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XXVII. Ben Abus Sturz.

Die lärmenden Gäste in der Kasbah saßen bereits über eine halbe Stunde ohne eine Ahnung von dem Gericht, das über ihnen schwebte. Mit untergeschlagenen Beinen kauerten sie in kleinen Kreisen um niedrige Tischchen, auf denen dampfende Schüsseln standen, in die jeder mit den Fingern hineingriff. Ehe sie zulangten, riefen sie einander ceremoniöse Wünsche, fromme Grüße, scheinheilige Phrasen mit niedergeschlagenen Augen zu. Zuerst: »Gott gebe dir ein hohes Alter!« – »Gott beschirme dich!« – »Gott gebe dir Stärke!« – Dann kam eine Schüssel mit Datteln, die Ben Abu mit kriechenden Entschuldigungen begleitete: »Du würdest uns in Fes besser bewirten, aber Tetuan ist arm; die Mittel fehlen, Sidna, die Mittel, nicht der Wille!« Dann folgte Fisch in Knoblauch, der mit lauten »Bismillahs« gegessen wurde. Darauf Kusku mit Streuzucker und Zimt, Fleisch am Spieß gebraten, Geflügel mit Oliven, Flockentorte und Bisquitröllchen, alles wurde hintereinander gegessen unter einem Chorus von »La Illah illa Allahs.« Den Beschluß des Mahles machten drei Tassen grünen Thees, dick und süß wie Syrup, die mit vielen »Thu mir die Liebe« und zahllosen »Glück zu!« getrunken wurden. Danach wurden die Hände gewaschen, Bart, Haar und Gewänder über den in einem ehernen Rauchfaß glühenden Kohlen wohlriechenden Holzes durchräuchert, wobei die Versicherung: »Der Prophet – Gott gebe ihm Ruhe – liebte die süßen Düfte fast ebensosehr, wie die süßen Frauen!« beständig hin und her flog.

Nach dem Abendbrot aber verschwand all dieses ceremonielle Wesen, und die Festgenossen tauten zu warmer Brüderlichkeit auf. Behaglich auf ihren weichen Teppichen hingestreckt, mit ihren eiförmigen Tabaksdosen spielend, und an ihren Rosenkränzen fingernd, mehr aus müßiger Tändelei, als aus Frömmigkeit, und mit den geschnitzten Enden ihrer silbernen Messerscheiden auf dem Fußboden klappernd, lachten und spaßten sie, erzählten zweideutige Geschichten und führten überhaupt eine etwas anstößige Unterhaltung. Das Gespräch drehte sich um den Unterschied zwischen großen und kleinen Sünden. Im Kreise des Sultans kam man überein, daß es zwei große Sünden gäbe: Unglauben an den Propheten, wodurch man ein Jude und ein Hund würde; und Kief- und Tabakrauchen, welches beides kein Mensch thun, und in seiner Lebensführung untadelig und ein echter Sohn des Islam bleiben könne. Diese Sünden büße man durch fünf Gebete den Tag, vierunddreißig Mal wiederholtes Niederwerfen, siebzehn Kapitel aus dem Koran und ebenso viele Verbeugungen. Alles übrige seien kleine Sünden; und was Mord, Ehebruch und falsches Zeugnis anbeträfe – ei, Gott sei gnädig, Gott sei barmherzig, Gott vergäbe seinen armen schwachen Kindern!«

Dies führte zu Geschichten von den schrecklichen Strafen, welche die großen Sünder betroffen hätten. Mit tiefsinniger Miene erzählte der Vezier, ein fetter Fünfziger, wie ein Mann, der Tabak geraucht und den Propheten verleugnet habe, stückweise verfault sei; und wie sich das Gesicht eines anderen im Grabe von Mekka abgewendet habe. Dann lenkte der Kaid von Fes, Haupt der Moschee und Groß-Mufti, das Gespräch auf Geschichten von den kleinen Sünden. Diese waren sehr ergötzlich. Sie erzählten, wie hübsche, an abgelebte Männer verheiratete Frauen, um zu ihren jugendlichen Liebhabern zu gelangen, in ihren zierlichen Pantoffeln von Dach zu Dach geklettert seien, und ähnliches. Auch von frommen alten Ehemännern, die unter dem Vorwande beleidigter Unschuld von den boshaft triumphierenden kleinen Damen genasführt worden waren, wußten sie viel zu erzählen.

Solches und schlimmeres, das sich nicht wiedererzählen läßt, bildete den Unterhaltungsstoff der ehrwürdigen Gesellschaft in der Kasbah. Bei jeder neuen Geschichte wurde das Gelächter lauter, und bald war die dem Mauren sonst eigene Zurückhaltung und Würde abgestreift und vergessen. Endlich brach Ben Abu, durch des Sultans kameradschaftliche Herablassung ermutigt, in laute Lobpreisungen Naomis aus und beklagte noch lauter das Gericht, welches die Strafe ihres Abfalles sein müsse. Darauf beteuerte Abderrahman, er wolle mit einer solchen Hexe nichts zu thun haben, forderte ihn aber doch auf, der Gesellschaft diese gerühmten Reize vorzuführen. »Laß sie herbringen, Pascha,« sagte er; »laß sie uns sehen!« Allgemeines lärmendes Beifallsrufen unterstützte diesen Befehl.

Das war der Anfang vom Ende. Erwartungsvoll lungerten die vornehmen Halunken in fünfzig verschiedenen Stellungen auf dem Boden herum. Die trüben Lichter der Glaskandelaber und Messinglampen beleuchteten ihre dunklen Angesichter, blitzenden Zähne und funkelnden Augen, da – kaum war eine Minute verflossen – kam der nach Naomi gesandte Bote zurück mit der Meldung, sie sei fort! Ben Abu erhob sich in schweigender Bestürzung, aber seine Gäste lachten nur um so lauter, bis endlich ein zweiter Bote, ein Soldat von der Wache, mit einer neuen, noch schrecklicheren Botschaft hereingestürmt kam: Martiel sei von den Spaniern bombardiert worden; die Armee des Marschall O'Donnel stehe unter den Mauern von Tetuan; die Einwohnerschaft selbst öffne ihm die Thore!

Der Tumult und die Verwirrung, welche dieser Ankündigung folgten, war unbeschreiblich. Wildes Rufen nach der Mkhasnia Die Polizei., wutbebende Befehle an die Wachen, ein Wettlauf nach den Ställen im Hof der Kasbah, Abhalftern der Pferde, Gestampf und Gedröhn von Rosseshufen, und durch die finsteren Korridore stürzten Männer mit Fackeln und Windlichtern in den Händen. Ein Versuch zum Widerstand wurde nicht gemacht. Auch wäre ein solcher offenbar vergeblich gewesen. Beide, die Stadtwache, wie auch die kriegerische Leibwache, waren fahnenflüchtig geworden. Die Kasbah war verraten. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich ein panischer Schrecken. In kürzester Frist hatten der Sultan und seine Genossen nebst Weibern und Eunuchen die Stadt verlassen. Sie hatten ihren Weg durch das Südthor genommen, vor dem ihre unordentliche, undisciplinierte, zusammengelaufene Soldateska in tiefem Schlafe lag.

Ben Abu floh nicht mit Abderrahman. Er dachte an seine Schätze, und sobald er allein war, ging er sie holen. Es waren fünfzigtausend spanische Thaler, das erpreßte Lebensblut unschuldiger Menschen. Niemand außer ihm kannte seine Schatzkammer, denn mit eigener Hand hatte er den Maurer, der sie gebaut, erwürgt. Er fand den Ort im Dunkeln, nahm die Beutel in seine beiden Hände, verbarg sie unter den Falten seines Selhams und versuchte so unbemerkt aus der Kasbah zu entkommen.

Es war zu spät. Schon kamen die Spanier die Arkaden herauf, und Ben Abu mußte sich mit seinen Geldbeuteln in einen Kornkeller flüchten, der unweit des Thores der Kasbah lag. Von diesem dunklen Versteck aus, auf dem von Ungeziefer wimmelnden Korn knieend, horchte er in Todesangst auf den nächtlichen Lärm. Zuerst das Galoppieren der Pferde über ihm im Hofe, dann das wütende Geschrei der Soldaten, und schließlich das tolle Gebrüll der Menge. »Verdammt – sie sind uns durchgebrannt! – Ja, sie haben sich aus dem Staube gemacht, wie die Ratten aus dem sinkenden Schiff. – Verflucht – es ist alles verpfuscht!« Das waren spanische Stimmen, dann aber hörte Ben Abu die gutturalen Laute seines Vaterlandes: »Sidi, durchsuche den Palast. Durchsuche die Weibergemächer, Sidi! – Abderrahman ist fort, aber Ben Abu hat sich versteckt! – Tod dem Tyrannen! – Nieder mit dem Pascha! – Ben Abu! Ben Abu!« Endlich befahl eine Donnerstimme Stillschweigen: »Schweigt, ihr Höllengesindel! Schweigt!«

Ben Abu war in Sicherheit, aber in dieser dunklen Kellerhöhle zu liegen und den Tumult über sich zu hören, war fast mehr, als er ertragen konnte, ohne wahnsinnig zu werden. So wartete er denn, bis der Lärm verhallte und es schien, als ob die Soldaten, welche die Kasbah geplündert, sie verlassen hätten. Nun erst kroch er hinaus, schlich nach den Weibergemächern und rasselte an der Thür. Es war Thorheit, es war Verrücktheit; er konnte aber dem Drange nicht widerstehen, denn er hatte nicht den Mut, allein zu bleiben. Drinnen hörte er Stimmen – das Weinen und Wehklagen der Weiber – aber niemand achtete auf sein Klopfen. Wieder und wieder pochte er mit den Ellbogen, (denn seine Geldbeutel hielt er mit beiden Händen fest) bis sein Fleisch durch Selham und Kaftan hindurch wund war. Doch die Thür blieb verschlossen, und Ben Abu, der sich in betreff seines Verlangens nach Gesellschaft eines Besseren besann, floh nach dem Patio, wo er meinte, durch einen schmalen Gang zu entkommen, der nach einem Gäßchen hinter der Kasbah führte.

Hier traf er Katrina nebst einer Wache von fünf schwarzen Soldaten, die ihr zur Flucht halfen. »Jetzt sind wir sicher,« flüsterte sie, »sie sind alle zurück nach dem Feddan – komm,« und bei dem Licht der Lampe, welche sie trug, eilte sie nach dem gewundenen Korridor, welcher am Badehause und dem Heiligtum der Kasbah vorbei nach dem Thor führte. Ben Abu aber rief ihr nur einen Fluch zu und machte sich mit dem niedrigen Pförtchen zu schaffen, welches vom Alkoven aus in einen Gang führte. Er war gerade im Begriff, sich mit seinen behinderten Armen hindurch zu zwängen, indem er beabsichtigte, Katrinen, wenn sie ihm folgen sollte, die Thür vor der Nase zuzuschlagen, als ein wilder, durchdringender Schrei hinter ihm ertönte – dann wußte Ben Abu einige Minuten lang nichts mehr von sich.

Den Schrei hatte Ali ausgestoßen. Nachdem er den Mahdi auf der Heide vor dem Bab Tut verlassen, hatte der schwarze Bursche auf den Pascha Jagd gemacht. Als die spanischen Soldaten die Kasbah verlassen hatten, setzte er seine Nachforschungen fort. In der Dunkelheit durchschweifte er das Gebäude nach allen Richtungen. Da fand er endlich Ben Abu, sprang auf ihn zu und stieß ihn nieder. Als die Leibwächter das sahen, hieben sie auf Ali ein. Der tapfere Junge fiel mit dem Triumphgeschrei: »Israel ben Oliel!«, als genüge dieser Name, seine eigene Seele zu erlösen und Ben Abus Seele zu verdammen.

Ben Abu war aber noch nicht mit der seinigen fertig. Der Stoß, der nach seinem Herzen gezielt, hatte nur seine Schulter gestreift. »Steh auf,« flüsterte ihm Katrina zu und beugte sich hinab, um seine Wunde zu untersuchen. Das trübe Licht der Laterne fiel dabei auf ihre Hände und ihr Gesicht, – sie waren mit seinem Blut bespritzt. Da schrieen die Leibwächter, die Kasbah brenne, und ohne weiter an Katrina zu denken, rannten sie spornstreichs davon und ließen das Paar allein. »Steh auf!« rief Katrina noch einmal und zog und zerrte an Ben Abus Körper, ja sie schlug ihn in ihrer wahnsinnigen Angst. In dieser bösen Stunde aber hieß es: jeder für sich! Da Ben Abu sich nicht regte, folgte Katrina den Wächtern, und man hat nie wieder etwas von ihr gehört.

Als Ben Abu zu sich kam, glühte der Patio im Lichte der Flammen. Er raffte sich auf, preßte aber noch immer die Geldbeutel, die er unter seinem Selham verborgen hatte, an die Brust. Das Blut rann aus seiner Schulter und färbte seinen Bart rot, und von neuem betrat er den Gang, der nach dem Hintergäßchen führte. Der Gang war eng und dunkel, und am Ende hatte er drei gewundene Stufen. Ben Abu war schwindlig und stolperte, aber der Gang war doch still und sicher.

Draußen im Gäßchen aber empfing ihn ein lautes Getöse von Menschenstimmen, wie Meeresbrausen. Er konnte das Trampeln zahlloser Füße, das Geschrei der Menge und das Knattern der Gewehre dazwischen unterscheiden. Laternen, Fackeln, Windlichter und Pulverblitze leuchteten auf und verschwanden an beiden Enden des langen dunklen Tunnels. Bei jedem plötzlichen Aufleuchten sah er einen sich daherwälzenden Strom wütender Gesichter. Die lebendige Flut umschloß ihn von allen Seiten. Da erkannte er, was es bedeutete. Sowie sie gewiß waren, daß seine Macht dahin sei, und sie nichts von seiner Rache zu fürchten hätten, rottete sich sein eigenes Volk zusammen, um ihn zu vernichten!

Am anderen Ende des Gäßchens standen zwei kleine elende Häuser. Ben Abu versuchte in dem ersten derselben eine Zufluchtstätte zu finden. Aber die Frau, welche unverhüllten Angesichtes vor die Thür trat, war die Witwe des Maurers, der seine Schatzkammer gebaut hatte. »Hund und Mörder!« rief sie und verschloß die Thür vor ihm. Er versuchte es mit dem anderen Hause. Es gehörte dem Sohn jenes Maurers. »Vergib mir!« rief er. »Allah hat mich für meine Sünden gestraft. Ja, ja, ich habe an deinem Vater gesündigt, aber vergib mir und rette mich!« – »Du Hund! Du Memme!« schrie der junge Mann und stieß ihn auf die Straße zurück.

Es war grauenhaft, Ben Abus Entsetzen anzusehen. Er glich einem wilden Tier in der Schlinge. Mit blutunterlaufenen Augen und kurzem, keuchendem Atem, rannte er aus einem dunklen Gäßchen in das andere, und probierte jedes Haus, in dem er Freunde zu finden hoffte. »Ali, kennst du mich nicht?« – »Mohammed, ich, Ben Abu, bin es!« – »Sieh, El Arby, hier ist Geld; es soll dir gehören, aber rette mich nur, rette mich!« Mit solchen Bitten jagte er wie ein gehetzter Wolf durch die Finsternis. Aber nicht ein Haus gewährte ihm Obdach. Überall traf er Verwandte von Männern, die durch ihn ums Leben gekommen waren, und überall wurde er mit Flüchen fortgejagt.

Inzwischen hatte sich unter der Bevölkerung das Gerücht verbreitet, daß Ben Abu in den Straßen umherirre. Ihr Blutdurst wurde dadurch bis zum Wahnsinn gesteigert. Kreischend, ausspeiend, ihre Flinten abfeuernd, ergoß sich der Volkshaufe aus einer Straße in die andere, um seinem Opfer aufzulauern, und jeder Schatten dünkte ihnen der Gesuchte zu sein. »Hier ist er!« – »Da ist er!« – »Nein, dort ist er!« – »Da klettert er die hohe Mauer empor, wie eine Katze!«

Ben Abu hörte alles. Das unartikulierte Geschrei donnerte ihm eine einzige Botschaft ins Ohr – den Tod. Er konnte die Gesichter, die gefletschten Zähne sehen. Erst raste und lästerte er. Dann wieder machte er noch einen Versuch, sein Leben zu retten. Aber der Wirbel umschloß ihn immer enger; und wie ein Mensch durch Schwindel und Grauen von unbezwinglicher Kraft gezogen, sich selbst in den Abgrund stürzt, so stürzte Ben Abu sich endlich mitten in die wutentbrannte Volksmenge, als sie sich gerade über den offnen Feddán wälzte.

Von dem Augenblick an war sein Geschick entschieden. Das Volk empfing ihn mit einem langhallenden Wutgebrüll, in das sich Triumphrufe und Verwünschungen mischten, als habe ihre eigene Schlauheit ihn endlich in die Falle gelockt. Er stand an eine hohe Mauer gelehnt, während ihn die brüllende Menge ringsum einschloß. Beim Licht der Fackeln, die viele trugen, war er allen deutlich erkennbar. Turban und Schaschia waren ihm vom Kopf gefallen, und seine Glatze war unbedeckt. In seinem Gesicht zeigte sich nur noch ein menschlicher Ausdruck, der der Furcht. Man sah, wie er die Arme unter dem Selham vorzog, die Geldbeutel an seine Brust preßte, seine Hand hineinsteckte und Hände voll Münzen unter das Volk warf. »Silber!« rief er, »hier ist Silber, Silber für euch alle!«

Der verzweifelte Appell an die Habsucht war vergeblich. Niemand rührte das Geld an. Es fuhr weiß blinkend durch die Luft und fiel unberührt nieder. »Tod dem Kaid!« scholl es von allen Seiten. Obwohl nun aber die große Mehrzahl der Männer Gewehre bei sich führten, fiel doch kein Schuß. Es schien die unausgesprochene Übereinkunft zu sein, daß Ben Abus Tod nicht eines einzelnen, sondern aller gemeinsames Werk sein müsse. Der Ruf: »Steine!« erklang aus der Menge, und im nächsten Augenblick sammelte alles Steine, die entweder in die Dschellabs gesteckt, oder in kleinen Haufen aufgeschichtet wurden.

Ben Abu erkannte sein grauses Schicksal. Er warf die Geldbeutel von sich, schluchzte und schrie, und man sah ihn die Augen zu dem dunklen Nachthimmel emporheben, während seine dicken Wulstlippen sich sichtlich angestrengt bewegten, wie in angstvollem Flehen. Gleich darauf begannen die Steine ihn zu treffen. Zuerst fielen sie langsam, und er schwankte bei jedem Schlag, wie ein Trunkener. Sein Nacken wölbte sich vorwärts, wie ein Stiernacken, und wie das Gebrüll eines verwundeten Stieres klang das Stöhnen aus seiner Brust. Dann flogen sie rascher, er wankte auf und ab, sein Bart fuhr hin und her auf seiner Brust, die Zunge hing ihm aus dem Halse. Schneller und schneller, dichter und dichter fielen die Steine wie Schloßen auf ihn nieder, aus der Dunkelheit hervorschießend wie Nachtschwalben. Seine Kleider waren zerrissen, sein Blut spritzte über sie hin, er torkelte, wie ein Schlachtvieh, endlich knickten seine dicken Kniee ein, und er stürzte zusammen, wie ein runder, unförmlicher Klumpen.

Noch war aber der wilde Blutdurst der Menge nicht gesättigt. Ein triumphierendes Geheul begrüßte Ben Abus Fall, aber die Steine sausten fort und fort massenweise auf seinen Leib. Allmählich erhob sich über ihm ein förmlicher Steinhügel. Da verließen sie ihn mit befriedigten Verwünschungen und gingen ihres Weges. Als die spanischen Soldaten, die während der That fern gestanden hatten, mit ihren Laternen heran kamen, um dies Denkmal orientalischer Volksjustiz zu betrachten, bewegte sich der Steinhaufen noch in den fürchterlichen Zuckungen des Todes.

Das war das Ende El Arbys, zubenannt Ben Abu.


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