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Bei der nicht unerwarteten Wendung im Leben Röbis und Gertruds ging es dem Freihöfler am übelsten. Das junge Paar wohnte in der Stadt, und in seiner Einsamkeit mußte er über die Gesellschaft des langen Balz, den er vorher nur Gertrud zuliebe im Haus behalten hatte, froh sein. -

Es war ein Wintertag.

Da wühlten sie beide in dem mit der Scheune zusammengebauten Schuppen herum, wo die Nutzhölzer aufgestapelt lagen.

Balz lachte das Gesicht. »Da ist ein schöner Ahorn –dort ein Kirschbaum –jeder geeignet für eine Wiege!«

»Nein, der Nußbaum muß hervor,« rief der Alte, »er ist und bleibt das vornehmste Holz für kleine und große Möbel! Laß, Balz, deine Brust verträgt das nicht, ich bekomme ihn schon. –Hier ist er! –ein wunderschön gefasertes und gemasertes Holz. Mit der Wiege aber kannst du dir bis zu Johanni Zeit lassen.«

Balz sägte und hobelte an mancherlei Geräten, die Gertruds Haushalt schmücken sollten, mit der größten Liebe aber an der Wiege, an einer Wiege wie für ein Königskind. Bei dieser Arbeit war ihm so feierlich zumute, daß er, um die schönen Gefühle stets wieder erneuern zu können, die Vollendung möglichst verzögerte. Oft kam der Freihöfler in die Werkstatt und schaute ihm zu, wie er die Stücke visierte, den Staub davon blies, sie mit Öl einrieb und das Spiel der Linien im Holz bewunderte.

Abends saß Balz am Harmonium.

Schon witterte man auf dem Freihof wieder Frühlingsluft, da und dort rief ein vorlauter Fink von den Bäumen.

Da war, schier zum Leidwesen des geschickten Tischlers, die Staatswiege mit dem muschelförmigen Kopfstück fertig, und nun setzte er seinen Stolz darein, sie selber dem jungen Ehepaar Doktor Heidegger abzuliefern.

An einem milden Frühlingsmorgen fuhr er damit in die, Stadt, erntete von Röbi und Gertrud das wohlverdiente Lob seines schönen Werkes und verbrachte mit ihnen einen glücklichen Tag.

So ging die Zeit.

Der Friedensrichter und Balz sahen die heranblühende Familie Röbis nur an den hohen Festtagen und in den frohen Wochen der Gerichtsferien auf dem Freihof. Dann war Balz der von den Kindern umjubelte Liebling, der sie auf dem Rücken des alten Braunen durch den Hof reiten und ihnen die Glocken seiner Ziehharmonika läuten ließ.

Eines Frühlings aber nahm ihn eine rasche Lungenentzündung vom lieben Freihof hinweg.

Meister Hildebrand kam und maß ihm unter erhebenden Erinnerungen an den vortrefflichen Gesellen von früher den langen Sarg an, und der steife Braune führte seinen Freund auf den Kirchhof von Haldenegg hinab.

In der Kirche war die Aufmerksamkeit der vielen Dörfler, die Balz das letzte Geleite gaben, auf ein junges Paar gerichtet, das in städtischen Trauerkleidern neben dem Freihöfler Platz nahm. Bewegung und Flüstern ging durch die Reihen: »Das ist Doktor Robert Heidegger, der berühmte Anwalt, mit seiner Frau.«

Das Dorf erinnerte sich daran, daß er der Urheber des unglücklichen Osterrittes gewesen war, mit dem vielleicht der frühe Tod Bläsers in Zusammenhang stand. Doch wozu davon sprechen? Der Tote hatte ja noch etliche Jahre sorglos und glücklich auf dem Freihof verleben dürfen, und jedermann empfand etwas Versöhnendes und Heiliges darin, wie Röbi in stummer Seelenbewegung von ihm Abschied nahm. Unter den Zuschauern waren aber ein paar von jenen Gescheiten aus Haldenegg, die das Gras wachsen hörten. Sie behaupteten, daß Röbi nie der erfolgreiche Anwalt und Verteidiger aller wegen Streithändeln oder jäher Tat angeklagten jungen Leute geworden wäre, wenn er in der Ostergeschichte nicht an sich selber gespürt hätte, wie weh es dem Menschen ist, der durch eine Handlung des Leichtsinns das gute Gewissen und den guten Ruf verloren hat.

Tief trauerte der Freihöfler um den dahingeschiedenen treuen Hausgenossen. Er lebte nun neben Wälti und Vree einsam. Im hohen biblischen Alter aber war er Zeuge des unerwarteten Schauspiels, daß sich der Freihof noch einmal wie bei dem verschollenen Osterspiel schmückte und ihn eine festliche Menge umgab.

Das war, als Fürsprecher Doktor Robert Heidegger von Haldenegg, durch das einmütige Vertrauen seines Volkes zum Landammann berufen, mit seiner Frau Einzug in ihrem Vaterhaus und in der Heimat hielt.


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