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Das Allerschönste auf der Welt
(Natürlich abgeseh'n von Geld,
Was unbedingt zu jeder Frist
Das Allerallerschönste ist)
Ich wiederhole noch einmal:
Das Schönste hier im Erdental,
Im Dorf, im Städtchen, in der Stadt
Ist ein Verhältnis (wenn man's hat!).
Denn wie die Dinge immer liegen,
Es ist und bleibt halt ein Vergnügen!
Vor allem weißt du dich geliebt,
Was Achtung vor dir selbst dir gibt;
Denn fängst du eine Liebste ein,
So muß doch etwas an dir sein ...
Ein Held, ein Dichter, ein Genie ...
Mit einem Wort: du bist für sie
Der Menschheit schönstes Diadem –
Und so was ist ganz angenehm.
Was aber schließlich, lieber Freund,
Das schönste beim Verhältnis scheint,
Das ist der Umstand, daß du hier
All das, was einer Ehe Zier,
All das, was einer Ehe Pracht,
Was wünschenswert die Ehe macht,
Was quasi seit Jahrtausendfrist
Der Ehe Zweck und Inhalt ist,
Wofür du bebst, worum du flehst – –
(Ich hoffe, daß du mich verstehst)
Kurz: daß du alle süßen Gaben
Wie in der Ehe hier kannst haben,
Und daß du doch zu gleicher Frist –
Bedenk' – vollständig ledig bist!
Wie kann dir's nun, mein Freund, gelingen,
Dir ein Verhältnis zu erringen,
Das süß und hold und angenehm,
Bescheiden, liebevoll, bequem
Und – da du doch so sparsam bist –
Verhältnismäßig billig ist?
Das, lieber Freund, ist bald erreicht;
Wenn du mir folgst, triffst du es leicht!
Vor allem kauf' dir einen Stößer,
Denn bist du klein, macht er dich größer,
Und bist du groß, wirst du nicht kleiner,
Dabei jedoch bedeutend feiner!
Denn sagt mir, was ihr wollt, ihr Kinder ...
Zylinder bleibt halt doch Zylinder!
Nicht leugnen kann's der ärgste Tadler:
Es grüßt dich jeder Gummiradler!
Du kannst dir leisten jeden Spaß,
Man sieht sofort: du bist etwas!
Na also, siehst du! Kurz und gut:
Du kaufst dir einen Zylinderhut!
So ausgerüstet in dem Maße
Geh' in die Mariahilferstraße!
Dort triffst du täglich einen Schwarm
Von süßen Mädeln Arm in Arm.
Hier triffst du mollerte und schlanke,
Triffst fröhliche und sehnsuchtskranke,
Triffst Mädeln mit gesenkten Wimpern,
Und solche, die mit den Lidern klimpern,
Mit blonden und mit braunen Haaren,
Mit siebzehn und mit zwanzig Jahren,
Mit Barchent- und mit Seidenröcken,
Mit Grübchen und mit Leberflecken,
(Teils an den roten Wangen dran,
Teils dort, wo man's nicht zeigen kann);
Triffst solche, die übers Wetter klagen,
Dann solche, die »Ich bitt' schön, wie viel Uhr is?« sagen,
Dann solche, die gleich sehr intim,
Dann solche, die flöten: »Mein Herr, Sie sind schlimm!«
Ferner solche, die mit sich reden lassen,
Dann andre, die verstehn kein Spaßen, ...
Der gute Gott im Himmel schütz' sie,
Und alle, alle heißen sie Mitzi!
Jetzt, lieber Freund, hier mach dich dran!
Wähl', wie du willst, mich geht's nichts an.
Doch folgst du mir: wird kurz die Wahl,
Denn alle Weiber sind egal!
Im Anfang schreien sie: »Nicht doch!«
Und später heißt's: »Ach bleib doch noch!«
Im Anfang sind sie stark, du schwach,
Zum Schlusse rennen sie dir nach.
Erst ist dein Sehnen riesengroß,
Doch später wirst du sie nicht los!
Es wächst dir mit der Zeit, o Graus,
Die Liebe zum Genick heraus.
Die wenigsten sind länger nett,
Und alle, alle sind kokett.
Wie sie nur mit den Hüften dreh'n!
Zum Schlusse kannst du's nicht mehr seh'n.
Du bist empört, du bist verletzt,
Bist außer dir, du bist entsetzt.
Rufst außer dir vor Zorn und Graus,
Von Reue tief durchdrungen aus:
»Der Teufel hol' den Weibertroß,
Was war ich ein Rhinozeros!«
Drum, lieber Freund, wenn es noch geht,
Gehorche mir, eh' es zu spät:
Ich glaub', es wäre wirklich besser,
Du kaufst dir lieber keinen Stößer.
Um Gotteswillen, sei ein Mann – –
Und fang dir kein Verhältnis an! |