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Kannst du lesen?

Annemarie:

»Karnickelchen, Karnuckelchen,
Mit dem krummen Buckelchen,
Mein liebes Spielgesellchen
Mit dem weichen Fellchen,
Warst so lange allein,
Wie mag dir's ergangen sein?«

Hänschen:

»Suchte dich hier und dort,
Doch du warst fort!
Hab' dann im Ställchen gesessen,
Kohlblätter gefressen.«

Annemarie:

»Und wie haben die Apfelschalen geschmeckt,
Die ich dir unter den Blättern versteckt?
Da ging's gewiß: knupper – knupper – Knäuschen?
Gelt, war ein feines Schmäuschen?«

Hänschen:

»Freilich, die schmeckten mir,
Hab schönen Dank dafür!«

Annemarie:

»Siehst du! Und Annemiez indessen
Hat in der Schule gesessen,
Ist fleißig gewesen,
Mußte schreiben und lesen
Und rechnen dazu, –
Du kleines Dummerchen du!
Man darf nicht immer nur Männerchen machen,
Schlafen und fressen und solche Sachen,
Man muß lernen und fleißig sein,
Es soll gar viel in den Kopf hinein.
Kannst den Herrn Lehrer fragen,
Der wird dir's sagen!

Bild: Hermann Kaulbach

Kannst du lesen?

Komm, auch du darfst so dumm nicht bleiben!
Kannst du schon lesen? Kannst du schon schreiben?
Lies, was hier steht! – Du kannst es nicht, –
Ach, was machst du ein dummes Gesicht!«

Hänschen: »Gib dir keine Mühe erst, Annemarie!
Ich weiß schon sicher, das lerne ich nie!
Mag noch so die langen Ohren spitzen,
In meinem Köpfchen bleibt doch nichts sitzen.«

Annemarie: »Ach, mein liebes, kleines, dummes Hänschen,
Dann bleib nur so dumm, wie das dümmste Gänschen!
Ich glaub' auch, wärst du so klug schon wie ich,
Ich liebt' dich nicht halb so, sicherlich!«


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