihn war das fast gleichbedeutend mit seinem gänzlichen Scheiden aus Konstantinopel ...

Außer den fremden Botschaftern begann auch die ganze vornehme Welt Konstantinopels die üblichen Vorbereitungen zu dem allgemeinen Umzug in die Sommerquartiere.


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