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Ich hatte allerdings wieder nicht gut geschlafen.
Der Traumgott schien sich darin zu gefallen, mir Motive unterzuschieben, die ich nie gehabt hatte, und mir einen Ehrgeiz anzudichten, der mir fremd war.
So verwandelte er mich zuerst – in einen preußischen Geheimrat, der die angenehme Aufgabe hatte, einen polnischen Grafen oder Fürsten von dem hervorragenden Takt und Geschick seiner Regierung in der Behandlung fremdsprachlicher Untertanen zu überzeugen. Der Erfolg läßt sich denken!
Kaum war ich von dieser anmutigen Sendung erwacht, als auch schon eine zweite, noch weit erwünschtere mich von dannen führte. Im Auftrag eines Komitees von Menschenfreunden hatte ich mit irgend einem Negerhäuptling, Herero, Bondelzwart oder Hottentotten, mich auseinanderzusetzen. Ich überbrachte dem ölschwarzen Kerl in wohlgesetzter Rede die Grüße der deutschen Kulturspitzen und bat ihn höflich, zu entschuldigen, daß unsre barbarischen Soldaten die liebenswürdigen Bestialitäten seines Stammes – statt, wie es menschlich gewesen, mit blinden Patronen – hier und dort mit scharfen Kugeln erwidert hätten. Die afrikanische Kulturspitze empfing die Botschaft der deutschen mit unverschämter Geringschätzung: sie feixte über das ganze, häßliche Gesicht und gab mir ihre Verachtung mit unzweideutigen Gebärden zu verstehen. So geschah es, daß mir mitten in meiner Ansprache die Galle überlief und ich dem Kerl jählings drei gesegnete Ohrfeigen auf seine Kaffernlauscher hieb. Die Folge war, daß er mich mit einer wahren Inbrunst zu Ende hörte und sich zum Schluß nicht genug tun konnte, mir seine Hochachtung vor benanntem Komitee der Menschenfreunde und seinen edlen Bestrebungen auszudrücken. Ich hatte mich schon von ihm verabschiedet, als mir siedeheiß einfiel, daß mich mein brutales Vorgehen bei gewissen zarten Seelen in Deutschland in den Ruf eines Menschenschinders bringen könnte. Darob ergrimmte ich so, daß ich noch einmal umkehrte und dem schwarzen Kerl mit meinem Stock die Rückseite versohlte. An der nachdrücklichen Anstrengung, die mir meine erneute Menschenfreundlichkeit verursachte, erwachte ich.
Ich war, trotz meiner traumhaften Gemütsroheit, in bester Laune.
Der fünfte Tag unserer gemeinsamen Kulturwoche war angebrochen, ein Umstand, der mein Wohlbefinden noch erhöhte. Auch die traulichsten Stunden sieht man bisweilen gern sich zu Ende neigen.
Das war wohl auch der Grund, warum ich meinen Baron am Nachmittag mit blendender Liebenswürdigkeit empfing, obwohl er schon um zwei Uhr erschien und diesmal gebieterisch anordnete, daß ich ihm ohne Widerrede in eine Kunstausstellung zu folgen habe. Er lehnte es sogar ab, vorher eine Tasse Mokka bei mir zu schlürfen, und schleppte mich wie einen Raub in den sonnigen Nachmittag hinaus.
Diesmal sprach der Baron selbst den verbindenden Text zu den Darbietungen der Kunst. Er war sehr weitschweifig; aber meine Langmut war heute grenzenloser denn je.
Aus Mangel an Stoff war die Plastik in einer Viertelstunde überwunden. Da diese Kunst eine unleidliche Klarheit und Bestimmtheit der Anschauung voraussetzt, konnte sie in der Zeit der ›hingehauchten Ideen‹ unmöglich stark vertreten sein.
Umso reichlicher die Malerei, einschließlich der graphischen Künste!
Der Baron begleitete den Rundgang mit einer förmlichen Dissertation über die ›Psychologie des Unwillkürlichen‹, wie sie der Impressionismus entdeckt habe. Er erklärte mir eindringlich das ›neue Auge‹, das zum Genuß der vielen Meisterwerke unentbehrlich war.
Mittelpunkt seiner und natürlich auch meiner Bewunderung war eine Kreuzabnahme. Von wem, bleibt sich gleich. Sie waren alle Genies.
Mein ungebildeter Blick war zuerst in Versuchung, das fragliche Bild für eine Riesenpalette zu halten. Aber der Baron war schnell bei der Hand, schnallte mir das neue Gesicht an, und ich war starr über ›die unheimlichen Finessen in den Farbenvaleurs, den unrhythmischen Rhythmus in den Bewegungsmotiven, die fabelhafte Verarbeitung von Licht und Schatten zu ganz neuen tonischen Möglichkeiten, zum ›Stil der Zukunft‹!
Bald sah ich ein, daß die Malerei, so gut wie die Musik, nachgerade nur noch unter der Voraussetzung gründlichster technischer Kenntnisse genossen werden konnte. Wie dort, so hatte auch hier der dummgesunde Sinn des Laien zu schweigen und – auf Gefahr seines Bildungsrufs – die Dinge hinreißend interessant zu finden. Und interessant waren sie auch!
Man konnte sich immer vorstellen, man überrasche die betreffenden Künstler, schönen, koketten Frauen gleich, bei der Morgentoilette; und sie waren in ihren Negligés fraglos reizvoller als in guten, fertigen Roben! O, man muß es verstehen, aus der Not eine Tugend zu machen!
Der Baron schloß mit einer Besichtigung von Zeichnungen. Da es sich um allerhand Liebesmotive handelte, die der fabelhafte Genius verewigt hatte, so holte mein aufmerksamer Freund kurz den Vortrag nach, dem ich am Tag zuvor glücklich entgangen war, und sprach über die tiefsinnigen Zusammenhänge zwischen Kunstsinn und erotischen Trieben nach dem Motto: ›Eine gewisse Perversität ist jedem Künstler nötig.‹ Er hatte sehr recht. Das war im Interesse der Objektivität unbedingt notwendig, und, wie er noch richtiger beifügte: »Man darf den Geschmack auch nicht zu hochschätzen. Dafür ist ein mehr oder minder bestimmter Grad von Geschmack zu sehr Gemeingut!«
Kein Zweifel! Der Baron war ein moderner Kunsttrompeter ersten Ranges. Das heißt, er verstand es par excellence, statt durch ästhetische Urteile, die, wenn irgendwo, so in der bildenden Kunst, einer mehr als durchschnittlichen Geistesschärfe bedürfen, durch technische Schlagworte und gekünstelte Widersinnigkeiten zu verblüffen.
Er war im besten Zug, mir klar zu machen, daß auch hier ›absolute Vorurteilslosigkeit‹ die einzige Lösung sein dürfe, als ihn ein zufälliger Blick auf die Uhr jäh abbrechen ließ.
»Höchste Zeit!« murmelte er und setzte sich kaltblütig in eine so beschleunigte Gangart, daß ich alle Mühe hatte, gleichen Schritt mit ihm zu halten.
Wir verließen die Ausstellung gestreckten Laufs, und der Baron öffnete, meinen atemlosen Fragen und Ausrufungen zum Trotz, nicht eher die dünnen Lippen, als bis wir in einer elektrischen Automobildroschke sanft fortgeschleudert wurden.
»Sie sagten neulich,« begann er gemächlich, während er eine seiner parfümierten, russischen Zigaretten in Brand steckte, »Sie glaubten noch weiter links zu stehen, als die linkeste Theologie, nicht wahr, Doktor?«
»Ich erinnere mich,« erwiderte ich schüchtern, denn es war nicht abzusehen, was für einen Strick ich mir mit dieser Äußerung gedreht haben konnte. Wir fuhren bereits durch sehr entlegene Straßen. Die Dämmerung brach ein. In der Ferne tauchten winterkahle Gärten auf. Ein Seespiegel leuchtete in den ermattenden Farben des westlichen Abendhimmels, und dahinter starrte ein Waldsaum.
»Gut,« sagte mein teurer Freund nach einer Weile, und blies garstige Rauchwolken in die reine Dämmerluft. »Sie sollen Ihren Willen haben! Wir besuchen einen › wissenschaftlichen Gottesdienst‹.«
Was war das nun wieder? Ich war sprachlos. ›Wissenschaftlich‹ und ›Gottesdienst‹, das klang so ungefähr wie ›hölzernes Schüreisen‹! Das brachte mein ganzes Innere in Aufregung! Das versetzte meine Einbildungskraft in die höchste Spannung! – – Und der Baron saß neben mir, dachte nicht daran, mir die ersehnten, weiteren Aufklärungen zu geben, sondern sah gleichmütig in die Natur hinaus, um die Mundwinkel, wie so manchmal, ein sinniges Lächeln, als täte ihm besagte Natur leid, daß sie so unglaublich harmlos vor ihm lag.
Die Automobildroschke hielt.
Wir stiegen aus. Der Baron klingelte bei einem eisernen Tor.
Nach einer Weile öffnete sich ein Flügel, durch unsichtbare Gewalten entriegelt. Wir wanderten durch den weiten, parkartigen Garten, auf einem schlecht gepflegten Weg, bis vor ein einstöckiges, eigenartiges Fachwerkgebäude. Nach einer hohen Kuppel, spitzen Türmchen und nach einer buntbemalten Fassade zu schließen, konnte der fremdländische Pavillon einst auf einer Weltausstellung gestanden haben. Jetzt – an weniger festlichen Tagen als heute natürlich – diente er einigen Künstlern als Atelier.
Der Baron pochte dreimal an die maurische Tür.
Sie öffnete sich spaltweit.
»Das Paßwort, Bruder!« ließ sich eine tiefe, grabesfeierliche Stimme vernehmen.
»Wir haben lange genug geglaubt: wir wollen wissen!« antwortete eben so feierlich der Baron. Worte des unsterblich-geistvollen Verfassers von ›Kraft und Stoff‹ erschlossen uns also die Pforte. Das gab Weihe!
Ein geheimnisvolles Dunkel empfing uns jenseits der Schwelle.
Nur allmählich gewöhnte sich das Auge an die verfinsterte Umwelt, und unterschied dann in einer Rotunde, die ringsum mit violetten Tüchern ausgeschlagen war, die Umrisse einer stattlichen Anzahl von Mitmenschen, die in erwartungsvoller Stille nach einer Seite des Rundbaues hinharrten. Dort war das tiefe Violett der Wände durch eine weiße Fläche unterbrochen, die ich erst allmählich in ihrer Bestimmung zu enträtseln vermochte: es war eine Leinwand zur Wiedergabe von Lichtbildern.
Zu weiteren Forschungen kam ich nicht.
Drei dunkle Schläge auf einen Gong geboten Ehrfurcht. Sämtliche Häupter, soweit sie männlich waren, entblößten sich; die weiblichen schwankten erregt wie Disteln im Winde.
Aus mystischer Ferne kam eine getragene Stimme und sprach:
»Heilig, heilig, heilig ist die Natur!«
»Heilig, heilig, heilig!« echote es andächtig um mich her.
»Glauben gib uns, Glauben, Glauben – heilige Natur, an deine ewigen, großen, ehernen Gesetze:
Glauben an die Zellentheorie!
Glauben an die Wärmetheorie!
Glauben an die Entwicklungstheorie!
Glauben an das Substanzgesetz!
Ja, ja – an das Substanzgesetz! Daß es gelte für alle Orionen und gelte für alle Atome: Erhaltung des Stoffs, Erhaltung der Kraft – von Ewigkeit zu Ewigkeit!«
»Von Ewigkeit zu Ewigkeit!« echote es wieder, und ich echote mit; denn ich fürchtete den Baron, der mich immerzu von der Seite anschielte. Beinahe hätte ich ›Amen!‹ hinzugesetzt, denn es war wirklich kirchenfeierlich.
Die Schar der Andächtigen hatte den Kopf tief geneigt. Es war wie die Pause nach dem Kirchengebet.
Ich überlegte mir derweil verstohlen, warum man denn nur so furchtbar um Glauben bitten mußte. Wo doch die Losung war: Wissen statt Glauben! Sollten die Leutchen einsehen, daß es kein Wissen gibt, das nicht ›geglaubt‹ werden muß? Unmöglich!
In der Tat rief denn auch jetzt die verborgene Stimme mit Fanfarenkraft:
»Unser Wissen ist unser Glaube!
Heilig, heilig, heilig sei die Reine Vernunft!«
Das beruhigte mich, und ich rief inbrünstig mit:
»Heilig, heilig, neunmal heilig sei die Reine Vernunft!«
Wie das in einem originellen Kultus nur in Ordnung ist, folgten auf die Heiligpreisungen – die Seligpreisungen:
»Selig sei das Protoplasma!
Selig sei das Psychoplasma!
Selig über allem und nach allem sei der graue Mantel unseres Großhirns! Unseres Seelenorgans! Selig von der Großhirn-Rinde, der schlichten, unserer Primaten-Ahnen bis zur unsrigen, der gewaltigen und feinen, die Welten umspannt und Atome – von Ewigkeit zu Ewigkeit!«
»Von Ewigkeit zu Ewigkeit!« wiederholten wir. Dann wiederum festliches Schweigen.
Die Gemeinde mußte tief ergriffen sein. Kein störender Laut ringsum. Mit heißer Andacht erhob auch ich mein geistiges Auge zu meiner Großhirnrinde und ihrem Mantel; ich dankte ihr bewegt, daß sie sich nach ewigen, großen, ehernen Gesetzen von einem armseligen Primatenhirn bis zu mir bemüht hatte! Was sind alle Gegenstände früherer Verehrung, was sind alle Götter und Götzen der Vergangenheit gegen dich: du grauschwammige, du liebe, du schütternde Masse des Großhirns!
Die Belichtung der Rotunde, in der wir standen oder uns jetzt, bei näherer Bekanntschaft mit der Örtlichkeit, auch eines Sitzes bemächtigen durften, wurde um einen bescheidenen Grad erhöht. Um einen sehr bescheidenen, denn es blieb nach wie vor unmöglich, sich gegenseitig zu beaugenscheinigen.
Ebensowenig konnte man den Menschen anders denn als Schattenbild schauen, der jetzt ein, seitlich der Lichtbildfläche aufgestelltes, Rednerpult bestieg und also anhub:
»Wir vertiefen uns, Geliebte in der Natur, wie immer, so auch heute, in die staunende und ehrfürchtige Anschauung unseres Gottes, der das Leben heißt oder die Welt in all ihren wunderbaren Entwicklungsstufen, von der Urzeugung bis zu der gegenwärtig höchsten Stufe dieser Himmelsleiter: dem Menschen.«
Ich horchte hoch auf.
Der Mann sprach, wie Leute sprechen, die eine angeborene Nüchternheit um jeden Preis durch hochtrabende Töne verkleistern möchten. Das heißt: er machte in unverfälschter, naturwissenschaftlicher Krampfpoesie.
Aber das tat nichts zur Sache. Er versprach mit der Urzeugung anzufangen! Und die Urzeugung – die hätte ich schon immer für mein Leben gern mit leiblichen Augen gesehen! Wenn man über andre Schöpfungsgeschichten, die mit Gott anfingen, so überlegen die Nase rümpfte, weil der alte Herr doch sehr imaginär sei – so mußte man für sein Naserümpfen gute Gründe haben! Das heißt: man mußte in der ›Natürlichen Schöpfungsgeschichte‹ greifbare Tatsachen vorweisen können! Wie aufregend das war! Greifbare Schöpfungstatsachen!
Auf der Lichtfläche erschien jetzt ein Gemengsel seltsamer Art: eine vergrößerte Probe der kleinsten, mikroskopisch entdeckbaren Lebenseinheiten, der Moneren. Seltsame, wechselgestaltige Schleimklümpchen – nackteste Formen des Urbildungsstoffes.
Also doch nicht die Urzeugung!
Welch eine rauhe Enttäuschung für mein entwicklungsdurstiges Gemüt!
Was half es mir, daß der Dunkelmann auf dem Rednerpult mit seiner Treibhausbegeisterung erklärte, diese Urtierchen beständen aus zahllosen, auch im Mikroskop nicht mehr faßbaren, noch kleineren Teilchen, die in die Chemie gehörten! Gar nichts half mir das! Ich hatte sehen wollen, wie diese verwünschten Schleimracker auf den närrischen Einfall gerieten, sich plötzlich den wundersamen Zustand des ›Lebens‹ zuzulegen! Was scherte mich Autogonie oder Plasmogonie! Was scherte mich überhaupt diese ganze hanebüchene Entwicklungstheorie, wenn sie gleich mit unbekannten Größen anfing! Wo blieb da das ›Wissen‹? Wenn zuerst an den ›Glauben‹ appelliert wurde? Ja, zum Donnerwetter! Wenn schon geglaubt werden mußte! Wenn schon phantasiert werden mußte – dann war dies Schleimgewächs und seine hinzu zu glaubenden Atom-Vorfahren ein verflucht klägliches Anfangsprodukt! Dann – ja dann –
So schimpfte ich, gewiß ungerechtfertigterweise, in mich hinein und erhitzte mich ordentlich. Bloß weil die ›Natürliche Schöpfungsgeschichte‹ mir nicht natürlich genug anfing! Bloß weil sie ausgerechnet die Hauptfrage, an der sich Jahrtausende ihre Weisheitszähne ausgebissen hatten, die Entstehung des Lebens – naiv, so nebensächlich wie möglich, offen ließ und nachher großartig behauptete, sie habe das Weltall so gut wie lückenlos erklärt! Nette Lückenlosigkeit!
In meinem Groll verpaßte ich die schönsten, erbaulichsten Lichtbilder, die sich doch jetzt, nach Kaltstellung des Haupträtsels, mit aller nur wünschenswerten Lückenlosigkeit jagten! Protisten, Algen, Pflanzentiere, Strahltiere, Gliedertiere, Weichtiere, Wirbeltiere huschten in ihren eindringlichsten Vertretern über die Lichtwand. Dabei war die Gemeinde, in anerkennenswertem Gegensatz zu mir, von hörbaren Schauern der Erbauung durchweht – hörbar, denn der weibliche Teil ließ es nicht an beifälligen ›Ah's!‹ und ›Oh's!‹ fehlen; der männliche streckte unermüdlich die Hälse, um ja kein Stadium der Entwicklung des neuen Gottes zu versäumen. Zum Glück erinnerte ich mich jetzt der eingangs vernommenen Anrufung und murmelte verständnisvoll vor mich hin:
»Glauben gib mir, Glauben, Glauben – heilige Natur, an deine ewigen, großen, ehernen Gesetze! Glauben an die heilige Reine Vernunft! Auch wenn sie erst dort anfängt, wo es aufgehört hat, am interessantesten zu sein!«
Der Baron mußte mein Murmeln gehört haben. Er schien meinen Stoßseufzer als beklommenen Ausdruck meiner Teilnahme an der allgemeinen Ergriffenheit aufzufassen, denn er nickte mir ermutigend zu. Wohltätig fühlte ich mich berührt und angetrieben, mich mit erneuter Aufmerksamkeit den Lichtbildern und dem erläuternden Dunkelmann zuzuwenden.
Dieser wackere Prediger der Entwicklungskirche hatte sich jetzt ganz den schwungvollen Ton des Papstes von Jena und seiner schöngeistigen Bischöfe zu eigen gemacht und glücklich den kahlen Mechanismus seiner Lehre mit pantheistischen Phrasen derartig durchsetzt, daß er ohne Gefahr seinen Haupttrumpf ausspielen konnte:
Er warf den Pithecanthropus erectus – den versteinerten Affenmenschen von Java auf die geduldige Leinwand.
Niemand wäre imstand, die echt tragische Erschütterung zu beschreiben, die – eine Wirkung aller echten, herzgreifenden Religion – auf den Gesichtern der Entwicklungsbrüder und -Schwestern sich malte. Einfach deshalb nicht, weil man ihn nicht sehen konnte!
Dummgutmütig, breit und tolpatschig grinste das göttliche Affentier auf seine beseligten Nachfahren, und hätte sich sicherlich geschmeichelt den braunhaarigen Bauch gerieben, wäre es weniger versteinert gewesen und hätte die salbungsvollen Worte hören dürfen, die sein glühender Bewunderer ihm weihte:
»Hier das angeblich ›fehlende‹ Glied in der lückenlosen Kette der Primaten! Hier unser denkwürdiger Vorfahr, der Vorfahr der Venus von Milo, der Vorfahr – Goethes!«
Es war zu schön!
Ich hüpfte vor Entzücken in die Höhe und trat dem Baron empfindlich auf den Fuß, was er aber, hingerissen wie er selbst war, gar nicht zu beachten schien.
Es war so einfach, so kindlich – eigentlich so rührend selbstverständlich! Und dabei doch ein höchster, der höchste Triumph menschlicher Erkenntnis! Wenn man nur bescheiden genug war! Wenn man nur hübsch beiseite ließ, daß dadurch das Rätsel des Lebens, des Menschen und gar der Welt auch nicht im mindesten gelöst wurde! Wenn einem um Gottes willen nicht einfiel, daß dieser ganze herrliche Turmbau von Babel, vom Protoplasma bis zu Goethe, nur gerade in unserem Köpfchen mit seinen Sehbedingungen sich spiegelte – – ein höher entwickeltes Organ aber, etwa ein ›Gehirn der Zukunft‹ all das just umgekehrt ansehen konnte!
Nichts da! Hinweg mit der Anfechtung!
»Glauben gib mir, Glauben, Glauben, Mutter Natur, daß du dich so und nicht anders entwickelt hast!« – –
Es war ein Brauch in manchen christlichen Urgemeinden, daß jeder reden durfte, der vom Geist ergriffen wurde. Dieselbe Sitte war auch, wie mir schien, in unsrer monistischen Urgemeinde gang und gebe, denn kaum hatte der Dunkelmann am Pult seine weisheitsvollen Lippen geschlossen, so stand gleich einer an seiner Stelle, der ein ungeheures, medusenhaftes Lockenhaupt aufhatte, starr und steif, mit dem Blick an die Decke genagelt, und mit grauenvoller Unterweltstimme herrliche Visionen von sich gab. Hatte sich sein Vorgänger bei der Schöpfung, beziehungsweise Urzeugung eine ärgerliche und bedenkliche Zurückhaltung auferlegt, so verfuhr er um so unverfrorener und orakelte kühnlich: »Gott ist Staub! Staub ist Gott! Auf dem Wege der Gottwerdung des Staubes steht der Mensch! Wo steht der Mensch? Wer ist sein Schöpfer? Wer ist der Lehrer der Weisheit, der ihn seinen Schöpfer lehrt? – – Der Lehrer der Weisheit ist – der Geschlechtsteil, und der Schöpfer, den er ihn lehrt, ist die Liebe!«
Der Knabe – denn es war noch ein Knabe, vielleicht auch ein Oberprimaner – hatte wohl mit Erfolg den Meister des ›Liebeslebens in der Natur‹ studiert. Wenigstens untermischte er seine Visionen mit allerhand Zitaten, während er fortfuhr: »Sehet an die Rose, so glutrot; sehet an das silberne Maiglöckchen! Sehet an die Lilie, so keusch, und den brennenden, brennenden Mohn! Sind sie nicht alle, alle – große, aufdringliche Teile der Lust? Alle die lichten Farben sehet an, ihren Duft, ihren Honig – sind es nicht lauter Lockmittel für Bienlein und Schmetterlinge, die ab- und zufliegend die Befruchtung vermitteln?!«
Es ging noch lange so weiter. Aber mich erfaßte der Dämon der bekannten, modernen ›Abschweifung‹, und ich mußte darüber nachsinnen, wie poetisch doch die Natur werden würde, wenn wir uns daran gewöhnen wollten, sie ganz nur als ein Begattungsinstitut aufzufassen! – –
Kaum war dieser gottbegnadete Entwicklungs-Ekstatiker zu Ende, so befiel der Geist einen neuen, der ihn an Schwung noch übertraf: Es war geradezu ein Entwicklungsjongleur oder Entwicklungsderwisch!
Begabt mit einer kleinen, erschreckend quecksilbrigen Figur sprang dieser dritte Zungenredner ruhelos auf seinem Podium hin und her, beugte sich, reckte sich, tanzte und zeterte dazu, daß es seine Art hatte. In der Rechten schwang er den Sirius und Aldebaran; in der Linken drehte er die Spiralnebel der Jagdhunde und den Nebelring in der Leier; zwischendurch handhabte er Flockenschauer von Milchstraßen und Flockenschauer von Molekülen; mit Jahrmillionen warf er um sich wie mit Pfennigbretzeln und berauschte sich an Orionenfernen! Schließlich tanzte er den ›heiligen Reigentanz‹ und schrie vor Verzückung wie ein Besessener: »Immer Harmonie! Immer ein Schwingen, sich Gatten, sich Lagern zu rhythmischen, ästhetischen Gebilden! Immer der leise Wogenschlag des gleichen, großen Geheimnisses, in dem der Orion eine Welle ist, und du als Mensch eine Welle bist, und das Radiolar eine Welle ist, und jedes Molekül in diesem Radiolar eine Welle ist, und jedes Atom in diesem Molekül eine Welle ist, und …« mich erfaßte ein deutliches Gefühl von Seekrankheit! Ich hörte nichts mehr und mußte die Augen schließen, denn dieser Fakirtanz ging mir an das körperliche und seelische Gleichgewicht. Offenbar mußte man schon tiefer in die Mysterien des Wissenschaftlichen Gottesdienstes eingeweiht sein, um bei solchen Schaukelkünsten statt einer Verstimmung des Magens religiöse Empfindungen zu verspüren. Das ›Allgefühl‹, das in diesen, wie in allen pantheistischen Seifenblasen gaukelte, bekam mir nicht.
Ich öffnete erst wieder die Augen, als die Gemeinde einen vierten Begeisterten auf die Tribüne gespült hatte. Wer beschreibt aber mein Erstaunen, als ich in dem neuen Gottbegnadeten – meinen Baron erkannte! Und meine Ernüchterung, als er, der sonst so weltmännische Freund mit Gebärden und Tönen eines Schulmeisters übelster Sorte – den Entwicklungs-Moralisten abgab!
Das fand ich nun geschmacklos! Nun hatte man sich glücklich schon eine recht stattliche Weile an der heiligen Natur und ihrer seligen Entwicklung trunken gemacht; sich der vollen Freiheit der Reinen Vernunft hingegeben, mit Planeten jongliert und den Geschlechtsteil als Lehrer der Weisheit angesprochen! Und sollte jetzt auf einmal, gewissermaßen trotzdem, ›moralisch‹ oder gar ›ethisch‹ sein! Und warum? Um der ›Gattung‹ willen! Um der ›Entwicklung‹ willen! Um des ›Fortschritts der Gesamtheit‹ willen! Genau so gut hätte man sagen können: um einer Grasmücke willen!
Und das sollte meinem Baron ernst sein?
Ich strengte meinen Blick an, so sehr ich konnte. Auch nur für einen Moment wollte ich einen Zug seines Gesichts erhaschen! Es war gar nicht anders möglich, als daß um seinen gefährlichen Mund die bewußte höhnische Falte spielte! Als daß seine Augen hinter der Brille Spottpfeile schossen! Leider, leider war die Dunkelheit stärker, als mein Blick scharf war.
Heilige Mutter Natur! Wenn du hättest ahnen können, daß dir in deinen alten und doch ewig-jungen Tagen, nach einem Leben unendlicher Wollust – noch der Kranz der Sittlichkeit gewunden würde! Zwar besteht er nur aus künstlichen Reisern und sitzt dir schief zu Haupte wie eine Narrenkappe! Zwar wird er dir im Namen der ›Gattung‹ gespendet und der ›Menschheit‹, also von zwei hohlbauchigen, glotzäugigen Phrasendrachen! Aber trage ihn mit Ernst und Stolz! Und lache mir nicht über deine ›natürliche Sittlichkeit‹! Sie könnten sonst dahinter kommen! Sie könnten sonst argwöhnen, daß du in deinen Liebesaffären doch eine lustige, lose, lockere Dirne bist! Bleibe ernsthaft – heilige Mutter Natur!
Diese poesievolle Entgleisung, die ich vor mich hinflüsterte, verdient Verzeihung! Sie war eine begreifliche Folge des wahrhaft künstlerischen Gehalts der neuen Religion und ihrer hinreißenden Vertreter!
Mein Baron troff unterdessen unermüdlich von seiner natürlichen Sittlichkeit. Er warf wahre Flammenbündel ethischer Trivialitäten über die Entwicklungsgläubigen. Tiefste Wahrheiten, die dem braven Carneri Ehre gemacht hätten, wie etwa: »Für uns ist das Gute identisch mit Fortentwicklung« oder »Die Veredelung des Strebens nach Glückseligkeit ist der Weg zur Sittlichkeit« oder gar »Die Hebung und Herrlichergestaltung der menschlichen Rasse ist das letzte sittliche Ideal« – kurzum Wahrheiten, die mit der früher gepredigten freien Naturentwicklung nur insofern zusammenhingen, als sie ihr widersprachen – – solche Wahrheiten wechselten mit würzigen Angriffen auf das Christentum und andere Religionen, die den törichten Ehrgeiz gehabt hatten, ihre sittlichen Forderungen logisch an den übersinnlichen Wert der Einzelnen anzuknüpfen! Die waren nur gerade gut genug, um ihre sämtlichen praktischen Gebote der ›natürlichen Sittlichkeit‹ leihen zu dürfen!
Die Vollendung aber, die neue Trinität des wissenschaftlichen Glaubens – sie krähte der Baron mit einer wirklich infernalischen Begeisterung in unsere Gemeinde hinein: Die wahre Dreieinigkeit des zwanzigsten Jahrhunderts – – ja, es hilft alles nichts und gelacht darf unter keinen Umständen werden – war schlecht und recht: »Die Dreieinigkeit des Wahren, Guten und Schönen!«
Gleichzeitig mit seiner Schlußfanfare erhellte sich die Leinwand wieder und unter den Klängen einer sanften Musik zeigte sich im Lichtbild ein erhabenes Geschlinge von drei weiblichen Körpern. Bei näherem Zusehen entpuppten sie sich als Widergabe einer plastischen Gruppe, und bei einigem guten Willen als Allegorie, die die Trinität des wissenschaftlichen Gottesdienstes, die Göttinnen der Wahrheit, Tugend und Schönheit versinnbildlichte.
Der tiefen Wirkung dieser geschmackvollen Apotheose konnte sich auch der verstockteste Ketzer nicht entziehen!
Hatte ich vorher bedauert und scheltend beklagt, daß der neue Glaube vor den eigentlichen Rätseln des Menschendaseins Halt machte, so tat ich jetzt in der Stille heiße Abbitte! Wie Schuppen war es mir von den Augen gefallen: Darin eben bestand ja dieses Glaubens ureigenster Vorzug! Dumm genug von den früheren Religionen, daß sie von den Leiden des Daseins und den unendlich schweren Geheimnissen in der Brust des Einzelnen ausgegangen waren! Hinweg mit dem Plunder des Schmerzes und der unstillbaren Sehnsucht! Hinweg überhaupt mit dem lästigen Parasiten, der Empfindung heißt, und hinweg mit all den albernen Bedürfnissen des sogenannten Gemüts! Hinweg überhaupt mit allem, was nicht restlos aufgeht in den göttlichen Mechanismus der Entwicklung! Diesseits des Unbegreiflichen, auf dem Boden des gesunden Mittelverstandes und der nüchternen Plattheit, dort erblüht die neue Religion, die Religion der Zukunft! – – –
Ein Zischen, ein unstetes Zittern von Strahlen – und zu unfern Häupten erglühte, wie ein verheißungsvolles Vorzeichen, eine mächtige elektrische Lampe und warf ihr weißes Licht hell und rücksichtslos, wie die Reine Vernunft, auf Raum und Menschen.
Neugierig schaute ich mich in meiner Umgebung um. Ich vermutete die Spuren der Andacht und Erschütterung auf bleichen, zukunftstrunkenen Gesichtern. Statt dessen sah ich fürs erste nur blöde Augen, die der Übergang aus nächtlicher Finsternis blinzeln machte. Dann begann ein Gewimmel, wie in einem Ameisenhaufen: die Gemeinde schüttelte wie erlöst ihre Erstarrung ab und beeilte sich, möglichst schnell zu flüsternden, schwatzenden, lachenden Gruppen zusammen zu treten. Und als ich mir die Häuptlein und Köpflein ansah, die sich hier im Namen der Reinen Vernunft zusammengetan hatten und nun in unverhohlener Munterkeit glänzten, weil sie ihrem geistigen und seelischen Apparat anstrengend Genüge getan und sich überdies besser dünken durften als die zurückgebliebeneren Sterblichen – – da war mir ganz klar, daß für sie die Hoffnung und der Glaube nur in der Entwicklung liegen konnte! Immer in der Zukunft und niemals in der Gegenwart! Bis einmal, sei es durch Zufall oder Gesetz, aus diesen Teilchen von Menschen: ein Mensch, eine Persönlichkeit entwickelt wurde – in Jahrmillionen und Orionenfernen!
Ich sah über mich. An den sonst kahlen, violettbehängten Wänden prangten in ziemlicher Höhe die Gipsbüsten von allerhand Entwicklungsheiligen: Sankt Büchner, Sankt Moleschott, Sankt Häckel standen an bevorzugten Orten; ihnen gesellten sich natürlich Kant und natürlich Goethe! Nicht zu vergessen der bescheidene Darwin, der sich sichtlich in seiner Erhöhung nicht recht behaglich vorkam!
Noch war ich nicht damit zu Ende, zwischen den Gipsernen einen Entwicklungszusammenhang zu konstruieren, als der Baron mich antippte: er zwinkerte mich hochvergnügt und mit unnachahmlicher Selbstgefälligkeit an. Und ich erwiderte mit demselben fröhlichen Zwinkern.
»Ihnen scheint es ja recht gut hier zu gefallen, Doktor! Sie sehen so aufgeräumt und befriedigt aus, wie ich Sie die ganze Woche noch nicht gesehen habe!« rief er mir zu, noch halb im Pathos seiner unvergleichlichen ethischen Rede.
»Ausgezeichnet!« sagte ich und drückte ihm die Hand. »Ausgezeichnet gefällt es mir! Wäre nicht morgen auch noch ein Tag –«
»Sie haben recht! Kommen Sie! Morgen ist sogar der Haupttag!«
»Das Kulturgebäude erhält da seinen Schlußstein!« ergänzte ich freudig und schloß mich ihm an.
Wir hatten bald das maurische Tor, den Tempel der Reinen Vernunft mit seinen Türmchen und Kuppeln und auch den winterkahlen Garten hinter uns.
Es war eine sternklare, kalte Nacht.
Der Himmel war übersät von Gestirnen. Der Gürtel des Orion funkte und sprühte uns entgegen: seine größten Sterne zitterten und zuckten derart auf uns herab, daß es mir vorkam, als schüttelten sie sich vor Lachen. Worüber sie nur lachten? Ja, wer das wüßte …
Auf der Heimfahrt, die wir auf dem Perron eines letzten Straßenbahnwagens bewerkstelligen mußten, waren wir beide ziemlich einsilbig und mit unsern eigenen Gedanken beschäftigt.
Der Baron hatte den Kopf tief in dem hochgeschlagenen Kragen seines Paletots versteckt. Nur bisweilen sah man seine Augen, die in der Nacht von einem außergewöhnlichen, aber kalten Feuer leuchteten, unruhig hin- und herflirren. Erst gegen das Ende der Fahrt wandte er sich wieder lebhaft zu mir.
»Nun, Doktor, heute waren wir wohl links genug, auch für Sie?« fragte er mich.
Die Frage war heikel. Ich wollte mir eine allzu bestimmte Antwort ersparen, zumal ich jeden Augenblick an meiner Straße vorbeifahren mußte. Deshalb begann ich so weitschweifig und umständlich wie möglich:
»Es ist gewiß vortrefflich, daß sich der neue Glaube unmittelbar, mit Umgehung des veralteten Gemütsrummels, nur an die Vernunft wendet. Indessen –«
»Nun?«
»Ich weiß nicht,« fuhr ich bedächtig fort, während ich schon auf die Treppe trat, um abzuspringen, denn mein Ziel war da, »ich weiß nicht, ich glaube, ich stehe noch weiter links, Baron!«
»Was sagen Sie da?« Der versteckte Kopf fuhr bedenklich und drohend aus dem Mantelkragen empor.
»Ich glaube, ich stehe soweit links, daß ich beinahe wieder – rechts stehe!« Mit diesem tollen Bescheid sprang ich ab und machte mich, den Hut lüftend, so schleunig davon, als mich meine Füße tragen wollten. Ich überließ es dem Baron, meinen fluchtartigen Lauf für eine Folge der strengen Kälte zu halten. Sein zweifellos verdutztes Gesicht ließ ich mir entgehen. –
Ich träumte auch in dieser Nacht.
Und zwar war ich noch einmal im Tempel der Reinen Vernunft. Ganz allein. Ich stand auf einer hohen Leiter und hatte den merkwürdigen Wahn, ich müßte die Büsten von Goethe und Kant von ihren Sockeln herunterholen, um sie aus der Umgebung gewisser Kollegen, die man ihnen aufgezwungen hatte, zu befreien. Es war eine heillose, anstrengende Arbeit, denn die Gipsernen waren zu allem Überfluß wie für die Ewigkeit angemörtelt. Aber sie gelang.
Als ich erwachte, hielt ich die Geretteten zwar nicht im Arm. Aber in meinem Herzen war eitel Zufriedenheit.