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Der Fixköter

Auf seinem Dreibein sitzt der Jagdpächter hinter einer Kussel. Den Drilling über den Knien, verhält er sich vollkommen ruhig, nur der Kopf dreht sich von Zeit zu Zeit langsam, ganz langsam nach der anderen Seite. Hinter sich das Stangenholz, lenkt der Jäger seine Aufmerksamkeit auf die Schonung, die vor ihm liegt. Waldarbeiter meldeten ihm, daß sie mehrmals einen Fixköter von beträchtlicher Größe gegen Abend aus dieser Schonung hätten kommen sehen. Vielleicht glückte es heute, ihn zu schnappen.

Das Abendrot brannte hinter den Stangen, ein Amselhahn probte noch einmal vor dem Schlafengehen sein Lied, und ganz in der Nähe des Mannes ließ sich das Rotkehlchen mit einem oft wiederholten kurzen, metallischen Schlag hören. Sachte erschienen die entfernteren Waldkanten verschwommen, der Abendstern glänzte ruhig und schön, und der Jäger hielt die Zeit für gekommen, ganz besonders aufmerksam zu sein.

Wenn er doch diesen Köter fassen könnte, der ihm die hochbeschlagenen Ricken und die Kitze riß und auch die Satz- und die Junghasen nicht verschonte. Aber es ist ja leider so, daß ein wildernder Hund heute hier und morgen da sein Unwesen treibt, weshalb man gerade bei diesen Jagdschädlingen sehr auf den Zufall angewiesen ist.

Da! – Ein Reh tritt aus der Schonung. Es sichert nach rechts und links, die Luft scheint ihm sauber, und ruhig zieht es auf seinem Wechsel weiter. Auf zehn Meter kommt es an dem regungslosen Mann vorüber. Der weiße Spiegel leuchtet im verdämmernden Grau des Tages, während es links von dem Mann in die Stangen tritt. Als das Reh etwa zwanzig Meter weitergezogen ist, kommt es in den Wind des Jägers. Eine Sekunde steht das Stück Wild starr, dann springt es laut schreckend ab. Böh – böh – böh – schallt es durch den Wald, als die Ricke in hohen Fluchten davonpoltert. Jetzt beginnt auch in der Schonung ein Bock zu schrecken. Böau, böau – dröhnt sein Baß, weitere Rehe fallen ein, und es ist ein Höllenspektakel. Nur langsam beruhigt sich das Wild. Es ist nur noch kurze Zeit Schußlicht, und der Mann rechnet bereits damit, ohne Ergebnis nach Hause gehen zu müssen. Da nimmt er am Rande der Schonung eine Bewegung wahr, etwas Graues ist im Begriff, ins Freie zu kommen. »Kaninchen oder Hase«, denkt der Mann, und die Flinte hebt sich nicht. Im nächsten Moment steht Mautz vollkommen frei vor der Schonung. Das Gewehr fliegt an die Wange! – Doch als der Schuß rollt, ist der Kater schon wieder verschwunden. Der Mann ist sehr wütend! Dieser Deubelskater ist offenbar nicht umzubringen.

»Hätte ich doch bloß die Knarre an meinen dämlichen Kopp genommen, als ich sah, wie sich etwas Graues bewegte!« Es ist schön, wenn man zur Einsicht kommt, nachdem man einen Fehler begangen hat, viel nützen tut es nicht.

Der Pächter ging mit dem Gefühl nach Hause, ein unfähiger Mensch zu sein, denn wieviele Erfolge er sonst auf der Jagd auch haben mochte, mit diesem Kater kam er nicht weiter. Er war nicht direkt abergläubisch, aber indirekt, doch das kann man von den meisten Jägern sagen.

Mautz überwand den Schreck schnell. Es wurde eine sternenhelle Nacht, später kam auch der Mond herauf, und der Kater riß ein junges Kaninchen, als es gerade aus dem Bau kam. Es war zart und befriedigte ihn sehr. Als er mit seiner Mahlzeit zu Ende war, schlenderte er heimwärts. Er fühlte sich blendend. Den gefürchteten Griff hatte er erledigt, auch mit den Jägern wurde er fertig, und sein Tisch war immer gedeckt. Eine Waldohreule schwebte lautlos über ihm dahin. Zwei Augenpaare glühten sich an. Doch auch die Eule nahm sich vor Mautz wohl in acht.


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