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Zweiter Teil.


Fünftes Kapitel.
Die Reise.

. Nach mancher Tagereise kamen sie endlich eines Abends spät in Rom an. Am nächsten Morgen gingen Hugo und seine Mannen gleich in aller Frühe zur Peterskirche und hörten da die Messe, die der Papst selber las. Als der Papst den Altar verlassen hatte, trat ihm Hugo entgegen und sank vor ihm ins Knie. Da fragte der Papst freundlich:

Wer bist Du, Bruder, und woher stammst Du?

Heiliger Vater, sprach Hugo, ich bin Euer Neffe, Sohn des verstorbenen Siegwin von Aquitanien, dem Gott gnädig sei.

Als der Papst dies hörte, hob er ihn auf, umarmte ihn und sprach:

Willkommen, teurer Neffe! Was führt Dich hierher?

Heiliger Vater, sprach Hugo, das werde ich Euch später erzählen; zuerst aber will ich mit Euch heimliche Zwiesprache halten.

Da setzte sich der Papst neben einem Pfeiler nieder und Hugo legte ihm knieend seine Beichte ab. Nachdem er ihm alle seine Sünden gesagt hatte, erzählte er ihm denn auch, was ihm zugestoßen war und welche Aufgabe er zu vollführen habe. Da sagte der Papst:

Höre mich, mein Sohn: ich kann Dir weder Buße noch Absolution erteilen, ehe Du allen Haß aus Deinem Herzen reißest und allen denen, die Dir Unrecht gethan haben, auch dem Kaiser, verzeihst.

Ich verzeihe ihnen, sagte Hugo, von ganzem Herzen.

Du hast einen edlen Sinn, sagte der Papst. Dafür sollst Du auch volle Lossprechung gewinnen und so frei von Sünden von dannen gehen, wie Maria Magdalena, nachdem sie zu Jesu Füßen geweint hatte. Und ich lege Dir dazu auch keine weitere Buße mehr auf.

Heiliger Vater, sagte Hugo, das lohn' Euch Gott!

Wohlan, sagte der Papst, Du wirst jetzt nach Brindisi geben und dort den Schiffer Garin aufsuchen, der daselbst Meister über den ganzen Hafen ist. Er stammt auch aus Franken und ist mit Dir wie mit mir verwandt; ich werde Dir gute Empfehlungsbriefe an ihn ausfertigen lassen, die wirst Du ihm vorlegen und ihn von mir grüßen, so wird er Dich sicherlich gut aufnehmen.

Er rief sodann seinen Kapellan herbei und ließ ihn ein Breve schreiben, darin er dem Garin zu wissen that, daß der Überbringer der edle Sohn Siegwins von Burdigal sei; er möge ihn so gut behandeln, wie er es dem Papst selber gegenüber gepflogen hätte, und er möge ihm zu guter Überfahrt verhelfen. Darauf ließ er das Breve verschließen und mit seinem Siegel besiegeln.

Nun, teurer Neffe, sprach der Papst, bleib' diese Nacht noch bei mir.

Großen Dank, Heiliger Vater, erwiderte Hugo, aber ich darf mich nicht aufhalten. Ich habe zu große Eile, meine Botschaft auszurichten und mich sobald als möglich mit Kaiser Karl auszusöhnen.

So gehe denn, sagte der Papst, und Gott möge Dich geleiten! Vor allem aber bewahre immer Deine Herzensreinheit.

Heiliger Vater, erwiderte der Jüngling, das verspreche ich Euch im Angesichte Gottes.

Darauf nahm er Abschied und zog mit seinen Genossen weiter die Straße nach Brindisi.

Sie kamen daselbst eines schönen Morgens an und gingen sogleich dem Hafen zu; dort fanden sie auf einem schönen Stuhl, geschmückt mit den kostbarsten Kissen, einen Mann von majestätischem Aussehen sitzen. Ein reicher Baldachin war über ihm ausgespannt und schützte ihn vor den Strahlen der Sonne.

Hugo vermeinte, daß dies der König des Landes sei; er stieg vom Roß, grüßte ihn höflich und sprach: Herr König, Gott schütze Euch!

Ihr irrt Euch, Herr, antwortete jener: ich bin nur ein Schiffsherr und nicht der König dieses Landes.

Dabei betrachtete er Hugo, ein Seufzer entwand sich der Tiefe seines Herzens und er fuhr also fort:

Je mehr ich Euch betrachte, Ritter, umso mehr fühle ich mich bewegt wegen eines edlen Herrn, den ich zärtlich liebte und dem Ihr wunderbar ähnlich sehet; er hieß Siegwin von Aquitanien. Wer aber seid Ihr?

Ich bin zu Burdigal geboren, sprach Hugo, und bin der Sohn eben jenes Siegwin, von dem Ihr sprecht.

.

Hugo vor dem Papst in Rom.

Als Garin dies vernahm, verließ er seinen Sitz, flog auf Hugo zu, ergriff seine Hand und küßte ihn mehr als zwanzigmal. Dann rief er fröhlich aus:

Seid mir tausendmal willkommen, edler Junker!

Gott segne Euch, Herr! sagte verwundert Hugo. Aber wie ist Euer Name?

Ich heiße Garin.

Vortrefflich! sagte Hugo, da hab' ich für Euch Briefe des Papstes aus Rom, der Euch seinen Gruß und alles Gute schickt.

Damit reichte er das Breve dem Garin, der wohl so gelehrt war, daß er die Schrift alsogleich lesen konnte. Darauf sagte er:

Mein lieber Hugo, das war nicht nötig, mich Dir zu verpflichten, denn Dein Vater hat mir viel Gutes erwiesen. Hat er noch andere Kinder hinterlassen?

Gewiß, sagte Hugo; ich habe noch einen Bruder namens Gerhard, der zu Hause blieb, meine Lande zu bewahren; er ist jünger als ich.

Hugo erzählte darauf dem Garin seine ganze Geschichte und schloß also:

So muß ich denn nach Babylon geben, jenseits des Roten Meeres. Aber wie dies Babylon finden? Ich weiß mir nicht zu helfen.

Hab' darum keine Sorge, lieber Neffe, versetzte Garin. Ich habe vier große Schiffe und zehn kleinere, dazu zwanzig Barken auf der See, und jeden Tag bringt man mir des Morgens in mein Haus zehen Pfund Goldes, die ich damit verdient habe; ich habe ein Weib und schöne Kinder, und dennoch, lieber Neffe, werde ich Dir zu Liebe etwas Unerhörtes thun: ich werde meinen ganzen Reichtum, meine Frau und meine Kinder, kurz alles verlassen und mit Dir gehen, nichts soll mich davon abhalten, an all Deinen Arbeiten teilzunehmen. Ich verpflichte mich, Dich zu führen und für Deine Bedürfnisse zu sorgen. Indessen komm mit mir: Du sollst die Nacht in meinem Hause zubringen und morgen bei Sonnenaufgang wollen wir auslaufen dem Heiligen Grabe zu.

Hugo folgte dem Garin in sein Haus. Ich will nicht viel überflüssige Worte machen über die gute Aufnahme, die er dort fand. Kurz nach dem Abendessen ging man zu Bette.

Am nächsten Morgen stand Garin noch vor der Sonne auf, rief seine Frau und sprach:

Liebes Weib, ich muß mit meinem Vetter Hugo abreisen, um ihm in einer großen Prüfung zur Seite zu stehen. Führe Dich in meiner Abwesenheit gut auf und hüte wohl unsere beiden Kinder. Weine nicht, Du wirst mich bald wiedersehen.

Ach leider! sie sollte ihn niemals wiedersehen.

Man stieg nun zum Hafen hinab, wo das Schiff schon bereit lag. Man belud es mit großem Ueberfluß von Brot, eingesalzenem Fleisch und Zwieback, altem Wein und Met und vielen Fässern süßen Wassers. Man führte auch die großen Zelter, Schlachtrosse und Säumer hinein. Rückwärts am Fahrzeug war eine Barke angebunden, um in den Häfen zu landen.

Garin umarmte und küßte zärtlich sein Weib und seine Kinder. Alle weinten. Die dreizehn Ritter bestiegen sodann das Schiff; sie führten keine Knappen noch Stallknechte mit sich; die Schiffsleute allein waren ihre Begleitung. Darauf empfahlen sie sich inbrünstig dem Heilande, lichteten die Anker und stachen in die See.

Der Himmel gab ihnen so guten Fahrwind, daß sie in vierzehn Tagen zum heiligen Lande kamen. Sie stiegen dort ans Ufer, saßen auf ihre Rosse und ritten gegen Jerusalem. Kaum daselbst angekommen, gingen sie geradeswegs zum Heiligen Grab und verrichteten dort ihre Andacht; darauf gingen sie zum Tempel, um den Altar zu küssen, wo Jesus Christus als Kind war dargestellt worden, und wo er später selber die Messe in Gegenwart seiner Apostel gelesen hatte.

Hugo fiel vor dem Altar nieder und sprach: Mein Herr und mein Gott, bei dem Kreuze, daran Du genagelt worden bist, bei dem Speere, der Deine Seite geöffnet hat, bei dem Grabe, das ich heute verehrt habe, beschütze mich auf dieser Reise und laß mich endlich meinen Frieden mit Kaiser Karl dem Großen schließen!

Er stand wieder auf, küßte den Altar, legte seine Opfergabe darauf und verließ den Tempel mit allen seinen Rittern.

Ihr Herren, sprach er zu ihnen, Ihr mögt nunmehr heimkehren und meinen Gruß dem Kaiser bringen.

Aber jene sagten einmütig: Was sprichst Du da? Nichts soll uns verhindern, mit Dir bis zum Roten Meer zu ziehen.

Dafür sagte ihnen Hugo großen Dank, sie bestiegen wieder ihre Rosse und setzten ihre Reise fort.

Dabei kamen sie durch gar fremdartige Länder, und zwar zuerst ins Königreich Feminia, wo nur Frauen wohnen; dann in das Land der Kumanen: das sind nämlich Leute, die kein Getreide kennen; sie essen nur rohes Fleisch, schlafen unter freiem Himmel und decken sich mit ihren Ohren zu; ihr Leib ist noch mehr behaart als der der Hunde, aber sie thun niemandem etwas zuleide. Darauf durchzogen sie das Land der Treue: Treue und Glaube sind nämlich dort so groß, daß niemand die Felder bewacht; jeder nimmt nach Bedürfnis von allen Feldfrüchten, und es ist da so großer Ueberfluß, daß er niemals erschöpft werden könnte. Sie zogen darauf durch ein verfluchtes Land, wo die Sonne nicht scheint, wo nichts wächst, wo man weder das Gebell eines Hundes noch einen Hahnenschrei hört. Endlich schien ihnen wieder das Licht, aber das Land, da sie durch mußten, brachte keine Lebensmittel hervor, und alle ihre Vorräte gingen ihnen allmählich aus.

Da seufzte Hugo: Ach Gott! was soll aus uns werden? O Kaiser Karl, wohin hast Du mich geschickt? Mag Dir Gott Deine Grausamkeit vergeben!

Sie setzten aber immer ihren Weg fort und gelangten so endlich in einen Wald. Dort trafen sie einen Greis mit weißem Bart, der ihm bis zum Gürtel reichte; er hatte ihn mit goldenen Tressen reich durchflochten; in seiner Hand hielt er eine Haue und gab sich große Mühe, den Weg wieder herzustellen, der an dieser Stelle eingesunken war.

Da sagte Hugo zu seinen Rittern: Seht Ihr dort den Mann mit dem großen Bart? Ich glaube kaum, daß er an Gott glaubt; dennoch will ich ihn anreden.

Und er näherte sich ihm und sprach: Guter Mann, der Gott, der sein Blut für die Sünder vergossen hat, möge Deinen Leib und Deine Seele beschützen!

Als der Greis diese Worte vernahm, warf er sein Werkzeug von sich, lief auf Hugo zu, ergriff seinen Fuß, der im Steigbügel saß und küßte ihn mehr als zwanzigmal.

Dann rief er aus: O edler Junker, daß Gott Dir allzeit Freude schenke! Siehe, mehr als dreißig Jahre lebe ich in diesem Wald und Du bist der erste Christ, den ich hier antreffe. Aber je mehr ich Dich betrachte, umso größer wächst mein Staunen wegen der großen Aehnlichkeit, die Du mit einem edlen Fürsten hast. Er hieß Siegwin von Aquitanien.

Wie, mein Freund, rief Hugo, Ihr habt den Herzog Siegwin gekannt?

Freilich, und gar sehr genau.

Ja von welchem Lande seid Ihr dann und was ist Euer Geschlecht?

Gieb Du mir zuerst Kunde, mit wem ich rede, erwiderte der Greis.

Du hast recht, sagte Hugo, ich werde Dir alles sagen, aber laß uns jetzt ein wenig ruhen.

Sie stiegen alle von ihren Rossen, banden sie an die Bäume und setzten sich aufs Gras. Darauf sagte Hugo:

Guter Mann, wisse, daß ich zu Burdigal geboren bin als der Sohn des Herzogs Siegwin, von dem Du eben gesprochen hast. Mein Vater ist leider tot! Wäre er noch am Leben, so würde ich nicht so viel Mißgeschick zu erdulden haben.

Der Greis seufzte und blickte ihn schmerzlich an.

Ja, sagte Hugo, ich leide große Arbeit und bedarf gar sehr der Hilfe Gottes. Als mein Vater starb, blieben wir, mein Bruder Gerhard und ich, bei unserer Mutter; wir vergaßen an den Hof zu kommen, um unsere Lehen zu erneuern: wir wurden darum beim Kaiser angeklagt und wären verloren gewesen, wenn der gute Herzog Naims von Baiern unsere Sache nicht verteidigt hätte.

Als der biedere Greis dies hörte, zitterte er vor Freude und rief:

Der Herzog Naims? Lebt er denn noch? Ich hab' ihn noch in seiner Jugend gekannt. Wir waren einst gute Gesellen.

Hugo erzählte ihm darauf seine ganze Geschichte und schloß also:

So ziehe ich nun, sehr gegen meinen Willen, den Weg nach Babylon; dort soll ich die Botschaft des Kaisers dem Emir Galdis ausrichten. Aber nunmehr, edler Greis, da ich Dir nichts von dem Meinigen verborgen habe, möchte ich doch auch etwas von Dir erfahren, von welchem Land, von welchem Stamm Du bist, und was Du hier zu thun hast.

Mein Bruder, antwortete der Greis, auch ich bin im Frankenland geboren. Kennst Du den guten Vogt Wilrat?

Sicherlich, sagte Hugo. Als ich die Heimat verließ, hab' ich ihm die Hut meines Landes anvertraut.

Nun wohlan! das ist mein Bruder.

Und wie ist Dein Name? fragte Hugo.

Ich heiße Gerhelm und habe Deinen Vater noch als ganz kleines Kind gekannt.

Aber um Gotteswillen, wie bist Du denn hieher gekommen?

Das will ich Dir erzählen. In meiner Jugend, als ich eben Ritter geworden war, hatte ich das Unglück, einen Gegner im Turnier zu töten. Man legte mir als Buße eine Wallfahrt zum Heiligen Grabe auf. Ich zog nach Jerusalem und erfüllte dort gewissenhaft mein Gelübde. Auf der Rückreise fiel ich aber in die Hände der Sarazenen und wurde fortgeschleppt. In einer entfernten Stadt warf man mich in den Kerker; dort blieb ich zwei Jahre und litt unsägliches Elend. Der Emir, dessen Gefangener ich war, hatte eine Tochter; sie sah mich, ward mir hold und wir flohen mitsammen. Was soll ich Dir alles sagen! Mehr als zehn Jahre lebte ich so unter Heiden, war zweimal verheiratet und lernte unzählige Länder und Königreiche kennen. Ich bin sogar bis zum Dürren Baum gekommen, der die Grenze der bewohnten Welt bildet. Endlich gelang es mir zu entkommen, und ich machte Gott das Versprechen, den Rest meines Lebens der Buße zu weihen. Ich nahm meinen Aufenthalt in diesem Walde und beschäftige mich hier damit, die Wege auszubessern. Seit dreißig Jahren schon bin ich hier und habe die ganze Zeit über keinen Bissen Brot gegessen. Ich lebe nur von Wurzeln und Früchten, die ich in diesem Walde finde. Auf meinem Leibe trage ich ein härenes Gewand. Wenn ich mir durch dies Leben einiges Verdienst erworben habe, so sollst Du und die Seele Deines Vaters auch daran teilhaben. Ich versichere Dir, daß ich die größte Freude habe, Dich hier zu sehen; denn seit mehr als fünfzig Jahren, seit ich mein süßes Vaterland verlassen mußte, habe ich keinen Christen gesehen. Damals war Dein Vater noch sehr jung; Dein Großvater war es, der mich bei sich aufgenommen und erzogen hatte. Damals war Dein Erbland noch ein Königreich; als Dein Vater es erbte, machte er aus lauterer Seelengüte ein einfaches Herzogtum daraus.

Wohl habe ich oft davon erzählen hören, sagte Hugo; aber wenn ich je heimkomme, so soll mein Herzogtum vielleicht einmal wieder Königreich heißen.

Rühme Dich nicht zu sehr, mein Freund, sagte Gerhelm.

Du hast recht, sprach Hugo: ich verdiene ja nicht einmal Herzog zu heißen, da ich mein Land und mein Amt verloren habe. Aber sage mir, guter Gerhelm, weil Dir denn die ganze Heidenschaft so wohl bekannt ist, wie kann ich da nach Babylon kommen?

Fürchte nichts, ich werde mit Euch gehen. Oft bin ich ja diesen Weg gezogen; den Emir Galdis kenne ich sehr gut und ich will Euch ganz sicher führen. Zuerst müssen wir an das Rote Meer zu gelangen suchen. Zwei Wege führen dahin; ich habe beide erprobt. Der eine Weg ist so gefahrvoll, daß nur selten ein Reisender ihn erzwingt; aber wem es gelingt, der käme in vierzehn Tagen hin. Die zweite Straße macht weite Umwege und man braucht ein Jahr, um ans Ende zu gelangen; aber die Reise ist vollkommen sicher; man findet Dörfer und Städte und überall gute Unterkunft.

Meiner Treu, sagte Hugo, ich werde nicht der Thor sein, ein ganzes Jahr mit einer Sache zu verzetteln, die ich in vierzehn Tagen abthun kann. Aber um welche Gefahren handelt sich's denn auf dem kürzeren Wege?

Wir müssen, sprach Gerhelm, einen riesigen Wald durchqueren, der wohl vierzig Meilen breit ist; er gehört einem Zwerg, den man Oberon nennt. Er soll nur drei Fuß hoch sein, aber noch schöner als die Sommersonne; wer mit ihm spricht, kann sich ihm nimmermehr entziehen, er bleibt bis ans Lebensende in seiner Gewalt. Noch ehe wir zehn Meilen weit in den Wald hineingegangen, wird er uns erscheinen; er wird Dich anreden, Dich durch seinen Anblick bezaubern und verlockend begrüßen: ja er wird Dir sogar von Gott vorreden. Antwortest Du ihm nicht, wird er Dich mit Sturm und Wetter schrecken: er wird Dich mit Blitzen einhüllen, Bäume werden um Dich niederschmettern, Regen und Sturmwinde werden rasen; ein Wildbach wird Dich wegzuschwemmen drohen, aber fürchte nichts: all das ist nur Blendwerk und Du wirst trocknen Fußes weiter schreiten können. Solange Du nur kein Wort zu ihm sprichst, kann er Dir kein Uebel anthun; antwortet Du ihm aber, bist Du verloren und bleibst für alle Zeit verzaubert.

Habe nur keine Sorge, sagte Hugo, ich werde zu schweigen wissen.

So stiegen sie denn wieder zu Rosse und gaben auch dem alten Gerhelm ein Pferd, das sie, um damit zu wechseln, mitgeführt hatten; an Hugos Seite ritt der Greis vorwärts dem Walde zu.



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