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(Aus »Der Heidegänger und andere Gedichte«, 1890)
Ausflug
Mittsommertag.
Um sieben Uhr früh schon Spritzen die Sprenger Das glühende Pflaster. Und um sieben Uhr früh Bin ich unterwegs Nach dem Bahnhofe. Die schönste Rose, die zu erlangen ist In der Stadt, Eine mächtige Marschall Niel, Kauf ich mir im Blumenladen. Daß sie nicht welkt, Umschlägt sie die Verkäuferin Mit weißem Seidenpapier. Und nun glänzt es Durch die zarte Umhüllung Wie schmelzende Butter. Welcher Wirrwarr Auf dem großen Bahnhofe. An allen Schaltern Gedränge; Viele Sprachen umtönen mich; Rote Reisebücher stechen aus allen Händen. In den Hallen und Sälen und Fluren Wartende, Sich Treffende, Schwatzende, Sich Durcheinanderschlingende, Schuppsende, Entwirrende. Und im Mittelbau Wart auch ich, Umbrandet Von Menschenwogen. Und meine Augen Wandern immerfort wieder Nach dem Haupteingange: Jetzt, jetzt muß sie kommen. Mit schrillem, durchdringenden Tone Schlägt eine Uhr drei Viertel. Nur noch sieben Minuten Und – da ist sie, da ist sie. Ihr gelbbraunes Jäckchen Erkenn ich aus tausenden. O Glück, ich fing dich, ich halte dich, O Tag, du bist so schön. Rasch steckt die Rose An der Brust des liebsten Mädchens. Nun die Fahrkarten, Und ins Coupé. Dem Schaffner ein Trinkgeld, Wir bleiben allein. Nicht fern unsrer Tür,
Haltepunkt um Haltepunkt verliert sich hinter uns.
Arm in Arm, o die Seligkeit!
Und nun in den Wald.
Was geht den Frauen und Mädchen
Auf dem Rückweg
Im Garten unseres Gasthauses
Euch, ihr Götter, bring ich das Opfer nicht,
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Kleine Reise
Keine Seele heut,
Im bösen Regenwetter, Besucht das Schloß. Nur von einem uralten, weißhaarigen, Papageiisch plappernden Diener begleitet, Wandern wir, Das Mädel und ich, Durch die hallenden Säle. Hat der Greis solch Vertrauen zu mir: Auf meine Bitte, geht er. Nun sind wir allein. Und ich zeig ihr die Wunder: Verschossene und immer noch prächtige Gobelins, Schlachten- und Jagdbilder, Kaiserinnen, Fürstinnen, Prinzen, Marschälle, Würdenträger, Einen verewigten Hofnarren; Alles in Reifröcken, Perücken, Zöpfen, Mit Zierdegen und Kniehosen, In Schmuckpanzern des achtzehnten Jahrhunderts. Und selbst ein Lieblingsmops Ist abkonterfeit. Einmal, in einem weiten Saale, Den sich die Einsamkeit der Einsamkeiten Zum Schlaf erkoren hat, Verweilen wir länger: Zwei verblichene, winziglehnige, weiße Seidensessel stehn hier, auf einer Erhöhung, Nur diese beiden, sonst ist's leer. Ihnen gegenüber, von Pesne gemalt, Spannt Amor den Bogen. Wir setzen uns. Dann spring ich auf, und auf dem eisglatten Täfelboden Tänzel ich, Ein wenig den Spielhahn nachäffend, Schuhplattlerartig; Dann, zur Abwechslung, im ernsten, gemessenen, Höchstwohlanständigen Menuettschritt. Und alles vor ihr. Und sie lehnt sich, Nur der Fächer fehlt, Erst lächelnd, dann lachend zurück, Und hält das Köpfchen schief, Und ist ganz, ganz eine junge Durchlaucht, Und ich bin ganz, ganz ihr Affe-Kammerherr. Und Amor kichert und hat, Seit wie langer Zeit, Wieder »a Freid«. Nun haben wir alles beschaut, Zuletzt mit andächtigem Staunen Die riesigen, wurmstichigen Prunkbetten. Genug der Herrlichkeit. Wir steigen die reichbreite, reichgeländergeschmückte Marmortreppe hinab. Ritterlich biet ich meiner Schönen die Hand. Und sie geruht, Auf meinen hingehaltenen Zeigefinger Ihr Händchen zu legen. Acht Pagen halten ihr Die schwere gold- und silberdurchwirkte Schleppe. Tief, sehr tief neigen sich Die zu beiden Seiten der Stufen stehenden Kavaliere vor uns. Hinter uns: das »Cortège« Bis auf den phantastisch gekleideten Leibmohren, Der das Schoßhündchen trägt. Im Haupteingange Ist die Wache ins Gewehr getreten. Der Offizier, mit der Blechhaube, Streckt sein Sponton. Der Trommler wirbelt. Wir aber, wieder Menschen des neuen Jahrhunderts, Das Mädel und ich, Gehn im Regen zurück In unsern Gasthof, In den Gasthof »Zum teutschen Dichter«. Den Namen so einladend findend, Wählten wir den »teutschen Dichter«. Hier unterdessen ward uns ein Zimmer bereitet.
»Scho recht, scho recht.«
Der Abend brachte die Sonne.
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