Sophie von La Roche
Geschichte des Fräuleins von Sternheim
Sophie von La Roche

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Mylord Derby an seinen Freund

Die Komödie des Fürsten mit meiner Sternheim, wovon ich Dir letzthin geschrieben, ist durch die romantischen Grillen des Vetters Seymour zu einem so tragischen Ansehen gestiegen, daß nichts als der Tod oder die Flucht der Heldin zu einer Entwicklung dienen kann; das erste, hoffe ich, solle die Göttin der Jugend verhüten, und für das zweite mag Venus durch meine Vermittlung sorgen.

Man hat, weil das Fräulein gerne tanzt, die Hoffnung gefaßt, sie durch Ball-Lustbarkeiten eher biegsam und nachgebend zu machen; und da sie noch niemals einen Maskenbal gesehen, so wurden auf den Geburtstag des Fürsten, die Anstalten dazu gemacht. Man bewog das Mädchen zu dem Entschluß bei dieser Gelegenheit zu singen, und sie geriet auf den artigen Einfall, in Gesellschaft etlicher Personen einen Trupp spanischer Musikanten vorzustellen. Der Fürst erhielt die Nachricht davon und ersuchte den Grafen Löbau, ihm das Vergnügen zu lassen, die Kleidung des Fräuleins zu besorgen, um ihr dadurch unversehens ein Geschenk zu machen. Oncle und Tante nahmen es an, weil ihre Masken zugleich angeschafft wurden; aber zween Tage vor dem Ball war es dem Hof und der Stadt bekannt, daß der Fürst dem Fräulein die Kleidung und den Schmuck gäbe, und auch selbst ihre Farben tragen werde. Seymour geriet in den höchsten Grad von Wut und Verachtung; ich selbst wurde zweifelhaft, und nahm mir vor, die Sternheim schärfer als jemals zu beobachten.

Nichts kann reizender sein, als ihr Eintritt in den Saal gewesen ist. Die Gräfin Löbau, als eine alte Frau bekleidet, ging mit einer Laterne und etlichen Rollen Musikalien voraus. Der alte Graf F* mit einer Baßgeige; Löbau mit der Flütetraverse und das Fräulein mit einer Laute kamen nach. Sie stellten sich vor die Loge des Fürsten, fingen an zu stimmen, die Tanzmusik mußte schweigen, und das Fräulein sang eine Arie; sie war in Carmoisi und schwarzen Taft gekleidet, ihre schönen Haare in fliegenden nachlässigen Locken verbreitet; ihre Brust ziemlich, doch weniger als sonst verhüllt; überhaupt schien sie mit vielem Fleiß auf eine Art gekleidet zu sein, die alle reizenden Schönheiten ihrer Figur wechselsweise entwickelte; denn der weite Ärmel war gewiß allein da, um, während sie die Laute schlug, zurückzufallen und ihren vollkommen gebildeten Arm in sein ganzes Licht zu setzen. Die halbe Maske zeigte uns den schönsten Mund, und ihre Eigenliebe bemühete sich die Schönheit ihrer Stimme zu aller Zauberkraft der Kunst zu erhöhen.

Seymour in einem schwarzen Domino an ein Fenster gelehnt, sah sie mit konvulsivischen Bewegungen an. Der Fürst in einem venetianischen Mantel in seiner Loge, Begierde und Hoffnung in seinen Augen gezeichnet, klatschte fröhlich die Hände zusammen und kam, einen Menuet mit ihr zu tanzen, nachdem er vieles Lob von ihren Fingern gemacht hatte. Mein Kopf fing an warm zu werden und ich empfahl meinem Freunde John, dem Sekretär von Mylord G., seine Aufmerksamkeit zu verdoppeln, weil mein aufkochendes Blut nicht mehr Ruhe genug dazu hatte. Doch machte ich noch in Zeiten die Anmerkung, daß unser Gesicht, und das, was man Physionomie nennt, ganz eigentlich der Ausdruck unsrer Seele ist. Denn ohne Maske war meine Sternheim allezeit das Bild der sittlichen Schönheit, indem ihre Miene und der Blick ihrer Augen eine Hoheit und Reinigkeit der Seele über ihre ganze Person auszugießen schien, wodurch alle Begierden, die sie einflößte, in den Schranken der Ehrerbietung gehalten wurden. Aber nun waren ihre Augenbraunen, Schläfe und halbe Backen gedeckt, und ihre Seele gleichsam unsichtbar gemacht; sie verlor dadurch die sittliche charakteristische Züge ihrer Annehmlichkeiten, und sank zu der allgemeinen Idee eines Mädchens herab. Der Gedanke, daß sie ihren ganzen Anzug vom Fürsten erhalten, ihm zu Ehren gesungen hatte, und schon lange von ihm geliebt wurde, stellte sie uns allen als würkliche Mätresse vor; besonders, da eine Viertelstunde darauf der Fürst in einer Maske von nämlichen Farben als die ihrige kam, und sie, da eben deutsch getanzt wurde, an der Seite ihrer Tante, mit der sie stehend redte, wegnahm, und einen Arm um ihren Leib geschlungen, die Länge des Saals mit ihr durchtanzte. Dieser Anblick ärgerte mich zum Rasendwerden, doch bemerkte ich, daß sie sich vielfältig sträubte und loswinden wollte; aber bei jeder Bemühung drückte er sie fester an seine Brust, und führte sie endlich zurück, worauf der Graf F* ihn an ein Fenster zog, und eifrig redte. Einige Zeit hernach stund eine weise Maske en Chauve-Souris neben dem Fräulein, die ich auf einmal eine heftige Bewegung mit ihrem rechten Arm gegen ihre Brust machen, und einen Augenblick darauf, ihre linke Hand nach der weißen Maske ausstrecken sah. Diese entschlüpfte durch das Gedränge, und das Fräulein ging mit äußerster Schnelligkeit den Saal durch. Ich folgte der weißen Maske auf die Ecke eines Gangs, wo sie die Kleider fallen ließ, und mir den Lord Seymour in seinem schwarzen Domino zeigte, der in der stärksten Bewegung die Treppe hinunter lief, und mich über seine Unterredung mit dem Fräulein in der größten Verlegenheit ließ. John, der sie nicht aus dem Gesichte verlor, war ihr nachgegangen, und sah, daß sie in das Zimmer, wo ihr Oncle und die Gräfin F* waren, ging, gleich beim Eintritt allen Schmuck ihres Aufsatzes vom Kopfe riß, mit verachtungs- und schmerzensvollen Ausdrücken zu Boden warf, ihren Oncle, der sich ihr näherte, mit Abscheu ansah, und mit der kummervollesten Stimme ihn fragte: »Womit habe ich verdient, daß Sie meine Ehre und meinen guten Namen zum Opfer der verhaßten Leidenschaft des Fürsten machten?«

Mit zitternden Händen band sie ihre Maske los, riß die Spitzen ihres Halskragens, und ihre Manschetten in Stücken, und streute sie vor sich her. John hatte sich gleich nach ihr an die Türe gedrungen, und war Zeuge von allen diesen Bewegungen. Der Fürst eilte mit dem Grafen F* und ihrer Tante herbei, die übrigen entfernten sich, und John wickelte sich in den Vorhang der Türe, welche sogleich verschlossen wurde. Der Fürst warf sich zu ihren Füßen, und bat sie in den zärtlichsten Ausdrücken, ihm die Ursache ihres Kummers zu sagen; sie vergoß einen Strom von Tränen, und wollte von ihrem Platz gehen; er hielt sie auf und wiederholte seine Bitten.

»Was soll diese Erniedrigung von Ihnen? Sie ist kein Ersatz für die Erniedrigung meines guten Namens. – O meine Tante, wie elend, wie niederträchtig sind Sie mit dem Kind ihrer Schwester umgegangen! – O mein Vater, was für Händen haben Sie mich anvertraut!«

Der feierliche schmerzvolle Ton, mit welchem sie dieses sagte, hätte das innerste seiner Seele bewegt. Ihre Tante fing an: sie begreife kein Wort von ihren Klagen und von ihrem Unmut; aber sie wünschte, sich niemals mit ihr beladen zu haben.

»Erweisen Sie mir die letzte Güte, und führen Sie mich nach Hause. Sie sollen nicht lange mehr mit mir geplagt sein.«

Dieses sprach meine Sternheim mit einer stotternden Stimme. Ein außerordentliches Zittern hatte sie befallen; sie hielt sich mit Mühe an einem Stuhl aufrecht, der Fürst war mit der Zärtlichkeit eines Liebhabers bemüht, sie zu beruhigen. Er versicherte sie, daß seine Liebe alles in der Welt für sie tun würde, was in seiner Gewalt stünde.

»O es ist nicht in Ihrer Gewalt«, rief sie, »mir die Ruhe meines Lebens wiederzugeben, deren Sie mich beraubt haben. – Meine Tante, haben Sie Erbarmen mit mir, bringen Sie mich nach Hause!«

Ihr Zittern nahm zu; der Fürst geriet in Sorgen und ging selbst in das Nebenzimmer, um eine Kutsche anspannen und seinen Medicum rufen zu lassen.

Die Gräfin Löbau hatte die Grausamkeit dem Fräulein Vorwürfe über ihr Betragen zu machen. Das Fräulein antwortete mit nichts als einem Strom von Tränen, die aus ihren gen Himmel gerichteten Augen flossen, und ihre gerungenen Hände benetzten.

Der Fürst kam mit dem Medico, der das Fräulein mit Staunen ansah, ihr den Puls fühlte, und den Ausspruch tat, daß das heftigste Fieber mit starken Zückungen vorhanden wäre; der Fürst empfohl sie seiner Aufsicht und Sorgfalt auf das anständigste. Als die angespannte Kutsche gemeldet wurde, sah sich das Fräulein sorgsam und erschrocken um, fiel vor dem Fürsten nieder, und indem sie ihre Hände gegen ihn erhob, rief sie:

»O wenn es wahr ist, daß Sie mich lieben, lassen Sie mich nirgend anderswohin führen als in mein Haus.«

Der Fürst hob sie auf, und sagte ihr bewegt: er schwöre ihr die ehrerbietigsten Gesinnungen, und hätte keinen Gedanken sie zu betrügen; er bäte sie nur, daß sie sich fassen möchte, der Doktor sollte sie begleiten.

Sie gab dem Alten ihre Hand, nachdem sie ihr Halstuch um ihren Hals gelegt hatte, und ging mit wankenden Füßen aus dem Zimmer. Ihre Tante blieb und fing an über das Mädchen zu reden. Der Fürst hieß sie schweigen, und sagte ihr mit Zorn: sie hätten ihm alle eine falsche Idee von dem Charakter des Fräuleins gegeben, und ihn lauter verkehrte Wege geführt. Damit ging er fort, die Gräfin auch, und John wurde seines Gefängnisses erledigt.

Im Saal hatte man fort getanzt, aber daneben viel von der Begebenheit gezischelt. Fast bei allen wurde die Aufführung des Fräuleins als ein übertriebenes Geziere getadelt. »Man kann tugendhaft sein, ohne ein großes Geräusch zu machen; sollte man nicht denken, der Fürst hätte noch keine Dame als sie geliebt? Aber es gibt eine sanftere und edlere Art von Verteidigung seiner Ehre, zu der man just nicht die ganze Welt zu Zeugen nimmt«, und dergleichen.Und diejenige, welche so sagten, hatten an sich selbst eben nicht so gar unrecht.    H.

Andre hielten es für eine schöne Komödie, und waren begierig, wie weit sie die Rolle treiben würde.

Ich war überzeugt, daß Seymour die Ursache dieses aufwallenden Jastes von Tugend gewesen sein müsse, aber was er ihr gesagt, und was für einen Eindruck er dadurch auf sie gemacht hätte, das wünschte ich zu wissen, um meine Maßregeln darnach zu nehmen. Ich verbarg diese Unruhe, und spottete eins mit; indem ich die Zurückkunft des Johns erwartete, der nach Hause geeilt war, um den Seymour auszuspähen.

Aber stelle Dir, wenn Du kannst, das Erstaunen vor, als mein John sagte, Seymour wäre gleich nach seiner Zurückkunft in einer Post-Chaise mit Sechsen und einem einzigen Kerl davon gefahren. Was, T—, konnte das anders bedeuten als eine verabredete Entführung! Ich riß John am Arm zum Saal hinaus, warf auf der Straße meine Maske ab, und zog den Überrock meines Kerls an, in welchem ich an das Löbauische Haus eilte, um Nachricht von der neuen Aktrice zu hören. Eifersucht, Wut und Liebe jagten sich in meinem Kopfe herum; und gewiß derjenige, der mir gesagt hätte, sie wäre fort, hätte es mit seinem Leben bezahlen müssen; aber ehe eine Viertelstunde um war, lief jemand aus dem Hause nach der Apothek. Die Tür blieb offen; ich schlich in den Hof und sah Licht in den Zimmern der Sternheim. Es wurde mir leichter, aber meine Zweifel blieben; diese Lichter konnten Blendwerk sein. Ich wagte mich in das Zimmer ihrer Kammerjungfer; die Tür des Kabinetts war offen, und ich hörte mein Mädchen reden. Also war Seymour allein fort. Ich sann auf eine taugliche Entschuldigung meines Daseins, und gab dem Kammermädchen ganz herzhaft ein Zeichen zu mir zu kommen. Sie kannte mich nicht, rannte auf die Tür zu, die sie den Augenblick hinter sich zuschloß und fragte hastig: wer ich sei, was ich haben wollte?

Ich gab mich zu erkennen, bat sie in kummervollen ehrerbietigen Ausdrücken um Nachricht von des göttlichen Fräuleins Befinden, und beschwur sie auf den Knien, alle Tage einem meiner Leute etwas davon zu sagen. Ich sagte ihr, ich wäre Zeuge gewesen, wie edel und anbetungswürdig sich der Charakter des Fräuleins gezeigt hätte, ich verehrte und liebte sie über allen Ausdruck; ich sei bereit mein Leben und alles zu ihrem Dienste aufzuopfern; aber mir sei für ihre Gesundheit bange, indem ich den Medicum von einem Fieber hätte reden hören.

Die Katze war froh, die Geschichte des Abends von mir zu hören, indem, wie sie sagte, das Fräulein fast nichts als weinte und zitterte. Ich putzte die Geschichte so sehr, als mir möglich war, zur Verherrlichung des Fräuleins aus, und nannte die weiße Maske; da fiel mir das Mädchen ein: »O diese Maske ist's, die mein Fräulein krank gemacht hat! Denn sie sagte ihr ganz frei: ob sie denn alle Gesetze der Ehre und Tugend so sehr unter die Füße getreten habe, daß sie sich in einer Kleidung und in einem Schmuck sehen lasse, welche der Preis von ihrer Tugend sein werde; daß es ihr alle Masken sagen würden; daß alle sie verachteten, weil man von ihrem Geist und ihrer Erziehung etwas Bessers erwartet hätte.«

»Und wer war diese Maske?« Dies wisse das Fräulein nicht; aber sie nenne sie eine edle wohltätige Seele, ungeachtet sie ihr das Herz zerrissen habe.

Ich dachte: Der Himmel segne den wohltätigen Seymour für seine Narrheit! Sie soll meinem Verstande schöne Dienste tun. Ich versprach dem Mädchen, mich um die Entdeckung zu bemühen, und erzählte ihr noch die Urteile der Gesellschaft, mit dem Zusatz, daß ich der Verteidiger des Fräuleins werden wollte, und sollte es auch auf Unkosten meines Halses sein; sie sollte mir nur sagen, was ich für sie tun könnte. Das Mädchen war gerührt. Mädchen sehen die Gewalt der Liebe gerne; sie nehmen Anteil an der Macht, die ihr Geschlecht über uns ausübt, und helfen mit Vergnügen an den Kränzen flechten, womit unsre Beständigkeit belohnt wird. Sie sagte mir den folgenden Abend eine zweite Unterredung zu, und ich ging recht munter und voller Anschläge zu Bette.

Meine Hauptsorge war, dem pinselhaften Seymour den Widerstand des Fräuleins und die heroisch ausgezeichnete Würkung seiner unartigen Vorwürfe zu verbergen. Aber da ich nicht erfahren konnte, wo er sich aufhielt, mußte ich meine Guineen zu Hülfe nehmen, und einen Post-Offizier gewinnen, der mir alle Briefe zu liefern versprochen hat, die an das Fräulein, an Löbau und an alle Bekannten des Seymour einlaufen werden. Daß sie in ihrem eignen Hause keine bekommen kann, bin ich sicher. Sie wollte zwar unverzüglich auf ihre Güter; aber ihr Oncle erklärte, daß er sie nicht reisen lasse. Ihr Fieber dauert; sie wünscht zu sterben; sie läßt niemand als den Doktor und ihre Katze vor sich. Die letzte habe ich ganz gewonnen; ich sehe sie alle Nacht, wo ich viel von den Tugenden ihres Fräuleins muß erzählen hören: »Sie ist sehr zärtlich, aber sie wird niemand als einen Gemahl lieben.«

Merkst du den Wink?

»Hat sie niemals geliebt?« fragte ich unschuldig.

»Nein; ich hörte sie nicht einmal davon reden, oder einen Kavalier loben, als im Anfang unsers Hierseins den Lord Seymour; aber schon lange nennt sie ihn nicht mehr. Von Euer Gnaden Wohltätigkeit hält sie viel.«

Ich tat sehr bescheiden und vertraut gegen das Tierchen; und da sie mir im Namen ihres Fräuleins alle Verteidigung ihrer Ehre, die ich ihr angeboten, untersagte, so setzte ich kläglich hinzu: »Wird sie meine Anwerbung auch verwerfen?« Ungeachtet ich sie auch wider den Willen des Lord G. machen müßte, so würde ich doch alles wagen, um sie aus den Händen ihrer unwürdigen Familie zu ziehen, und sie in England einer bessern vorzustellen. Ich mußte diese Saite anstimmen, weil sie mir selbst den Ton dazu angegeben, und weil ich ihren Ekel für D* und ihren Hang für England benutzen wollte, ehe der Jast von Seymour verlöschen würde, und er bei seiner Zurückkunft im Enthusiasmus der Belohnung ihrer Tugend so weit ginge, als ihn seine Verachtung geführt hatte. Sie hatte ihn sonst vorzüglich gelobt, itzt sprach sie nicht mehr von ihm, sie nennte auch den Lord G. nicht. Lauter Kennzeichen einer glimmenden Liebe. Ich fand Wege, ihr kleine satirische Briefchen zuzuschicken, worin ihrer Krankheit und der Szene, die sie auf dem Ball gespielt hatte, gespottet wurde. Die Geringschätzigkeit, welche Lord G. für sie bezeugte, wurde auch angemerkt. Neben diesem wiederholte ich beinahe alle Tage das Anerbieten meiner Hand, da ich zugleich ihrer freien Wahl überließ: ob ich es bekannt machen sollte, oder ob sie sich meiner Ehre und Liebe anvertrauen wollte. Diese Mine überlasse ich nun dem Schicksal. Lange kann ich nicht mehr herumkriechen. Zwo Wochen daurt es schon, und ohne die Anstalten, die der Hof auf die Ankunft zweier Prinzen von ** macht, hätte ich vielleicht meine Arbeit unterbrechen müssen. John ist ein vortrefflicher Kerl; er will im Fall der Not die Trauungs-Formeln auswendig lernen, und die Person des englischen Gesandtschaftspredigers spielen. Meine letzten Vorschläge müssen etwas fruchten, denn mit allen ihren strahlenden Vollkommenheiten ist sie doch – nur ein Mädchen. Ihr Stolz ist beleidigt, und es ist schwer der Gelegenheit zur Rache zu entsagen. Keine Seele nimmt sich ihrer an als ich; auch findet sie mich großmütig und weiß mir vielen Dank für meine Gesinnungen. Niemals hätte sie dies vermutet; aber sie will mich nicht unglücklich machen, es soll niemand in ihr Elend verwickelt werden. Meine Zurückhaltung, daß ich auf keinen Besuch in ihrem Zimmer dringe, erfreut sie auch, vielleicht deswegen, weil sie sich nicht gerne mit ihrer Fieberfarbe sehen lassen will.

In wenig Tagen muß meine Mine springen, und es dünkt mich, sie soll geraten. Gibst Du mir keinen Segen dazu?


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