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Am besten wär's, man wär' nicht geboren;
Aber wenn es schon sein muß, dann ohne Ohren,
Schrein Sie nur ja nicht: »Das wär' ein Malheur!«
Alles Böse kommt vom Gehör,
Beinahe alles, was man erduldet,
Ist einzig durch unsere Ohren verschuldet,
So daß man sich schließlich die Frage stellt:
»Wozu sind die Ohr'n überhaupt auf der Welt?«
Vor allem soll mich keiner belehren,
Ich braucht' sie zum Hören! Was brauch' ich zu hören?
Ich hab' gegen Ohr'n eine Antipathie,
Was Angenehmes hört man doch nie!
Sollt' ich zum Beispiel – Gott soll mich beschützen! –
Eine geliebte Geliebte besitzen,
Dann ist es natürlich der Welten Lauf:
Einmal setzt sie mir Hörner auf;
Das ist schon einmal so Tradition,
Das Eine nur will ich, nichts wissen davon!
Der Treubruch an sich macht mir gar nicht so heiß,
Es ist mir nur peinlich, wenn ich es weiß!
Geschieht hingegen der Treubruch still,
Darf die Dame brechen, so viel sie will,
Bricht heut' sie nicht, bricht sie nach anderthalb Jahr'n,
Die Hauptsache ist nur, ich will nichts erfahr'n!
Nun wär' es sehr leicht, zu entgehen dem Fluch:
Einladen wird sie mich nicht zu dem Bruch!
Ich seh' nichts davon, und so braucht's mich nicht stör'n,
Aber leider werd' ich davon etwas hör'n!
Ich sitz' bei der Dame und zitter' vor Glück
Und schau sie mir an mit verschlingendem Blick,
Und grad' im Verschlingen sagt jemand mir noch:
»Was hast du davon? Sie betrügt dich doch!«
Zu was braucht der Mensch ein Gehör,
Grad' im Verschlingen kommt das Malheur,
Meine Augen sind glücklich, mit denen verschling' ich,
Aber mit meinen Ohren – zerspring' ich!
Mein Wort, um sich gegen die Ohren zu schützen,
Wär' es am besten, darauf zu sitzen.
No, wenn das der einzige Zweck des Gehörs,
Dann kann ich schon offen gestehn: ich entbehr's!
Dazu brauch' ich nicht erst die Ohren! Zum Sitzen
Kann ich auch andere Partien benützen,
Partien, die für den Zweck von größerem Gewicht sind,
Wenn sie auch schließlich nicht grad' im Gesicht sind!
Man könnte nun auch die Courage besitzen,
Zu sagen, die Ohren wär'n zu benützen,
Um in die Oper zu gehn! Na schön!
Erstens kann man mit Ohren nicht gehn,
Aber meint man schon hör'n und sagt gehen beim Reden,
Der Fall mit der Oper, der paßt nicht für jeden,
Da kann ich nur sagen, wer's mag, der mag's,
Das ist eine Sache des reinen Geschmacks,
Und mein Geschmack ist die Oper nicht,
Schad' um das Wort, das man drüber nur spricht!
Was soll ich akustisch mein Leben verbittern?
Soll mich schon wirklich das Theater erschüttern,
Dann will ich mir aussuchen können die Stell'.
Muß es grad' sein am Trommelfell?
Erschüttern soll mich ein Stück im Gesicht,
In der Ohrmuschel paßt es mir nicht!
Erst winseln die Geigen, dann gell'n die Trompeten,
Dann brummen die Celli, dann blasen die Flöten,
Und ich sitz' dazwischen in heißem Verlangen,
Wenn mir die Ohr'n nur nicht flöten gegangen!
Gelähmt und betäubt mach' den Schwindel ich mit,
Und fällt dann der Vorhang, wer hat den Profit?
Der trifft den Tenor. No, dachten Sie, mich?
Der Sänger kriegt Geld, und den Kopfschmerz hab' ich.
Das ist doch wirklich die größte Blamage,
Ich streng' mich an, und er kriegt die Gage,
Und wenn er das achtfache C selber nimmt,
Der Sänger hat Stimme, und ich bin – verstimmt,
Und ganz genau geht's in der Brust bei mir zu so,
Ob er nun Meyer heißt oder Caruso!
Der Glanz und der Ruhm, das wirkt nicht auf mich,
Ich weiß doch genau: den Caruso mach' ich!
Was wär' denn der Mann, hätt' ich keine Ohren?
Wissen Sie, was er dann wäre? Verloren!
Was ist seine Stimm' ohne unser Gehör?
Mit meinen Ohren macht er Karriere!
Auf unsere Kosten besiegt er die Welt,
Mit meinen Ohren verdient er sein Geld.
Ich bin das Stimmvieh für sein Genie,
Er hat die Stimme, und ich bin das Vieh!
Verzeih'n Sie den Ausdruck, ich mein', wir sind Toren,
Denn er kriegt gezahlt für – unsere Ohren.
Auf meine Kosten besiegt er die Welt,
Mit meinen Ohren verdient er sein Geld.
Mit seinen Ohren, das schwöre ich Ihnen,
Könnt' sich Caruso kein Geld verdienen!
Aber uns schleppt er's weg. No, was will man noch mehr?
Alles Böse kommt vom Gehör!
Apropos, von den Damenohren
Hab' ich mit Absicht kein Wort noch verloren.
Wenn ich von denen hör', werd' ich nervös,
Damen machen mich überhaupt bös'!
Die wissen, was an den Ohr'n sie besitzen,
Sie können sie, selbst wenn sie taub sind, benützen,
Denn sie widmen die Ohr'n nicht akustischen Zwecken,
Sondern woll'n damit eins nur, daß Perlen drin stecken!
Und gibst du sie ihnen, dann geben sie Ruh',
Und hör'n, wenn du wirklich was sprichst, gar nicht zu!
Sie woll'n nur die Liebe, die niemals rostet,
In Platin gefaßt, wo sie Tausender kostet!
Es ist nur ein Trost bei der ganzen Affäre,
Daß es ohne Ohren genau so bös' wäre;
Es wär' für uns Männer dasselbe Geld,
Kämen die Frau'n ohne Ohren zur Welt,
Sie würden sich sicher nicht lange quälen,
Und wenn ihnen eben die Ohrringe fehlen,
Dann brächten sie auf die bequemste Methode
Schließlich die – Nasenringe in Mode!
No, woll'n Sie den Frau'n auch die Nas' noch abhacken?
Ich bin prinzipiell gegen solche Attacken,
Ich gebe ja zu, sie würden's verdienen,
Aber was bleibt dann noch übrig von ihnen?
Ohne Ohren und ohne Nase
Fehlt die Basis für jede Ekstase,
Und ohne das leben? Gott sei da vor!
Also stecken wir Perlen ins Ohr!
Meine Verehrten, die Sache ist aus,
Selbstverständlich erwart' ich Applaus,
Brennender Ehrgeiz liegt mir zwar fern,
Aber Applaus hat man immer gern.
Jetzt werden Sie sicher den Vorwurf mir machen,
Ich rede hier oben die albernsten Sachen!
Denn wenn ich den Beifall hab' wirklich so gern,
Und hab' keine Ohren, wie soll ich ihn hör'n?
Was brauch' ich ihn hör'n? Ich kann ihn doch sehn,
Ich brauch' nur zu schau'n, wie die Tücher Sie wehn,
Und weiß schon genügend, ich bin ja so klug,
Wenn ich Sie anschau' – hab' ich genug! |