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Die deutsche Not

 

Und wenn die alten Raben
Noch fliegen immerdar
So muß ich auch noch schlafen
Verzaubert hundert Jahr.

 

Wie alles kam

Schon lange besteht die deutsche Not. Mir ist erst später deutlich geworden, was ich als Knabe mitangesehen habe. Damals verstand ich's nicht. Niemand verstand es. Aber die Not fing gleich an nach dem herrlichen Siege 1870 und 71. Da floß ein ungewohnter Goldstrom ins Land, ganze vier Milliarden Mark. Aber es ging mit den Goldfüxen wie mit den Heringszügen. Allerlei gefräßiges Raubgesindel zog hinterher, und der große Bismarck ließ sich von ihm beraten und natürlich – betrügen. Es tauchten plötzlich Banken auf mit undeutsch klingenden Namen, und ihre Inhaber wurden bei dem großen Staatsmanns empfangen.

Sie rieten zunächst zur Goldwährung. Durch die Goldwährung ist es möglich, mit geringer stofflicher Belastung ein ganzes Land, ja schließlich die ganze Welt zu beherrschen durch die Hände weniger Geldmenschen und Wucherer. Alle andern Währungen erschweren diese Herrschaft der Wucherer durch die ungeheuren Stoffmassen, die etwa Silber erfordert. Gold vermag als Währungsmittel mit geringster Ausdehnung die größten Wirkungen hervorzubringen, natürlich nicht zum Nutzen der Völker, sondern der wenigen, die sich zum Golderwerb zusammentun. Da es außerdem Ware ist und steigenden und fallenden Marktwert hat, kann man dabei noch recht gut am Agio verdienen, wie es im Deutschen so gut klingt, weil die Deutschen dann die Gefahr nicht merken.

Es begann nun in Deutschland ein ungeheuerlicher, vorher ganz unbekannter Schwindel. Es wurde »gegründet«. Was? Ganz egal was, irgendwas. Banken, Gesellschaften, Häuserbauten, Landerwerb und Verschleiß, alles ganz leicht, mit ungeheurem Kredit. Fast ohne Geld konnte man schwer reich werden. Ungeheure Vermögen kamen in's Rollen. Und eines Tages war's plötzlich aus mit den Gründungen. Von irgendwoher wurde plötzlich Zahlung verlangt. Alles fing an zu krachen, was so unsolid gegründet war, die neuen Millionäre waren über Nacht Bettler geworden, viele nahmen sich das Leben, und die wenigen, die gewannen und nichts verspielten, führten merkwürdigerweise deutsch klingende Namen, hinter denen sich fremdes Blut verbarg. Diese Fremdlinge waren nun wohl eingebürgert und hatten große Macht in Händen und sorgten, daß wieder »zuverlässige Verhältnisse« eintraten. Diese schufen natürlich sie. Geschäfte machen heißt sich so benehmen, daß fremdes Geld eigenes wird. Viele deutsche Vermögen waren unwiederbringlich dahin. Sie waren der Fremden eigen geworden. Das Geschäft war gemacht.

Dann forderten aber die Fremden auch eine Durchsicht der Gesetzgebung. Sie verlangten Freiheiten. Preßfreiheit, Gewerbefreiheit, Freizügigkeit und viele mehr. Durch die Freizügigkeit verloren eigentlich alle Deutschen ihre Heimat. Man war nur noch daheim, wo man die letzten zwei Jahre gelebt hatte. Den Deutschen nützten die Gesetze nichts, wohl aber Fremden, die sich einbürgern wollten. Und Bismarck gab überall nach.

Dann fanden die Freiheitsmenschen oder Liberalen, wie sie sich lieber nannten, daß manches bei uns außerordentlich rückständig war. Z. B. alles kirchliche Wesen. Sie entdeckten im christlichen Glauben derartige Unmöglichkeiten, daß man sich dessen schämen mußte. Da nun die Kirche das Bollwerk der Rückständigkeit war, liefen sie Sturm gegen die Kirche. Zunächst die katholische, selbstverständlich auch die evangelische. Aber da taten viele Pfarrer mit und erleichterten die Hatz. Bismarck lieh die Staatsgewalt dazu. Der Glaube wurde sehr verachtet und stand sehr niedrig im Kurs. Die Machtstellung, die die Kirche immer für das Volk gehabt hatte, war untergraben.

Dafür wurde die Wissenschaft aufgeblasen. Was nicht zu den Ergebnissen der Wissenschaft stimmte, das war unbedingt rückständig, verächtlich und verwerflich. Zu welchen Ergebnissen? Ach, da bekamen wir einen Salat vorgesetzt. Da war nichts mehr fest. Immer neuere unzweifelhafte Ergebnisse der Wissenschaft tauchten auf und verwirrten alle, die damit zu tun hatten. Von diesem Wirrwar war unsere Jugend beherrscht. Dabei hatten wir noch eine leidlich gute Bildung durch den Humanismus, in dem wir erzogen wurden. Wir lernten wenigstens manche Spreu unterscheiden und lernten vieles nachprüfen. Aber wer das nicht konnte! Der Bildungsfimmel ergriff langsam alle Kreise. Besonders die Volksschule. Die Volkslehrer wollten am wenigsten rückständig sein, und immer neue Weisheiten, von denen die Eltern keine Ahnung hatten, verkündeten sie der aufhorchenden Jugend. Wer die Jugend belehrt, belehrt das Volk. Wer in der Jugend die Ehrfurcht untergräbt, untergräbt die Wurzeln der Kraft des ganzen Volkes. Die Ehrfurcht vor allem hat die in den letzten 50 Jahren erzogene Jugend in steigendem Maße verloren. Keineswegs ohne Mithilfe der Volksschule. Bismarck hat einmal gesagt: Der deutsche Schulmeister habe den Sieg von 1870 erfochten. Die Niederlage von 1918 haben wir ihm aber auch zu danken. Der Volkslehrer fiel als erster dem staatsfeindlichen Judengeschwätz von Freiheit und Bildung zum Opfer.

Ueber die Art, wie die Lehrer eingefangen wurden, für die Sachen der Juden gegen den Staat einzutreten, haben wir ein wertvolles Schreiben vom Chefredakteur des Organs der symbolischen Großloge Ungarns vom 7. Dezember 1916. Die Mitglieder der Loge waren durchweg reiche Juden, die die Arbeit der Logen mit reichen Gaben unterstützten. Im besagten Schreiben, das ich der Monatsschrift »Der Weltkampf« I, 3 S. 11 entnehme, bittet er, die einzelnen Logen möchten das Blatt in mehreren Exemplaren für jene Lehrer und Professoren abonnieren, die von der freimaurerischen Zentrale weit entfernt leben. »Von dem Gedanken geleitet, daß die Lehrerschaft die Zukunft des Freidenkertums ist und die Aufklärung des Volkes sichert, haben wir mit unseren Mitteln seit vielen Jahren diese Arbeit geleitet. Wir sandten an die Adresse von sehr vielen Lehrern ein halbes oder ganzes Jahr lang, je nachdem es nötig war, kostenfrei unser Blatt. Unsere Arbeit, unsere Bewegung war sehr erfolgreich. Unsere Ideen faßten Wurzel in den Seelen und verschafften neue Anhänger dem Fortschritte und dem freien menschlichen Denken. Jeder einzelne Lehrer ist in der Lage, für unsere Ideale zu kämpfen. Der Lehrer ist nicht nur der Schulmeister des Kindes, er verkehrt auch mit dem Volke. Oft ist er die einzige Nachrichtenquelle, die einzige Zeitung des Dorfes. Wenn er Tag für Tag in unserem Geiste erzogen wird und in unserer Beleuchtung die Ereignisse sieht, besteht kein Zweifel, daß er ein Vorkämpfer des Lichtes der menschlichen Freiheit wird. Ein einzelner Lehrer bedeutet also viele Tausende Anhänger. Der Lehrer bedeutet nicht nur die Schule, er ist auch ein Tor der Zukunft.«

Nun, wenigstens als »Toren der Zukunft« haben sich die Lehrer auch Sei uns reichlich erwiesen. Unser Volk erntet heute die bitteren Früchte.

Die Presse unterstützte das niederreißende Treiben in der bekannten Schamlosigkeit, die nicht überboten werden kann. Sie hatte sich ja Freiheit erwirkt. Merkwürdig war nur, daß sie immer undeutscher wurde. Dann traten die großen Agitatoren und Hetzer der Massen auf. Auch hier herrschten die Fremden vor. Ihre Dogmen waren's, die an Stelle der alten kirchlichen traten, mit ihren Schlagwörtern kämpften sie jeden Widerspruch nieder.

Es wurde nicht mehr gegen die Kirche, nein, gegen die Regierung, gegen das Heer, gegen die deutsche Gesinnung, gegen alles, was deutsche Kraft war, Sturm gelaufen und alles mit ständig wiederholten Schlagwörtern.

»Doch ein Begriff muß bei dem Worte sein.«

Nein, grade wo Begriffe fehlen, da stellt sich schnell ein Schlagwort ein.

Der gute Bismarck glaubte, mit der kirchlichen Autorität sei alles abgetan. Er irrte schwer. Alles, was er je aufgebaut hatte, wurde unterwühlt und untergraben, und schließlich gab's den Fall, daß kein Stein auf dem andern blieb. Zu spät sah man ein und konnte das Verderben nicht aufhalten. Der Weltkrieg setzte nur den Strich unter das Ganze und zeigte, daß die Rechnung der Undeutschen richtig war. Ja, da gingen uns freilich die Augen auf, wie heimlich, wie hinterlistig, wie wohl berechnet der teuflische Plan war. Deutschland von innen her zu vernichten und zu zersetzen. Daß daneben in aller Welt Zeitungen, in allen Ländern mit der gleichen Folgerichtigkeit gegen Deutschland gehetzt wurde, natürlich aus dem gleichen Hauptquartier heraus, das war eigentlich das Geringere. Aeußere Feinde haben wir nie zu fürchten gehabt. Die ganze Welt würde ein einiges Deutschland nicht überrennen, aber daß innen alles durchfault, zerfetzt und vermorscht wurde, daß der deutsche Glaube, die deutsche Ehrfurcht und folglich die deutsche Kraft schwand, das war das Verhängnisvolle.

Nach welchem schlauen Plane aber die Weltvölker gegen uns gehetzt wurden und die auseinanderstrebenden Interessen des farbigen Gewimmels geeint wurden, um die deutsche Uneinigkeit zu erschwindeln, das lehrt der Name Mephiz Tophel »Verderber, Lügner«. Es ist gut, daß wenigstens er hebräisch lautet und nicht als Grünfeld, Karfunkelstein, Berliner herausgeputzt ist.

Es muß irgendwo in der Welt eine geheime Regierung sitzen, die über alles Gold, alle Lügen, alle List, alle Blätter und alle Macht gebietet und alle Völker in Bann schlägt. Wir waren nur die, die am schwersten zu fällen waren. Wir haben sie reichlich schwitzen machen, und eigentlich besiegt haben sie uns doch nicht. Vorläufig ja sind unsere Massen geblendet, und unsere Kraft ist zertreten, unsere Leute alle verhetzt und vergiftet. Aber es gibt Menschen, die werden vergiftet und erholen sich doch, und wenn sie auch unser Gold stahlen und unsern Besitz verpfändeten, unsere Kraft lähmten: Etwas haben sie nicht gefunden, und das können sie auch nicht finden, und sie ahnen es und zittern davor. Es wird bei uns bewahrt als verborgener Schatz in dem armseligen Aeckerlein, der mehr wert ist, als all ihr Gold, als alle Schätze der Welt. Und dieser Schatz bleibt uns. Wenn es Zeit ist, werden wir den Schatz ausgraben.

Aber eines ist doch eine schmerzliche Tatsache, die uns jetzt deutlich geworden ist. Seit der Reichsgründung 1871 ist Deutschland nicht mehr von Deutschen regiert worden, sondern Fremde haben sich durch die Regierenden hindurch zur Geltung gebracht und ihren fremden Willen durchgesetzt zum Schaden des deutschen Volks. Das ist von Bismarck an bis zu Bethmann und hinunter zu Max dem Verräter geschehen und erst recht zu der Kette der Namenlosen, die diesem Zeitgenossen folgten. Heute ist's ja kein Geheimnis mehr, sondern schamlose Oeffentlichkeit. Darum muß sich vorläufig die deutsche Not auswirken, bis sie weiter nicht kommen kann. Dann werden dem Volke die Augen aufgehen und dann wird Deutschland einig sein. Dann aber Weltgesindel und geheime Regierung der Unsichtbaren! Die Wissenden wissen schon heute mehr von euch, als euch lieb ist.

Die Not vor Bismarck

Die deutsche Not ist älter als Bismarcks Zeit. Der große Deutsche war auch ohne die Ueberlistung durch die Fremden von vornherein mehr gebunden, als er ahnen konnte. Wir lagen 100 Jahre früher auch am Boden, und Fremde zertraten uns mit der ihnen eigenen Flegelhaftigkeit. Da besann sich der deutsche König auf eine uralte Weisheit. Er gab dem Volke eine neue Landordnung. Er sagte sich mit der Weisheit, die aus dem arischen Blute redet: Das Volk kann nur kämpfen für ein Vater land. Also muß ich ihm Land geben. Und das arische Blut im Volke verstand sofort. Es kam so: Der König rief, und alle, alle kamen. Sie brauchen nur zu kommen, da sind die Fremden, die von außen kommen, in alle Winde zerstoben. Leipzig und Waterloo folgten auf Jena.

Die äußeren Fremden haben uns nie ernstlich geschadet. Heute ist das Ueble, daß der deutsche König nicht rufen kann, und daß die Fremden innen sitzen und nagen wie die heimlichen Filzläuse. Natürlich gibt's auch dagegen Mittel. Wir werden sie schon noch anwenden.

Nach 1806 wurden ja die Fremden verjagt. Es ist leicht für deutsche Kraft. Aber die Landordnung wurde nicht eingehalten. Es trat von der Machtseite aus eine Gewalttätigkeit ein, nachdem das deutsche Volk reichlich seine Pflicht erfüllt. Man nannte diese hämische Bewegung Reaktion. Sie hat im Laufe des letzten Jahrhunderts dem Zersetzungsvorgang mehr vorgearbeitet, als meistens zugestanden wird. Im Volke ist ein Mißtrauen geblieben, das den Fremden nur zu leichtes Spiel gab. Gegen dieses wäre auch ein noch Stärkerer als der große Bismarck machtlos geblieben. Das Volk hatte geglaubt, 1848 und 1918 würden endlich seine Wünsche erfüllt und seine Bedürfnisse befriedigt. Nun im letzten Falle wird es sich noch viel mehr betrogen sehen als ein Jahrhundert früher. Dann wird ihm vielleicht der Sinn dafür aufgehen, was eigentlich Vater land ist.

   

Wenn man der Geschichte nachdenkt, stoßen wir überall auf deutsche Not. Als schwerste gilt der dreißigjährige Krieg. Er war es aber doch nur äußerlich. Daß ein Volk 30 Kriegsjahre und Verwüstung durch Fremde aushält und sich völlig erholen kann, und stärker werden nachher als vorher, das macht uns niemand nach. Andere Völker haben ihre schweren inneren Krisen gehabt und überwunden, aber wir hatten immer zugleich die Hunde auf der Fährte. Sie haben uns dreißig lange Jahre zerfleischt. Und doch kamen wir hoch. Es gibt bei uns etwas, was die Leute nicht kennen, nicht kennen dürfen, auch von den eigenen nur wenige Auserwählte und Eingeweihte. Dort liegen die geheimen Wurzeln unserer Kraft.

Der dreißigjährige Krieg war nur der Ausdruck unserer äußeren Not. Die innere Not lag anderswo. Es war letzten Endes ein Religionskrieg und seine Wurzeln lagen in der Reformation.

Kein Volk hat eine Reformation erlebt wie wir. Sie könnend gar nicht, weil sie nicht tief genug sind. Um Großes aufzubauen, muß man Grund in der Tiefe legen und legen können. Dennoch ging auch unsere Reformation nicht tief genug, und damit wurde der Grund zu der folgenden Not, dem dreißigjährigen Kriege, ja auch zum Weltkriege und zur Revolution gelegt.

Wir hatten eigentlich wie im Jahre 1870 nur Einen großen Mann. Ich halte Bismarck und Luther für unsere Größten. Goethe könnte auch hier genannt werden, aber er hatte nicht das große Wirkungsfeld in der Oeffentlichkeit wie die beiden andern und eignete sich wohl auch nicht dazu. Aber gerade in der Einzigart unserer Großen lag ein Teil der Not. Sie haben beide Ungeheures geleistet, konnten aber beide nicht für Nachwuchs sorgen und andere Schultern mit belasten. So starben ihre Werke, wie Menschen sterben und waren doch angelegt auf übermenschliche Zeit. Aus Luther erwuchsen Lutheraner, die für das Vorwärts im deutschen Volke, das Luther nur begonnen hatte, völlig belanglos waren. Sie versumpften im Gezänk um Worte, und die meisten wußten alles besser, woran man immer die Minderwertigen erkennt. Ebenso wuchs aus Bismarck ein deutscher Reichstag und ein Epigonenvolk, von dem wir lieber nicht reden.

Der Zugang zu den letzten Tiefen des Volkslebens war beiden Männern verschlossen. In Luthers Leben fiel das peinliche Mißverständnis des Bauernkriegs, der den Reformator einem Adel in die Arme trieb, der die eigentliche Art des deutschen Adels doch nicht hatte und jedenfalls ganz unfähig war, das große Werk am Volke zu verstehen, geschweige weiterzuführen. Das Volk wollte im Bauernkriege etwas Rechtes, Ursprüngliches, wenn sich's auch in brutalen Formen zur Geltung brachte. Das Volk hatte gedacht und volksmäßig in Wirklichkeiten gedacht. Gibt es durch die neu gewordene göttliche Botschaft eine Freiheit der Geister, eine Freiheit von Rom, so muß es auch Freiheit geben vom römischen Recht. Rom knechtet die Leute, aber auch das Land. Werden die Leute frei, so muß auch das Land frei werden vom Fremdenrecht. Das fremde Recht zertrat aber den Bauern, er aber wollte wieder frei sein, wie seine Urväter gewesen waren.

Das Volk kann seine Geschichte nicht vergessen. Ihre Wahrheiten reden aus seinem Blute. Aber daß die Befreier gerade hierin das Volk nicht verstanden, machte es stutzen. Darum hat niemals das Volk seinen Führern ganz vertraut. Es fühlte sich, ohne es zu wissen und sich klar machen zu können, letzten Endes von ihnen nicht voll verstanden. In den Jahren nach 1806 glaubte es sich verstanden. Darum kamen alle, alle. Es wurde betrogen. Das vergißt das Volk seinen Führern auch nicht. Darum fehlt im deutschen Volke die Einheitlichkeit. Führer muß es haben, aber es traut ihnen nicht ganz. So gibt's ein Zweierlei, das sich natürlich die Feinde zunutz machen. Denn sie fürchten nichts in der Welt so sehr wie das deutsche Volk. Ist das einig, so ist es schlechthin ausschlaggebend. Aber die Reformation blieb halbe Arbeit. Sie schuf neuen Glauben, aber nicht neue Verhältnisse. Sie erreichte nicht das ganze Volk, sondern nur das halbe, und wo sie das Volk erreichte, fehlte die unterste Schicht, so sehr auch Luther den Weg zu ihr suchte und durch Schule, Bibel und Katechismus auch ebnete. Völlig erreicht wurde sie nicht. Es war nicht Luthers oder irgend jemandes Schuld, es war die Skuld an sich, des deutschen Volkes Not, sein Leidenskelch, den es einmal trinken muß.

Es soll aber ja das Werk Luthers nicht unterschätzt werden. Die Reformation hat in unserem Volke den durchgreifendsten Einfluß gehabt, eine Kraftwirkung, wie sonst keine Bewegung. Die Geister, die das Mittelalter gewaltsam niedergehalten hatte, konnten auf einmal frei aufatmen. Es war wirklich ein Stück des römischen Jochs zerbrochen, das über den Gemütern als schwere und drückende Macht der Finsternis lag. Dieses Aufatmen ist natürlich dem Worte zu danken, das denken lehrte, und das sich anlehnte an die neu erschlossene Bibel, die Rom verschlossen hatte, weil es die Freiheit des Evangeliums fürchtete. Rom knechtet, wie das Weltreich, dessen Erbe es ist. Freiheit würde seiner Macht Abbruch tun. Die Menschheit trachtet aber nach Freiheit. Also sucht Rom das Rad des Schicksals aufzuhalten, und das wird nie einer Macht gelingen.

Um nun dem Worte folgen zu können, bedurfte Luther der Schule. Die Volksschule ist einzig ein Werk der Reformation. Rom haßt sie, so sehr es anscheinend um sie kämpft und sie zu fördern scheint. Es hofft im Grunde, sie zu zertreten, wenn erst sein Sieg erfochten ist, denn sie schadet römischer Finsternis.

Der Fehler war nur, daß man glaubte, das Bibelwort als solches genüge als Nahrung der Geister. Das ist nicht wahr. Ohne die geheime Kraft des Geistes, die aus dem Wort reden muß, wenn es wirklich helfen soll, bleibt es Buchstabe und ist als solcher gefährlich. Jemand hat mit vollem Rechte gesagt, daß der Buchstabe töte. Das Volk der Reformation wurde dadurch zwar nicht getötet, aber es erkrankte. Durch den ausgiebigen und ungehemmten Gebrauch des Wortes wurde es nicht geheiligt. Es lernte in seinen Schulen ja denken, aber es wurde mehr aufgeklärt, nicht geweiht. Die Schule konnte zum Baume der Erkenntnis des Guten und Bösen werden, wie unsere Väter tiefsinnig sagten, aber brauchte nicht zum Baume des Lebens zu werden. Sie konnte Weistümer schaffen, aber diese waren noch keine Weihtümer.

An die Reformation schlössen sich an ungeheuerliche Streitigkeiten. Die Geister probierten ihren Witz und schulten ihre Urteilskraft, aber vielfach wurde es höchst unheiliges Gezänk voll Gehässigkeit und Eigendünkel. Warum konnte niemand Luthers oder Bismarcks Werk fortführen? Weil durch die Aufklärung der Geister jeder sich herausreckte und die Größe spielen wollte, und der Sinn für das Allgemeine, das eigentliche Wohl des Volkes verloren ging. Unsere nach der Reformation erstandenen wirklich großen Geister, diese Wolke aufblühenden Geisteslebens, waren nie eine geschlossene Macht, sondern lauter Einzellichtlein, die die Finsternis nicht beseitigen konnten. Geschlossen hätten sie die Sonne eines neuen Tages sein können.

Das evangelische Volk ist ja in der Welt seit Luthers Tagen und auf Grund von Luthers Werk sehr gut vorwärts gekommen, aber wesentlich nur in weltlichen Dingen, durch die Aufklärung der Geister. In den eigentlichen Sachen, in der Wahrheit, die allein eine echte Kultur bedingt, ist es erstaunlich zurückgeblieben. Wir haben tatsächlich keine Kultur, ein wenig Oberflächenpolitur, aber keine wirkliche Tiefe, weil überall die Weihe fehlt. Das Wort war nicht Kraft und ist es auch für sich nicht, sondern war bloß Lehrmittel, bloß Buchstabe, an dem die Völker erkrankten. Heute ist das offenbar geworden. An ihrer heute so genannten Kultur gehen die Völker zugrunde.

Auf jedem Gebiete sieht man gute Wirkungen des aufklärenden Dienstes der Schule. Ich bin viel in Rußland gereist. Ich habe jedem Acker ansehen können, welcher Konfession sein Besitzer war, gute Schule, geringe Schule oder keine Schule. Das hing eng mit der Konfession zusammen. Im Kaufmannsstande ist's geradeso. Protestanten kommen leichter vorwärts als andere. Sie haben denken gelernt. In der Politik gewannen es die protestantischen Völker über die katholischen. Welche Macht war Spanien! Ein spanischer Kaiser hat einst Deutschland beherrscht. England ist groß geworden mit durch die Bibel. Sie wird auch nirgends so viel gelesen wie dort. Aber das Wort hat nicht heiligend gewirkt, nur aufklärend. Es gibt kein verlogeneres Volk, kein Volk so voll Heuchelei wie das englische, soweit die englische Zunge klingt. Die Bibelfestigkeit hilft nichts, es hilft auch nichts, durch Bibelgesellschaften das Wort auf die Gasse zu werfen. Sie kann höchstens töten; der Buchstabe macht nicht lebendig. Darum ist auch die Axt der englischen Vorherrschaft an die Wurzel gelegt. Sie wird sich gewiß nicht halten. Es fehlt die Kraft in der Tiefe. Die Aufklärung schafft Flächenkultur, nur die Heiligung schafft Kräfte ewigen Lebens, Wachsens und Zunehmens. Die gibt die Bibel als solche nicht, die Schule, die auf sie gegründet wurde, erst recht nicht. Wir wissend heute. Unser Volk krankt an den Wirkungen der Buchstabenkultur.

Das konnte man damals nicht voraussehen. Paulus hat auch einmal gesagt: Der Glaube kommt aus der Predigt. Unter Glauben verstand er die weltbewegende Geisteskraft aus dem Christus heraus, und er glaubte allen Ernstes, wenn nur der Christus gepredigt würde, sei es auch nur zum Schein, d. h. halbehrlich, wortmäßig, so müsse das schon eine echte Wirkung haben. Lieber guter Apostel, wie anders ist's doch gekommen! Ahntest du nicht, daß aus der Predigt auch der Kirchenschlaf kommen kann, die Halbheit, die Heuchelei?

Aehnliche Gedanken hatte auch Luther. Nun, das Ergebnis ist das Jahr 1919 und seine traurigen Nachfolger. Vielleicht dachte auch Bismarck, der deutsche Gedanke als solcher müsse sich durchsetzen. O nein. Es muß auch die deutsche Kraft dahinterstehen und nicht die Irreleitung der Fremden. Es hat nur Einer sich nicht geirrt über sein Lebenswerk. Das war Jesus. Der sagte mutig und klar: Ich muß wirken, solange es für mich Tag ist. Aber ich weiß auch, daß der Tag nicht bleibt, und daß es wieder Nacht werden wird. Da wird niemand wirken können. Sie haben alle ihre Nacht gefunden, unerwartet. Paulus, Luther, Bismarck, und die Ihrigen wissen keinen Ausweg aus der Nacht. Aber der sie am klarsten voraussah, hat mit keiner Wimper gezuckt. Er wußte noch etwas mehr wie die Macht der Nacht, und das werden wir auch erfahren, manche wissen es schon, aber es ist ein Geheimnis, über das man nicht reden darf.

Es war noch ein Mangel in der Reformation. Sie war unaussprechlich groß. Was die Neuzeit geworden ist, verdankt sie nur ihr. Aber sie leidet auch an ihr. Großes hat immer Wirkungen, kann es nicht voll als Leben sich auswirken, so schafft es Tod, zunächst Krankheit.

Die Zeit bekam außer der Buchstabenkrankheit, die die Schulmeister eher gefördert als geheilt haben, die Krankheit der falschen Freiheit. Wir dürfend ihr nicht übelnehmen. Wenn im Frühjahr die Ställe aufgehen und die Herden ausgelassen werden, dann sind sie – ausgelassen. Als vom Volke das römische Joch genommen wurde, war es zunächst überfroh. Es war ja nicht nur Knechtung der Geister. Rom hatte nie eine bessere Milchkuh als Deutschland. Von uns verstanden die Feinde zu allen Zeiten unglaubliche Summen zu erpressen. So war's damals, so ist's heute, wo Roms ältester Sohn, Frankreich, das Erpressungsgeschäft so glänzend besorgt, und merkwürdig, das geht alles so heimlich. Keine Zeitung, keine Regierungsstimme redet davon, soviel sie sonst schwatzen. An den internationalen Feind haben wir auch alle alles verloren und sind wirtschaftlich ausgesogen beinah bis aufs Letzte, und, wie unsere Feinde meinen, für ewige Zeiten. Aber alles schweigt, und die Leute glauben, es müsse so sein.

Zu Luthers Zeit aber ward der Goldstrom, der aus Deutschland in die Fremde floß, abgestellt. Auch deshalb atmete das Volk auf. Aber Freiheit darf niemals eine bloße Verneinung sein. Los von Rom oder Frankreich oder von irgend etwas ist keine wahre Freiheit. Niemand weiß das deutlicher wie die Franzosen. Die waren ursprünglich Arier und nannten sich Franken, weil sie sich freigemacht hatten von dem arischen Grundgesetz. Von dem Augenblicke an, war aber auch ihre Kraftzufuhr abgeschnitten. Sie wurden zuerst Roms Knechte und wurden schließlich das, was sie sind, ein Mischvolk, das sogar mit Negerblut durchseucht ist, und beinah den letzten Tropfen arischen Bluts verloren hat und trotz allen Maulaufreißens ein feiges, kraftloses Geschlecht wurde, das die ganze Welt aufbieten muß, um mit den eigentlichen Ariern fertig zu werden und sich doch seines Sieges nicht freuen kann.

Auf die Freiheit von Rom sind nun in unserem Volke unzählige andere Freiheiten gefolgt, aber jede hat uns Eigenkraft gekostet, weil alle neuen Freiheiten keinen neuen Inhalt, keine Kraftzufuhr schafften. Als wir die letzte Freiheit errungen hatten, die Freiheit von jeglicher Ehrfurcht, lagen wir am Boden. Keine Freiheit nützt den Menschen, die bloß abbricht und nicht zugleich aufbaut. Letzten Endes ist wahre Freiheit göttliche Gebundenheit, d. h. eine solche Verbindung mit Gott, daß alle Himmelskräfte dem Befreiten zur Verfügung stehen, wie dem Sohne die Reichtümer des Hauses, und daß der Mensch in dieser natürlichen Urverbindung erst sich selbst findet und wie Gottes, so auch seiner selbst gewiß wird.

Luther hat sich redlich Mühe gegeben, die rechten Begriffe der Freiheit zu lehren, aber es waren Worte, die die Zeitgenossen und Nachfahren überhörten. Der Mensch lernt einmal nicht durch Worte. Er muß es an seiner Haut erfahren. Die falschen Freiheiten werden sich auch an unserer Haut auswirken und tun es reichlich, indem sie uns schon jetzt in die Knechtschaft der Schwarzen, der Roten und der Goldenen gebracht haben. Das schadet weiter nichts. Wenn wir durch alle Leiden, die die Reformation unbeabsichtigt im Gefolge hatte, hindurchgegangen sein werden und den Leidenskelch bis zur Neige getrunken haben, dann wird die deutsche Kraft erwachen, und die Wahrheit wird uns frei machen.

Der Feind Luthers

Damals hatte der Feind schon gesehen, wo die Schwächen des Werkes des großen Reformators lagen.

Luther hatte einen großen, ebenbürtigen, überaus finsteren Feind. Das war Ignatius von Loyola. Der sann und sann wider den, der gewagt hatte, von Rom abzufallen. Rom war das Dogma Germaniens seit tausend Jahren, und das hatte einer gewagt, anzutasten. Um das dreht sich eigentlich der ganze Kampf. Nicht um Kirche, Bibel, Glauben, Abendmahl, Priesterehe und ähnliche Nebensachen, sondern um Rom, nur um Rom. Rom ist der finstere Satansfürst, der Vollstrecker der deutschen Skuld. Alle, aber auch alle Wege unserer Geschichte führen nach Rom. Das Sprichwort ist viel tiefer wahr, als die meisten ahnen, und auf den Wegen, die nach Rom führen, kommt von Rom die deutsche Not. Und hier hatte einer gewagt, Deutschland von Rom freizumachen und hatte jauchzendes Echo gefunden.

Sie haben's beide versucht, Bismarck und Luther, und stießen beide auf den gleichen Höllenfürsten und übermochten ihn nicht, weil sie vergessen hatten, daß sie kurzlebig waren, wie Menschen sind, daß aber ein Volk Jahrtausende lebt und Jahrtausende langer Führung bedarf.

Ignatius sann und sann in der Einsamkeit, und da fand er, was er suchte. Es war auf der Burg Munsalvatsch, der alten Gralsburg, als ihm die Erleuchtung kam. An heiligen Orten bleibt leicht etwas hängen von Heiligem. Während Ignatius über den Gegner nachsann und eine Schwäche auszuspüren trachtete, fand er das lösende Wort. Luther lehrte und vertrat die Freiheit. Ich werde vertreten die Organisation. Wollen sehen, wer länger lebt. Er fand auch eine Organisation im Schatten der Gralsburg, die beste, die es je in der Welt gab, die Ordnungen der alten Armanen. Sie hatten das deutsche Volk groß gemacht, sie sollten die Waffen leihen, es aufs tiefste zu demütigen, unter Rom wieder in den Staub zu zwingen.

Nun, Luther starb, aber Ignatius lebte und die um Ignatius lebten, während die um Luther erstarrten und heute schier nicht atmen können in der Totenstarre einer falsch verstandenen Freiheit, des falsch verstandenen Worts, der Trennung von der tiefsten Volksseele. Die um Ignatius aber leben und haben Bismarcks Macht paralysiert und berauschen sich schon heute an ihrem endlichen Sieg über das deutsche Volk. Heute ohne Scham und Scheu, während sie bisher in ihrem Element, der Finsternis blieben. Aber die Finsternis muß eben heute ins Licht, und diese Gesellen müssen auch offenbar werden. Die Skuld schreitet unaufhaltsam vorwärts, nicht nur wider uns, auch für uns.

Das Armanenerbe ist kein Schatz, wo die Diebe nachgraben und stehlen können. Ignatius hat ja gegraben und manches gefunden, aber die Hauptsachen natürlich nicht. Der heilige Gral schützt sich selbst. Darum sind in die großartige Organisation einige Fehler hineingekommen, an denen sie scheitern wird. Wir werden sie nicht nennen und den Feind aufmerksam machen, aber wir kennen sie alle. Und wollten wir sie auch nennen, so wäre der Feind doch nicht fähig, sie zu verbessern und sich ihrer zu entledigen. Das wird seine Skuld sein, die ihm schwerer aufliegen wird als uns die unsere. Die unsere ist voll Hoffnung auf neue Urd. Der Feind kann die Urd nur finden, wenn erst in seiner Skuld all seine Tücke getilgt ist. In unserer Skuld ist nur die Tumbheit, wie es in der Geschichte von Parzival heißt, in jener die Tücke. Darum leuchtet über uns die Hoffnung. Dort brütet das Verderben.

Zunächst freilich wäre eine glanzvolle Entwickelung der feindlichen Pläne recht wohl denkbar. Offenbar ist alles so geplant. Die Macht der Schwarzen wird bald größer sein als die der Roten. Diese läßt man vorläufig brüllen, lärmen und toben, man gestattet ihnen vielleicht auch einige Seitensprünge nach russischem Muster, aber wenn die Stunde gekommen ist, wird es zunächst im Staate heißen: Wer ein Amt haben will, schadet seinem Fortkommen, verhindert vielleicht auch seine Anstellung, wenn er nicht römisch ist. Wir sind nicht sehr weit entfernt von dieser Möglichkeit.

Das wird zur Folge haben, daß in Einer Nacht alle Staatsbeamten ihren Glauben wechseln. Wir haben das schon bei dem Beginn der glorreichen Republik erlebt. Da legten sich die Beamten eines abends ins Bett als Stützen von Thron und Altar, Reserveoffiziere, Monokle, scheußlich feudal. Als sie am Morgen aufwachten, und sich im Spiegel besahen, waren sie alle rot angestrichene Republikaner. Nun, diese rot Lackierten werden sich auch eines abends ins Bett legen und aufwachen als schwarz gestrichene Kirchensäulen, die nach Weihrauch duften.

Das kommt her von dem ungemein großen Idealismus und der ungeheuren Aufopferungsfähigkeit unserer braven Beamten. Sie sind einmal die Stützen des Staates und ehrlich überzeugt, daß der Staat zugrunde geht, wenn man eines Tages nicht ihre geistvollen Gesichter aus ihren gewohnten Stühlen und Schaltern herausglotzen sähe. Der Staat darf aber nicht wackeln. Lieber opfern sie alles, besonders ihre Ueberzeugungen.

Ja, wir können mit ihnen Staat machen, aber das Vaterland wieder aufbauen, können wir nicht mit ihnen. Wenn es einmal wieder aufgebaut ist, werden sie natürlich die besten Stützen von Thron, Altar und was man will sein. Das macht ihr überwältigender Idealismus. Die reformatorische Buchstabenkrankheit hat am stärksten gewütet in unsern Kanzleien. Dort ist beinahe ganz das apostolische Wort in Erfüllung gegangen: Der Buchstabe tötet.

Für das Volk ist natürlich dieser Zustand überaus peinlich. Es hatte ohnehin nicht viel Vertrauen zu seinen berufenen Führern, jetzt ist der letzte Rest, bei den meisten sogar jede Spur von Achtung verschwunden. Die Regiererei lagert über uns wie eine Fremdherrschaft, der wir tunlichst aus dem Wege gehen. Sie ist ja auch aufgebaut auf römischem Fremden-recht. Es wird uns nicht wundernehmen, wenn sie eines Tages ganz römisch geworden ist.

Dann wird man die Frage aufwerfen, wozu eigentlich die vielen protestantischen Kirchen da sind, die doch fast nicht besucht werden. Das protestantische Volk hört einmal nicht mehr auf Predigten. Es ist nicht anzunehmen, daß das anders wird, denn es kann nicht besser gepredigt werden als geschieht. Man wird also auf irgendeine Art abstimmen, ob eine bestimmte Kirche künftig nicht römisch sein solle. Da werden sich viele, namentlich kleinere Geschäftsleute, der Stimme enthalten – man kann ja nicht wissen – man möchte den Gegner nicht reizen usf. Wenn Bethmann-Hollweg seinen Krieg so führte, warum soll ein kleiner Geschäftsmann ernster kämpfen! Man wird also abstimmen, Wahlen sind ja so leicht zu beeinflussen, man kann auch jesuitisch ein wenig nachhelfen, kurz und gut, die Kirchenschläfer werden eines Tages in einem römischen Tempel aufwachen.

Und die Pfarrer? – Viele werden nicht mitmachen und sich tapfer wehren. Um so schlimmer für sie. Ihr Los wird nicht beneidenswert sein. Die Kirche kann hassen und strafen. Man wird ja keine Scheiterhaufen mehr errichten. Die stehen im Fabelbuch ebenso wie der gehörnte und geschwänzte Teufel. Aber man verfügt über wunderbare Gifte, die geschmacklos und geruchlos und ganz langsam wirken, daß Menschen unauffällig an Grippe oder Malaria sterben können, wenn sie unbequem sind.

Manche Pfarrer werden auch mitmachen. Es könnte ja die Kirche wackeln, wenn sie nicht dabei sind, und zur Ehre des Reiches Gottes werden sie beamtenmäßig jede Ueberzeugung opfern. Aus idealem Sinne natürlich.

Die Regierung ist bis dahin schon längst römisch im wiedererstandenen römischen Reiche deutscher Nation, und das Volk – nun, was kann ein Volk machen gegen seine Führer! Viele lockt man, die andern zwingt man. Die Presse steht natürlich auf seiten der Römischen. Wir wissen schon lange, daß Juda und Rom Hand in Hand arbeiten. Bei der letzten Teilung hofft jeder der edlen Partner den andern überlisten zu können.

Man kann aus dem Alten vieles übernehmen. Z. B. die Wartburg, die künftig eine Kultusstätte für die heilige Elisabeth werden könnte, die liebe Heilige mit den vielen Rosen. Es würde sich auch empfehlen, daß Wunder geschehen (Wallfahrtsort), und man könnte sagen, daß die Wunder früher nicht geschahen, weil der Wartburgteufel sich nicht mehr durch ein Tintenfaß abhalten ließ, sondern den ganzen D. Martinus geholt habe. Dadurch sei die Bahn frei geworden für Wunder der heiligen Elisabeth. Als Schlummerlied könnte man dem schlafenden Michel singen das altbewährte: Ein feste Burg ist unser Gott, über dem er seit 400 Jahren so gut geschlafen hat.

So kann die Entwickelung werden. Sie muß es nicht. Aber wird sie's, so wird's ungefähr so sein wie der große Sieg von Versailles. Es gibt in Deutschland und sogar in Frankreich Menschen, die nicht recht an seine Dauer glauben. Es wird auch im evangelischen Lager eine Kerntruppe übrig bleiben, die wach bleibt. Und wache Freie sind stärker als schlafende Knechte. Irgendwann nimmt die Geschichte eine Wendung, die die Feinde nicht in Rechnung gestellt haben, und sie wird es tun, weil – nun weil – sagen wir einmal, weil wir Deutsche sind.

Wollen wir einmal der hereinbrechenden Nacht so ruhig ins Auge sehen wie Jesus seinerzeit. Er kannte ein Mittel, dennoch Sieger zu bleiben, und – wir kennen es auch.

Der Anfang der deutschen Not

Der Anfang der Not liegt etwa 2000 Jahre zurück. Wir kennen überhaupt nur die Geschichte der deutschen Not. Es ist eine kurze Spanne Zeit im Vergleich mit dem Leben und der Kraftfülle unserer Urväter.

Als die Kimbern der Teutonen in Italien einbrachen, wußte Rom, daß es im Norden einen gefährlichen Gegner habe, der in sich stärker war als Rom. Seitdem glimmt der römische Haß. Rom kann einen Stärkeren nicht vertragen. Seitdem ist Krieg mit wechselndem Glück, und es kann nicht Friede werden, bis diese Frage entschieden ist.

Wie kam eigentlich der ganze Streit zustande? Das führt uns tief in altgermanische Einrichtungen und Vorstellungen. Der arische Glaube ruhte auf aufmerksamster Naturbeobachtung und empfand sich als Offenbarungsreligion, oder wie die Väter sagten, Wihinei oder Innenwissen vom Einen Gott. Die Sprache dieses Gottes war die Offenbarung seines Wesens in der Natur im allgemeinen, aber auch im prophetischen Wort im Besondern. Da das Wesen Gottes unerforschlich war und sein Name unaussprechlich, waren diese Offenbarungen nur Erkennungszeichen des Großen, Einen. Diese Erkennungszeichen waren heilig, weil der Unerforschliche sich hinter ihnen verbarg. Man vernahm seine Stimme im Rauschen des Waldes, der seine heilige Waltung war, im Laufe der Gestirne, die die Majestäten in seinem Dienste waren und in allen Naturerscheinungen. Es war gleichviel, ob man sie richtig deutete oder nicht – sie waren und stammten alle aus Ihm. Dieser Eine, der vor aller Zeit in sich selbst geschlossene Willenseinheit war, was man andeutete durch einen Kreis oder eine Ellypse, setzte die Zeit und offenbarte sich in ihr nicht als Einheit – das hätte nie verstanden werden können – sondern als Dreieinheit. Er schuf das Leben, indem er den heiligen Zwist setzte. Dadurch erhielt man den ersten Gottesnamen, den man aussprechen konnte und nannte ihn Thuiskfo, »Zwisterreger«. Unsere heutige Wissenschaft würde sagen, um Leben und Kraft zur Wirkung zu bringen, bedarf es der Polarität. Die Alten sagten, er setzte das Plus und das Minus, Gut und Böse, Licht und Finsternis, Mann und Weib usf. Alles ist paarig geordnet. Alles kommt aus Gott, findet aber auch in dem Einen seinen a polaren Ausgleich. Das Zeichen dieser Erkenntnis war das gleichseitige Dreieck. Aus der Spitze lösen sich zwei Schenkel im Winkel von 60 Grad. Wo immer man gleiche Schenkelabschnitte verbindet, entsteht ein Dreieck, dessen Fußwinkel ebenfalls je 60 Grad betragen. Mit 60 Grad laufen sie aus, mit 60 Grad zurück. Diese Dreieinheit erzeugt Bewegung, als Auswirkung der polaren Kräfte, und Leben ist Bewegung, ruht also auch auf dem gottgesetzten Zwist.

Demnach sahen die Alten in allem den Stempel des Dreieinen, das heilige Dreieck. Man sieht es heute noch wahrscheinlich als unverstandenes Symbol in christlichen Kirchen. Die christliche Lehre von der heiligen Dreieinigkeit steht bekanntlich dogmatisch auf sehr schwachen Füßen, aber sie selbst ist ein uraltes Wahrheitsstück, das nachher wie so vieles Altüberkommene christlich übernommen und ausgedeutet wurde.

Man muß diese Grundanschauung der Väter kennen, um ihre Geschichte und Lebensbetätigung zu verstehen. Die Dreieinheit muß sich überall spiegeln wie die ganze Sonne in jedem Tautropfen.

Natürlich war das Dreieck nicht das einzige Heils- und Glaubenszeichen. Es sieht neben ihm die heilige Vier oder eigentlich Füer, das Zeichen des Urfeuers.

Als Dreieinheit erkannte man die Offenbarung Gottes, das Urfüer war die erste Schöpfungstat, die sich im Werden der vier Elemente kundtat: Feuer, Luft, Wasser, Erde. Wir nennen das heute Aggregatzustände, von denen drei erweisbar sind, der erste aber auch bei uns angenommen wird als Aether, oder aithar »Sonnenhoch«. Das Wahrzeichen dieser heiligen Vier ist das Fürkreuz, das Hakenkreuz Ausführliches s. darüber in meinem Buche »Das Geheimnis der Spielkarten und andere germanische Heiligtümer« Haus Lhotzky Verlag, Ludwigshafen am Bodensee., das die Germanen aus Deutschland in die ganze Welt verpflanzten. Da später nach dem Schöpfungsbericht die Sonne der Vertreter des Urfürs wurde, galt dann das Hakenkreuz auch als Wahrzeichen der Sonne, des sich drehenden Sonnenrads, das Kreuz mit den Haken nach einer Richtung. Es mag wohl entstanden sein aus dem Rosenkreuz und verkündete tiefste Glaubensweisheit für die Eingeweihten.

Erwähnt sei noch der ebenfalls alte Drudenfuß, der Fünfstern, die Fem oder Vem, nach dem die heilige Vehme, das Gericht, sich benannte. Neuerdings haben das alte Wahrzeichen und Heiligtum bekanntlich die Sowjets besudelt. Das Gericht wird über sie schon noch kommen.

Die Reihe ließe sich noch weiter fortsetzen. Das möge hier genügen. Jedenfalls sind unsere Ziffern die heiligen Wahrzeichen der Väter. Sie enthalten ihren Glauben, ihre Wihinei als tiefste Wahrheiten. Es ist sehr bedauerlich, daß sie heute ausschließlich die Wahrzeichen des falschen Gottes, des Mammons geworden und von den Zeitgenossen ohne angehängtes M. nicht mehr gedacht werden können. Das M. bedeutet bei uns die Mark und Inflationsungeheuer des Raubgesindels, das uns zernagt. Entweihte Heiligtümer!

Da nun die Gotteserkenntnis der Alten Naturerkenntnis war, war auch ihr Gottesdienst Auswirkung der natürlichen Kräfte. Was natürlich ist, war göttlich. Natürlich ist die Beziehung von Mann und Weib, also ist das Heiligtum des Volkslebens die Ehe. Mann und Weib sind verschieden ausgerichtete, aber gleichwertige Kraftoffenbarungen: In der Ehe treten sie zusammen, bilden also das sichtbare Erkennungszeichen des Dreieinen. Auf der Ehe baut sich also das Volksleben auf. Erst ihr verdankt alles andere, Kinder, Familie, Gesellschaft und Staat seine Entstehung. Also gibt es nichts Heiligeres als die Ehe. Die Ehe recht halten, ist Gottesdienst. Alles Widernatürliche ist also Sünde. Das Leben verläuft dann im Dienste Gottes, wenn es nach natürlichen Grundsätzen ausgerichtet ist. Demnach brauchte man weder Tempel noch Götterbilder. Der Wald war der richtigste Tempel. Er war das Gebiet der heiligen Waltung, wo Recht und Ordnung unter dem Rauschen heiliger Bäume, erhabener Gottesknechte, verhandelt wurde. Und welches Götterbild könnte annähernd heranreichen an die tiefe Bedeutung des heiligen Dreiecks!

Es leben auch gleichzeitig auf dem Planeten drei Geschlechter. Die Kinder, die Eltern und die Alten. Sie stellen dar das dreifache Schicksal, in dem der Dreieine sich ebenso offenbart, die Urd, das Erstehen, Werdandi, das Werden und Walten, die Skuld, das Ergebnis, das Vergehen. Zeder einzelne ist auch eine Dreieinheit und hat eine Gottseele, seine Vernunft, eine Geistseele, seinen Verstand, und eine Menschenseele, sein Gemüt. Oder er stellt sich dar als Leib, Seele und Geist. Sie wußten, daß ein Unterschied besteht zwischen Seele und Geist, was ja heute die Wissenschaft leugnet. Aber wer weiß, wie lange! Auch die Ausbildung des Menschen war Dreieinheit. Der Bub wurde erst Lehrling, dann Geselle, dann Meister.

So war alles, also auch das Volk Dreieinheit. Sie unterschieden die Ingfoonen, die Irmionen und die Istfoonen, oder den Nährstand, den Lehrstand und den Vehrstand oder Fährstand. Die Ingfoonen waren die seßhaften Ackerbauern, die Irmionen die Verwalter der uralten Weistümer, die Träger der heiligen Dreieinheit von Glaube, Wissen und Recht und der Fährstand, das war die überschüssige Jugend, die neues Land zu suchen hatte, falls das Alte übersetzt war. Aber die Auswanderung geschah nicht planlos, wie heute, wo Deutschland seinen Ueberschuß Agenten überläßt, die ihn in alle Winde verstreuen.

Die Dreieinheit erforderte auch im Volksdienst die Einheitlichkeit. Es ist unnatürlich, also Sünde, wenn ein Volk Teile einfach davonlaufen läßt. Das kann nur in Beamtenstaaten geschehen, wo für das Volk kein Verständnis ist. Die fahrpflichtige und fahrbereite Jugend wurde also gesammelt, Reise- und Siedelungsziele verabredet, die man vorher planmäßig erkundet hatte, Irmionen wurden bestellt, die die Wanderer künftig zu betreuen und in der Wihinei zu erhalten hatten, und dann fand an einem Ostarafest in der heiligen Waltung die feierliche Aussegnung statt. Die Fahrenden der Dörfer vereinten sich mit denen des Gaus und aller Gaue, die Wandernden bekamen einen neuen Namen und wurden gesegnet, ein neuer Stamm in der arischen Waltung zu werden. Natürlich stellten die geschlossenen und wohlgeleiteten Züge eine Macht dar. Das war auch notwendig für neue Landentnahme. An den neuen Wohnorten ließ man die Bevölkerung leben, die Zuwanderer aber wurden die neue Herrenschicht, die das Land in Waltung nahm. So wanderten die »Kimbern« – das war ihr neuer Name, der »Keimträger« bedeutet – also die Kimbern der Teutonen als geschlossene Macht nach Süden und stießen mit Rom zusammen. Später wanderten einmal Sachsen mit ihren Angeln, d. h. Engeln oder Armanen, nach Britannien und wurden dort wenigstens für eine Zeit Oberschicht.

Man nennt in der Geschichte einige dieser Wanderungen »Völkerwanderung«, aber man weiß meistens nicht, daß die sogenannte Völkerwanderung eine urgermanische Einrichtung ist, die auf der Wihinei selbst ruht. Wäre die deutsche Not nicht so groß geworden, daß die Wihinei verloren ging, so wäre unser Volk heute nicht in alle Welt zerstreut und überall zertreten und von den Fremden eingeschluckt und als fremde Blutauffrischung zu Rassenbrei verarbeitet.

Bei dem ersten Zusammenstoß mit Rom unterlag Rom zunächst, aber es sagte sich: Das sind gefährliche Nachbarn. Besiegen kann man sie schwer. Aber in Rom ist man nie um Mittel verlegen gewesen. Im Laufe der Zeit machte man Gegenangriffe, um den Zügen der Fahrenden zuvorzukommen. Und wo der Kampf mißglückte, griff man zur List. Der Cheruskerfürst Arminius, der im Kampfe nicht besiegt war, wurde doch überwunden durch Bestechung und allerlei Winkelzüge, die alle von Rom ausgingen, und dann sagte man: Schade, daß die deutsche Uneinigkeit so groß ist, daß sie immer ihren Feinden unterliegen. Es ist ein Lasier, das im deutschen Volkscharakter liegt. Ja, ja, da liegt es freilich, aber erst seit der Berührung mit Rom, seit das Laster so liebevoll und nachdrücklich gepflegt wurde. Jede deutsche Uneinigkeit läßt sich unschwer zurückführen auf heimliches Arbeiten Fremder. Der Fehler der Deutschen ist nur, daß sie den Schmeicheleien und Listen der Fremden Glauben schenken und der Geradheit der Eigenen mißtrauen. Die Zerrissenheit ist »Tumbheit«, nicht Tücke bis auf diesen Tag.

Das römische Ränkespiel bekam bei den weiteren Berührungen des Starken mit dem Listigen seine Geschichte. Die Geschichte der Deutschen ist nichts anderes geworden als die Geschichte der römischen Ränke. Alle Wege führen nach Rom. Von Rom kommt die Volkszerstörung.

Ich erwähnte schon bei Gelegenheit der Zerstörung der kirchlichen Ehrfurcht die alte bekannte arische Geschichte, die mehr Geschichte ist, als die meisten ahnen. Sie lautet ungefähr: Gott selbst hatte im Anfang eine heilige Waltung gepflanzt und den Herrscher über die Erde und alle Viecher darin hineingesetzt, um sie von da aus zu regieren und zu fördern. Aber einem Vieh, einer Schlange, einem Wurm gelang es, die Starken und Mächtigen ihrer Hoheit zu berauben und in die heilige Dreieinheit, Gott, Mann und Weib, Zwiespalt zu bringen und folglich Machtverlust. Seitdem tobt ein Kampf zwischen dem Weibessamen und dem Viechersamen. Der Weibessame werde es schließlich doch gewinnen, aber die Viecher würden ihm den Dolchstoß von hinten versetzen und ihn so lange in die Ferse stechen, bis der Kopf ganz zertreten sei.

Das ist auch der Grundriß der Geschichte zwischen Deutschland und Rom. Die Geschichte ist uralt, der Gegenspieler der Arier war vielleicht früher ein ganz anderer »Wurm«, aber sie hat den letzten zweitausend Jahren ihr Gepräge gegeben, und wie uns unser alter Heldensang, das Nibelungenlied, aus alten Mären erzählt, war der »Wurm« eben Rom, die Wormsstadt wieder Rom und Leute wie der Küchenmeister Rumhold der Römling, der die fremde Kost für deutschen Geschmack herrichtete. Die Geschichte ist sehr alt, aber noch nicht zu Ende. Ich denke, das Ende liegt vor uns. Wir werden aber erst Frieden schließen, wenn der Wurmskopf ganz zertreten ist und der Dolchstoß von hinten nicht mehr gelingen kann.

Nach Hermanns Tagen entwickelte sich langsam das Reich der abgefallenen Arier, die sich Franken nannten und den Haß der Abgesplitterten als böses Gewissen in sich nährten. Dort tauchte der Wunsch auf, das Weltreich zu beerben und Rom in neuer Auflage zu werden. Die Geschichte der Menschheit, soweit wir sie kennen, steht unter dem Zeichen des Weltreichtraums. Jeder Bewerber um die Weltmacht ist noch jedesmal auf der Höhe seiner Macht in die Tiefe gesunken. England wird auch nächstens hinunterrutschen, wenn solche Vorgänge auch zuweilen lange dauern. Wir sind das einzige Volk der Weltgeschichte, das der Weltmachtversuchung nicht erlegen ist. Wir tragen in uns, freilich den meisten unbewußt, ein noch höheres Ziel.

Als nun die Franken ihren Weltmachtstraum zu träumen begannen, fanden sie in Rom bereits einen andern Bewerber vor. Dieser gab vor, er wolle eine Geistesmacht sein. Tatsächlich aber hatte er andere Ziele, und da waren ihm die Franken als Degen gerade recht. Die Franken haben immer das Pech gehabt, für andre Leute die Kastanien aus dem Feuer holen zu müssen. Man kann so leicht ihre Eitelkeit entzünden, und dann rennen sie, wohin man will. Damals redete man ihnen ein: Ihr werdet sein wie Rom. Da nannten sie sich der Kirche ersten Sohn, und Karl ließ sich vom Papst zum Kaiser krönen. Da tanzten sie für die Kirche, das neue Rom. Heute läßt England sie tanzen, hat ihnen vorgeredet: Ihr werdet sein wie die Deutschen, stärker noch als die Deutschen. Also tanzen sie. Armes verblendetes Volk! So schwer muß man büßen, wenn man das arische Naturgesetz verleugnet. Und wofür taten sie's? Für einen nichtigen Tand. Opfer der Eitelkeit.

Seitdem ist freilich die deutsche Not eng mit Frankreich verknüpft, das aber immer nur das Schwert Roms war. Solange die Germanen leben, fühlt sich Rom unsicher. Es kann nicht vergessen und verzeihen.

Zuerst versuchte man's mit Missionaren. Ein gewisser Winfried, den man Bonifazius nannte, versuchte die Deutschen zu bekehren, indem er ihnen einen heiligen Baum der Waltung abhackte. Er wird nicht wenig dabei geschwitzt haben. Die Deutschen ließen es geschehen. Der Bekehrer ahnte ja nicht, daß mit dem Baume die Wihinei eigentlich gar nicht getroffen wurde. Seine Namen stehen in drolligem Gegensatz zu seinem Tun. Winfried heißt Beherrscher der Wihinei, und daß man den Tunichtgut ausgerechnet Bonifazius nannte, war ein Witz der Weltgeschichte.

Das Allerwunderlichste aber war, daß man bereits auf dem Konzil zu Nizäa ein arisches Christentum kannte, das ein gewisser Arius »der Arier« vertrat, und das auf dem Konzil in Grund und Boden verdammt wurde.

Unsere Väter hatten frühzeitig erkannt, wie nahe Jesus ihrem Glauben stand, und hatten sich ihm ohne weiteres zugewandt. Er war eigentlich die Erfüllung aller ihrer Lehren und Hoffnungen. Freilich, römisch dachte er nicht. Darum wurden seine nichtrömischen Bekenner von den frommen Vätern verdammt und man meinte, wenn man geweihte Bäume abhackte, könnte man ihnen ihre Wihinei rauben.

Da faßte es Kaiser Karl folgerichtiger an. Er wußte, daß die Macht des Volks in seinen Armanen lag. Also ließ er die Häupter der Armanen zusammenkommen und hieb ihnen kurzerhand die Köpfe ab. Das war wirksamer als Bäume abhacken. Dafür nannte ihn Rom Karl den Großen. Bei uns heißt er Karl der Halsabschneider. Aber freilich hatte er damit das Volk aufs empfindlichste getroffen. Die eigentliche deutsche Not beginnt bei Karl. Sie wurde verschärft dadurch, daß sein Sohn und würdiger Nachfolger auch alle alten Gesänge und Schriften, die Karl hatte sammeln lassen, verbrannte. Dafür nannten sie ihn Ludwig den Frommen. Er hat uns wirklich unseres deutschen Altertums beraubt. Unsere Geschichtsquellen sind überaus dürftig geworden durch diese christliche Rohheit des Frömmlers.

Natürlich wurden alle armanischen Ueberbleibsel und ihre Vertreter aufs schärfste verfolgt. Viele flüchteten in die Kirche und wurden Kalander, »die das andere verhehlen«, allen wurde das Leben durch das ungehemmt hereinbrechende römische Wesen blutsauer, wenn nicht unmöglich gemacht. Rom überschwemmte uns mit römischem Recht, römischem Glauben und – Juden. Das gab dem deutschen Mittelalter sein Gepräge.

Zwar hat die Stimme des Volks nie ganz geschwiegen und des Alten wurde nie ganz vergessen. Aber es war so zerdrückt, daß es sich nicht hervorwagen konnte. Wir haben aber noch im Volksmärchen den Glauben, daß dieser Zustand nicht das Letzte ist. Die Kinder, die die böse Stiefmutter bekamen, haben zuletzt immer den Sieg davongetragen. Die falsche Braut, die die rechte verdrängte, hat es nie dauernd gewonnen. Der Endsieg fiel immer der echten Braut zu. Die falsche Braut und böse Stiefmutter ist natürlich überall Rom. Unser Volk glaubt im Herzensgrunde nicht an den endgültigen Sieg Roms. Es wird auch recht behalten.

Was uns am meisten geschadet hat, das hatte Karl richtig erkannt. Er raubte uns unsere Führer. Das Fehlen der Armanenschaft bedingte die deutsche Not. Die Armanenschaft war ein ganz eigenartiges Gebilde. Sie war eine Auslese der guten Köpfe, aber diese waren zusammengeschlossen in eine Körperschaft, die als solche wirkte und natürlich Menschenleben weit überdauerte. Es kam also nie der einzelne zur Geltung, sondern er verschwand in der Allgemeinheit, der er willig Gehorsam leistete, der er alle seine Kräfte zur Verfügung stellte. Die Armanenschaft leitete das Volk, sie leitete die Regierung, denn der König war nur der oberste Armane, aber gleichzeitig ein Glied des Ganzen, der nur die Anschauung der Gesamtheit vertrat.

Das war's, was Bismarck und Luther fehlte. Sie waren vereinzelte Größen, große Namen, aber sie konnten nicht »im Namen« handeln, weil sie keinen Hintergrund hatten. Darum starben sie wie Menschen sterben und ihr Werk mit. Wir haben seither nicht etwa zwei oder drei große Männer gehabt, sondern unzählige, viel mehr als jedes andere Volk. Ein Jude sagte einmal zu mir: Ihr habt zuviel große Männer gehabt, über jeden von ihnen hätten die Franzosen frohlockt, bei euch verschwanden sie in der Masse. Aber allen diesen Köpfen fehlten die zur Kette geschlossenen Hände. Sie waren jeder für sich zuviel, und das Volk hatte das Nachsehen. Sie konnten nicht und haben nicht das geleistet, dessen das Volk bedurfte, weil sie keine Armanenschaft waren.

Wir haben ganz rührende Reste des Armanentums gehabt in den alten Innungen. Die waren in sich geschlossene Einheit. Was haben nicht die Maurer geleistet in den herrlichen Domen! Die Maurer und Zimmerer haben sie errichtet – nicht die Künstler und Architekten. Die Innung war's, nicht einzelne Größen und Werkarbeiter. Alle Innungen waren armanische Ueberbleibsel, bis die Feinde auch sie zerstörten mit dem Zauberwort von der Gewerbefreiheit, die den Handwerker zerbrach und den Fremden zum Fabrikantenprotz machte. Wer lesen kann, liest noch in den alten Domen das armanische Weistum, das dort verkalkt von den Maurern in Stein dargestellt wurde. Es sind fast unsere einzigen Quellen unseres Altertums, die den scharfen Augen der Feinde entgingen.

Die Freimaurer haben sich bemüht, wenigstens Maurerweistum zu retten. Ich würde lieber Freizimmerer sein, denn ich gehöre zum Zimmermann. Wir könnten von vielen Innungen viel altes Weistum gerettet haben, z. B. den Schustern, den Tuchscherern und allen, die Weistum bewahrten. Die Freimaurer kennen aber in der Regel das Eigentliche nicht, wenigstens spürt man seinen Brauch nicht in der Oeffentlichkeit, und sind statt armanischer Säulen gerade Hochburgen zerstörender und zersetzender Fremdlinge geworden. Möchte es ihnen gelingen, sich von dem feindlichen Ballast zu säubern! Möchte ihnen der Sinn aufgehen für den Dienst am deutschen Volk! Das Weltfreimaurertum, das in sich selbst ein Unsinn ist, hat im Weltkriege gegen uns eine verhängnisvolle Rolle gespielt.

Aber auch aus solchen Fehlwirkungen geht deutlich hervor, daß das deutsche Volk die Sehnsucht nach der Armanenschaft niemals verloren hat. Das schwere Unrecht, das uns Rom angetan hat und noch mit aller Gewalt festzuhalten sucht, hat ja die deutsche Not verursacht und heute wieder einmal zur Riesengröße gemacht, die jedes andere Volk vernichten würde. Ob es imstande ist, diese Gewalt aufrecht zu halten, wird die Geschichte lehren.

Die Geschichte dieser Menschheit, die wir die adamitische nennen können, wobei offen bleibt, ob sie nicht andere Menschheiten als Vorläufer hatte, diese Menschheit hat nur Einen Gedanken gedacht, und in jedem Geschlecht, das ihn vertrat, wurde von der Geschichte seine Fehlerhaftigkeit dargetan. Dieser eine Gedanke hieß Weltreich. Wer ihn bisher aufgenommen hat, ist daran gescheitert. Aegypten, Assur, Babylon, Griechenland, Rom, Spanien sind die gescheiterten Trümmer des falschen Gedankens. Heute hat der Gedanke drei Vertreter: Rom, England, Juda. Die ersten beiden zeigen dem, der sehen kann, bereits bedenkliche Sprünge, und der dritte hat in sich nicht die Fähigkeit, sich auf der Höhe zu behaupten, weil er in sich selbst unfruchtbar ist. Es ist also kaum anzunehmen, daß einem dieser drei Weltreichbewerber gelingen wird, woran alle Vorgänger gescheitert sind. Natürlich ist möglich, daß sie für menschliche Jahreszählung noch lange spuken und sich austoben werden, aber was hilft es schließlich dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und dabei Schaden nähme an seiner Seele!

Den Seelenschaden kann man schon mit Händen greifen. Die Weltreiche halten sich nur aufrecht durch eine ganz fein geästelte Organisation der Lüge. Man nennt sie Diplomatie im Deutschen. Das richtigere Wort wäre Verlogenheit. Es scheint kein Lösegeld zu geben für die unglücklichen Gewinner, die in dieses Netz verstrickt sind.

Ich glaube, daß in dieser drolligen Dreieinheit der Vertreter des falschen Gedankens die Geschichte der adamitischen Menschheit sich erschöpfen wird. Noch kann sie den Dolchstoß von hinten üben – wir wissen das aus eigner Erfahrung. Noch kann sie in die Ferse siechen. Das Recht ist ihr verfassungsmäßig zugebilligt. Aber sie wird auch dem Schicksal nicht entgehen, daß ihr der Kopf zertreten wird. Dann wird eine neue Menschheit erstehen, die den falschen Gedanken nicht mehr wird kennen wollen. Sie wird sich aufbauen auf Wahrheit, aber die Macht der Lüge wird zerschellen. Die nachgemachte Dreieinheit wird sich nicht halten können gegenüber der göttlichen Urdreieinheit. Wenn die Frage steht, Gott oder Mammon, so wird letzten Endes nicht Gott der Unterlegene sein, sondern der Mammon und mit ihm alle seine Verbündeten und Geknechteten.

Sal und sig!


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