|
Sei mir gegrüsst, Melancholie,
Die mit dem leisen Feenschritt
Im Garten meiner Phantasie
Zu rechter Zeit ans Herz mir tritt!
Die mir den Mut wie eine junge Weide
Tief an den Rand des Lebens biegt,
Doch dann in meinem bittern Leide
Voll Treue mir zur Seite liegt!
Die mir der Wahrheit Spiegelschild,
Den unbezwungnen, hält empor,
Dass der Erkenntnis Träne schwillt
Und bricht aus dunklem Aug' hervor;
Wie hebst das Haupt du streng und strenger immer,
Wenn ich dich mehr und mehr vergass
Ob lärmendem Geräusch und Flimmer,
Die doch an meiner Wiege sass !
Wie hängt mein Herz an eitler Lust
Und an der Torheit dieser Welt!
Oft mehr als eines Weibes Brust
Ist es von Aussenwerk umstellt,
Und selbst den Trost, dass ich aus eignem Streben,
Was leer und nichtig ist, erkannt,
Nimmst du und hast mein stolz Erheben
Zu Boden alsobald gewandt.
Wenn du mir lächelnd zeigst das Buch
Des Königs, den ich oft verhöhnt,
Aus dem es, wie von Erz ein Fluch,
Dass alles eitel sei! ertönt.
Und nah und ferne hör' ich dann erklingen
Gleich Narrenschellen ein Getön;
O Göttin, lass mich dich umschlingen,
Nur du, nur du bist wahr und schön! –
Noch fühl' ich dich so edel nicht,
Wie Albrecht Dürer dich geschaut:
Ein sinnend Weib, von innerm Licht
Erhellt, des Fleisses schönste Braut,
Umgeben reich von aller Werke Zeichen,
Mit milder Trauer angetan;
Sie sinnt – der Dämon muss entweichen
Vor des Vollbringens reifem Plan!
|