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Selbstbiographie
Ich bin ein Dichter, wie ihr alle wißt, Und nie erzeugt die Welt 'nen besseren, So lange Zeiten schwinden. – – Doch meine Werke, ach! im Kehricht, auf dem Mist Und im Papierkorb mancher Redaktion Sind sie zu finden! »Doch liebt die Welt, das Strahlende zu schwärzen Und das Erhabene in den Staub zu zieh'n!« Das ist ein Satz aus einem meiner Werk', Den ich geschrieben hab' mit Schmerzen, Doch weiß ich jetzt nicht, wann und wo, worin – – – Jedoch genug! Ich will euch Zeit nicht rauben, Ich hoff' ihr werdet so es mir auch glauben! Ihr glaubt's. Ich seh's an den entzückten Mienen Die um mein Antlitz kosen liebevoll; Ihr glaubts –; doch nicht die Welt die böse, Die stets nur haßt, was sie verehren soll. Sie wirft mir vor (o hört, ihr werdet lachen), Daß fremdes Gut, was je ich schrieb und dacht, Geraubt, gestohlen meine Sachen, Ein Plagiat, was zu Papier ich bracht! Drum, daß ihr urteilt über all mein Wesen, Ob fremdes Gut, die Werke alle mein, Will meine Selbstbiographie in Versen ich euch lesen – –, Ob ich ein Dieb, ihr sollt die Richter sein! Nennen soll ich meinen Namen! Wohl: er sei euch nicht verborgen! Ich, ihr Herren und ihr Damen Will euch meine beiden Namen Auf dem Titelblatt gesteh'n, Bitte freundlich nachzusehn! Mir schenkte des Gesanges Gabe, Der Lieder süßen Mund Apoll! Fünf Bände, das ist meine Habe, Mit lyrischen Gedichten voll: Vom Vater hab ich die Statur, Des Lebens ernstes Führen, Von Mütterchen die Frohnatur, Die Lust zu fabulieren. In der Aula des Gymnasiums Wollt' man meinen Geist erst lenken. Doch der fehlt und nichts erlernt ich', Tat wie oft den Vater kränken – – Ihm wars, als ob er die Hände Aufs Haupt mir legen sollt', Weil ich so gar nichts lernte, So gar nichts lernen wollt'! Vergiftet sind meine Lieder, Wie könnt' es anders sein? Mir bläute ja mein Vater Den Weltschmerz tüchtig ein. Wenn mir mein Pensum nicht gelang, Da wurd' es mir im Herzen bang. Und litt ich an Vokabelschwund, Wurd ich noch weniger gesund, Doch wenn er sprach: »Ich schlage dich«, Dann mußt' ich weinen bitterlich. Es fiel ein Reif in der Frühlingsnacht, Wie seltsam, o Göttin Natura, Es war meine Reifeprüfung, ich macht' Zu jener Zeit die Matura. Ich kam nach Wien, da sah ich mir an Im Theater manch schöne Geschichte, Dann kam ich nach Haus, den Magen leer, Kein Geld – und machte Gedichte. Die Gedichte, die sandt ich der Zeitung ein, Man las sie (o welche Blamage!) Nur beim Friseur, auch dienten sie Als Olmützer Käsemballage. Das ist der deutschen Dichter Urewiger Lebenslauf: Erst läßt man sie verhungern, Dann gibt man – Käs darauf! Mein Hunger glänzte weit hinaus, Ich schrieb einen Brief ins Reine, Den sandt' ich meiner Mama nachhaus Und bat um Nachtmähler, feine. Die Sendung kam, das Nachtmahl schwoll, Paket um Paket kam wieder. Von meiner Mutter liebevoll, Fielen die Lebern nieder! Seit jener Zeit liegt im Magen mir's flau, Geht weg nicht mit Hebeln und Hebern, Mich hat die unglückselige Frau Vergiftet mit ihren Lebern! Ihr fragt mich, ob je ich liebte im Leben. Die Mädchen verlachten den Wandrer; Und fand ich die Eine, die je Einen liebte – So war dieser Eine – ein Andrer! Mein ganzer Reichtum war mein Lied, Und das erklärt euch alles, Denn unverträglich seit tausenden Jahr'n Sind Frauenliebe und – Dalles! So geh' ich freudlos meine Bahn Als Mensch verkannt, als Dichter verlassen, Verhöhnt und verspottet, von niemand erkannt Des Lebens bescheidenste Nebengassen! Wie traurig ist mein Dichterlos, Es bohren die Zweifel und nagen, Ich hab ein verdorrtes, verdorbenes Herz Und – einen verdorbenen Magen. Täglich geht der wunderschöne |