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IX.

Nachdem die ersten Wogen des Glückes zurückgeebbt waren, fand Ginstermann die Kraft, sich zu fassen. Das vibrierende Wonnegefühl, das sein ganzes Wesen durchzitterte, löste eine still-übermütige Stimmung in ihm aus.

Seine Seele hielt inne in dem ekstatischen Tanz und versank in einen Zustand köstlicher Ruhe, durch die die Zuversicht auf etwas Herrliches schimmerte.

Er kam sich vor wie einer, der nach einer wahnsinnigen Jagd, gepeitscht von der Furcht, sein Ziel zu verfehlen und in grausigen Wäldern zu verkommen, die Zinnen der ersehnten Stadt in der Abendsonne zu seinen Füßen leuchten sieht.

Gemächlich ließ er sich vom Strom der Menschen treiben.

Es schien ihm, als sehe er mit neuen Augen, hörte er mit neuen Ohren, seien alle seine Sinne verändert, wie die Sinne eines, der lange Zeit in einem stillen Zimmer krank gelegen. Gewohnt täglich, in jeder Minute Nahrung zu sich zu nehmen, stürzten sie sich heißhungrig auf alles, was sie umgab. Aber unterhalb dieser Flucht von Eindrücken zogen unaufhörlich stille, sanftfarbene Bilder durch sein Inneres, halb unbeachtet, und es kam vor, daß Menschen und Häuser plötzlich ihre Körperhaftigkeit verloren, und er durch sie hindurch in ein Traumland blickte.

Der Regen hatte mit einem Male aufgehört, nachdem er die Menschen den ganzen Tag über gelangweilt hatte, und die Sonne schüttete noch im Sinken Hände voll blitzender Funken über die Stadt. Eine ungewöhnlich gespenstische Beleuchtung herrschte, gleich dem Leuchten auf dem Antlitze eines Sterbenden.

Die Leute gingen alle mit gelb-durchscheinenden Gesichtern, deren Wimpern sprühten, einher, wie Wesen, die ein Zauber für einige Stunden dem Dasein zurückgibt. Diese magische Lichterscheinung schien auf ihre Bewegungen, auf ihre Stimmen zu wirken, und nur die stumpfen Nerven der Arbeiter und Greise blieben unberührt von diesem Einflusse, dem sich selbst Pferde und Hunde nicht entziehen konnten, mit ihrem alltäglichen Gebaren den Zauberspiegel in Stücke schlagend.

In den Hauptstraßen gab es nahezu ein Gedränge, so viele Leute hatte das Verlangen herausgetrieben, noch einen Schluck dieser kristallklaren, kräftigen Luft zu erhaschen.

Die Wagen glitten pfeilschnell vorüber, und das Prasseln der Pferde, die stramm in den Zäumen gingen, verschwand ebenso unvermittelt, als es auftauchte. Als wären sie auf Wiesengrund eingebogen. Die elektrischen Cars schossen wie die losgekoppelten Wagen eines Zuges in Abständen hintereinander her, den Strom des Verkehrs für Augenblicke in zwei Arme teilend. In den Magazinen brannten die Lampen und zogen unwillkürlich den Blick der Passanten auf die ausgebreiteten Herrlichkeiten. Blasse Gesichter mit verblasenen Schatten unter den glänzenden Augen wanderten durch den Lichtschein.

Aus dem Panoptikum tönte das atemlose Tschin-tschin des Automaten, laut, seelenlos und jäh abbrechend, als habe man für einen Moment die Türe eines Vergnügungslokales geöffnet.

Ginstermann lächelte in der Erinnerung daran, daß er vor drei Jahren an dieser mit Plakaten beklebten Türe gestanden und den Vorbeieilenden mit verbindlichem Lächeln die grellbunten Zettel in die Hand gedrückt habe.

Er trat in einen Laden, um sich eine Tüte Datteln zu kaufen. Das Fleisch der süßen Früchte zwischen den Zähnen zerreibend, die Steine aufs Pflaster schnellend, nahm er promenierend sein Abendbrot ein.

Plötzlich entstand über den Häuptern der Menschen ein kurzes Knistern und Prasseln, die Bogenlampen sprühten auf. Eine ungeheuere Reihe leuchtender Perlen hing aus dem düsterblauen Himmel herab, ein glitzerndes Gewebe von Licht über Häuser und Menschen werfend.

Die Szenerie veränderte sich dadurch mit einem Schlage.

Die Gebäude schienen gewachsen zu sein, einige glichen Ruinen mit mächtigen Breschen darin, andere wieder erweckten den Eindruck, als seien sie aus ihrer Starrheit erwacht und machten Miene, die Straße hinabzuwandern.

Die Menschen, infolge des phantastischen Abendleuchtens in stille Schwärmerei versunken, sprühten nun laute Fröhlichkeit. Sie lächelten alle, selbst dann, wenn sie nicht lächelten. Sie gingen zu Paaren, in Gruppen, einig in dem Vorsatze, den Abend lustig zu verbringen. Herren und Damen gingen Arm in Arm einher, eifrig plaudernd. Sie sprachen zumeist von nichtigen Dingen, aber es war ja wohl mehr die Freude des Sprechenden, zu diesen Ohren sprechen zu können, und mehr die Freude des Lauschenden, diese geliebte Stimme zu hören, als die nichtssagenden Dinge selbst, was diese Einmütigkeit hervorrief. Sicherlich stand ihnen allen noch ein besonderes Glück in Aussicht, ein Kuß im Hausflur, ein abendliches Zusammensein.

Die Leute sahen ganz anders aus als vor wenigen Minuten. Es war, als seien sie rasch zu Hause gewesen, Toilette zu machen. Man sah überall frisch gewaschene Gesichter, schneeweiße Kragen und Lackschuhe. Die Bewegungen erschienen vornehmer, theatralisch nahezu bei aller Unbefangenheit.

Der Lärm der Wagen wurde sonderbar, Rufe, Schreie, Gepfeife geheimnisvoll. Man bezog alles auf sich, wenngleich es weitab hörbar war.

Dazwischen bemerkte Ginstermann ein Gesicht, das ihn interessierte. Ein originelles, stolzes Antlitz, in dem ein intensiver Denkprozeß, ein tiefes Seelenleben so lange gearbeitet hatten, bis Vater und Mutter darin zurücktraten, und ein neuer Mensch hervorkam, ein Adam sozusagen. Solche Leute hätte er gerne angesprochen.

Eine Frau ging am Arme ihres Mannes vorüber, mit einem transparenten Gesichtchen, blauen, hellgewaschenen Augen voll träumerischen Sinnens. Sie war guter Hoffnung. Der Blick der beiden begegnete sich, und Ginstermann erkannte, daß es wunderbar feine Menschen waren. Er wähnte ihre Seelen klingen zu hören, als sie sich ansahen.

Heute hatte er die Fähigkeit, die Herzen der Menschen unter den Kleidern zu sehen. Traum war es und Sehnsucht, Kampf und Liebe, was er darinnen sah. Er erblickte sich selbst in ihnen. Ein Gefühl der Zusammengehörigkeit erfüllte ihn, wie nie zuvor. Wie ein Stückchen Holz unter anderen Spänen die Bewegung der Welle, die sie trägt, mitmacht, schien er alle Bewegungen dieser tausend Seelen mitzumachen. In der Einsamkeit seines Zimmers, der Abgeschiedenheit seiner Gedankenwelt war dieser Kontakt gelockert worden und nun, da ein Erlebnis sein einigermaßen vernachlässigtes Gefühlsleben befruchtet hatte, verstand er die Sprache wieder, die dieser Spiegel zu ihm redete.

Im Begriffe, seiner Behausung zuzusteuern, bemerkte er ein kleines Hündchen, dessen possierliche Art zu laufen ihm auffiel. Es lief wie ein kleines Maschinchen, und man hätte glauben können, es bewege sich in drolliger Absicht nicht schneller vom Platze, während es die Beinchen wie verrückt bewegte.

Eine Dame ging neben ihm her. Es war Fräulein Scholl.

Ginstermann überschritt die Straße und rief sie an. Sie wandte sich mit einer drehenden Bewegung um, als befände sie sich auf dem Eise. Sie entdeckte ihn nicht sofort.

»Ach, Sie!« rief sie dann mit vergnügtem Lachen, ihm die Hand entgegenstreckend, viel höher, als es nötig gewesen wäre.

Ihr Puppengesichtchen strahlte, und sie schüttelte Ginstermanns Hand, als seien sie langjährige Bekannte. Sie war braun in braun gekleidet. Brauner Hut, braunes Kostüm, dazu kamen noch ihre mattbraunen Haare und ihre Augen von altgoldener Farbe. Das sensitive Auge eines Malers schien diese Nüancen zusammengestimmt zu haben.

Ginstermann erkundigte sich, wo sie denn die letzten Wochen gesteckt habe.

»Ich bin in Berlin gewesen,« sagte sie, den Berliner Jargon nachahmend.

Das gab sofort Stoff zur Unterhaltung. Sie erzählte ihm von der Hin- und Rückfahrt, von all den harmlosen Abenteuern und Erlebnissen eines jungen Mädchens. Häufig lachte sie in der Erinnerung an diese Begebenheiten, Ginstermann im Unklaren lassend, was ihre Heiterkeit derart erregte.

Er hörte ihr gerne zu. Ihre unvollständigen Sätze, ihr Lachen, die dazwischen geworfenen Berliner Redensarten belustigten ihn. Es war komisch zu beobachten, wie sie, mitten in ihrer Heiterkeit sich an die Würde erinnernd, die eine junge Dame zu bewahren hat, plötzlich ihr Lachen dämpfte, ihre Bewegungen überwachte und in korrekten Sätzen sprach.

Ihr Wesen war voll kindlicher Anmut und jener am Tage liegenden Fröhlichkeit, wie sie Menschen besitzen, die das Leben nur von der sonnigen Seite kennen und infolge ihrer optimistischen und wenig polemischen Veranlagung auch nie dazu kommen, seine dunklen Seiten zu erfassen.

Allmählich verstand es Ginstermann, das Gesprächsthema auf ihn mehr interessierende Gegenstände zu lenken.

Er fragte, ob sie ihre Freundin schon besucht habe.

»Natürlich doch,« entgegnete sie, »gleich am Montag.« Und ihn anblickend, setzte sie hastig dazu: »Bei dieser Gelegenheit habe ich auch Sie gesehen, Herr Ginstermann.«

»Mich?«

»Ja, Sie standen am Siegestor und studierten die Skulpturen.«

»Nein, niemals. Montag? Da bin ich gar nicht hier gewesen, Fräulein.«

Sie lachte ungläubig und sagte, sie könne ihren Kopf wetten. Sie habe auch geklingelt – sie war zu Rad – aber er habe nichts gehört.

Es wäre wirklich schade um ihren Kopf.

Aber, sie würde ihn auf keinen Fall verlieren.

Eine Weile stritten sie sich wie die Kinder.

Sie gingen die Ludwigsstraße hinunter, die noch länger aussah als am Tage. Die elektrischen Lampen hingen in endloser Reihe, riesigen glühenden Tropfen gleich, die an den Drähten entlang rollten.

Ginstermann brachte alles mögliche aufs Tapet, wofür sich seine Dame interessieren konnte. Sie sprachen von Kleidern, Theater, Literatur. So gut er konnte, paßte er sich ihrem Gedankengang an und vermied es, sie auf irgendwelche Irrtümer aufmerksam zu machen, so unangenehm sie ihn auch berühren mochten. Es wäre ihm als ein Verbrechen erschienen, diese Mädchenseele durch Aufklärungen in Unruhe zu versetzen. In früheren Zeiten hielt er dies für seine Pflicht. Sie fand alles wunderbar und entzückend, und nur das wirklich Wertvolle, das fand sie langweilig und verrückt. Dazwischen äußerte sie wiederum Anschauungen, die zu ihren früheren in direktem Widersprüche standen, Splitter aus dem Geistesleben anderer, die an der Oberfläche ihres Geistes haften geblieben waren.

Hin und wieder warf er eine Frage ein, die sich auf Fräulein Schuhmacher bezog. Er erhielt stets bereitwillig Auskunft. Schließlich machte er einen wahren Sport daraus, von jedem nur immer geeigneten Punkte des Gespräches auf die Freundin überzuspringen, sich und seiner Begleiterin ein wenig Komödie vorspielend. Auf diese Weise erfuhr er, daß sich die Mädchen in Berlin kennen gelernt hatten, daß Fräulein Schuhmacher aus Hamburg stammte, wo ihr Vater eine große Möbelfabrik besaß, daß ihr Bruder Offizier in Berlin sei, daß sie bei schönem Wetter alle Morgen nach Schleißheim radelten, und eine Menge anderer Dinge. Es machte ihm Freude, von der Geliebten zu hören, andererseits bereitete es ihm Vergnügen, zu sehen, daß die Harmlosigkeit seiner Begleiterin seine Absicht nicht bemerkte, obschon er in seiner übermütigen Laune so weit ging, jede Frage mit den Worten: was ich noch fragen wollte, einzuleiten.

Am Ziele angelangt, plauderten sie noch eine Weile im Hausflur.

Ihre Stimmen hallten leicht, als sprächen die Wände mit, und wenn Fräulein Scholl in ihr herzliches Lachen ausbrach, so schien dieses Lachen nach geraumer Zeit wieder durchs Stiegenhaus herabzukommen. Am Treppenpfosten brannte eine elektrische Lampe, eine Laterne vorstellend, an der der bekannte Savoyardenknabe lehnte, dieser Fratz mit seinem Glimmstengel im Munde. Die Wände schmückten Stuckkartuschen, ausgefüllt mit Amoretten, die Blumengirlanden hielten. Eine Putte in so unglücklicher Lage, daß man befürchtete, sie könne jederzeit aus dem Rahmen fallen und sich den Kopf an der Kante des Gesimses entzweischlagen.

»Zum Abschied«, sagte Ginstermann, »sollten Sie mich eigentlich noch Ihrem Hündchen vorstellen, Fräulein Scholl.«

Sofort einverstanden damit, machte sie die Herrschaften mit tänzelnder Grazie bekannt: »Herr Ginstermann – Fräulein Bijou.«

Ginstermann lüftete den Hut und machte seine Verbeugung.

Fräulein Bijou kläffte: wä! und machte Miene, auf Ginstermann loszufahren, eifersüchtig und wütend über die lange Vernachlässigung.

Darüber lachten beide, daß das ganze Treppenhaus mitlachte.

Fräulein Bijou kläffte und umkreiste, auf drei Beinen hüpfend und mit dem Schweife wedelnd, die Lachenden.

Seine Herrin nahm es auf den Arm und drückte es zärtlich gegen die Wange.

»Eine gescheite Dame«, sagte Ginstermann, »sehen Sie nur das Gesichtchen. Ja, ein wirkliches Gesicht! Moderner Hund, neurasthenisch, das Geschlecht gehört seit Jahrhunderten zur Aristokratie.«

Er nahm den Hut ab, um sich zu verabschieden.

»Ach, Sie wollen schon gehen?«

»Ich kompromittiere Sie ja.«

»Sie kompromittieren mich nicht im mindesten. Tante ist verreist, und mein Bruder kommt nie vor 1 Uhr nach Hause. Er kneipt immer. Es würde ihm rasend Spaß machen, Sie kennen zu lernen. Wollen Sie Ihren Tee bei mir nehmen, Herr Ginstermann, ja?«

Dabei sah sie ihn bittend an.

In diesem Augenblick liebte er sie wirklich. Den Ausdruck des Erstaunens über diese Einladung verbergend, erwiderte er: »Ich muß leider ablehnen. Danke. Ich muß an meine Arbeit. Zu Hause bei mir sitzt einer, der es nicht erwarten kann, seinen Kopf zu verlieren im dritten Akt.«

Sie setzte das Hündchen ab und reichte ihm die Hand.

»Nun denken Sie wohl schlimm von mir, weil ich Sie einlud, mit heraufzukommen?«

»Da müßte ich in erster Linie schlimm von mir selbst denken.«

Sie verstand nicht sofort, dann sagte sie:

»Nun ja, wenn Sie arbeiten wollen –«

Sie blieb noch immer stehen, drehte den rechten Fuß auf dem Absatze und stichelte mit der Schirmspitze nach der Fußspitze.

»Adieu,« sagte sie dann schnell, in dem Wunsche, heiter zu erscheinen wie vordem, und gab ihm nochmals die Hand, die er herzlich drückte.

Sie war rund und kurz, heiß.

»Adieu, Fräulein Scholl und nochmals Dank für Ihre liebe Einladung.«

Fräulein Scholl sprang rasch die Treppe hinauf.

Bijou rannte aus der Türe und kläffte Ginstermann nach. – – – – – – – – – – – –

Ginstermann ging nach Hause, setzte sich an den Tisch und schrieb:

Das Herz.

Da war ein Mann, vor langer Zeit. Habuck hieß er, das ist: der Gestorbene. Er war bleich, weiß wie Zucker sein Gesicht, seine Hände. Seine Augen waren dunkel wie Kohlen, seine Lippen schmal, von bläulicher Farbe. Ein Lächeln umkräuselte sie, scharf wie Gift. Sah er Kinder an, so begannen sie zu schreien, blickte er junge lachende Mädchen an, so weinten sie und trauerten ihr ganzes Leben. Er ging durch die Straßen und lächelte. Da wurden alle Menschen stumm, als sei ihr Herz entzweigesprungen.

Sein Lächeln, das sagte: Weshalb lacht ihr?

Einmal kam er durch ein Dorf, da tanzten sie unter der Linde. Er ritt auf einem mageren, starken Pferde und ritt ganz langsam. Die Fiedel verstummte, und die Paare standen erschrocken still. Niemand lachte mehr, niemand regte sich mehr, sie standen wie gelähmt. Der Spielmann versuchte ein Liedchen anzustimmen, da rissen die Saiten wie Zunder.

»Es ist Habuck!« flüsterten die Mädchen und hüllten das Gesicht in die Schürze.

Der Spielmann wackelte mit dem Kopfe und streckte die Zunge heraus. Man kann ihn noch heute so sehen.

Habuck war ein Tyrann. Habuck wollte die Menschen knechten, wahnsinnige Herrschsucht raste in seinem Gehirn. Seine Gesetze hingen gleich zweischneidigen Schwertern zu Häupten des Volkes. Sein Stolz war so groß, daß er sagte: Erdengöttlein, meine Schultern reichen bis an deinen Bart.

Er verbrachte die Nächte beim Wein und brütete, wie er das Lachen töten könne, auf der ganzen Erde. Er schlief nie, er starb nie, er lebte ewig.

Oftmals raste er gegen sich selbst und nannte Gott einen Feigling, da er unsichtbar mit ihm kämpfte. Dann warf er sich auf sein Pferd und durchritt die Welt. Ohne Rast, ohne inne zu halten.

»Habuck kommt übers Feld,« riefen die Leute und stürzten in ihre Häuser. Sie krochen in die Betten und verstopften sich die Ohren, denn wer den Hufschlag seines Pferdes hörte, in dem klang er fort, bis er irrsinnig wurde.

Eines Abends ritt Habuck über eine große Heide. Violett das Kraut, violett der Himmel. Sturm ringsum und rasendes Wetter.

Am Waldesrand stand ein Weib, das auf ihn wartete.

Es stand mitten im Wege und wich nicht.

Habuck blickte es an, aber es wich nicht. Und sonderbar, sein Pferd blieb stehen, als er über das Weib wegreiten wollte.

»Ich habe dir etwas zu geben,« sagte das Weib.

Habuck fragte: »Was willst du?«

»Ich habe dir etwas zu geben,« wiederholte das Weib und trat nahe an ihn heran.

»Nimm es,« sagte es, »ich habe es gefunden und bringe es dir. Du hast es verloren, als du ein Knabe warst.«

Und als Habuck zögerte, warf sie es ihm in den Schoß und verschwand.

Er fand nichts in seinem Sattel und ritt weiter.

Der Sturm schwieg, das Wetter schwieg. Die Vögel begannen zu trillern im Walde, es war spät in der Nacht.

Er kam an eine Schenke, stieg ab und trat ein.

»Wer bist du?« fragten die Leute.

Niemand kannte Habuck mehr. –

Das schrieb Ginstermann. Es fiel ihm vorläufig nichts Besseres ein.


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