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Infolge der Umwälzungen, die der Krieg hervorgerufen hat, erinnert sich heute kaum noch jemand des sogenannten Hergemont-Skandals.
Rufen wir uns kurz die Ereignisse von damals ins Gedächtnis zurück.
Im Juli 1902 ging Anton von Hergemont -- dessen Studien über die megalithischen Denkmäler der Bretagne sehr geschätzt sind -- mit seiner Tochter Veronika im Pariser Bois de Boulogne spazieren, als er von vier unbekannten Individuen angefallen und mit einem Stockschlag ins Gesicht niedergeschlagen wurde.
Nach kurzem Kampf und verzweifeltem Widerstand wurde Veronika, die schöne Veronika, wie sie von ihren Freunden genannt wurde, fortgeschleppt und in ein Automobil geworfen, das Zeugen dieses sich sehr schnell abspielenden Vorganges in der Richtung nach Saint-Cloud davonfahren sahen.
Eine Entführung also. Am folgenden Morgen wußte jeder, worum es sich handelte. Graf Alexis Vorski, ein junger polnischer Edelmann von ziemlich schlechtem Ruf, aber großartigem Auftreten, noch dazu angeblich von königlichem Blute, liebte Veronika von Hergemont und Veronika liebte ihn wieder. Vom Vater abgewiesen und sogar verschiedentlich von ihm beleidigt, war er auf dieses Abenteuer verfallen, bei dem übrigens Veronika auch nicht im geringsten die Hand im Spiele hatte.
Anton von Hergemont, der -- wie einige Briefe, die in die Öffentlichkeit gelangten, bestätigten -- gleichzeitig heftig und zurückhaltend war und der durch seine wunderlichen Launen, seinen grausamen Egoismus und seinen schmutzigen Geiz seine Tochter überaus unglücklich gemacht hatte, schwor jetzt vor aller Welt, daß er sich in der unversöhnlichsten Weise rächen würde.
Er gab seine Einwilligung zu der Heirat, die zwei Monate später in Nizza stattfand, aber schon im nächsten Jahr erfuhr man eine Reihe aufsehenerregender Neuigkeiten. Getreu seinem Racheschwur, entführte Herr von Hergemont das Kind, das aus der Ehe seiner Tochter mit Vorski hervorgegangen war, und in Villefranche ging er an Bord der kleinen Lustjacht, die er neu gekauft hatte.
Das Meer war bewegt. Unweit der italienischen Küste sank die Jacht; die vier Matrosen, die an Bord waren, wurden von einer Barke aufgenommen. Nach ihrem Zeugnis waren Herr von Hergemont und das Kind in den Wellen umgekommen.
Als Veronika den sicheren Beweis ihres Todes erlangt hatte, zog sie sich in ein Karmeliterinnen-Kloster zurück.
Dies sind die Tatsachen. Vierzehn Jahre später sollten sie die entsetzlichsten und außergewöhnlichsten Geschehnisse nach sich ziehen. Geschehnisse, die, obwohl verschiedene Einzelheiten auf den ersten Blick erdichtet scheinen, sich doch wirklich zugetragen haben. Aber der Krieg hat unser Leben so aus der Bahn des Gewöhnlichen herausgerissen, daß auch vom Kriege unberührte Ereignisse wie die, die wir erzählen wollen, gleichsam etwas Ungewöhnliches, Unlogisches und mitunter Seltsames bekommen haben. Es bedarf der ganzen blendenden Helligkeit der Wahrheit, um diesen Ereignissen den Stempel einer Wirklichkeit aufzudrücken, die letzten Endes sehr einfach ist.