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Du, der so lang im Herzen mich geborgen,
Mit allen meinen grämlichen Gebrechen,
Mit meinen hastig immer neuen Schwächen,
Mit allen meinen wunderlichen Sorgen,
Die Hand vergessend botest jeden Morgen,
Wenn ich die Nacht vorher mit blindem Stechen,
Mit ungerechtem oder bittrem Sprechen
Dir schnitt ins Herz, so treu und unverborgen;
Nicht um zu spähn nach Tadel oder Lobe,
Will ich dir diese Lieder übersenden,
Eh' unsre Jugendtage ganz erblassen:
Nein, nur zur letzten schwersten Freundesprobe!
Ich muss mich gegen deinen Glauben wenden –
Wirst du mich darum endlich doch verlassen?
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Ich sehe dich mit lässig sichrer Hand
Die Schulterlinien einer Göttin schreiben,
Dazu den Hohn um deine Lippen treiben:
»'s ist nichts dahinter!« oder »eitler Tand!«
Seh' dich zuhinterst an der Schenke Wand
Bis Mitternacht bei den Gesellen bleiben;
Dein Schwarzaug' sucht des Witzes breite Scheiben,
Jedoch dein schöner Mund des Bechers Rand.
Du schlenderst heim, ein leichtes Liedchen pfeifend,
Drückst in die Kissen deine dunklen Locken,
Bald steigt im Traum dir neuer Schwank empor.
Zeigt er dir mich, in wachen Träumen schweifend,
Begeistert über hundert Bücher hocken?
Schon schwirrt dein Traumgelächter mir im Ohr!
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Da liegt vor mir dein unglücksel'ger Brief,
Und weder Rat, noch Hilfe seh' ich winken;
Schwer ist das Aufstehen wohl nach solchem Sinken,
Du aber, Freund, du sankest fast zu tief!
Der Lenz, der dich von Blum' zu Blume rief.
Erloschen ist jetzt seiner Sonne Blinken;
Den du so sinnlos hastig musstest trinken,
Siehst du, was auf des Bechers Grunde schlief?
Ich aber steh' in Ohnmacht, in der Ferne,
Und fluch' der Kraft, die dich von mir getrieben,
Die nur zu wirren weiss und nie zu lösen.
Am Ende preis' ich meine dürft'gen Sterne;
Im Guten träge und zu blöd im Bösen,
Bin ich ein stilles Kind im Land geblieben!
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Ans Fenster schlägt ein unerschöpfter Regen,
Her rauscht die Mitternacht auf feuchten Schwingen,
Und mit dem Dunkel muss das Lämplein ringen –
Wie bin ich müd, ich will zu Bett mich legen!
Was sinn' ich noch zu meinem Abendsegen? –
In meinem Ohre summt ein leises Klingen
Und widerhallet ein verschollnes Singen:
Mein denket einer auf entfernten Wegen.
Bist du's, o Freund? Auch ich gedenke dein!
Sei mir gegrüsst im unsichtbaren Raume
Nach Jahren voll Vergessenheit und Leiden!
Bei unsrer Jugend bleichem Sternenschein
Sehn wir uns flüchtig fragend an im Traume,
Um wieder lang, auf immer wohl zu scheiden.
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