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Marianne Froben saß am Schreibtisch bei der Lampe und bereitete sich zum folgenden Tag für die Schule vor. Der Herbstwind rüttelte an den Fenstern. Desto traulicher und sicherer erschien das kleine Zimmer, und Marianne dachte dankbar, daß sie es hier in Grünweide doch recht gut getroffen habe. Die Holzläden waren geschlossen; da sie aber nach altmodischer Art herzförmige Ausschnitte hatten, fiel der helle Lichtschein auf die Dorfstraße hinaus, und wer vorüberging, dachte vielleicht: »Da sitzt sie nun, die junge tapfere Schulmeisterin! Ob es ihr einsam ist – ob der Winter ihr nicht bange macht trotz allein guten Willen?«
Wenigstens dachte so der junge Verwalter, als er nach Feierabend durchs Dorf schritt und das Licht vom Schulhause sah.
»Macht es ihr noch immer Freude, oder würde sie eines Tages gern die Bücher und die rote Tinte beiseiteschieben? Ist sie jetzt eifrig dabei, mit der kleinen ernsthaften Falte in der jungen Stirn? Oder was treibt sie wohl?«
Ach ja, im Sommer war es einfach, davon etwas zu erfahren! Ging man am Schulgärtchen vorbei, konnte man so manches Mal am Gitter ein Wort plaudern. Durch die meist offenstehenden Fenster drangen die Stimmen der Schulkinder, oder man hörte auch das Fräulein lieblich ein Liedchen vor sich hin singen. Jetzt schufen geschlossene Tür und Laden unwillkürlich achtungsvolle Zurückhaltung.
Hermann Matersen war ja auch nur ins Dorf gegangen, um wirtschaftliche Dinge zu besprechen. In der Schmiede war eine von den neuen schottischen Eggen, an der sich viel zu früh eine Ausbesserung nötig erwies; da mußte er selbst nachsehen und hören, was der Schmied dazu meinte. Auch Maurer Sievert wollte er bestellen, daß er morgen den Hühnerstall frisch ausweiße. Mutter klagte schon, daß die Hühner schlecht legten; unbedingte Reinlichkeit und Wärme des Stalles war da Notsache.
Über Erwarten günstig traf er heute die Zustände in dem nicht wohlbeleumundeten Maurerhause. Die Frau war außer Bett und sah zufriedener aus als sonst, die große Tochter saß mit Handarbeit am Tisch und achtete scheinbar auf die Schularbeiten der Kleinen. Die kluge Mile sagte gerade laut etwas her und ließ sich auch nicht stören, als der Verwalter eintrat. Im Gegenteil, sie schien es darauf anzulegen, ihren Fleiß und ihr Wissen recht vor ihm zu zeigen. Er tat ihr auch den Gefallen, einen Augenblick sich mit ihr zu beschäftigen, und konnte nicht umhin, sich über ihre Antworten zu wundern, die von guter Schulung und eigenem Denken zeugten. Dann mußte der kleine Gusche lautieren und seine Schiefertafel zeigen. Endlich war von der seinen Handarbeit der Ältesten die Rede, und überall führte die Spur zu Fräulein Froben!
Der blassen Mile, die noch keinen Dienst annehmen sollte, weil die kranke Mutter sie nicht entbehren konnte, hatte die Lehrerin Verdienst durch Nadelarbeit verschafft, zu der Mile Geschick besaß, und worin sie sich mit Hilfe der Lehrerin noch weiter bildete, obwohl sie nicht mehr zur Schule ging. Die Frau erzählte strahlend von einem Mittel, das das Fräulein ihr empfohlen habe, und das gut anschlage – sie sei ja 'ne Doktorstochter und wisse natürlich ganz andere Mittel als die alten Frauen im Dorf oder der Schäfer, die ihr schon soviel vorgemacht hätten.
Endlich kehrte auch der Maurer heim. Da es schon eine Stunde nach Feierabend war, glaubte Hermann, er käme wieder mal aus dem Wirtshaus. Er war aber vollständig nüchtern und erzählte freiwillig, er habe heute am Tage im Schulgarten die Obstbäume angekalkt, zum Schutze gegen Raupen. Das Fräulein habe ihn darum gebeten; daher arbeitete er nun etwas länger in Langendorf, wo er im Pfarrhause zu tun habe. Dem alten Herrn Treumund gehe es augenblicklich ziemlich gut; er sei rüstig durch alle Räume gestiegen, habe ihm bei seiner Arbeit zugesehen, und als der Maurer sich wegen seines Späterkommens mit der Arbeit im Schulgarten entschuldigte, sagte der Herr Pfarrer: »Es ist recht, Sievert; helft nur alle dem braven Fräulein!«
Hermann fühlte, wie ihm das Herz im Leibe lachte. Nie hatte er so gern dem Maurer zugehört, in dessen Rede wieder und wieder »das Fräulein« vorkam, wie es doch so gar geschickt mit den Kindern umgehe und kein bißchen hochmütig sei.
»Ich laß meine,« schloß er großartig, »nu auch allens tun, was sie sagt, denn da stehen wir uns am besten bei!«
Endlich ging Hermann. Die Mutter wartete gewiß schon mit dem Abendessen. Aber nein, er mußte durchaus noch zum Schuster wegen seiner neuen Stiefel.
Hier wurde er belohnt für seine mehr oder weniger langweiligen Amtsgeschäfte und sein treues Zuhören bei all den mitteilsamen Leuten. Hinter seiner Schusterkugel saß der Meister, emsig klopfend oder mit Pfriem und Ahle hantierend, und ihm gegenüber auf dem Holzschemel eine junge Gestalt, die sich hatte Maß nehmen lassen. Nun plauderten sie beide, und der Schuhmacher bedankte sich eben für das schöne Buch, das Fräulein Froben ihm geliehen habe. Die Geschichte von den »Drei gerechten Kammachern« habe ihm zu viel Spaß gemacht; solche Gesellenstücklein, ja, das wäre noch was für einen alten Handwerksmeister – und Hermann erkannte, daß Fräulein Froben es nicht verschmähte, den großen Schweizer Dichter in ein dörfliches Schusterstübchen einzuführen.
Wie der alte Junggesell strahlte und sich bestrebte, mit seinem besten Hochdeutsch das Fräulein zu bedienen! Kaum mochte Hermann mit der nüchternen Frage wegen seiner Stiefel dazwischen kommen. Er tat es dann mit einem kleinen Scherz, indem er den Meister fragte, wie er es denn mache, seine Kunden gleichmäßig zu behandeln, wenn sie sich, wie heute, hier träfen und jeder auf seine Art ihm Eile ans Herz lege.
Nun warf Marianne dazwischen: »Oh, ich trete gern zurück; meine Hochzeitschuhe haben noch nicht solche Eile.«
Kräftig heraus lachte der alte Schuster, und auch Hermann lächelte verstohlen, daß Marianne schnell und verlegen sagte: »Sie wissen doch, Lehrer Langreuthers Hochzeit findet erst am zwanzigsten November statt.«
»Ja, ich weiß,« sagte Hermann. »Wir brauchen unserem Hans Sachs gar nicht so übermäßige Eile zu machen!«
»Je jä, Herr Entspekter, mit Ihre Lackstiebeln sieht es auch wohl man soso aus! Wollen Sie mir die nicht mal schicken?«
»Jawohl, Meister Frank, morgen meinetwegen, aber erst die Wasserstiefel, hören Sie?«
»Wird gemacht, Herr Entspekter, und Fräulein ihre Tanzschuh, die laß ich mir zum Sonntagspläsier!«
»Der alte Bursche wird noch ganz poetisch,« sagte Hermann, als sie gleich darauf die Stube verließen, »und ich bin beinahe eifersüchtig, daß Sie mir nicht auch mal eins von Ihren Büchern anbieten. Gottfried Keller zum Beispiel weiß ich ebenfalls sehr zu schätzen.«
Marianne wurde ein wenig rot und versprach alles aus ihrer kleinen Bibliothek, was ihn irgend fesseln könnte.
»Jetzt hat man nämlich Zeit zum Lesen,« sagte Hermann treuherzig. »Im Sommer kommt unsereins ja kaum dazu, aber nun an den langen Abenden habe ich ebensosehr meine Freude an Büchern, wie unser Meister da drinnen.«
Marianne mußte über den Vergleich lachen und sagte dann kühn: »Wenn Lotte erst hier ist, können wir ja vielleicht mal etwas zusammen lesen.«
»Ja, kommt denn Lotte bald?« fragte Hermann. »Ich glaube, Sie haben jetzt immer die neuesten Nachrichten von meiner Schwester. Vor mir hat sie, scheint es, ein wenig Scheu, seit ich neulich mal den Vormund herauskehrte.«
»Sie sind ihr aber doch nicht böse?«
»Keineswegs! Sie ist ein liebes, gutes Kind, in diesem Fall aber kindlich und entschlossen zugleich. Jedenfalls aber freut mich ihr baldiges Kommen. Schade, daß sie nicht schon morgen hier ist! Bei uns gibt es große Gänseschlächterei. Wissen Sie, Fräulein Froben, da sollten Sie meiner Mutter die Freude machen und sich die Sache mal ansehen – es gibt dabei auch allerlei zu kosten. Kommen Sie?«
»Gut,« sagte Marianne vergnügt, »ich komme um die Vesperzeit; dann werden die Schmalzäpfel fertig sein.«
»Das weiß sie auch?« dachte Hermann im stillen erfreut und verabschiedete sich dann vor der Tür des Schulhauses.
Am nächsten Tage herrschte in den großen Wirtschaftsräumen auf dem Hof eine hochgesteigerte Tätigkeit. Sechzig prächtige Gänse von der berühmten Grünweider Aufzucht hatten schon im Morgengrauen ihr Leben lassen müssen. Nun saß eine Reihe Frauen und Mädchen im Waschhause und zogen ihnen das Federkleid aus. Das war gewissermaßen ein Fest für die Dorffrauen, zu dem auch die Rüstigsten aus dem Armenhause zugezogen wurden. Da war Frau Mahlmann in voller, wichtiger Person; sie unterhielt die übrigen mit allerlei Geschichten aus ihrer städtischen Vergangenheit, als sie noch »in Kondition« war. Mutter Konradsch aber sorgte für muntere Stimmung, indem sie in sachlicher Weise die schönen Gänse pries, mit denen die Kunden in der Stadt, die immer schon lange vorher bestellten, gewiß diesmal besonders zufrieden sein würden. So fett, so fleischig! Was würde das für Spickbrüste geben, die sie in der Stadt so schätzten! Und was würden sie in Hamburg in der Villa sagen! Denn ein Teil dieser nahrhaften Vögel wurde ja allerdings in der Stadt verkauft, der andere mit größter Kunst und Mannigfaltigkeit für den städtischen Haushalt des Gutsherrn zubereitet. Die Federn freilich, die prächtigen weißen Federn und Daunen, die blieben alle hier. Die hingen nachher in Säcken auf einer Bodenkammer, bestimmt zu Eleonore Menkhausens dereinstiger Ausstattung, wie die Konradsch gern betonte mit dem spaßigen Zusatz: »Uns' lütt gnä Frölen kann woll lachen – in die Betten, in die Pfühle, denn man liegt nicht gerne kühle!«
Die Mahlmann aber erklärte weise: »Konradsch, das ist altmodern. Man nimmt heutzutage nicht mehr so viel Federn; bei meine Herrschaften gab's bloß Roßhaarmatratzen und Decken, höchstens 'nen kleinen Plümoh!«
»Wat's dat?« wunderte sich die Konradsch, und als jetzt Herr Matersen im Vorbeigehen mal ins Waschhaus guckte, rief seine alte Verehrerin ihm gleich zu: »Na, Herr Entspekter, das wird Sie noch viele Pferdeswänze kosten, wenn Federn keine Mod' mehr sünd – wenn Frölen Nelli es auch so mit die Roßhaare hält, als es jetzt vornehm ist.«
»Nun, Konradsch,« gab Hermann gutgelaunt zurück, »ein paar Jahre kann ich den Pferden die Schwänze wohl noch wachsen lassen, denn unser gnädiges Fräulein hat es noch nicht so eilig mit dem Heiraten. Sie wissen doch, die will erst aus dem Effeff die Wirtschaft lernen.«
»Kommt uns' Lotting am End' noch eher an die Reih'?« – die Alte lachte wieder – »oder – wenn's nach 's Oller (Alter) geht, sonst noch eine!«
Jetzt hielt Hermann es doch für geraten, weiter zu gehen; vor den Späßen der vergnügten Alten war man mitunter nicht sicher. Mittlerweile war nun die erste große Tat des Tages beendet. Kahl gerupft im wahrsten Sinne des Wortes lagen die Gänse da, nachdem man auch die letzten Spuren von Federn und Kielen noch über dem Feuer abgesengt hatte. Nun begann das »Zuhauen« und Einteilen, je nachdem die Stüse in den Rauch gehängt, sauer eingekocht oder in Salz gelegt werden sollten.
Hierbei befehligte mit größter Sicherheit Frau Matersen, sich selbst hauptsächlich den Lebern zuwendend, aus denen sie ihre vortrefflichen Pasteten machte, von denen Geheimrat Menkhausen zu sagen pflegte, daß sie den Straßburgern nichts nachgäben. Am großen Schmalzkessel aber regierte die Konradsch, sorgfältig acht gebend, daß die ausgesuchten kleinen Äpfel, die im Gänsefett schmorten, auch zur rechten Zeit wieder herausgenommen wurden, ehe etwas verbrannte.
Jetzt füllte Frau Matersen eine Anzahl der köstlich duftenden bruzzelnden Äpfel in eine Schüssel und wies das Stubenmädchen an, diese hinüberzutragen ins Verwalterhaus und den Kaffeetisch zu decken; sie selbst käme gleich nach.
Als sie zehn Minuten später ins Wohnzimmer trat, fand sie Hermann am Fenster, eifrig Ausschau haltend; gleich darauf erschien zwischen den Pappeln am Eingang des Hofes Marianne Froben.
»Eigentlich bringe ich zu arge Wirtschaftsdüfte mit herein,« entschuldigte sich Frau Matersen gegen das junge Mädchen, sobald man sich begrüßt hatte. »Ich kann fast nicht mit einem lieben Gast am Tisch sitzen, und doch möchte ich gern einen Schluck Kaffee!«
Marianne hatte schon die Kanne in der Hand und schenkte ein, dabei bemerkend: »So lockende Düfte! Meinen Sie, daß ich denen aus dem Wege gehe? Im Gegenteil« – sie zeigte auf etwas Eingewickeltes – »hier habe ich eine Schürze; nehmen Sie mich nachher ein bißchen mit hinüber, daß ich mir etwas von Ihrer Geschicklichkeit absehe, Frau Matersen? Ich kann ja nicht sagen: ›ich will helfen!‹«
»Dazu sind auch genug Hände da,« versetzte Frau Matersen freundlich, »aber kommen Sie nur mit!«
Hermann behauptete nun, das sei eine große Ehre für die Gänse, worauf Marianne lachend einfiel: »Es sind doch die kapitolinischen Vögel, mit denen sich eine Lehrerin auch wohl mal abgeben kann – meinen Sie nicht?«
Sie vesperten nun sehr behaglich, bis Frau Matersen, aufstehend, lebhaft rief: »Ich muß wieder hinüber! Es könnte was mit den Gänselebern geschehen! Kind, ich stelle Sie bei der Pastete an; das ist noch eine mühsame Sache – wollen Sie?«
Marianne hatte schon ihre hohe weiße Schürze vorgebunden, und wie sie so traulich mit seiner alten Mutter über den Hof ging, blickte Hermann ihr frohen Auges nach, denn er fühlte die Sicherheit, daß er dem lieben Mädchen mit einer Frage nahen dürfte, heute mächtig wachsen.
In den nächsten Tagen kam Lotte, voller Pläne, voller Hoffnungen, übersprudelnd vor Freude, daß man sie nicht mehr hinderte. Als gar die Mutter es nicht lassen konnte, ihr anzuvertrauen, was sie in letzter Zeit an Hermann beobachtet habe, da brach es jubelnd aus Lotte heraus: »Siehst du, wie gut, daß ich dann künftig aus dem Wege bin!«
Nun wollte es die Mutter fast wie Wehmut fassen, und sie versetzte: »Sage das nicht zu laut, Kind; es würde Hermann betrüben.«
»Das darf es nicht! Er muß es doch einsehen, und du, gutes Mutting, du auch!«
»Wenn du es nur richtig triffst, Lotte; hast du gar keine Furcht?«
»Nein,« behauptete Lotte kühn, obwohl der Brief, der in ihrer Tasche knisterte, sie ein wenig brannte. Gar zu viel stand darin was diese Frau Konsul Ohlstedt von ihr erwartete! Würde sie das wirklich leisten können? War es nicht doch ein bißchen »frechdachsig«, wenn sie der Dame »vorschwindelte« – dies waren noch so einige Klassenausdrücke – na also, wenn sie der Frau Konsul versprach, daß sie all das Geforderte mit Vergnügen übernehmen würde?
Sie beschloß, Hermann noch nichts davon zu sagen. Der brachte es am Ende fertig, ihr noch einmal heftig abzuraten und sie auf die Schulbank zurückzutreiben. Aber das sollte er nicht – nein! Nell hatte es doch auch von ihrem Vater erreicht, daß sie nicht nach Genf mehr zurück brauchte, und sie, Lotte, war ein halbes Jahr älter!
Nein, noch sagte sie ihm nichts von der Hamburger Stelle und beschwor auch die Mutter, nichts zu verraten.
»Nur ein paar Tage damit warten,« beharrte sie wieder. »Wer weiß, ob nicht gerade in diesen Tagen sich etwas ereignet, was dann ganz andere Dinge in den Vordergrund rückt! Und, Mutter, glaube mir, dafür ist es gut, wenn ich jetzt hier bin! Aus der Schule bin ich seit drei Tagen, und sieh mal, ein klein bißchen muß ich mich doch auch ausruhen, ehe ich den neuen Kurs steure.«
So redete und schmeichelte Lotte um die Mutter herum, indes sie zu Hermann trocken sagte: »Nun bin ich also aus der Schule gelaufen! Wird mein gestrenger Vormund mich hier ein Weilchen dulden?«
Dem Bruder aber schien alle erzieherische Strenge abhanden gekommen; er sagte nur: »Mädel, du bist ja ein Kobold,« worauf er sie zärtlich umarmte.
Noch am selben Tage zog es sie natürlich zu Marianne. Die kam ihr herzlich, aber mit einer gewissen Befangenheit entgegen, was Lotte wieder viel zu denken gab und ihr frisches Wesen ein bißchen gezwungen machte.
Das war ja nun eigentlich gar nicht auszuhalten! Lotte verging fast vor Ungeduld und zeigte wenig Teilnahme für die kleinen Geschichten aus der Dorfschule. Nicht einmal der Brief über Hinrich Stoppsack, den Marianne von dem Leiter jener Anstalt erhalten hatte, fesselte sie ganz. Sogar von ihren eigenen Plänen und Aussichten auf die Hamburger Stelle sprach sie so undeutlich und abgebrochen, daß Marianne nicht klug daraus werden konnte, ob Lotte sich nun doch davor fürchte oder noch guten Mutes sei; ihre Erregung ließ beide Deutungen zu.