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28. Folgen der Eifersucht

Eine vermummte Gestalt huschte durch die winkligen Gänge des Schlosses, mit einem Lämpchen leuchtend. Es war totenstill in den finsteren Räumen, kein menschlicher Laut durchdrang die dicken Wände, auch die Liebespärchen hatten zu scherzen aufgehört.

Als die Gestalt eine Tür erreichte, blieb sie stehen und lauschte. Da bewegte es sich neben ihr, ein Mann mit verschlafenen Augen trat auf sie zu.

»Halt,« sagte er leise, »kein Unberufener hat Zutritt zu diesem Gemach, in welchem dem Gotte Kama geopfert wird. Nur Bahadur dürfte seinen Gast besuchen.«

»Auch ich nicht?«

Die Gestalt schlug das Kopftuch zurück, der Eingeborene verneigte sich tief, denn vor ihm stand die Begum von Dschansi.

»Dir, o Herrin, stehen selbst die Türen offen, die für Bahadur verschlossen sind; hast du mich, deinen treuen Kaschin, doch selbst als Wächter hierhergestellt.«

»Du hast geschlafen, Kaschin.«

»Nur einen Augenblick, die Augen fielen mir zu vor Müdigkeit. Habe ich aber nicht deinen leisen Schritt sofort vernommen?«

»Du hast recht. Was machen der Bengalese und die Bajadere?«

»Sie schlafen unter dem Schutze Kamas. Ein schöneres Paar haben meine Augen noch nie geschaut, sie sind füreinander geschaffen.«

Da der Diener demütig gebückt dastand, so sah er nicht, wie in den Augen der Begum wilde Glut aufloderte.

»Wie verhielten sie sich?«

»Bis vor kurzer Zeit noch scherzten und lachten sie, ich hörte ihre Küsse und Liebesworte, jetzt ...«

Der Diener wurde plötzlich von einer kräftigen Faust an der Schulter gepackt und gerüttelt.

»Du lügst, Kaschin, das ist nicht wahr!«

»Ich soll lügen?« rief der bestürzte Indier erschrocken. »Ich habe es doch bis hier heraus gehört. Und was sollen sie denn auch anders machen? Mit tausend Worten haben beide ihr Glück und ihre Liebe beteuert. Da, höre selbst.« Drinnen erklang ein Stimmengemurmel.

»Öffne die Tür,« flüsterte die Begum.

Sie trat ein, näherte sich der Portiere und spähte hindurch.

Dort lagen engumschlungen der Bengalese, halb entkleidet, und die Bajadere. Der Mann beteuerte ihr mit süßen Worten seine Liebe, das Mädchen lag mit dem Munde an seinem Ohr.

Wie vom Blitz getroffen taumelte die Begum zurück, mit keuchendem Busen, die Zähne zusammengepreßt, die Finger ineinandergekrallt, daß die Nägel ins Fleisch drangen, stand sie lange da. Nach und nach nahm ihr Gesicht einen furchtbaren Ausdruck an, starr, wie das Antlitz der Meduse.

Geräuschlos, wie sie gekommen, entfernte sie sich wieder.

»Du wartest hier, bis ich zurückkomme,« flüsterte sie draußen dem Wächter zu, »gibst kein Zeichen deiner Anwesenheit, läßt aber niemanden hinaus.«

»Nur ich kann diese Tür verschließen und öffnen, sie ist auch nicht von innen aufzumachen.«

»Desto besser!«

Die Begum eilte fort.

Während ihrer kurzen Abwesenheit war es, daß Makalli nach Wasser rief, aber eingedenk seines Befehles antwortete Kaschin nicht. Die Bajadere wußte auch, daß die Tür nicht zu öffnen war, deshalb rief sie nur in das Vorzimmer hinein. Dann trafen beide ihre Vorkehrung zur heimlichen Flucht.

Bald kehrte die Begum zurück, hinter ihr gingen zwei athletisch gebaute Indier.

»Öffne! Aber vorsichtig, daß wir nicht gehört werden!«

Sie trat ein, die beiden Indier mit.

»Wenn ich euch rufe,« flüsterte sie, »so seid schnell zur Hand und werft euch auf den Bengalesen.«

Sie schlug den Vorhang auseinander und betrat das Schlafgemach. Die Lampe stand noch auf dem Tisch, aber der Diwan war leer, auch die Kleider, welche vorhin auf dem Schemel gelegen hatten, waren verschwunden.

Die Begum ergriff mit zitternder Hand die Lampe, und leuchtete – alles leer, niemand zu sehen. Hatte sie denn geträumt? Nein, der weiche, bettähnliche Diwan zeigte noch die Abdrücke zweier Personen, welche dicht nebeneinander darauf gelegen hatten.

..Kaschin,« schrie das Mädchen, »Fluch auf dein Haupt, du hast sie entkommen lassen!«

Der Diener beteuerte, es hätte niemand die Tür passiert.

»So gibt es noch eine andere geheime Tür.«

Kaschin wußte nichts davon.

Das Antlitz der Begum sah schrecklich aus, nichts von der früheren Lieblichkeit war noch darin zu finden.

»Du schaffst mir die beiden wieder!« donnerte sie den Erschrockenen an. ».Rufe den Schloßvogt, er soll mir eine Erklärung geben. Nimm diese Männer mit! Eilt, alarmiert das Schloß! Sie dürfen nicht entkommen, wenn sie fliehen wollen. Gefangen will ich sie vor mir sehen, sonst wehe euch!«

Im Schloß ward es schon lebendig, als die Begum wieder durch die Gänge nach einem anderen Flügel eilte. Hier waren die Korridore erleuchtet. Auf einem derselben stieß sie mit Phöbe zusammen.

»Endlich finde ich dich,« rief diese. »Ich habe nach dir gefragt und selbst nach dir gesucht, konnte dich aber nicht finden. Ja, was ist denn mit dir?«

Das Mädchen war in Tränen ausgebrochen und hatte sich der einstigen Pflegemutter an die Brust geworfen.

Phöbe sah sich scheu um, ob nicht Indier diesen Gefühlsausbruch des Mädchens beobachtet hätten, denn das mußte unbedingt vermieden werden, und zog sie schnell in ihr nahe befindliches Gemach. »Was ist dir, Bega? Ich habe dich gesucht, ich muß dich sprechen. Ach, Bega, ich habe dir ein Geständnis zu machen. Jetzt gleich, schnell, kannst du mich anhören? Wir haben keine Zeit zu verlieren, du wirst auch von Bahadur gesucht.«

Schnell waren des Mädchens Tränen getrocknet. Sie blickte auf, doch das war nicht mehr das frühere Antlitz.

»Ich muß mich beeilen!« fuhr Phöbe hastig fort. »Du bist das Opfer eines Betrugs geworden. Ich fasse mich kurz: Reihenfels ...«

Die Begum stieß die Sprecherin von sich und richtete sich hoch auf.

»Ich weiß, daß ich betrogen worden bin und noch immer betrogen werde!« rief sie mit starrer Stimme und flammenden Augen. »Schweig, rede nicht, ich will nichts mehr hören, auch von dir nicht. Schweig, sage ich dir, auch du hast mich betrogen. Wo ist Bahadur?«

»Aber, Begum –« stammelte Phöbe bestürzt.

In diesem Augenblick stürzte der Maharadscha, der noch nicht geschlafen hatte, ins Zimmer.

»Was geht hier vor?« rief er. »Wer hat das ganze Schloß zur Mitternacht in Alarm gesetzt?«

»Ich,« entgegnete die Begum, »ich habe es getan. Wecke die faulen Schläfer!« fuhr sie, immer heftiger werdend, fort. »Wo sind die Radschas? Her mit ihnen! Sie sollen sich hier versammeln. Ist es jetzt Zeit, daß sie mit Bajaderen tändeln? Großsprecher sind es, feige Hunde, welche die Knute verdienen. Man schwört mir Treue und umgibt mich mit Verrätern.

Wer war jener Bengalese, dem du Makalli zuteiltest? Sprich, Bahadur, er war dein Gast!«

Er fand keine Antwort, er starrte auf die Begum. Er glaubte, das Mädchen sei plötzlich rasend geworden, so stürmte es im Zimmer auf und ab.

»Begum, ich bitte dich, höre mich zuerst an!« flehte Phöbe.

»Schweig,« fuhr das Mädchen sie abermals an, »auch du gehörst zu den Verrätern, du standest mit Reihenfels im Bunde. O, ich durchschaue dich und euch alle.«

Das Zimmer füllte sich immer mehr mit Männern, welche von erschrockenen Dienern aus dem Schlafe gerissen worden waren. Das Schloß glich plötzlich einem aufgestocherten Bienenkorb.

»Nana Sahib, du noch hier?« redete das Mädchen diesen zornig an. »Ich denke, du bist schon auf dem Wege nach Fatthipur.«

Finster blickte der Radscha die Angeredete an.

»Hat dies nicht noch bis morgen Zeit?«

»Nein; denn du hast mir gesagt, du wolltest gestern abend nach dem Fest schon abrücken.«

»Ich habe die Zeit eben verschoben.«

»Als ich es billigte, war es mein Befehl!«

»Begum, mäßige dich!«

»Ich mich mäßigen? Vor wem? Vor euch? Glaubt ihr, ich lasse noch länger mit mir spielen? Ihr habt mich zu dem gemacht, was ich jetzt bin – zu eurer Gebieterin, und nun verlange ich Gehorsam! Wo ist der dicke Radscha mit dem Ochsenkopf?«

Jemand sagte, Radscha Gholab hätte keine Lust, sein Lager zu verlassen.

»Bei Brahmas Haupt, steht er in einer Minute nicht vor mir, so hängt er in der nächsten an der höchsten Spitze des Schlosses.«

Der Betreffende erschien sofort, seine Augen waren von Blut noch röter als sonst.

»Was gibt's, was soll's?« rief er rauh, das Mädchen geringschätzend musternd.

»Du weigerst dich, meiner Aufforderung zu folgen?«

»Begum, bedenke, du hast Männer vor dir, keine Kinder!« sagte der Dicke drohend.

»Männer? Hahaha!« lachte die Begum hell auf. »Feiglinge und Memmen, die ihr seid! Wie junge Hunde mit eingekniffenem Schwanz lieft ihr davon, als der Panther plötzlich vor euch stand. Eure Gürtel waren mit Waffen gespickt; aber die Milchflasche gehörte hinein, denn Waffen wißt ihr nicht zu gebrauchen. Nur einer stand mir bei, der, den ihr verachtet. Doch wo ist dieser, wo ist der Bengalese? Er ist entwichen, er hält sich verborgen, vielleicht ist er schon aus dem Schloß, er und seine Bajadere. Auf, sucht ihn, fangt ihn, bringt ihn vor mich! Ich will mein Mitleid aus dem Herzen reißen, und sollte dieses selbst in Stücke gehen.

Wo sind die Gefangenen?«

»Du weißt, sie werden nach den Bergen gebracht.«

»Zurück mit ihnen! Ich kenne kein Mitleid mehr, wie man auch mit mir keins gekannt hat.

Sie sollen das Los der übrigen Gefangenen teilen. Nun, Nana Sahib, warum bist du noch nicht fort?«

Der Radscha stand noch in der Tür und betrachtete finster das so herrisch auftretende Mädchen.

Drohend hob die Begum die Hand gegen ihn auf.

»Ihr habt den Geist beschworen, nun steht er vor euch, und ihr werdet vergebens versuchen, ihn wieder zu bannen. Hüte dich, Nana Sahib, ich durchschaue dich und euch alle! Ihr alle habt euch gewaltig in mir geirrt. Glaubt ihr etwa, ihr seiet die Befehlshaber in diesem Aufstand? Die Ausführer meiner Befehle seid ihr, weiter nichts. Geht doch hin und seht zu, ob das Volk euch gehorchen wird! Mir folgen die Sepoys, nicht euch, und stehe ich nicht mehr an der Spitze, so wird euer so gut ausgeführter Bau zusammenbrechen. Ihr habt ein paar Engländer hinmorden lassen und glaubt nun, ihr seid Herren in Indien, jetzt dürft ihr befehlen, schlemmen und prassen. Hahaha, ihr Narren! Während ihr hier schlaft, sammeln sich schon die Engländer, und ihr werdet noch darüber getäuscht. Aber ich lasse mich nicht mehr täuschen, ich werde euch aufrütteln. Ihr wißt noch nicht, daß General Nicholson bereits die Meuterer von Silkut vollständig geschlagen hat. Schon befindet er sich auf dem Wege nach Lahore. Schon hat General Havelock Besitz von Allahabad genommen und zieht gegen Kanpur. Ja, das ist nichts, sagt ihr, aber es wird anders kommen. Fort, Nana Sahib, laß deine Leute sich rüsten! Wo sind die französischen Offiziere? Holt sie her, weckt sie, zündet ihnen das Haus über den Köpfen an, wenn sie zu schläfrig sind!«

Sie besann sich einen Augenblick und verließ dann schnell das Zimmer, als hätte sie etwas Neues gefunden, an dem sie ihren Zorn auslassen konnte.

»Das laßt ihr euch von diesem Weibe bieten?« knurrte Radscha Gholab.

»Warum nicht?« sagte eine schrille Stimme. »Ihr habt es ja nicht anders haben wollen!«

Die meisten wichen scheu vor der kleinen, vermummten Gestalt zurück, die plötzlich mitten unter ihnen stand, ohne daß jemand sie vorher bemerkt hätte.

Wie erleichtert eilte Bahadur auf sie zu.

»Gut, daß du da bist, Sinkolin! Hast du es gehört?«

»Es wird noch ganz anders kommen, und es ist gut so. Ihr selbst habt es heraufbeschworen!«

»Sie fragte nach den Gefangenen.«

»Nun?«

»Was sollen wir sagen?«

»Ich selbst werde ihr sagen, unter wessen Händen sie gestorben sind, und glaubt mir, sie wird es gutheißen. Die Begum ist eine andere geworden, zu unserem Vorteil.«

Ja, sie war eine andere geworden, und das sollten in dieser Nacht noch einige schwer empfinden müssen.

Jetzt lehnte sie draußen, den Kopf an die Wand gestützt, und verhüllte das Gesicht mit beiden Händen. Es war, als erschüttere ein innerer Kampf den ganzen Körper. Doch bald raffte sie sich auf und ging den Korridor entlang.

»Noch diesem einen will ich fühlen lassen, wer ich bin,« murmelte sie. »Ohne daß er es wußte, hat er mich gedemütigt, oder ich Törin faßte es als eine Demütigung auf, jetzt aber will ich ihm den Hochmut vertreiben!« Auf ihren Wink eilte ein Diener herbei und öffnete die Tür. Duplessis zog sich eben schlaftrunken an, die korpulente Bajadere ebenfalls – beide waren durch den Lärm aus dem besten Schlafe gerüttelt – als die Begum vor ihm stand. Mit aller Gewalt war es ihr gelungen, ihr Gesicht in freundliche Falten zu legen.

Bestürzt ordnete Duplessis seinen Anzug, die Bajadere hatte es weniger eilig.

»Gut geschlafen?« begann das Mädchen freundlich.

Der Franzose konnte nur eine Entschuldigung stammeln. Ihr gebieterischer Wink wies die Bajadere hinaus, dann nahm sie auf einem Schemel Platz und tat ganz harmlos.

»Sie sind frühzeitig gestört worden,« fuhr sie fort, »es ist eben Mitternacht vorüber.«

»Aus welchem Grunde ist solcher Lärm gemacht worden?« fragte Duplessis und zog seine Stiefel an.

»Nana Sahib rückt ab, es wird mobil gemacht, wie Sie sagen würden. Auch die anderen französischen Offiziere sind schon oben versammelt. Sie sollten geholt werden, und da habe ich mich erboten, dies zu besorgen.«

»Sehr freundlich von Ihnen, ich weiß nicht, wie ich – hm, fatale Situation – müssen Sie nicht dabeisein?«

»Wobei?«

»Nun, bei dem Kriegsrat.«

»Ich als Weib habe dabei nichts zu sagen, ich bin nur so, verstehen Sie, so eine Art von Anstandsdame oder Respektsperson. Freilich, anfangs glaubte ich auch, man verehre mich wie eine Göttin, jetzt habe ich aber eingesehen, daß dies alles nur Schein war, und ich gebe mich damit auch völlig zufrieden. In der Öffentlichkeit bezeugt man mir die größte Ehrfurcht, sonst kümmert man sich nicht viel um mich.«

»Merkwürdiges Frauenzimmer!« dachte Duplessis, legte die letzte Hand an die Toilette, und sagte laut: »Aber ich verstehe Sie nicht! Sie sprechen das alles so unverhohlen aus?«

»Natürlich nur Ihnen gegenüber, Sie sind ja ein Franzose, und ich appelliere an Sie als Kavalier, daß Sie nichts ausplaudern.«

»Natürlich nicht. Sie sind wirklich Indierin?«

»Gewiß. Warum nicht?«

»Es kommt mir oft vor, als befände ich mich einer Dame gegenüber, die Paris nie verlassen hat.«

»Erziehung, nichts als Erziehung! Ich kenne weder Frankreich noch sonst ein anderes Land außer Indien. Man kann ja hier sehr gute Lehrer bekommen. Doch weiter darf ich nichts über mein vergangenes Leben verraten, darüber muß ein geheimnisvoller Schleier schweben.

Sie verstehen, warum.«

»Ich weiß,« lachte Duplessis und stand auf.

»Ach, bleiben Sie doch noch etwas!«

»Wenn ich gewünscht werde ...«

»Wenn Sie bei mir sind, sind Sie entschuldigt.«

Duplessis setzte sich neben sie, er war zwar gar nicht zu neuen Liebesabenteuern aufgelegt, wollte aber diese Gelegenheit doch nicht unbenutzt vorübergehen lassen. Es handelte sich ja auch um den Gewinn seiner Wette.

Es war doch ein sonderbares Mädchen, das da neben ihm saß. Na ja, eine Indierin, im Lande der freiesten Sitten aufgewachsen und in französischer Bildung erzogen.

»Wie denken denn nun Ihre Herren Kameraden über mich?« fragte sie im Plaudertone weiter.

»Sie werden von ihnen angebetet mit einer Ehrfurcht, welche der der Indier nicht im mindesten nachsteht. Nur schade, daß Sie sich so selten zeigen.«

»Als Göttin beten sie mich an?« lachte die Begum.

»Als Göttin der Schönheit, jedoch als ein irdisches Wesen, und der eifrigste Diener dieses Kultus bin ich,« entgegnete Duplessis, kühner werdend. »Sie? Nun, wir haben uns ja schon darüber ausgesprochen. Mir ist etwas von Ihren Kameraden zu Ohren gekommen, worüber ich von Ihnen gern Aufklärung haben möchte.«

»Mit dem größten Vergnügen, wenn es möglich ist.«

»Es betrifft Sie selbst.«

»Mich?«

»Ja, ich hörte aus einem heimlich belauschten Zwiegespräch – Sie müssen verzeihen, ich lausche gern – daß Sie eine Wette gemacht, in vier Wochen ... ja, was nun in vier Wochen, das habe ich nicht verstanden und möchte es von Ihnen erfahren. Ich bin so sehr neugierig.«

Duplessis drehte an seinem Knebelbart und tat, als ob er überlege. Er wußte ganz gut, welche Wette gemeint war.

»Ich kann mich wirklich nicht recht besinnen ...«

»Erst gestern fand das Zwiegespräch statt – der dicke Herr war dabei – und es wurde gesagt, sie hätten nur noch sechs Tage Zeit.«

»Daß ich nicht wüßte!«– Das Mädchen drohte ihm lächelnd mit dem Finger.

»Verstellen Sie sich doch nicht! Es handelte sich um eine Wette, die Sie im Keller der Madame Chevaulet gemacht haben, und so viel habe ich auch erlauscht, daß ein weibliches Wesen mit im Spiele ist; wer dieses weibliche Wesen nun ist, das möchte ich gern noch erfahren. Nehmen Sie es mir nicht übel, ich bin so neugierig, weil ich wirklich ein sehr langweiliges Leben zu führen gezwungen bin.«

Duplessis räusperte sich verlegen. Eben war er daran, irgendein Märchen aufzutischen, als die Begum fortfuhr: »Ich interessiere mich nämlich deshalb hauptsächlich so für das weibliche Wesen, weil dasselbe anscheinend mit ganz seltsamen Namen benannt wurde. Einmal hieß sie die Puppe, dann das Spielzeug, die Königin, die Dingsda, die Prinzessin und was weiß ich noch alles.

Nun müssen Sie doch wissen, wer damit gemeint ist.«

Duplessis tat noch immer, als könne er sich nicht besinnen.

Zum Teufel, dachte er, sie wird doch nicht etwa Lunte gerochen haben? Oder vielleicht wäre das gerade recht gut, sie scheint mir entgegenkommen zu wollen.

»Das sind alles recht hübsche Schmeichelnamen für eine Dame,« entgegnete er; »aber ich kann mich wirklich nicht besinnen ...«

»Soll ich Ihnen noch mehr auf die Sprünge helfen? Ich habe es zwar nicht gehört, aber ich ahne, daß es sich um eine weibliche Person handelt, welche in vier Wochen zu erobern Sie gewettet haben; jetzt haben Sie nur noch sechs Tage Zeit, und wenn Sie Ihr Ziel erreichen wollen, so müssen Sie sich allerdings beeilen.«

Lächelnd schaute sie ihn an, und Duplessis nahm schnell einen Anlauf, die förmliche Liebeserklärung zu machen, denn er glaubte, das Mädchen fordere ihn selbst direkt dazu auf.

Doch seine Freude wurde wieder gedämpft.

»Schmeichelnamen waren es übrigens nicht, die ich zu hören bekam,« fuhr sie fort, »ich habe nur die besseren, die auch nur spöttisch genannt wurden, wiedergegeben, sonst fielen auch noch solche wie – wie Gänschen und so weiter.«

Verdammt, daß meine Freunde sich so ungeniert über sie unterhalten haben! dachte er.

»Nun, besinnen Sie sich, ich werde mir dann erlauben, Sie noch einmal um den Namen dieser Person zu fragen,« sagte die Begum und stand auf. »Ich bin sehr neugierig, was das für ein Wesen ist, das Sie in sechs Tagen zu erobern gedenken. Monsieur Duplessis,« sie drohte ihm schalkhaft mit dem Finger, »Sie scheinen mir ein Mädchenjäger zu sein.«

In der Tür blieb sie noch einmal stehen.

»Also vergessen Sie es nicht, ich frage Sie dann wieder. Besinnen Sie sich einstweilen!«

Es blieb Duplessis nicht viel Zeit zum Nachdenken, ein Indier kam und holte ihn.

»Sind die Offiziere schon da?«

»Ja, Sahib.«

»Wer hat die Versammlung zu solch später Nachtzeit anbefohlen?« »Die Begum.«

Das arme Mädchen muß seinen Namen zu allem hergeben und hat dabei gar nichts zu sagen, dachte Duplessis; aber ich glaube doch, ich habe viel Vorteil davon, wenn ich mich hinter sie stelle. Schaden kann's auf keinen Fall, und wenn mir das Glück nur einigermaßen günstig ist, so bin ich in sechs Tagen am Ziel; wird es etwas später, schadet's auch nichts.

Duplessis, für dich beginnt eine neue Ära, dein Name kommt vielleicht noch einmal in die Weltgeschichte.

Mit solchen hoffnungsvollen Gedanken betrat er den Saal, in welchem schon sieben Offiziere versammelt waren. Sie alle hatten die Aufgabe, die Schanzarbeiten zu leiten und die indischen Soldaten an den Geschützen exerzieren zu lassen, also eine Artillerie zu schulen, die Delhi im Falle einer Belagerung verteidigen konnte, denn die Sepoys, welche früher die Geschütze aus der Festung bedient hatten, waren den Engländern treu geblieben, zum Teil gefallen, zum Teil mit entflohen.

Es wäre nicht so leicht gewesen, diese Franzosen, auch einige Italiener, zusammenzubringen, wenn die ausgeschickten Boten nicht gewußt hätten, wo sie zu finden waren. Der Keller der Madame Chevaulet und die Weinstube der kleinen Balliot wurden noch immer stark frequentiert, die Besitzerinnen machten gerade jetzt gute Geschäfte, und dort hatten die Boten die meisten der Herren gefunden, wie sie sich nach dem frugalen Mahl auf dem Schlosse stärkten, die wenigsten waren aus den Betten geholt worden.

»Sie sind hiergeblieben,« empfing Montpassier den Freund. »Sie müssen doch wissen, was eigentlich los ist.«

»Natürlich weiß ich es, die Begum hat es mir selbst gesagt!«

»Teufel, die Begum? So sind Sie schon so vertraut mit ihr? Sie haben doch nicht etwa ...?«

Duplessis drehte siegesbewußt den Knebelbart.

»Nana Sahib rückt heute nacht noch mit 5000 Sepoys nach Fatthipur ab, Nicholson entgegen,« erwiderte er, »und es werden noch andere Befehle ausgegeben.«

»Hat Ihnen das die Begum selbst gesagt?«

»Gewiß, ich habe mich ja die ganze Nacht mit ihr unterhalten.«

»Sie Tausendsasa, darf man schon gratulieren?«

»Noch nicht, ich habe noch sechs Tage Zeit, wie sie wissen.«

»Die Begum war so unhöflich, uns aus der besten Gesellschaft zu reißen!«

»Bah, die Begum! Sie selbst ist ärgerlich, gerade die angenehmste Gesellschaft verlassen zu müssen.«

»Aber die Order erging auf ihren Befehl an uns.«

»Na ja, wir haben doch oft genug schon darüber gesprochen. Jetzt sehe ich klar, wir haben sie ganz richtig taxiert. Sie ist eben ein Weib, um das ein göttlicher Nimbus mit schlauer Absicht gewoben worden ist, denn die Indier müssen etwas haben, was sie anbeten können.

Die Radschas machen sich nicht viel aus ihr, am allerwenigsten natürlich Bahadur und Nana Sahib, und uns gegenüber wird sie sich wohl nie als Herrin zeigen. Im übrigen ist sie ein sehr liebebedürftiges Mädchen – nun, ich bin der richtige Mann, der ... «

Der dozierende Duplessis brach schnell ab, denn eben schritt die Begum an den Offizieren vorüber, welche ihren Kameraden umringt hatten.

Sie schien die Herren gar nicht zu bemerken, keinen Blick hatte sie für dieselben, erwiderte auch nicht ihre Grüße und Verbeugungen.

Duplessis hielt es für passend, nach dem, was er eben gesagt, auch zu zeigen, wie er mit ihr stand.

Er eilte auf sie zu.

»Hat auch Ihnen, gnädigste Begum, der harte Befehl des Großmoguls den Schlummer geraubt?« begann er, fuhr aber nicht fort, denn das Mädchen blieb nicht stehen, ihn anzuhören, sondern ging, ohne den Kopf zu wenden, weiter und verschwand durch die nächste Tür. »Das nennt man abgeblitzt!« lachte Montpassier leise. »Ich glaube, Sie haben uns nur etwas aufgebunden.«

»Unsinn! Sie darf sich jetzt nur nichts vergeben. Es war auch Torheit von mir, so offen zu zeigen, auf welch vertraulichem Fuße wir zusammen stehen. Den äußeren Schein muß sie doch immer wahren.«

»Leutnant Francois!« rief ein Radscha, in die Tür tretend und dort stehen bleibend.

Der Gerufene ging in das Nebenzimmer, blieb dort etwa fünf Minuten und kam wieder heraus. Das Gesicht des sonst so fröhlichen jungen Leutnants war plötzlich merkwürdig ernst geworden, er beantwortete keine Frage der Kameraden, sondern verließ sofort den Saal auf der entgegengesetzten Seite.

Der zweite Offizier wurde gerufen. Als er wieder heraustrat, steckte er ein Papier zu sich, aber auch er ließ sich mit seinen Kameraden nicht in das kleinste Gespräch ein. So ging es mit allen bis auf zwei, sie entfernten sich stets mit ernsten oder niedergeschlagenen Gesichtern.

Zuletzt erging die Aufforderung auch an Duplessis und Montpassier, und zwar an beide zugleich. Mit einer bösen Vorahnung leisteten sie dem Rufe Folge und waren zuerst nicht wenig erstaunt, außer der Begum und einem am Boden hockenden Schreiber, der als Schreibunterlage nach indischer Sitte nur die Handfläche benutzte, das Gemach mit Bajaderen gefüllt zu sehen.

Es waren dieselben, welche am Abend zuvor getanzt hatten, also etwa dreißig an der Zahl, und sie mußten eben erst hereingerufen worden sein, denn die letzten drängten sich noch durch die gegenüberliegende Tür. Alle zeigten verschlafene Gesichter und eine Toilette, welche verriet, daß sie jäh von ihrem Lager aufgescheucht worden waren.

Ein Blick überzeugte Duplessis, daß die Unterredung keinen günstigen Verlauf nehmen konnte. Der freundliche und liebenswürdige Zug war aus der Begum Antlitz verschwunden, ein unheimlicher Ernst stand darin ausgeprägt, und drohend musterten ihre Augen die beiden Männer, welche immer mehr ihr Selbstbewußtsein verloren.

»Wem habt ihr bei eurem Gott Gehorsam und Treue geschworen?« begann das Mädchen mit tiefer Stimme, sich des indischen Dialektes bedienend.

»Dir, Begum!« entgegneten beide gleichzeitig.

»Es ist mir zu Ohren gekommen, daß man meine Befehle nicht achtet oder sie nur nachlässig und unpünktlich vollzieht. Man gehorcht Bahadur und anderen Fürsten mehr als mir, man glaubt, sie seien die, welche zu befehlen hätten, und sie bedienten sich nur eines Weibes, um das Volk, das an mir hängt, williger zu stimmen. Es ist dem anders. Ich bin die einzige Person, welche zu befehlen hat, mein Wille gilt, kein anderer. Ich habe euch auf den Posten beobachtet, die ich euch anvertraut habe, und euch nachlässig gefunden. Ihr glaubt, die euch unterstellten Kulis und Sepoys kommandieren und wie Sklaven behandeln zu dürfen, während ihr umherschlendert, Zigaretten raucht und Scherz treibt. Dies wird von jetzt ab anders. Wenn ihr die euch schriftlich versprochene Belohnung erhoffen wollt, so erwarte ich anderen Eifer. Bedenkt, ihr steht unter den von mir aufgestellten Kriegsgesetzen, ich kann über Leben und Tod entscheiden, ich allein! Duplessis, in wieviel Tagen könnte die Batterie fertig sein, an welcher du schon vierzehn Tage arbeiten läßt, ohne daß ich einen Forschritt bemerke?«

Duplessis hatte gedacht, in drei Wochen würde das der Fall sein, jetzt änderte er schnell seine Ansicht.

»In drei bis vier Tagen, Begum.«

Das Mädchen nahm vom Schreiber ein Papier und gab es Montpassier.

»Du, Montpassier, übernimmst die Fertigstellung dieser Batterie, denn für Duplessis habe ich einen anderen Posten. Es ist zwei Uhr, in 48 Stunden wirst du die schriftliche Meldung einreichen, daß die Batterie fertig und in tadellosem Zustand ist, oder du gibst dieses Schreiben ab. Es ist eine Art Wechsel. Lies es laut vor!«

Montpassier faltete das Papier auseinander, überflog es erst und erbleichte.

»Lies laut!« befahl die Begum. Der Offizier las mit bebender Stimme sein eigenes Todesurteil vor, welches nach Ablauf von 48 Stunden an ihm vollzogen werden würde.

»Eines von beiden wirst du abgeben, entweder deine Meldung, oder dein Todesurteil; eins darfst du behalten, du wie die übrigen Offiziere.«

Bisher hatte die Begum in ruhigem, leidenschaftslosem Tone gesprochen, jetzt begannen ihre feinen Nasenflügel zu zittern; mit einer heftigen Bewegung trat sie vor die beiden hin.

»Und nun noch eins, ehe du, Montpassier an dein Werk gehst. Es ist unter euch beiden eine Wette abgeschlossen worden, nach welcher Duplessis in vier Wochen, von jetzt ab in 6 Tagen, ein Weib gedemütigt haben und zu seinen Füßen sehen will. Wie ist der Name dieses Weibes? Sprich, Montpassier, bei deinem Leben, sprich!«

Das Herz sank den Franzosen bis in die Kniekehlen, hier gab es keine Ausrede mehr. Die Begum hatte davon erfahren, sie wußte, daß sich die Wette um sie selbst handelte, und sie wollte es nur aus dem Munde der Vorwitzigen selbst hören.

»Verzeihung gnädige Begum!« begann Montpassier mit bebender, flehender Stimme. »In einer großen Unbesonnenheit, die wir jetzt nicht mehr begreifen können, angeheitert vom Wein, begingen wir die Torheit ...«

»Wer ist dieses Weib?« rief das Mädchen heftig. »Sag du es, Duplessis.«

Es half alles nichts, es mußte heraus. Duplessis sah ein, daß er sich in diesem Mädchen ganz und gar verrechnet hatte. Er war es gewesen, mit dem gespielt worden war.

»Sei nicht unbarmherzig in deinem Zorn!« stammelte er. »Sofort, als ich dich persönlich kennen lernte, bereute ich unsäglich, in meiner Vermessenheit dich zum Gegenstand der Wette gemacht zu haben. Verlange, was du willst, ich will meinen Frevelmut büßen.«

»Dieses offene Geständnis rettet dein Leben. Montpassier entferne dich und teile deine Zeit ein, denn jede Minute, die du vergeudest, bringt dich deinem Tode näher.«

Der Offizier ging zerknirscht und mit gesenktem Kopf hinaus; wie die Kameraden trug auch er sein schon ausgefülltes Todesurteil bei sich, und nur durch äußersten Fleiß und Energie konnte er es ungültig machen.

»Nun zu dir, Duplessis,« wandte sich die Begum wieder an diesen, »du bist also der Mann, der gewettet hat, ein jedes Weib, selbst ein solches, welches du noch gar nicht kennst, dir zu willenlosem Gehorsam zu zwingen. Schweige jetzt, ich will keine Verteidigung oder Entschuldigung hören. Sechs Tage hättest du noch Zeit, mich dir gefügig zu machen – schweige Mann – aber du siehst wohl ein, daß bei mir deine Mühe vergeblich wäre.

Dennoch bin ich selbst neugierig, ob du nur geprahlt hast, oder ob du wirklich solch eine außerordentliche Macht über die Weiber besitzt, und ich will dir Gelegenheit geben, zu beweisen, daß du nicht nur geprahlt hast.«

Sie drehte sich um und deutete nach den im Halbkreis stehenden Tänzerinnen, welche ebensowenig wie Duplessis wußten, was jetzt kommen sollte.

»Sieh diese Bajaderen, es sind zweiunddreißig. Ich enthebe dich hiermit deiner Stelle als Kommandeur einer Batterie und gebe dir, weil du solch ein Freund von Weibern bist, den Oberbefehl über diese Mädchen. Zeige, ob du sie durch deine dir angemaßte Macht zähmen und beherrschen kannst. Innerhalb von sechs Tagen wirst du sie wie die Sepoys nach englischem Kommando einexerziert haben, nach diesen sechs Tagen wirst du sie mir vorführen. Du sollst sie wie Rekruten ausbilden, und wehe dir, Duplessis, wenn ich unzufrieden mit ihren Leistungen bin. Dann bist du ein Prahlhans gewesen und dein ganzes Leben lang sollst du als Weib unter Weibern leben.«

Die Begum wandte sich kurz um und verließ das Gemach.

Wie vom Donner gerührt stand Duplessis da; im ersten Augenblick kam ihm die Sache spaßhaft vor.

Er, der französische Kavalier, als Exerziermeister von indischen Bajaderen! Die Mädchen hatten schnell erfaßt, um was es sich handelte. Plötzlich brachen sie gleichzeitig in ein schallendes, endloses Gelächter aus; sie umringten den Mann und begannen, wirbelnd um ihn herum zu tanzen, sie ergriffen ihn, rissen ihn mit sich und stießen ihn von allen Seiten.

Es hätte nicht viel gefehlt, so wäre er zu Boden gestürzt. Die Hölle schien alle Teufel losgelassen zu haben, er wußte nicht mehr, wo ihm der Kopf stand, so setzten ihm die tollgewordenen Mädchen zu.

Da erschollen Peitschenknalle, ein Eunuche mengte sich in den Kreis, links und rechts scharfe Hiebe mit einer großen Peitsche austeilend, gleichgültig, wohin sie fielen.

Aufkreischend, aber doch noch lachend, stoben die Bajaderen auseinander, aber kaum waren sie außer dem Bereiche der Peitsche, so begannen sie ihr tolles Spiel von neuem und suchten den Franzosen in ihre Mitte zu ziehen.

Der Eunuche drückte ihm die Peitsche in die Hand.

»Keine Schonung, Franke,« schrie er ihm in dem Lärm zu, »schlage die Weiber, schlage zu, oder sie werden dich schlagen. Halt die Peitsche fest, sonst nehmen sie sie dir weg!«

Als wäre er in einem Käfig mit wilden Tieren, so huschte der Mann, jetzt ohne Peitsche, schnell zur Tür hinaus, und Duplessis war mit der kreischenden Mädchenbande allein.

Er sollte jetzt erst kennen lernen, was es heißt, sich in der Gesellschaft zügelloser Bajaderen zu befinden, wenn sich diese nicht auf Befehl ihres Herrn der Liebe hingeben müssen. Duplessis hatte eine Aufgabe bekommen, die einer ewigen Pein in der Hölle glich.

Vorläufig war er sich seiner Lage noch nicht völlig bewußt, nur die Worte der Begum: ›Wehe dir, wenn ich unzufrieden mit ihren Leistungen bin; dein ganzes Leben lang sollst du dann als Weib unter Weibern leben!‹ klangen ihm noch sehr unangenehm in den Ohren und erweckten in ihm ein unheimliches Angstgefühl.

Doch er mußte sich beeilen, wollte er diese teuflische Mädchenschar bändigen.

Sechs Tage hatte er nur Zeit, dann sollten sie als Soldaten einexerziert sein.


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