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Dichtung und Wahrheit

1

       

Den Dichter seht, der immerdar erzählt von Lerchensang,
Wie er nun bald ein Dutzend schon gebratner Lerchen schlang!
Bei Sonnenaufgang, als der Tag in Blau und Gold erglüht',
Da war es, dass sein Morgenlied vom Lob der Lerchen klang;
Und nun bei Sonnenuntergang mit seinem Gabelspiess
Er sehnend in die Liederbrust gebratner Lerchen drang!
Das heiss' ich die Natur verstehn, allseitig tief und kühn,
Wenn also auf und nieder sich sein Tag mit Lerchen schwang!

2

       

Kennt ihr den Kleinkinderhimmel,
Wo als Gott der Zuckerbäcker
Waltet süss und hoch und herrlich
In den Augen k]einer Schlecker?

Und zur Weihnachtszeit, wie flimmert,
Duftet es an allen Wänden!
Welchen Schatz von Seligkeiten
Schüttet er aus mächt'gen Händen!

Lässt erblühen Wunderblumen,
Weise streut er die Gewürze;
Schön stehn ihm die hohe, weisse
Zipfelmütze, Wams und Schürze.

Doch wonach die guten Kinder
Schmachtend vor dem Laden stehen,
Muss dem Reichen, Allgewalt'gen
Reizlos durch die Hände gehen.

Einmal kaum im Jahr geniesst er
Aus Zerstreuung in dem Handel
Flüchtig ein gefehltes Törtchen
Und verächtlich eine Mandel.

Zipfelmütze, weisse Schürze,
O wie nüchtern glänzet ihr,
Und wie mahnt ihr mich an weisses,
Reinliches Konzeptpapier!


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