Karl Gutzkow
Hohenschwangau
Karl Gutzkow

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VIII.

Neben dem Kanzler war Grumbach nur klein von Wuchs.

Als die Bäume, denen sie sich zuwandten, hinlänglichen Schatten boten, nahm er den Helm ab.

Sein von Schweiß und Staub bedecktes Antlitz trug die Merkmale einer grübelnden Natur. Die grauen Augen lagen, von langen Wimpern beschattet, bis zum Blinzeln zusammengedrückt. Die Stirn war in Falten gezogen, die schon jetzt, wo des Ritters Alter doch kaum die Dreißig überschritt, ein tiefliegendes Dreieck an der Nasenwurzel bildeten. Der kurzgeschorene, rötlichblonde Bart war gelockt, nicht minder das kurzgeschorene Haupthaar. Da der Ritter die Handschuhe ausgezogen und in seinen Schwertkorb gelegt hatte, sah man, daß seine Haut selbst an den Händen von einem Weiß war, das sich sogar bei stärkster Julihitze dem Gebräuntwerden widersetzte. Die überall sichtbaren blauen Äderchen deuteten auf Reizbarkeit der Nerven. Im Leben der vom Waffenhandwerk oder dem maßlosen Trinken scharf gezeichneten Adligen damaliger Zeit war eine so durchgeistigte Erscheinung selten. Man erkannte, wie maßgebend Grumbach im Kreise der Seinigen wirken mußte.

»Ihr wisset wohl nicht, Ritter, daß eure Base, die Staufferin, in Windsheim anwesend ist?« fragte der Kanzler.

»Base Argula –?« entgegnete Grumbach erstaunt.

»Sie ist zu mir gekommen, um zu hören, was die markgräflichen Dienste euch zuwege bringen sollen.«

»Und was sagtet ihr?«

»Daß ich's von euch erfahren werde! Denn auf heute hättet ihr mich in diese Eichenschonung beordert. Ich würde, wenn ich zurückkäme, ihr alles berichten.«

»Ihr versteht es, auf die Leimrute zu locken!« sagte Grumbach lachend. Er verstand sogleich, daß der Kanzler nur scherzte. Plötzlich unterbrach er sich aber und richtete forschend sein Auge auf den listigen Begleiter.

»Feinde habt ihr wie Sand am Meer! Aber auch Freunde, Kanzler. Offene und geheime. Rechnet vorläufig zu den geheimen auch mich! Was ich bei den Brandenburgern will? Das kommt die Staufferin zu fragen? Schon vor hundert Jahren standen meine Ahnen bei den Brandenburgern. Mein Vater schickte mich als Knaben auf die Plassenburg zu Kasimir. Da hab' ich unsere ritterlichen Künste gelernt. Sage man, was man will, ein Edelknabe konnte von dem finstern, hochfahrenden, grausamen Mann manche Huld erfahren. Bei den ritterlichen Übungen zeigte sich's, wie sich Kasimir schon als Milchbart bei Affalterbach getrauen durfte, den Nürnbergern fünfzehnhundert Mann aus ihren Steuerrollen zu streichen – und die Nürnberger beißen wie andere, wenn sie einen Harnisch anhaben. In Cadolzburg merk' ich's alle Tage, sie haben die Niederlage bis zur Stunde nicht vergessen und werden sie den Brandenburgern bis zum jüngsten Tage eintränken. Als ich den Markgrafen auf seine Hochzeit nach Augsburg begleiten durfte, war ich fünfzehn Jahre alt. Da hab' ich Luther gesehen. Mit siebzehn durfte ich mit ihm nach Worms, wo ich wieder Luther begegnete. Mit neunzehn lernt' ich den Krieg kennen, als Kasimir dem schwäbischen Bund zu Hilfe zog gegen Herzog Ulrich. Dann wurden unsere Bauern toll und wegen Würzburg und meiner Häuser mußte ich nach Hause. War auch mein Vater heimgegangen und vor meinen Burgen lagen die hellen Haufen. Brannten mir Grumbach nieder, Pleichfeld, Rimpar, Rastoll, Herelschaft, Altenschönbach, Estenfeld. Damals galt es biegen oder brechen, mit dem Bundschuh oder dem Rittersporn gehen. Götz, die Wertheimer, die Henneberger, mein eigener Schwager, Florian Geyer, gingen mit dem Bundschuh. Kaum zwanzig Jahre war ich alt und mußte zum Bischof auf den Frauenberg, zu Sebastian Rotenhan und Fritz Brandenburg, um die Feste zu halten. Wieder schloß ich da Freundschaft mit einem Hohenzollern. Eine wilde Zeit, aus der ich – trübe Erinnerungen eingeheimst habe für immer... Mich traf's, daß ich meinen eigenen Schwager erschlagen mußte, den Florian Geyer, und ich tat's gern – um ihm einen ehrlichen Tod zu sichern, sollte er sterben, mit verbundenen Augen, unter des Henkers Hand? Diesen Zweikampf, unter Tränen vollzogen, vergeß ich nie... Daß ich aber jetzt bei den Brandenburgern Dienste nehme, fällt selbst den Würzburger Pfaffen nicht auf. Vielleicht will ich nicht mehr in die Messe gehen? sagt das meiner Base! Die Wahrheit ist aber die: Mit dem Neubau meiner Burgen hab' ich mich verbaut und muß es wieder einzubringen suchen.«

Vogler blieb stehen, hob seine rechte Hand gegen Grumbach in die Höhe, spreizte die fünf Finger aus und sah durch die Lücken hindurch; eine Geberde, die seinen geringen Glauben an diesen letzten vom Ritter angegebenen Grund seines Dienens ausdrücken sollte.

»Warum ich diene, Kanzler? Dafür habe auch außer dem Mangel an Geld drei Gründe. Ich sollte keinen davon verraten. Aber ich tu' es gegen euch – obschon ihr des Markgrafen Feind seid –! Widersprecht nicht. Ihr seid's! Und wollte ich euch jetzt, wie ihr da seid, auf unsere Rosse nehmen und euch dem Markgrafen morgen oder übermorgen, wo wir ihn in Cadolzburg haben werden, beim Mahl als Nachtisch vorsetzen, so wäre Seine fürstlichen Gnaden vielleicht in der Laune, nach einem euch wohlbekannten gewissen Beichtstuhl zu schicken, nach dem gespickten Hasen, der Stachelwiege, der schlimmen Liesel–«

Vogler unterbrach diese Rede mit Gebärden des Entsetzens. Grumbach nannte die ihm wohlbekannten Cadolzburger Folterinstrumente, denen Henkerwitz diese höhnischen Namen gegeben hatte.

»Nun, nun, seht hier dies Wässerchen! Ebenso unschuldig wollt ihr vor mir stehen! Umsonst! von allem, was dem Markgrafen hierzulande nicht zu Willen geht, seid ihr nur die alleinige Ursache!«

»Redet auch ihr so?« wallte Vogler mit voller Entrüstung auf. »Das ist die Krankheit des Markgrafen! Seine schlechten Diener haben ihn damit beschrieen! Die Verruchten, die mich verjagen halfen! Was ihr Ungeschick, ihre Unkenntnis des Landes und der ortsüblichen Sitten von selbst verschuldete, das soll ich angezettelt haben! So hat es Bendorf bei ihm aufgebracht –«

»Vergebt meinen Scherz!« fiel Grumbach ein. »Seine fürstlichen Gnaden möchten euch allerdings des Tages dreimal köpfen lassen und – lieben euch dennoch!«

»Wie der Wolf das Lamm!« sagte Vogler unmutig und setzte sich. »Aber vergeßt eure Rede nicht! Worin hab' ich mein neuestes Stücklein gespielt? Und welches sind eure drei Gründe, die euch zum Dienen bestimmen?« »Euer allerneuestes hängt vielleicht mit meiner Base zusammen?« entgegnete Grumbach. »Durch Zufall ist sie nicht hier. Ihr habt sie gerufen, um dem Markgrafen Ungelegenheiten zu bereiten, soll ihm etwa Luther aufsässig werden?« Vogler staunte über den Spürsinn des Ritters und horchte auf.

»Seid ihr auch noch Amtmann euers Bischofs in Dettelbach und seckelt ihm die Wallfahrtsheller ein?« fragte er spottend, um behutsam dem aufs rechte Ziel Zusteuernden auszuweichen.

»Ich bin im Herzen evangelisch,« bekannte Grumbach nach einigem Besinnen, »aber ich müßte einen Streit auf Tod und Leben anfangen, wollte ich in Würzburg Luthers Sache ausfechten. Weib und Kind würden mich verlassen. Das ist bei uns mit Lorenz von Bibra begraben gegangen, seitdem unsere Mitra Thüngen trägt und sich die Standschaft besonnen hat auf die täglich aus fürstlich würzburgischen Rentamt gefütterten hundertachtundsiebzig Adlige, Ritter und Edelknaben, hat bei uns die Wittenberger Nachtigall ausgesungen. Für mein Teil weiß ich in der Tat auch selbst den Weg, um selig zu werden. Schon die alten Heiden kannten ihn! Im übrigen gehen wir Menschen nicht unsere Wege, sondern werden sie geführt und wer selig werden soll, der wird es.«

»So spricht ein Calvinist!« loderte Vogler auf. »Soll es dahin mit dem Markgrafen kommen, daß er seinen wahren Glauben, den Türkenglauben, unter Zwingels und Calvins Namen auch in deutschen Landen einführen hilft? Wahrlich! Mich sollte es freuen, wenn eure Frau Base ein Feuer anzünden wollte, daß bis Wittenberg, Genf und Rom der rote Schein gesehen werden könnte.«

»Kanzler,« brach Grumbach mit nachdrücklicher Bestimmtheit ab, »ich sage euch, wenn die Staufferin meinem Namen, meiner Stellung zu Würzburg, meinem Ehrenamt beim Markgrafen die Schmach antut und ihr Briefschreiben und Lästern wieder beginnt, wie zuvor in Bayern, so mache ich dafür euch verantwortlich und kein Eid soll mir zu teuer sein, es zu beschwören, daß dessen ihr allein der wahre Urheber seid!«

Der Kanzler schwieg und sah verlegen nieder.

»Ich will es glauben,« fuhr Grumbach begütigend fort, »daß Argula nur um meinetwillen zu euch gekommen ist – schon lange lasse ich sie auf ihrem Wittum beiseite liegen. Bin nicht der Mann, mit ihr auf Bibelsprüche zu fechten, sie soll mir den Gaul nicht scheu machen! Habe redlich das meinige getan, ihr im Winter eine warme Stube und Brot zu jeder Zeit zu geben; die Fuchs und die Bibra sind ihr freundliche Nachbarn und sind's ihr um meinetwillen; meine eigene Schwester, Esra, die für mich durchs Feuer geht, mein Vetter Hessel Grumbach auf Rombach tun alles, was in ihrem Vermögen steht, um sie glauben zu lassen, der Main sei so schön wie die Donau. Aber nirgends hält sie Frieden! Ist's nicht in Werken, ist's in Worten. Bald disputiert sie mit den Domherren in Bamberg, bald hetzt sie in Schweinfurt Rat und Bürgerschaft gegen Würzburg. Ich mag sie nicht in ihrem Gott kränken, mag auch nicht, wenn sie ihre Güter, wie's den Anschein hat, nimmer wiedergewinnt, daß sie's jetzt schon vermerkt. Ich bezahle für sie ihre Notdurft, fahre in ihren Hof Heu und Korn. Aber meine Wege soll sie nicht kreuzen. Schreibt sie gegen unsern Markgrafen, so zieh' ich die Hand von ihr. Aber auch ihr werdet besser tun, sie von solchen Unziemlichkeiten abzuhalten!«

»Ich verspreche euch, Ritter,« sagte der Kanzler in voller Zustimmung, »daß ich nichts unterlassen werde, einen solchen Schritt zu verhindern. Aber ich wundere mich euers Eifers und euers Hasses wider mich, so ihr mich doch euerer Freundschaft versichert halten wolltet und so manches Wort zu sprechen begehrtet, dessen Ziel mehr euer eigenes als des Markgrafen Wohl sein sollte. Oder meinet ihr, daß ich lassen könnte von meines Lebens Summa und höchster Krone, dem heiligen Evangelium, das ihr um schnöder weltlicher Vorteile willen verleugnet? Tragt so stolz den Brandenburger Adler auf eurer Brust! Seht euch ja vor, daß auch euch nicht einmal sein Schnabel und seine grimme Klaue empfindlich werde!«

»Der Brandenburger Adler ist des Kaisers Adler, Zeichen der Hohenzollerntreue für Kaiser und Reich!« entgegnete Grumbach und setzte den Helm auf, der den Adler in eingelegter Arbeit abgebildet zeigte. »Ich kann deutscher Nation nur raten, die Wege des Kaisers zu gehen und die Wege solcher unter den Fürsten, so es mit dem Kaiser halten!«

Anfangs schwieg der Kanzler auf dies Wort, das ihm die äußerste Entrüstung weckte. Seine Augen wurden starr, seine Hand ballte sich. Dann versuchte er zu lachen.

»Ich denke, ihr redet just wie vor zehn Jahren die Bauern,« sprach er bitter. »Die unternahmen auch all ihren Totschlag in Kaisers Namen! Kaiser und Reiches Wohl – ein Instanzenzug, der noch über das Reichskammergericht hinaus und nur einige Sprossen tiefer als die Leiter geht, so Jakob im Traum gesehen! Hört mich aber! Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, ehrenfester Junker, was in deutschen Landen Erbarmenswertes geschieht, kommt von Spanien, Burgund, Österreich. Zwölf Artikel hatten dazumal die Bauern und hoben ihren armen vertretenen Schuh, mit dem sie durchs Leben humpeln müssen, im Namen von Dingen in die Höhe, die nicht weitab von unseres Herrn und Heilands und seiner heiligen Apostel reiner Lehre liegen sollten. Gut, das hat ein Ende mit Schrecken genommen. Aber daß der Teufel bei ihnen auch den Samen streuen mußte, zu liebäugeln mit Österreich! Schonten die Schlösser der Erzherzoge in Burgau und Tirol, machten bei Füssen und Hohenschwangau kehrt, um ja nicht dem schwarzen Adler mit den zween roten Zungen und den goldenen Fängen weh zu tun. Die eigenen Tiroler und die Linzer haben's damals kaum begreifen können, daß ihnen die Schwaben und Franken durchaus ihre Erzherzoge als Heilige abmalen wollten, und schlugen dann selbst zu. So verschmitzt sind die Hofschranzen in Wien und Innsbruck, daß sie's auch wissen, wie vernarrt die Deutschen in ihr Kaisertum sind. Geben allem, was in deutschen Landen, Religionssachen ausgenommen, sich nicht schicken und fügen will, Nahrung, Zunder, Anhalt, als könnte das Heil wirklich nur von Wien und Innsbruck kommen! Im eigenen Lande hausen sie dann wie die Türken, von denen sie's der Nähe halber gelernt haben. Kaiser und Reich! Junker, auf die Ordnung der Scholle, auf der wir stehen und leben, kommt's jetzund an! Gesetz und Landeswohlfahrt und ehrliche Freiheit der Gemeinde! Vom Kleinen ins Große muß Deutschland wachsen, nicht vom Großen fürs Kleine hoffen! Ei, wenn uns die Magister und die Schreiber diesen Segen bringen wollten, so mögen die Hofmeister und Staatskanzler in Gottes Namen zum letztenmal in die Hofburgen aus – Turnierschranken eingeritten sein!«

»Der Meinung bin ich nicht!« sagte Grumbach. »Ich denke wie Sickingen, Hütten, Götz. Die Fürsten sind das Verderben deutscher Nation! Sie sollen nicht höher streben als das allgemeine Maß von Recht gesamter deutscher Nation; das ist in des Kaisers Hand beim Schwert und Reichsapfel ... Doch das wollen wir lassen. Hört jetzt aber meine Gründe, warum ich diene. Der erste ist: Ich lebe mit meiner Hausfrau am glücklichsten, wenn ich sie wiedersehe nach langer Trennung und wieder von ihr scheide nach kurzem Beisammensein –«

»Bei euern vielleicht – dreiunddreißig Jahren?« warf der Kanzler ein, sich jetzt erst sammelnd.

Grumbach verweilte nicht länger bei diesem verfänglichen Gebiet seines Lebens.

»Der zweite Grund, warum ich schon Amtmann in Dettelbach, jetzt in Cadolzburg geworden bin,« fuhr er nach einer Weile düsteren Nachsinnens fort, »sind die Domherren in Würzburg. Lebe ich dicht unter den Augen dieser heillosen Tagediebe – Kilian Fuchs und Wolfdietrich Schaumberg hören uns nicht – so belästigen sie mich schon allein durch ihre Neugier. Ich denke, wird erst Konrad von Thüngen die Augen zugetan haben –«

»Und die Inful mit – Zobelpelz besetzt sein –« warf Vogler dazwischen.

»Meint ihr –? Ei! ei!«

Ein leises Zucken der Augenwimpern Grumbachs verriet, wie unangenehm ihn des Kanzlers Prophezeiung berührte.

»Und der dritte Grund?« lenkte Vogler rasch ein, um dem Ritter das Bittere seiner Bemerkung weniger fühlbar zu machen, und fuhr, da Grumbach immer noch schwieg, fort: »Daß es Luthers Lehre und deren Ausrottung in Würzburg nicht sei, glaube ich eurer Base, der Staufferin, verbürgen zu können. Auch wohl, daß ihr im Markgrafenland nicht die Lutherlehre tilgen wollt!«

»Mein dritter Grund,« sagte der Ritter, diese Worte Voglers gar nicht beachtend, »sind die Sterne!«

Beide Männer schwiegen. Leise nur murmelte der Waldbach. Immer noch vernahm man aus der Ferne ein harmonisches Klingen; die Mannen sangen nun sogar mit mehreren stimmen.

»Ihr seid ein Astrolog?« fragte Vogler.

»Nicht um der Sterne oder der Nacht, sondern um der Sonne und um des Tages willen – diene ich!« antwortete Grumbach. »Ich liebe nur den Tag und die Sonne! Deshalb hab' ich nie auf meinem Rimpar Ruhe. Vernehmt, warum! Ich baute die Burg, die mir die Bauern gebrochen hatten, wie ein fürstlich Schloß mit sieben mächtigen Türmen wieder auf – einen in einer Höhe, um ganz Franken übersehen zu können. Es war die Lage, wie meine Väter die Burg hinterlassen hatten. Da entdeckte ich erst, als alles fertig geworden und ich mir eine Schuldenlast von vielen Tausenden aufgebürdet hatte, daß in Rimpar bereits die Sonne untergeht, wenn sie noch in Würzburg golden auf den Traubenfeldern liegt, über den Gramschatzer Wald und meine Berge senkt sich die Nacht so früh, daß ich ein Einsiedler zu werden fürchtete. Als Kind hab' ich zumeist auf Burg Grumbach und in Würzburg gelebt. Die Sonne sehen, bis ihr letzter Schimmer auf Erden erloschen ist, ist meine Lust. Mein Verlangen zur Sonne trieb mich nach Dettelbach, jetzt nach Cadolzburg. Nachts sehe ich dann freilich nach den Sternen –«

»Und was sagen sie euch?« fragte Vogler, der solche besondere Neigung zur Sonne oder einem andern Gestirn wohl begriff; glaubte doch die Zeit, daß alles Leben ein Sphärensang sei, Blume sich auf Stein, Stein auf Blume beziehe und das Edelste im Weltenraum, das Menschenleben, unter dem unmittelbaren Einfluß des sichtbaren Himmels stehen müßte.

»Die Sterne sagen mir, was die Schrift sagt, daß unsere Namen am Himmel angeschrieben stehen!« antwortete Grumbach. »Doch laß ich mich zurzeit nur von bösen Aspekten abschrecken, von guten nicht ermuntern. Tät' ich das letztere auch – und hätt' es schon getan – Vielleicht trüge ich – den Kurhut. Jahrelang hab' ich die Sterne ruhen lassen, dann trieb mich's wieder mit mächtiger Gewalt zu ihnen. Ich ging in Nürnbergs Nähe; dort wohnen die weisesten ihres Fachs, ein Heller, ein Schoner. Aber diese Kraft hab' ich über mich gewonnen, daß ich – ich sagt' es euch schon – unterlasse, was die Sterne widerraten, nicht tue, wozu sie mich ermuntern!«

»Unter den Astrologen gibt es wenige gute Christen –« sprach Vogler ausweichend, den Kopf schüttelnd und sich dessen doch bewußt, daß selbst Melanchthon an den Sternen hing und Carion in Berlin mit seinen Kalendern und Nativitäten ganz Deutschland beherrschte.

»Auf jeder meiner Burgen hab' ich ein Astrolab!« fuhr Grumbach, des Einspruchs nicht achtend fort. »Auch in Cadolzburg ließ ich eines aufrichten. Ich vergleiche, was ich in Würzburg, Schweinfurt oder Nürnberg zu gleicher Zeit beobachten lasse. Schoner ist ein Ehrenmann. Als ich geboren wurde, regierte Saturn. So hab' ich den Mut, dunkle Straßen zu wandeln und Wege zu gehen, die ich mir erst durchs Dickicht selbst hauen muß. Möchte von allem, was sie von mir vermeinen, schier immer das Gegenteil tun. Daran hab' ich meine Belustigung im Leben. Sonst mangelt es an Freude. Schlemme nicht, trinke nicht, hofiere nicht den Frauen, es sei denn, daß sie im Zeichen des Skorpionen geboren sind – derer sind nicht viele, denn um Weihnacht und bei Tag- und Nachtgleiche drängt's den Mann nicht zum Weibe, wer unterm Saturn geboren ist, darf starke, langwährende Dinge ansehen, Fundamente bauen. Darin ist mir alles gelungen. Auch das glückte mir, Ämter zu besetzen oder zu verleihen, Kaufschillinge zu wechseln, Hantierung mit Erzwerk zu treiben, zu kaufen, zu verkaufen. Dennoch jage ich dem allem nicht nach. Fürchtend, mein Glaube – werde zu Wasser werden –«

»Zu Feuer – zu Feuer –!« sprach Vogler und trat erschreckt zurück. Denn Grumbachs Augen funkelten, seine nur mittlere Gestalt schien zu wachsen, Er hatte den Helm wieder abgenommen. Sein Haar schien sich emporzusträuben.

»Ritter, das ist weise!« fuhr der Kanzler mit feierlichem Ernst fort. »Gott hat Loswerfer, Tagwähler, Zeichendeuter dem Satan überwiesen! Hütet euch vor den Lockungen der Finsternis!«

»Kann es wider Gott sein,« entgegnete Grumbach in gleicher Ernsthaftigkeit, »wenn mir die Sterne sagen, ich sollte – dienen?«

Voglers Schweigen drückte sein Erstaunen aus.

»So oft ich am ersten Tag nach meiner Geburtsstunde, wo der Mond sichtbar ist, die Stellung befrage, steht Mars in Opposition und sagt: Mach' keine Kundschaft! Keine Freundschaft! Dinge keinen Knecht! Fange nichts an! Daran erkenn' ich, daß ich nicht herrschen, nur dienen soll und durch Dienen zu dein Glück komme, das mir der ganze Himmel zujubelt!«

»Wehe! wehe, wenn ihr euch irrt!« rief Vogler mit bebender Stimme.

Grumbach schüttelte sein Haupt.

»Wenn ihr aber die andere Stunde befragt und die Sterne raten zum Herrschen und Befehlen?«

»Niemals!« entgegnete Grumbach fast mit Demut. »Immer Opposition, Beugung, Kreuzung durch ein mächtigeres Gestirn. Kanzler, so will ich denn dienen, aber als freier Mann, ohne Gewinnes Geiz, dienen zu irgendwelchem guten Zweck, was ich erwerben möchte, das wird mir von selbst zufallen. Eines fast zu reichlich: Gerade – die Freundschaft! Freunde zu haben, das ist mein Stolz, mein Schatz! Freunde, die mit mir halten und meine Kraft stärken aus reinem Gemüt, edlem, uneigennützigem Dank. Einst kommt die Zeit, wo mir's wuchert, was ich so an den Tau im Grase, an die Luft verschenke. Führe kein Buch über meine Außenstände. Zinsen der Freundschaft nenn' ich schon, wenn ich mich über die Tücke meiner Feinde nicht ärgere. Weiß ich doch, da und dorten brennen meine Lichtlein und leuchten für mich durch die Nacht! Habt ihr's nicht schon empfunden – von einem wahren Freunde, geht ein Strom aus, den man auffangen möchte, wie die Pfaffen Gott den Herrn in der Hostienbüchse? Ha, ich ein Calvinist! Von einem Freund weht mich's an wie Balsam und ich sollte nicht, wie Luther lehrt, Christentum im Brot des Abendmahls zwischen den Zähnen, im Wein seinen persönlichen Kuß auf den Lippen fühlen? Seht die, so dort im Waldesschatten lagern! Zahlreiche wüßte ich euch zu nennen in Würzburg, viele im Bambergischen, in Koburg, auch im Brandenburgischen, die mir freiwillig verbunden sind, als hätten wir gegeneinander unser Blut getrunken. Das ist der Magnetstein, der im menschlichen Auge liegt, bei manchem in der Stimme, bei andern im Lachen, bei andern im Schweigen, bei Frauen in der Haut, bei einigen auch nur in der Hand. Und glauben, Kanzler, müßt ihr den Menschen nur, was sie vor Tisch sprechen, ehe die Sonne im Zenit steht! was sie nach Tisch versprechen, halten sie nicht, wenn es auch noch so sehr uns schmeichelt, daran zu glauben. Was mir Menschen schon geworden sind und was – sie mir nicht geworden sind, ja das dank' ich – den Sternen!«

»Und dies Heer, das ihr da werbt, dies Aufgebot, das euch zu jeder Stunde bereit stehen soll, wohin wollt ihr es führen?« fragte Vogler, der des Ritters seltsame Behauptungen und Lehren keineswegs ablehnte. Die Zeit faßte sich damals wie ein Wunder. Der Eifer, die geheimnisvollen Tiefen der Natur zu durchdringen, erfüllte alle.

»Zunächst kann ich den Markgrafen,« sagte Grumbach ausweichend, »binden und lösen – er nicht mich! Ich bin sein Diener – aber unsere Sternbilder stehen einander vertikal. Für mich ist er ein Sohn des Mondes. Mag sein, daß ich ihn fliehe wie die Nacht – schon um meiner Nächte auf der Plassenburg willen. Kanzler, wenn einst da Kasimir auf Reisen ging, gen Österreich, gen Ungarn, ob zum Krieg, ob nur zu seinem Bruder Georg, gen Jägerndorf zu seinem Schwager Herzog Münsterberg, zur friedlichen Erlustigung oder um Pläne auszuhecken über brandenburgische Zukunft, und es ihm zu kostspielig wurde, den allzu großen Troß mitzuführen, so mußten wir, die jungen Edelknaben, auf der Plassenburg beim alten Kommandanten Boos von Flachsland, der den Brüdern ihren Vater im Turm gefangen hielt, zurückbleiben und im Waffenspiel uns üben. Am Tage war es in der luftigen Höh' am Zwinger oder ob den Wällen unter den Kartaunen ein wohlgemutes lustig Leben. Nachts traf mich jede Woche zweimal der Nachtdienst. Dann hörten wir den alten Fürsten in seinem Turm fluchen oder beten, je nachdem. Laut mit sich zu sprechen, war seine Art. Herzzerreißend zu hören, rief er den alten Gott im Himmel an. Sie nannten ihn einen Narren. Wenig Narrheit und viel Weisheit fand ich in seinen Worten. Daß er einen Spiegel anstarrte und mit sich selbst sprach, daß er sich die Zeiten seiner Verlobung mit einer hessischen Prinzessin vergegenwärtigte und nicht mehr der schlesischen Polin gedachte, die ihm seine siebzehn Kinder geboren, darunter Söhne, die ihm das Regiment und die Freiheit genommen hatten – wer mochte es ihm verdenken! Kasimir war so grausam und nahm ihm den Spiegel und die Bilder seiner Ahnen. Nun blieben ihm nur noch die Gipsbilder an der Decke zur Unterhaltung, Knaben, die mit Blumen und Kränzen spielen, Trauben pflücken – ihr kennt sie wohl! »Narr!« Narr ist uns jeder, den man blind macht und dann raten läßt: was sehen die Sehenden? Ihr habt gut lachen, wenn er jammert: Wölfe und Teufel! Der Sternenhimmel, der über dem Burgfrieden, über Wäldern und Tälern weit hinaus bis zu den rauhen Kulmen des Fichtelwaldes wie ein Zelt ausgebreitet lag, schien mir eine lebendige Schrift zum Lesen; die Sterne redete der Alte an und nannte sie bei Namen. Da kam ein neuer Vogt, Hans Heidenober, viel hatte der schon erlebt, war mürrisch und ließ nicht einmal die Prinzen von Berlin, so den Oheim zu besuchen kamen, auf die Burg herauf. Machte Heidenober die Runde und kam an mich der Posten auf der Feuerwacht oder am Einlaß unter der Sonnenuhr im Zwinger, wo die Hauptwache lag, dann trat er zuweilen zu mir hinaus und sagte, auf den Alten deutend, der zum Fenster hinaus den Sternen predigte: Er kennt sich da oben besser aus, als in seinem Lande! Von Heidenober lernt' ich den Stand und die Macht der Sterne, ihre Attraktion und Influenz, wie ich hierauf in meine Heimat zurückgekommen bin, das sagt' ich euch schon: Um die Bauern. Meine Plassenburger Nächte nahm ich mit. In Würzburg hat man mich dann noch alles besser nach Ptolemäi und anderer ägyptischer Weisheit begreifen gelehrt. Seitdem bin ich abermals auf der Plassenburg gewesen; letzte Fastnacht führt' ich Kasimirs Sohn dorthin. Prinz Albrecht ist jetzt vierzehn Jahre alt; wider willen ging er auf die Burg und sagte mir's offen heraus: Junker, ich soll in meines Großvaters Turm? Daß er drin schon einmal gewesen, wisset ihr ja am besten. Ihr habt ihn selbst dorthin gegeben, Kanzler, als sein Vater starb – zur Unterhaltung des Großvaters – oder wie sagte damals euere staatsweise Mildigkeit und fuchsherzige Güte –? Verzeiht mir's, wenn's nicht die euere war –!« »Wie sprecht ihr!« unterbrach Vogler, der auf jedes Wort des Ritters horchte und Besorgnis hegte, er möchte dem Prinzen gegenüber, mit dem der Ritter plötzlich in besonderer Vertrautheit zu leben schien, in ein falsches Licht gestellt werden, »Wo sollte der Prinz ritterliche Künste lernen? Lernt ihr den Krieg an den Mündungen der Feldschlangen oder in Turnieren noch, wo sie Blasen mit rotem Wein füllen und sie heimlich aufstechen, um dem Frauenzimmer Tränen über eure Wunden abzulocken, wie damals in Onolzbach vorgekommen bei Kasimirs Hochzeit?«

»Der Prinz,« antwortete Grumbach mit einiger Bitterkeit, »ist ein Kraut, das in euere Onolzbacher Ziergärten nicht paßt! vielleicht rankt er besser an alten Türmen und Mauern auf, ein spitzblätteriger Hauslauf –«

»Habe des Besten für unser junges Prinzenblut gesorgt,« fuhr Vogler ängstlich fort: »Albrecht in Preußen hält auf seine Richten viel, auf seinen Neffen alles! Mein Unglück bei Georg und Markgräfin Ämilia stammt nur von dem Prinzen und seinen Schwestern und von meiner Liebe zu ihnen her.«

»Hm! Das will ich dem Prinzen melden!« erwiderte Grumbach. »Auch Albrecht gehört zu denen, die mir rätselhaft anhangen und nicht wissend warum mir Folge geben. Mein erstes Probestück in Cadolzburg war's, den Prinzen, der mit dem jungen Leuchtenberg und dem Gleichen zu mir geschickt wurde, zu überreden, daß er geruhig auf die Plassenburg gehe. Er sollte die Fastnachtzeit nicht in Gnolzbach zubringen, auch nicht in Nürnberg, wohin er anfangs scheinbar geschickt wurde. In der Wut – sie überfiel ihn, weil er sich getäuscht sah – sieht er seinem Vater ähnlich, wenn Kasimir köpfen und Augen ausstechen ließ, sonst hat er nicht bloß die lange Figur der Mutter, sondern auch deren scheinbar gemütliche und scherzende Art –«

»Bayerische Löwenkatzenart!« warf Vogler ein.

»Ich brachte ihn glücklich auf die Plassenburg, wo ihn Waffenübung, nicht zu spielen und zu trinken erwartete. Ich sprach ihm von Plassenburgs Sternenhimmel, von seines Großvaters Leiden, besänftigte ihn und fand ihn so gelassen und mir in allen Dingen gefügig, wie ein Kind auf Zuckerbrot. Wär's nach ihm gegangen, so hätt' ich von Plassenburgs Schloß nicht wieder heimreiten dürfen. Die Zeit bis zu Märzen Ende blieben wir. Es war bitterkalt. Doch der Prinz zog mich nachts auf die Turmkanten, und ich mußte ihm die Sterne deuten. Daß ihm böse, feindliche Mächte drohten, konnt' ich nicht verschweigen. Immer tiefsinniger wurde der Knabe. Nach einigen Tagen hieß es, die weiße Frau lasse sich sehen. Doch lassen sich's die Knechte bis heute nicht nehmen, daß ein Weib in langen schneeweißen Kleidern an der unteren Wache vorübergegangen, dem Posten dreimal mit der Hand abgewinkt und dann verschwunden sei. Kam dann auch richtig, als der Schnee aufgegangen, die Nachricht, der alte Markgraf, den der preußische Albrecht endlich freigeredet und freigeschrieben, sei den vierten Aprilis, sechsundsiebzig Jahre alt, in Onolzbach entschlafen. Den Prinzen hielt nun nichts mehr auf der Plassenburg. So schlecht die Wege waren und so dringende Verrichtungen ich in Würzburg zu besorgen hatte, ich mußte mit ihm auf Onolzbach reiten. Das erzähle ich euch nur, weil ich des Prinzen Herz gewonnen habe, vor seinen Briefen, vor seinen Klagen habe ich keine Ruhe, seht mein Verhängnis, daß ich Menschen finde, die für mich durchs Feuer reiten, ohne daß ich ihnen mehr getan, als – um vom Feuer zu reden, mit einem angebrannten Schwefelfaden den Schnupfen eher kuriert als die Natur. Denn das ist gut gegen den Schnupfen, Kanzler, und hier ist's feucht an dem Wässerle! Kommt lieber, daß wir heimgehen –!«

»Heimgehen –?« rief der Kanzler, der nunmehr Grumbachs ganze Absicht begriff. Es war auf den Prinzen abgesehen, auf den Haß, den Georg gegen den Prinzen, hegte. Und jetzt tat der Ritter, als wollte er abbrechen –?

Doch verharrte Vogler bei dem Schein, sich nicht aufdrängen zu wollen, und sagte:

»Ihr sprecht von Klagen? Welche hätte der Prinz anzubringen?«

Grumbach blieb stehen und sprach so leise, als wenn die Blätter im Walde es hätten hören und verraten können, doch mit fester Betonung jedes Wortes: »Mir und jedem, der dem Prinzen nach Brüssel oder Barcelona zum Kaiser verhelfe, verspricht er seine künftige Gnade auf lebenslang –«

»Um Jesu willen!« rief Vogler entsetzt aus und fuhr hastig drängend fort: »Der Markgraf – ja, er haßt ihn und möchte ihn verderben an Leib und Seele! Er haßt in ihm seinen Bruder, der ein größer Kriegsingenium hatte als er, seine bayerische Mutter, seine pfälzischen neuen Verwandten, haßt ihn als den Erben all der Dinge, für die er selbst sich, wie er oft sagt, mühen muß wie ein Lastträger –! Vor einem heimlichen Anschlag, auf den ihr zielt, Junker, den Prinzen zum Kaiser zu bringen, davor wolle uns Gott der Herr bewahren! Wie? Sollen unsere jungen, Fürsten von welschen Listen und Tücken vergiftet werden? Sollen die Hoffnungen Deutschlands in die Schule der Spanier gehen? Grumbach, Grumbach, führt mir den Prinzen nicht zum Kaiser!«

Wie zu metallener Kraft schienen sich bei diesen Worten die Glieder des Kanzlers aufzuschnellen. Er schritt, als müßte die Erde die Wucht seines kranken Fußes fühlen.

»Wenn ich den Sternen folgen wollte,« antwortete Grumbach, »müßte ich den Wunsch des Prinzen erfüllen. Was ich auch über diese Dinge auf dem Himmelsgrund vergleiche, alles rät mir an, eine große Gefahr zu bestehen, ein groß Wasser zu überschiffen, mit Kriegsvolk in eine weite Ferne zu reiten. Ein Leichtes wäre mir's, den Prinzen in Onolzbach oder in Kulmbach aufzuheben, mit ihm über den Main nach dem Rhein zu entkommen oder über Tirol nach Wien. In Bamberg und Würzburg würde darüber ein Frohlocken bis an den Himmel erschallen. Manchen bösen Feind würde ich mir dadurch versöhnen. Vom Kaiser, der nach dem Prinzen unablässig verlangt, der an ihm das Andenken an seinen Vater, der für Österreich so viel getan hat – auch die Kaiserkrone an Karl gebracht – ehren will, würde ich mit reichsten Gnaden belohnt werden und sofort Bestallungen gewinnen, die ich allhier nur durch einen langen Umweg zu erreichen erwarten kann. Auf einen gefahrvollen Ritt, wenn auch mit dem Degen und dem Rohr in der Hand, würde für uns in Brüssel oder Wien ein Leben voll Herrlichkeit und Freude folgen –«

»Der Fluch, die Verachtung des gesamten Vaterlands!« unterbrach Vogler diese wie in träumerischer Abwesenheit gesprochene Schilderung. »Ehrenfester Junker,« fuhr er bittend fort, »gebt diesen Bildern eures inneren Auges nicht nach! Verlockt euch nicht selbst durch solche Satansspiele der Einbildungskraft! Ich weiß, ohne die Gnade, ohne die Liebe, die Freundschaft dieses jungen Prinzen, ist für die Zukunft dieser Lande nichts zu gewinnen; aber fest steht auch ein solcher Bund nur auf dem Boden des Rechts und der gemeinen Wohlfahrt des Landes. Daraufhin lasset uns zusammenhalten! Ihr – der ihr dem Prinzen mein beklagenswertes Los, meine verkannten Verdienste und den Rückhalt schildern solltet, den bei mir, bei meinem Gerechtigkeitssinn, meiner Kenntnis aller offenen und geheimen Schäden, so im Leben seines Ohms und Vormunds, wie in der Verwaltung des Landes, seine schmähliche verratene Sache hat. Ich hinwiederum – indem ich dem Herzog in Preußen und manchem andern wichtigen Mann in des Markgrafen Umgebung, der mir annoch zugetan, aufs dringendste – euch empfohlen halte!«

»Kanzler, dann sind wir einig!« unterbrach Grumbach und reichte ihm die Hand.

»Was Leonhard von Eck und Christoph von Schwarzenberg in Bayern sind,« sagte Vogler, »das können und wollen auch wir im Brandenburgischen, in Jägerndorf, Schlesien und Böhmen sein! Die Würde des Hofes, die Kriegsbereitschaft, des Staates Ansehen vertretet ihr! Ich warte des Landes, des Rentamts, auch der heiligen Sache der Religion! Wir würden uns um so eher verständigen, Ritter, als euch, so ich den Sinn euerer geheimnisvollen Worte zu deuten vermag, mit solchen Ehren doch nur eine Staffel gewonnen werden soll für ein Aufsteigen noch zu ganz andern Höhen ... Oder was sagen euch da euere Sterne?«

Grumbach hatte seine Freude an dem sturmeifrigen Kanzler, der ihm alles das zu sagen ersparte, was er selbst bedächtig erst bei ihm hatte anbringen wollen. Jetzt legte er mit Entschlossenheit seine Hand auf Voglers Schulter, ließ das geheime Feuer seiner Augen wie in voller Strömung über ihn ausgehen und sprach:

»Kanzler, das Glück gehört dem Schlafenden! Aber wachend, im lebendigen Bewußtsein, durch mich selbst gewonnen möcht' ich es finden, nicht geschenkt erhalten von den Geistern, die, es ist ja bekannt, für alles, was sie geben, sich auch wieder den Reukauf bedingen und oft, um das ihrige wiederzuerlangen, Forderungen an uns stellen, die über das Geschenkte weit hinausgehen! Wisset, ich habe in Würzburg die Plage des Belehntseins satt. Zu jedem Bissen, den ein ehrlicher Ritter in den Mund steckt, sagen die Lehnhöfe: Er ist dir nur geliehen! Soll das so bleiben in deutschen Landen? Nein, wir müssen noch weiter als nur bis zu der Sprosse, die ihr mir da eben genannt. Nicht in der Religion ist zu suchen – Herr Gott, die zerstört ja nur alles und macht Deutschland unstaatisch, so daß wir um unserer zänkischen Prädikaster willen selbst mit den Franzosen und noch mit den Türken Bündnisse schließen werden –! Nein, in andern Dingen liegt's. Doch – davon ein andermal... Kehren wir nun zu meinen Leuten, zu eurer Tochter zurück! Wir haben uns heute nur zufällig gesehen, versteht ihr? Den gemeinschaftlichen Weg, den wir wandern, kennen wir nun. Ich werde dem Markgrafen von unserer Begegnung als von ungefähr gekommen sprechen und muß ihm sonder Zweifel viel davon erzählen. Und dem Prinzen erzähl' ich nicht minder. Nicht alles, was ich dem einen sage, sag' ich dem andern. Ihr fördert meine Ernennung zum Gubernator des Prinzen durch eure Verbindungen, namentlich bei dem eigentlichen Regenten des Hauses, dem Herzog in Preußen, ohne den in diesem Punkt nichts zu machen ist! Ihr sorgt, daß der Prinz zu ritterlicher Erziehung, zum Bereisen und Besehen der Höfe, hört ihr, auch zum Aufenthalt in Rimpar und in anderer Freunde Häusern mir überlassen werde. Daß ihn dann von meiner Seite keine Macht der Erde, auch nicht der Kaiser, es sei denn über meinen Leichnam hinweg, entführt, dafür steh' ich euch und seinen Oheimen! Alles übrige gilt der Augenblick. Des Landes künftiger Administrator aber im Recht und in der Ordnung des gemeinen Wesens werdet wieder ihr!«

Nun hielt Vogler des Ritters Rechte mannesfest in der Hand. Grumbach hatte die Handschuhe abgezogen. Seine Hand fühlte sich eiskalt an. Alles Blut schien ihm zum Herzen gedrungen.

»Bin ich Gubernator des Prinzen,« fuhr er fort, »so muß er hören, sehen, tun, lassen, was wir wollen! Nur solchen Menschen darf er Freundschaft schenken, die wir zuvor mögen. Die muß er hassen, die wir hassen. Schon jetzt blicken seine Augen auf die Frauen – auch da müssen wir Sorge tragen – doch wir sprechen von alledem in Bälde. Lasset erst die Reise nach Frankfurt vorüber sein und – das Gespenst der – Plassenburg – zur Ruhe gekommen –«

»Von diesen Dingen haltet mich fern!« unterbrach Vogler abwehrend und schlug ein Kreuz. »Was sage ich nun eurer Base?« setzte er hinzu.

»Was ihr jedem sagt! Daß wir uns durch Zufall begegnet sind. Die Staufferin soll sich beeilen, daß sie nach Hause reite und das Korn verkaufe, das ich ihr gerade heute habe einstellen lassen.«

»Wann sehen wir uns wieder?«

»Das melde ich euch! Jetzt aber schreibt stracks an die Brandenburger, die in Frankfurt zusammenkommen werden, die Berliner, die Küstriner, den Magdeburger–! Habt ihr Gelegenheit, die Briefe sicher und schnell zu besorgen?«

»Sie gehen über Mergentheim oder Nürnberg –«

»Streicht meine Qualitäten heraus –!«

»Und die Religion–?«

»Fragt unsern Pfaffen in Cadolzburg, Hiob Gast ist sein Name, ob ich nicht alles glaube, was er vor neun Jahren auf euern Betrieb gegen die Papisten in Onolzbach hat ausgehen lassen! Für die Papisten in Berlin und Magdeburg, die man zu gewinnen suchen muß, dürfte es ja auch gut sein, daß ich noch nicht in Würzburg verbrannt bin.«

»Es soll geschehen, wie ihr wünscht –«

Beide hatten sich, ohne davon zu sprechen, in gegenseitiger Übereinstimmung, wieder zu dem harrenden Troß zurückgewandt. Bald waren sie im Kreis der Reisigen, die zum Teil schon wieder im Sattel saßen. Von der Stadt her vernahm man das zweite Ave-Maria-Läuten, die Mittagsglocke.

Seine Tochter fand Vogler strahlend vor Glückseligkeit. Die Frist, die ihr unter den Rittern in neckendem Gespräch, beim Klang der abwechselnd vom jungen Hutten, ein anderesmal von Andreas von Hausen gespielten Laute, beim Gesang, in den sogar die jungen Domherren so frisch einfielen, als wollten sie nachholen, wie oft sie beim Horassingen im Würzburger Münster geschwiegen hatten, und den ungarischen Liedern, die Graf Thurzo trällerte, und den Possen des dicken Ritters Zitzewitz in Heiterkeit verstrichen war, erhöhte sich in ihrem wohltuenden Eindruck durch den Hinblick auf die beiden Wegwanderer, die im tiefsten und, wie sie sogleich ersah, wechselseitig befriedigendsten Gespräch dahergeschritten kamen.

»Habt ihr die neuen Weisen noch nicht gekannt, die euch die Junker mit ihren verweichlichten Fingern vorgespielt haben und sogar die Pfaffen gesungen?« sagte Grumbach zu Jutta und strich die Mähne seines Rosses, das mit ungeduldigem Wiehern im Walde ein Echo weckte. Den Preis,« fuhr er fort, »trug doch wohl Graf Thurzo davon oder – Zitzewitz? Die Ungarn haben Lieder, die ihre Helme, die Märker welche, die ihren Kiefernsand und schlechten Witze vergessen lassen.«

»In Windsheim gibt's nur die alten Weisen und das sind die, die hier seit Adam die Finken auf den Zweigen singen!« sagte Jutta und stellte im Geist zwischen den jungen Rittern und dem bejahrteren Grumbach einen Vergleich an, der, so wenig sein Äußeres, vor allem sein mittlerer, fast schmächtiger Wuchs schön war, doch beinahe zu seinem Vorteil ausfiel. Die jungen Domherren entstellte die Tonsur. Ein scharfes Edikt des Bischofs hatte ihnen erst vor kurzem die Haare des Hauptes gründlich zu rasieren geboten.

»Möchtet ihr nicht, da ihr Onolzbach verschworen habt, eine Weile in Würzburg hausen?« fragten beide um die Wette, als sie ihre Rosse bestiegen.

Jutta schwieg. Der Frauenberg, die Residenz der Würzburger Bischöfe, konnte nach dem, was darüber bekannt war und diese heitere Stunde ihr aufs neue bestätigt hatte, für den Venusberg selbst gelten.

»Warum sollte sie nicht eine Weile andere Luft um ihr Näslein streifen lassen? Rümpft sie es doch aller Wege über Windsheim!« sagte der Vater, da Jutta schwieg.

Grumbach nickte ermunternd und sprach dann schon vom Pferde herab:

»Morgen bediene ich den Markgrafen und bestelle ihm eures Vaters Bitten und Aufträge. Bis Sonntag kehre ich nach Würzburg zurück, wo wieder einmal ein Lehnstag gehalten wird, der mich berührt. Geht dann des Junkers von Hutten Roß zurück, so bringt es Kretzer an der Leine mit. Ihr dürft es besteigen, Jungfrau, wenn ihr bis dahin zur Reise entschlossen seid!«

»Wir wollen's beträumen!« sagte Jutta scherzend, halb im Ernst.

Und die gute Laune, die nun einmal im Vater geweckt war, riß diesen sogar fort, einzufallen:

»Hütet euch aber, Junker! Sie ist im Skorpion geboren!«

»Das soll ein Wort sein!« sagte Grumbach lachend, rückte seine Schärpe zurecht, grüßte holdselig und gab seinem Rappen die Sporen.

Fort ging der Zug – er sprengte dahin, als wollte er die verlorene Zeit wieder einholen.

Jutta stand eine Weile wie abwesend. Der Vater lachte triumphierend. Eine geträumte große Gefahr war überwunden – eine verheißungsreiche Zukunft angebahnt.

Von allen seinen jetzt in Hülle und Fülle bereit gehaltenen Mitteilungen wollte Jutta nicht früher etwas vernehmen, ehe nicht die Erklärung vorangegangen, was sein Wort vom Zeichen des Skorpion hatte sagen sollen.

Der Vater ließ seiner guten Laune so sehr den Zügel schießen, daß er einer mit geziemender Zurückhaltung gegebenen Erklärung die Worte folgen ließ!

»Mir recht! Geh nach Würzburg! Würdest ihm vielleicht eine geschicktere Hausfrau geworden sein als die Hutten.«

Eine unfreundliche Miene verstand sich auf diesen Scherz als Antwort von selbst. Dennoch hörte Jutta dem, was zwischen dem Ritter und dem Vater abgemacht worden, seltsam ruhig zu, widersprach keiner Wendung des Berichts und billigte mit Kopfnicken alles, was beschlossen.

Sie kamen erst lange nach ein Uhr in der Stadt an. Bei Michel Werner, an dessen Herberge sie vorübergingen, erfuhren sie, daß Argulas Knechte bereits angewiesen waren, sich mit ihren Rossen zur Abreise in Bereitschaft zu halten. Ritten sie zeitig ab, so war es möglich, daß sie noch vor Einbruch der Nacht Ochsenfurt, morgen zu guter Stunde Zeilitzheim erreichen konnten.

»Hat man sie mir schon abwendig gemacht?« sagte sich Vogler bei seinem einfachen Mahl, das nun schnell in der eigenen Wohnung genommen wurde. »Diese Vierfürsten von Windsheim werden ihr wichtiger erschienen sein als meine gestürzte Herrlichkeit! Dem Erlöser sei Dank, es wird sich ja ändern!«

Hierauf gingen beide zum Blutrichter hinunter und fanden Argula (das Mahl war vorüber) umgeben von allen hervorragenden Männern und Frauen der Stadt.

Alle schienen von Liebe und Bewunderung zu ihr erfüllt.

Sie reichte dem Kanzler die Hand und sagte, daß sie ihn mit Sehnsucht erwartet und jedenfalls noch besucht hätte. Schnell hatte sie Anna Marias Stellung übersehen.

Argula hatte bald erkannt, daß Voglers Ehrgeiz sich durch andere weibliche Umgebung mildern und sein Sinn dem religiösen Ernst wieder zuwenden würde, dessen Elemente in ihm ruhten. Sie überlegte, ob sie hier nicht, wenn die gebührende Trauer um Juttas Mutter vorüber war, geradezu eine Ehestifterin werden sollte. Daraufhin sagte sie ihm:

»Versprecht mir, Kanzler, daß ihr eure Tochter auf einige Zeit zu mir schicket! Sie soll gute Tage bei mir haben, soweit ich solche schaffen kann! Auch Kurzweil! In Volkach und in Schweinfurt! In Schweinfurt komme ich dem Stadtschreiber Haugk um so lieber, wenn ich einen Gast mitbringe!«

Jutta hörte die Einladung. Da sie nur an Würzburg dachte, blieb sie die Antwort auch hier schuldig.

Aber erschrecken mußte Argula, als sie nun der Kanzler beiseite nahm, ihr die Begegnung mit ihrem Vetter erzählte und die von ihm empfangenen Aufträge ausrichtete, weniger empfindlich betraf sie die Abmahnung von einem an den Markgrafen zu richtenden Sendschreiben. Der Hinblick auf eine so durch und durch bekenntnistreue Stadt wie Windsheim hatte wieder ihr Vertrauen zur evangelischen Sache gekräftigt – –

»Ich stand bereits so ab von meinem Brief an euern Markgrafen!« sagte sie. »Nicht aus Menschenfurcht, sondern aus Vertrauen auf Gott, der alles zum Besten führen wird. Wo in den Herzen so viel Glaubenskraft waltet, wie ich heute hier wieder unter diesen Männern und Frauen gefunden habe, da hat der Herr noch Wege, die auch ohne mich zur Wahrheit und zum ewigen Leben führen werden!«

Dann schloß sie seufzend und wehmutsvoll:

»Soll also in Zeilitzheim nur mein Korn verkaufen! Bin ihm nichts, als eine Bäuerin worden –! In Gottes Namen – und schickt mir eure Tochter –! Macht nur kein so ungläubig Gesicht! Ich fürchte mich nicht vor ihr. Und vor keinem Menschen –!«

Vogler begleitete die Freifrau, die sich in manchem in ihm getäuscht fühlen mußte, bis in die Herberge und entließ sie, wie alle taten, mit den besten Wünschen für ihr Wohlergehen und der Bitte, Windsheims und ihrer aller in Liebe eingedenk zu bleiben.

Zwei Stadtknechte, wohlberitten und bewehrt, schlossen sich auf des Blutrichters Anordnung am Tore an, um sie bis Uffenheim zu geleiten.

In Ochsenfurt übernachtete sie. Unheimlich blieb in und um Kitzingen die Begegnung mit den Unglücklichen, an denen Meister Augustin, der brandenburgische Scharfrichter, vor elf Jahren seine Kunst gezeigt hatte. Die armen Augenlosen tasteten sich an den Häusern entlang.

In später Abendstunde ritt Argula wohlbehalten in ihren Hof zu Zeilitzheim ein, herzlich begrüßt von den Leuten des Meyers, der ihn bewirtschaftete. Es hatte seine Richtigkeit mit dem Heu und Getreide, das gestern über den Main von Burg Grumbach und Pleichfeld herübergekommen war. Am nächsten Mittwoch gedachten ihre Leute damit den Schweinfurter Markt zu befahren.

Aber etwas fand sie dann noch, das ihr lieber war, als die Verpflegung des Vetters, einen Brief, der die weiteste Reise, die je ein Brief an sie gemacht, zurückgelegt hatte. Er war über Augsburg gekommen und trug das Datum Venedigs. Ein Schreiben ihres Pflegesohns in Christo Ottheinrich Stauff.

Der ihr so werte Jüngling war in Italien! Er hatte seine ganze Reise von Augsburg bis Venedig geschildert.

Einen besonders wohltuenden Eindruck machte ihr in dem Briefe die Stelle:

»Meine Angelegenheiten sind so gut vonstatten gegangen, die Aufträge, die mir mein Prinzipal, der kaiserliche Rat, erteilte, gelangen mir zu so glücklichem Ende zu führen, daß ich mir vielleicht, wenn ich zurückkomme, die Erlaubnis erwirke, Bamberg, meine Eltern und für einige Zeit auch Euch, edle Frau, aufzusuchen.«

Daraufhin sah sich Argula schon das Kämmerlein an, wo ihr lieber Gast wohnen würde.

Es lag zur Volkach hinaus, über deren Wellen eben der Mond aufging –, für sie ein verheißungsreiches Bild für Gottes Führung aller Dinge und manche ihr vielleicht noch bescherte Freude.


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