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Nachdem die Kalipartei es wieder für angemessen hielt, dem Hilgenbauern Gruß und Handschlag zu bieten, tat dieser, als wäre nichts vorgefallen, hielt sich aber von diesen Leuten zurück, soweit es eben ging.
Zu Herzen hatte er sich nur das Benehmen des Ehepaares Suput genommen, und wenn der Häusling auch versuchte, wieder an ihn heranzukommen, Volkmann ließ ihn höchstens über die Halbtüre reden.
Das war für Suput besonders ärgerlich, weil Lüder für die nächste Zeit Herr über ihn war. Der ging alle paar Tage bei Frau Garberding vor, teils um zu fragen, wie es dem Vorsteher gehe, anderseits, weil er sich gern mit ihr etwas erzählte, denn sie war wie eine Mutter zu ihm.
Als er ihr klagte, daß er manchmal nicht genug zu tun hätte, weil Lembke ihn aus guten Gründen nicht an die Arbeit heranließ, meinte sie mehr aus Scherz denn im Ernst: »Ja, mein Jung', dann kannst du ja hier so lange den Bauern spielen, bis Garberding wieder da ist; mir wird das zu viel, wo ich so schlecht auf den Füßen bin, und es geht allerlei verkehrt, wenn man nicht überall selbst dabei ist.«
Er schlug sofort ein, ließ noch am selben Tage seine und Ramakers Sachen holen, denn Frau Garberding räumte ihm die Gastdönze ein und stellte den Knecht für den Sommer an, weil sehr viel zu tun war. Nun gab es eine fröhliche Zeit für ihn. Er stand als erster auf dem Hofe auf, sah überall nach dem Rechten, verteilte die Arbeit, faßte mit an, wo es nötig war, und lernte in dieser Zeit mehr als bisher.
Suput ging mit scheuen Augen an ihm vorbei und machte sich wegen seiner Schlechtigkeit allerhand Vorwürfe.
Die Erntezeit war für den Hilgenbauer ein Fest; er war von früh bis spät im Gange, arbeitete wie im Stundenlohn, aber je mehr er schanzte, um so heller wurden seine Augen, um so leichter sein Gang.
Ramaker sah ihm oft bewundernd nach und sagte zu Suput: »Es ist gerade, als wenn das, was anderen Leuten die Knochen krumm macht, ihn aufrichtet.« Suput nickte nur, denn vor Ramaker hatte er Angst.
In der Zeit als über den Hilgenbauer im Kruge einmal dreckig geredet wurde, hatte Ramaker ihm auf dem Heimwege gesagt: »Du bist auch so 'n Ducknackscher; die halbe Arbeit hat er für dich getan, und jetzt sitzest du da und sagst nichts dagegen, was die andern reden. Mit dem Munde bist du ja mehr als fromm, aber das macht es nicht allein. Und für solche Leute bedanke ich mich schönstens.«
Aber nicht allein die Arbeit machte den Hilgenbauer frisch und fröhlich, sondern zumeist der Umstand, daß er sich zu einer Frau aussprechen konnte, der er zugetan war.
So lächerlich die riesige Frau mit dem gewaltigen Leibe und dem winzigen Haarknoten auch auf den ersten Blick wirkte, zumal, wenn sie mit ihrer dünnen Kinderstimme anfing zu sprechen, sie hatte ein Herz von Gold und Verstand für dreie.
Nichts machte ihr mehr Vergnügen, als aufzutischen; ihre größte Freude war, wenn sie irgendwo helfen konnte, und bei jedem Wochenbette und in jedem Krankenzimmer war sie anzutreffen.
Mut hatte sie wie ein Mann. Damals, als das Gerede über Volkmann im Kirchspiele umging, hatten nach der Kirche in der Wirtschaft mehrere Bauernfrauen auf ihre Männer gewartet, die wegen des Moorkanals noch eine Besprechung hatten, und da war es über Volkmann hergegangen.
Mit einem Male hatte Frau Garberding gesagt: »Es war bislang hier nicht Landesbrauch, gleich nach der Kirche seinem Nächsten gegen den Rock zu spucken. Und was den Hilgenbauer anbetrifft: Hätte der Herr mir Kinder beschert und es wäre eine mannbare Deern dabei, und der Hilgenbauer würde sie zur Frau verlangen, Garberding und ich würden mit Freuden unser Jawort dazu geben.
Ich weiß ganz genau, was es mit ihm für ein Bewenden gehabt hat, aber deswegen freue ich mich doch jedes einzige Mal, wenn er bei uns kommt.« Als man in sie drang, sie solle erzählen, was sie wisse, sagte sie: »Das tu' ich nicht; deswegen hat Garberding mich das nicht wissen lassen.«
Da Volkmann irgendeine Entschädigung für seine Hilfe ablehnen würde, wie sie annahm, strickte sie ihm Strümpfe, ließ ihm Hemden und Unterzeug machen, woran es ihm fehlte, und er nahm das dankend an, denn es war ihm, als käme es von seiner Mutter.
Wenn sie beide allein waren, erzählte er ihr von seinem Leben in den kanadischen Wäldern, und sie weinte still vor sich hin, als sie die Geschichte von der kleinen Margerit vernahm.
Als dann eines Abends Lüder ihr sein Herz ganz ausschüttete und ihr haarklein erzählte, warum er keinen heilen Namen mehr habe, wuchs er ihr vollends in das Herz, und ihr war, als wenn es ihr eigener Sohn wäre.
Da er in Kleidung und Gebaren ganz zum Bauern geworden war, sah sie sich im Kirchspiele nach einer Frau für ihn um und ließ sich bald auf diesen, bald auf jenen Hof fahren, setzte es durch, daß Lüder sie dabei begleitete, und freute sich, wenn sie bemerkte, daß manches wohlhabende Bauernmädchen auf ihn mit Wohlgefallen sah.
Als sie aber ganz von weitem die Rede darauf brachte, daß es an der Zeit wäre, daß er sich eine Frau nähme, und er nicht darauf zuschlug, nahm sie vorläufig davon Abstand.
Zu Jakobi hörte Lembkes Pachtzeit auf, und nun zogen Volkmann und Ramaker wieder auf den Hilgenhof; anfangs führte eine Witfrau mit ihrer fünfzehnjährigen Tochter ihm den Haushalt.
Im Januar kam Ramaker nach langem Drucksen damit zutage, daß er ein Mädchen an der Hand habe, eine Kätnertochter aus Breeden, und wenn der Bauer nichts dawider habe und ihn dann noch behalten wollte, so möchten sie wohl bald heiraten.
Lüder paßte das sehr gut, besonders, als er das Mädchen kennengelernt hatte, denn Frau Könnecke war mürrischer Art und nicht gewöhnt, abseits vom Dorfe zu leben.
So richtete denn Volkmann das Häuslingshaus her, in dem bislang die alten Lembkes gewohnt hatten, Frau Garberding steuerte aus ihrem Wäscheschrank Ramaker aus, und Ende Februar konnte gefreit werden.
Die junge Frau war freundlich und fleißig und nahm es mit Freuden an, daß sie das Wohnhaus mit in Ordnung hielt und dort gleich für alle kochte, und der Einfachheit wegen aßen die drei Leute da meist miteinander. Auch abends blieben sie oft beisammen, falls Volkmann nicht Frau Garberding besuchte, und er las dann seinen Leuten aus irgendeinem guten Buche vor, bis es Schlafenszeit war.
So verging der Winter in Ruhe und Frieden, und der Bauer hörte keinmal mehr als Fuchteln der schwarzen Flügel vor seiner Stirn, zumal er in seiner freien Zeit an einer naturwissenschaftlichen Arbeit schrieb und nebenher die Geschichte der alten Bauerngeschlechter von Reethagen, Breeden und Schedensen zusammensuchte.
An einem schönen Sonntagvormittag im April saß der Bauer mit einem Buche in der Hainbuchenlaube und sah dem Eichelhäher zu, der zwischen dem Holze und dem Grasgarten hin und her flog, weil er im Garten Hühnerfedern suchte; er hatte den Vogel gern, der im Walde zwar das Wild vor dem Jäger warnte, dafür diesem aber auch den Fuchs und den Bock meldete und dem die Bauern deshalb den Namen Markwart gegeben hatten. Er ergötzte sich an dem bunten Narren, der mit gesträubter Holle auf dem Rasen umherhüpfte und sich fortwährend scheu umsah, als wären ihm die Federn nicht gegönnt.
Plötzlich duckte er sich, kreischte auf und strich ab. Schritte kamen über den Steinweg, die Pforte klinkte auf, und als der Bauer aufsah, kam der Vorsteher mit freudigem Gesichte auf ihn zu und streckte ihm beide Hände entgegen.
»Du sollst auch vielmals bedankt sein, Lüder«, rief er und schüttelte Volkmann die Hände, »für den vielen Beistand, den du mir geleistet hast. Das muß ich sagen: Es ist alles so in der Reihe, als wenn ich selber da war. Suput sagte: ›Ja, der, der ist jetzt ein ganzer Bauer.‹ Na, und Suput macht schon allerlei Ansprüche.
Na, und dir geht es gut, das sehe ich, und mir auch, wenn ich auch wohl niemals wieder der Kerl von früher werde. Jetzt heißt es Schritt fahren, wenn ich über den Berg kommen soll. Mein seliger Vater hat es auch an der Lunge gehabt und hat mit vierzig von uns fort müssen.
So, und wenn du kein besseres Mittag hast, dann möchtest du zu uns kommen; ich habe aus Hannover einen ganz gefährlichen Kalbsbraten mitgebracht, und Trina sagt, den kriegen wir allein nicht auf.
Hier hast du übrigens auch alles gut im Stande; nun fehlt bloß noch eine glatte Frau, und dann ist alles richtig.«
Lüder nahm mit Dank an, und dann gingen sie langsam durch die Heide. Als sie an dem Graben waren, der die Grenze zwischen der Hilgenhofer Heide und der des Vorstehers war, blieb Garberding stehen, sah Volkmann an und sagte: »Weißt du, was heute für ein Tag ist? Vor zwei Jahren standen wir zum ersten Mal hier.«
Als er weiterging, setzte er hinzu: »Du hast mir damals gleich gefallen und meiner Trina auch. Junge, wenn die nicht auf sechzig ginge, ich könnte es wahrhaftig mit dem Übelnehmen kriegen: Sie redet von nichts weiter als von dir; ich bin jetzt man Handpferd geworden.«
Er sah sich in der Heide um. »Ja, es ist doch man einmal schön hier bei uns. Da oben auf dem Harze, ich weiß nicht, schön ist es da ja wohl, und auch die Leute können mir ganz gut gefallen, und gesund ist es da auch für die Lunge, aber leben möchte ich da nicht. Man stößt mit den Augen meist überall gegen die Berge, und denn redet mir das Volk auch zuviel. Und die Unruhe, die Unruhe! Selbst im Winter ist da alles voll von Stadtleuten, die vor Langerweile mit Kinderschlitten die Berge herunterrutschen oder sich mit den unklugen Schneeschuhen abmarachen, als wenn sie dafür bezahlt werden. Da ist es hier doch besser. Wie schön der Post riecht und das Birkenlaub! Der Doktor meinte, ich sollte noch dableiben, aber ich sagte ihm: Dann werde ich wieder krank.«
Er blieb wieder stehen und atmete mühsam. »Nun erzähl du; gehen und sprechen zusammen kann ich nicht mehr.«
Volkmann teilte ihm alles Wichtige mit, auch über das Kesseltreiben, das man gegen ihn veranstaltet hatte, und auf welche Weise Freimut sich dabei benommen hatte. Der Vorsteher lachte im Halse; einen Teil hatte er von seiner Frau schon vernommen, und er freute sich, daß Volkmann so gut dabei abgeschnitten hatte.
Nach dem Mittag ließ Garberding sich den Liegestuhl, den er sich mitgebracht hatte, in den Garten stellen und sagte: »Da liegt man nun zugedeckt wie ein Wiegenkind und sieht ein Loch in den Himmel. So, nun schmök mir was vor; ich habe es mir abgewöhnen müssen, es geht auch so.
Jetzt wollen wir einmal die alte Bohrgeschichte besprechen. Der Mann, Neumann heißt er ja wohl, läßt nicht locker und hat hier einen Vorvertrag geschickt, der für die politische und für die Realgemeinde gültig sein soll, damit ich ihn in der Gemeindeversammlung vorlegen kann. Ich habe ihn zehnmal und mehr durchgelesen, und ich glaube, so ganz uneben ist er gerade nicht. Hier ist er!«
Volkmann las die dreißig Abschnitte des Vertrages durch, fand aber bald mehrere Stellen, die für die Gemeinde gefährlich werden konnten, und deshalb schlug er vor, die Landwirtschaftskammer in Hannover solle über den Vertrag erst ein Gutachten abgeben. Nach acht Tagen kam der Vertrag zurück und ein anderer dabei, der auf den von der Kammer entworfenen Mustervertrag zugeschnitten war und mit dem sich die Gemeindeversammlung zufrieden erklärte.
Der Berliner machte ein Gesicht wie der Hund zu dem Zaunigel, als ihm gesagt wurde: So oder überhaupt nicht!, reiste ab, um den Vorvertrag seiner Gesellschaft vorzulegen, und nach vierzehn Tagen fand die Versammlung statt, in der die Annahme erfolgen sollte.
Der Wind hatte drei Tage von Morgen geweht, und die Luft war voller Staub; das war günstig für Neumann, denn so wurde von Anfang an scharf getrunken. Er hatte seine Getreuen schon die Tage vorher aufgesucht, und die hatten die anderen bearbeitet.
Als der Vorsteher und der Hilgenbauer in den Krug kamen, war der Saal blau von Tabaksdampf, und viele Köpfe waren rot. Neumann schmiß einen kalten Blick nach den beiden Männern, stürzte dann auf sie zu, lächelte süß, drückte ihnen die Hände und sprudelte los: »Wir müssen noch ein Augenblickchen warten, es sind noch nicht alle da.«
Garberding sah nach der Uhr. »In zehn Minuten fange ich an; auf drei Uhr ist angesetzt. Danke«, fuhr er fort, als ihm der Ingenieur ein Glas Wein hinstellen wollte, »ich bin um diese Zeit Kaffee gewöhnt, und Alkohol darf ich überhaupt nicht mehr.«
Auch Volkmann bestellte sich Kaffee, und die großen Bauern riefen einer nach dem anderen: »Nordhoff, mir auch!« Und sie setzten hinzu: »Es geht um Tausende, und da ist es besser, man bleibt bei Verstand.« Schließlich trank alles Kaffee, und Neumann sah grün im Gesichte aus.
»Bevor ich den Vertrag verlesen lasse, frage ich an, ob jemand vorher einen Antrag zu stellen hat?« rief der Vorsteher.
Volkmann stand auf. »Ich beantrage zweimalige Lesung; in der zweiten Lesung Einzelabstimmung über jeden Abschnitt.« Der Berliner lächelte gezwungen, als der Antrag gegen drei Stimmen durchging.
»Hat noch jemand einen Antrag?«
Wieder stand Volkmann auf. »Ich beantrage, daß die Versammlung beschließen möge, daß die Bohrungen nicht in der Feldmark und auf den alten Wiesen, sondern nur in der Heide unter dem Dorfe, im Bruche und im Moore stattfinden sollen.«
Die Bohrgarde murrte, aber Volkmann fuhr fort: »Ich war letzte Woche in Wietze-Steinförde; da sieht es bunt aus; der Bauer hat da gar nichts mehr zu sagen; vor dem Wohnhause hat er den Fallmeißel und dahinter die Sonde. Ich will gegen den Wert der Bohrungen im allgemeinen nichts sagen, aber Segen bringen sie uns nicht. Zu leben hat jeder von uns hier, und Geld, das einem so zufällt und nicht erworben wird, das bleibt nicht.
Wo ist der Ölheimer geblieben? Vor die Hunde ist er gegangen mitsamt seinem Gelde. Was ist aus der Familie Janke geworden? Der Alte ist über dem vielen Gelde verrückt geworden, und der Junge hat sich scheiden lassen von seiner Frau und lebt mit so einem Weibsstück.
Ihr sollt sehen, steht hier erst alles voller Bohrtürme, dann müßt ihr tanzen, wie die Gesellschaft flötjet!
Und ob eure Frauen und Töchter dann noch alleine über die Landstraße gehen können, das ist sehr die Frage. Es ist jetzt schon schlimm genug in der Heide; Messerstechereien sind jetzt an der Tagesordnung und Raubanfälle und Einbrüche auch.
Hier«, er holte eine Zeitung heraus und ließ sie rund gehen, »das ist der dritte Lustmord in zwei Jahren bei uns! Früher wußte man von solchen Greueltaten hier nichts; aber seitdem das Volk aus aller Herren Ländern hier herumläuft, ist kein Frauensmensch seines Lebens mehr sicher.
Und deswegen haben der Vorsteher und ich es uns vorgenommen: Wir beide schließen nicht ab.«
Ehe er sich noch gesetzt hatte, sprang Neumann auf und wollte lospoltern, doch der Vorsteher winkte ab. »Herr Neumann, Ihre Ansicht kommt hier nicht in Frage. Wir wollen jetzt die Abschnitte verlesen. Ihr seid es wohl zufrieden, daß Volkmann das tut; mir ist das viele Reden nicht gut.«
Neumann biß sich auf die Lippen; er hatte geglaubt, daß man ihm das Vorlesen überlassen werde. Die Abschnitte eins, zwei und drei waren verlesen, als Volkmann aber den vierten verlesen hatte, bat er um das Wort: »In dem Vorvertrage steht, daß jeder Besitzer für jeden angebrochenen Morgen entschädigt wird; hier aber ist zu lesen: für jeden Morgen.«
Neumann wurde blaß, denn die Bauern stießen sich an und sahen kalt zu ihm hin. Volkmann fuhr fort: »Der Unterschied ist sehr wichtig, denn nach der neuen Schreibart sind wir die Dummen, indem wir, wenn ein Bohrloch oder sonst etwas nicht so viel Platz einnimmt, daß es einen Morgen ausmacht, wir keinen blanken Pfennig bekommen. Und solche Sachen stehen mehr in dem neuen Vertrage, obwohl Herr Neumann sagte, seine Gesellschaft habe nur hier und da die Schreibweise ein bißchen verfeinert.
Kurz und gut: Wir sollten hier über den Löffel balbiert werden, denn wir sind ja man bloß dumme Heidbauern, und das da in Berlin sind vornehme Herren. Sehr vornehme Herren sind es, denn sie wollen ja nur unser Bestes, nämlich unser Geld.«
Ein Hohngelächter schallte durch den Saal, und sogar Nordhoff meckerte laut los.
»Ist richtig!« »So ist es!« »Das ist die Wahrheit!« »Schwindel!« »Betrügerei!« so schrie es, und selbst die Neumannsche Leibwache stimmte mit in das Hohngelächter und Entrüstungsgepolter ein.
Der Berliner, der vor Aufregung zu hastig getrunken hatte, sprang auf und kreischte: »Ist das eine Art und Weise von 'ner Sache! Einen hier erst herlotsen und dann zum Narren halten? Und wer ist denn der Herr, der Sie um die schöne Entschädigung bringen will? Ist es ein Bauer, ist es einer von Ihnen? Fragen Sie im Celler Zuchthause an, wer es ist!«
Weiter kam er nicht. Alle Bauern, bis auf den Vorsteher und Volkmann, sprangen auf, und es war ein Gebrüll, daß Frau Nordhoff in der Küche schrie: »Herr im hohen Himmel, das gibt Mallör!«
Nordhoff schloß schnell die kleine Tür auf, und als der Agent noch reden wollte, schob er ihn ziemlich unsachte hinaus.
»I, so 'n Lümmel«, sagte der Vollmeier Röpke; »so 'n Lümmel! Nordhoff, nun aber schnell Bier. Es ist man ein Segen, daß der Klabautermann sich dünne gemacht hat, denn mir fing die Hand schon an zu jucken.«
Als jeder Bier hatte, rief der lange junge Mann: »Unser Freund Volkmann, der uns vor schwerem Schaden bewahrt hat, er soll leben vivat hoch und abermals hoch und zum dritten Male hoch.«
Während alle mit dem Hilgenbauer anstießen, hub der Schneider Fricke, der kein Freibier vertragen konnte, mit seinem verschossenen Tenor zu singen an: »Er lebe hoch, hoch, hoch!«, denn er war Mitbegründer des Gesangvereins Reethagen.