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(Aus »Gedichte«, 1889)
Muß es sein – komm zuvor, komm zuvor;
im rücksichtslosen Angriff liegt der Sieg. |
I
Über das Knicktor mich lehnend,
Hör ich nicht plötzlich vor mir,
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Oftmals hab ich schon in ihren Armen gedichtet,
Und des Hexameters Maß leise mit fingernder Hand Ihr auf den Rücken gezählt. Sie atmete lieblichen Schlummer. Und es durchglüht ihr Hauch mir bis ins Tiefste die Brust. |
Römische Elegien, V. |
Goethe, du Prachtkerl,
Wußtest du nicht, Als du diese Doppelzeilen uns schenktest, Daß die deutsche Schönwissenschaft Von den Familienmüttern Streng geprüft und überwacht wird? Daß das Heer Der albernen Beurteiler, Die nicht mitfühlen können, Elender Allerweltsschwätzer Dich in die Hölle verdammen, Dich gehässig begeifern würde? Und du nanntest diese Krächzer, Diese beschränkten, hämischen Heuler, Diese kleinlichen Seelen, Die deine Anmut, Deine goldene Künstlerhand Nicht einmal ahnen können In ihrer geheuchelten Tugend, In ihren gräßlichen Mathematikherzen, In ihrer skatledernen Dürftigkeit – Du nanntest diese Gesellschaft Hunde? Diese Gesellschaft: Nüchterner als die weißen Kalkwände Einer lutherischen Dorfkirche; Hochmütiger als Satanas; Die, wenn sie nicht anders kann, Als ein Anerkennungchen Sagen zu müssen, Mit sauersüßen Mienen Stets beginnt: »Ich gebe ja zu, daß...« Diese Gesellschaft – Ich frage dich zum andern Mal – Nanntest du Hunde? Gewaltiger! Ich lache dich aus, Daß du einige Stunden Dir verbittern ließest Durch Hunde. Einst, du Hoher, Fingerte ich Verse wie du. Himmlisch war es. Gaukelnd von Holdchen zu Holdchen, – Abwechslung verdumpft das Herz nicht – Hatt' ich sie alle so gern. Freilich, der Philister schaudert Bei diesen Worten; Annehmbarer schon klingt es der biederen Seele, Zahmer, harmloser, erlaubt. Ein ander Städtchen, ein ander Mädchen Damals dacht' ich nicht an dich, Du treues Roggenfeld. Rosen wand ich Der Liebsten ins Haar; Mit Spangen und Ringen Schmückt' ich ihr Arm und Hände, Heute steh ich ernst am Knicktor, Zusammengerafft, Klarer, denkender, Der gefällten Ähre Unvergleichliche Wichtigkeit erkennend. III |
Das Beste
Von allem das best'
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Johannes Trojan |
Ein kleiner Besitz,
Zwei Schweinchen und eine Kuh, Bei meinem Hause Ein Garten mit Kohl und Kartoffeln, Und ist noch Raum: Mit einem Nelkenbeet Und einer Laube. An schönen Sommerabenden Stützen mein Weib und ich uns Über das Gitter Unsres einzigen Roggenfeldes. Aller Fährlichkeit trotzen wir, Mein Weib und ich. Wie ich sie liebe, die eine nur. Wie wir gemeinschaftlich Des Lebens trümmertragenden Strom Kräftig durchteilen; Eins dem andern Trost und Halt sind. Nach hartem Tagesmühn Schmauch dann ich Das Pfeifchen der Zufriedenheit. Und des gesundesten Schlafes uns freuend, Beginnen mit Sonnenaufgang wieder wir Der Pflichtstunde geregelte Arbeit. Hüte dich, mein Herz, Vor dieser Zufriedenheit; Sie lullt dich ein, Daß du selbstisch wirst, Und selbstgefällig und protzig, Und kleinlich und enge; Daß du dir sagst: Was gehn mich die andern an; Daß du verknöcherst, verschachtelst, Und der Deutschen furchtbare Zwingherren Sich einnisten bei dir: Hochmütige Spießbürgerlichkeit, Einseitige Schulweisheit, Eigensinnige Vorurteile. Doch, doch! Bei dem ewigen Himmel!
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