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Gehoben fühlt, erfrischt sich unsre Brust,
Wenn wir den vollen Kreis der Hörer sehn
Versammelt, mitzubauen an dem Mal,
Das nicht nur Denkmal, auch ein Dankmal sei
Dem großen Geist, dem Deutschland, dem die Welt
So viel des Ruhms, doch mehr der Liebe zollt.
Und doch, und doch – ein leiser Zweifel frägt
Wohl da und dort, ob nicht in solchem Ziel
Auch eine Krankheit schleiche dieser Zeit,
Im Größenkultus kleiner Bilderdienst?
Doch Antwort gibt der Dichterheros selbst:
»Die schöne Seele kennt kein süßer Glück,
Als außerhalb verwirklicht auch zu sehn
Das Edle, Schöne, das sie in sich trägt.«
Dies wahre Wort, der Dichter sprach es aus.
Blickt um euch, in euch, und ihr fühlt: so ist's!
Aus Blumen grüßt, was in uns selber blüht,
Im Lichtstrahl spricht, was in uns leuchtend flammt,
Von Alpenhöhn, was in uns aufwärts strebt,
In Wetterwolken, was auch in uns grollt:
Aus flücht'gem Strom fließt durch die Seelen auch
Das Rauschen der Vergänglichkeit im Sein. –
Die Kunst, die Unvergängliches erstrebt,
Auch sie erfaßt und hegt es liebevoll,
Dies Band, das In- und Außenwelt umflicht,
Und fügt zu festem Stoff von Erz und Stein,
Das festre, den Gedanken, der nicht stirbt.
Und wenn sie dieses Mannes ragend Bild
Einst mitten in das Volksgewoge stellt,
Sie weiß: dann geht ein still geheimer Zug
Von ihm zum Volkesherzen und zurück,
Und was im Volk an edlen Keimen lebt,
Was rein und gut, gesund und schön, das rankt
Und wächst an ihm empor in Füll' und Kraft,
Zur Zierde ihm, zur höhern Zier sich selbst:
Denn hohen Sinnes gibt, was er empfing,
Veredelt und verschönt er nur zurück.
Was er gedichtet und was er gelebt,
Was ihn so groß, unsterblich ihn gemacht,
Ein fruchtbar Eigen sei es dieses Volks:
Der strenge Sinn für Sitte, Wahrheit, Recht,
Der klare Blick für das, was schön und gut,
Der Hochgedanke: Freiheit, Vaterland,
Der Glaube an ein edles Menschentum,
Des Geistes ewig frische Jugendkraft,
Und eins zumeist: das ganze deutsche Herz.
Die edle Stirn', umlaubt vom Lorbeer dicht,
Der mild sich um die Denkerfurchen schmiegt,
So rage bald vor uns die Hochgestalt.
Ein Herold und Prophet, des Sehergeist
Schon in den Wetternächten seiner Zeit
Das Morgenrot verhieß, in dem wir ziehn,
Das zwar umwölkt, doch Tagesbote bleibt;
Ein Mahner, Warner auch, des strenger Blick
Das Unrecht straft, wohl auch die Untat scheucht,
Den Dünkel beugt, des Leichtsinns Tand zerbricht
Und weit von sich das Bild der Knechtung bannt;
Doch auch ein milder Freund, des feurig Wort
Zu edler Arbeit den Verzagten ruft,
Ein Freund, der sich zum schlichten Ringer bückt
Und aufwärts sanft ans eigne Herz ihn zieht.
An seinem Hochwuchs richtet sich empor,
Was sonst gebeugt des Dunkels Pfade schlich,
Und der Begeistrung Quell, den er einst trank,
Sprüht seiner Taufe Born auf jedes Haupt.
O seltne Wandlung wandelbarster Zeit!
Arm, obdachlos, vor Fürstenungunst floh
Der Jüngling einst aus liebem Heimatland
Und barg sein schlummernd Haupt in Freundesschoß.
Doch als dem Mann das müde Auge brach,
Da bettet Fürstenhuld in eigner Gruft
Den Leichnam königlich und nach dem Ruhm,
Mit ihm zu modern, geizt der Fürstenstaub.
»Und er war unser!« rief sein großer Freund,
Mit Wehmut rief er's und mit Stolz zugleich.
Und eine Zeit im schönen Östreich gab's,
Da schritt sein Geist auch hier verhüllten Pfad,
Landflüchtig auch und ein Verbannter schier,
Daß seines Hochgesanges Vollakkord
Zerbröckelt nur, entstellt uns drang ans Ohr
Und Stätte nur in unsern Herzen fand.
Doch jetzt! Schon bahnen wir mit Ton und Wort
Den Pfad, daß aus des Wohllauts klarer Flut
Zu uns einzieh' des Sangeshelden Bild; –
Im Fahnenschmuck, umjubelt und bekränzt,
Ins volle, frische Leben sei's gestellt,
Vor alles Volk und vor das ganze Land!
Und aus dem Standbild ströme Leben auch,
Des großen Geistes lebenswarmer Hauch!
Dann ziemt auch uns das schöne, stolze Wort:
So ward und bleibt er unser fort und fort! |