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Winterfreuden

Warum nur alle Kinder jubeln, wenn die ersten Schneeflocken gegen die Scheiben tanzen? So freudig begrüßen sie doch nicht einmal im Frühling die ersten weißen Gänseblümchen auf der Wiese oder die lieben blauen Veilchen, freilich sieht sich's lustig mit an, wenn die zarten Sternlein dicht und dichter fallen, der Zaunpfahl allmählich eine weiße Kappe bekommt und das Hausdach einen dicken Pelzmantel. »Frau Holle schüttelt die Betten tüchtig!« sagt die Mutter, und die Kinder jubeln in Erwartung der kommenden Winterfreuden. Sie denken an Schlittenfahren und Schlittschuhlaufen, an Schneeballgefechte und an das Bauen eines riesigen Schneemanns.

Bild: Hermann Kaulbach

»Hu, wie kalt!«

Wie schön ist's nun gar, wenn der heilige Christ großen und kleinen Leuten draußen die blitzende Winterherrlichkeit aufbaut und den kleinen dazu drinnen im Stübchen unter dem Lichterbaum beschert, was sie zu rechter Winterlust brauchen und schon lange ersehnten: den kleinen Schlitten und die blanken Schlittschuhe. O welche herrlichen Festtage gibt das! Die Wolken haben genug Schnee herabgeschüttelt, weiß und weich liegt die weite Fläche um das Haus her, und Maxi zieht die Pelzmütze über die Ohren und Fausthandschuhe an die Hände, um mit dem neuen Weihnachtsschlitten die erste Fahrt zu versuchen. Freilich will auch das Dahinsausen über die weiche Schneedecke erst gelernt sein, aber der Bub kann's schnell. Er ist sein eigenes Rößlein und sein eigener Kutscher; mit geschickten, kräftigen Fußstößen treibt er sein Fahrzeug vorwärts.

Das Mariele aber, sein dreijähriges Schwesterchen, das vom Fenster aus zuschaut, bekommt auch Lust aufs Schlittenfahren: »Is will auch!« sagt es und bettelt so lange, bis der gute Bruder es in ein warmes Tuch wickelt und in seinen Schlitten setzt. Das Kunststück aber, sich selbst zu fahren, bringt das Mädele noch nicht fertig, deshalb bindet Maxl einen Strick ums Fußbrett und spannt sich als Pferd davor. Hurra, welche lustige Schlittenfahrt! Erst ist's wonnig, und Mariele jauchzt vor Freude, bald aber wird's still, und wie der Bub sich nach ihm umschaut, sieht er ein paar helle Tränen in den Augen der Kleinen.

»Was ist denn, Mariele?« fragt er, sich zu ihr niederkauernd.

Bild: Hermann Kaulbach

Aller Anfang ist schwer.

»Hu, is so talt!« antwortet ein klägliches Stimmchen. Maxl lacht: »Bist eben noch zu klein, Schwesterl! Da, schau mich mal an, mir ist so warm, so warm!« Dabei leuchten seine Augen in heller Winterluft auf dem rosigen Gesicht. »So sind die Mädeles!« denkt der Sechsjährige überlegen, sein Schwesterchen in die warme Stube zurückbringend. Und: »Wir Buben sind doch ganz anders!« denkt er weiter, als er hinter dem Hause auf dem Teich sein vierjähriges Brüderchen sieht, das die ersten Versuche in der Kunst des Eislaufs macht. Es hat die Schlittschuhe angeschnallt, die ihm das Christkind gebracht, und die Maxl wohl kennt, denn es sind seine alten, die ihm zu klein wurden. Das Christkind hat sie mit seinem Freudenglanz so blank geputzt, daß sie dem Loisl funkelnagelneu in die Augen strahlten. Nun versucht er damit sein Glück auf der blanken Eisfläche. Es steht sich schlecht, es geht sich schlecht auf den schmalen Eisen, – mit dem schnellen Dahinfliegen, das er an den andern Buben bewundert, ist's noch nichts, aber – aller Anfang ist schwer und:

Jeder tapfre kleine Mann
Versucht's so lange, bis er's kann!


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