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Sie hat den Festschmuck angetan, die Kränze grüner Reiser,
Verjüngt vom Lenzhauch neuer Zeit, die alte Stadt der Kaiser;
Von ihrer Mauerkrone wehn die Blumen und die Bänder,
Den Leib umfließt in Faltenpracht das reichste der Gewänder.
Sie schwingt das alte Banner hoch in makelloser Reinheit,
Das alte Schwarzrotgold ist's noch, der Hort der Volkeseinheit,
Das rauscht ein froh Willkommen zu den Gästen, die da kommen,
Vieltausendstimmig ruft es nach in Sang und Klang: Willkommen!
Willkommen, Schützenbrüder all aus Süden und aus Norden,
Die ihr am Rhein, am Neckar wohnt, die an des Ostmeers Borden,
Die ihr das Tiefland habt durchwallt, die Alpen überklommen,
Ihr Söhne deutscher Gauen all, willkommen, gottwillkommen!
Ob unter euch viel Meilen weit der Schienenstrang geklungen,
Und über mancher Grenze Pfahl sich euer Zug geschwungen,
Ihr seid doch in der Heimat noch, im Vaterhaus geblieben,
Wo einer Mutter Kindes eins im Hoffen, Dulden, Lieben.
Denn Heimatgrund ist's, drauf ihr wallt, die Heimateichen hallen
Im Schützenhain vom Nachklang bald, wenn eure Büchsen knallen;
Deutsch ist der Strom, er brauste schon im Lied der Nibelungen
Und hat des Rotbarts Kreuzheer schon in frommen Traum gesungen.
Zieht durch den Markt, ihr fühlt euch noch in eures Volkes Mitte,
Betretet nur ein Haus, euch grüßt der eignen Heimat Sitte;
Das Wort, dem unsre Jugend lauscht, ist eurer Weisen Lehre,
Das Lied, das unser Herz berauscht, ist deutschen Stammes Ehre.
Es grüßt manch Standbild deutschen Sinns euch rings in Stein und Erzen,
Hier winkt Eugen, das welsche Blut und deutscheste der Herzen,
Die beiden Karle, dort und hier, die deutsche Schlachten schlugen,
Und Fürsten dieses Lands, die einst die Krone Deutschlands trugen.
Hier Joseph, den kein Herz vergißt, ein Märtyrer und Weiser,
Dort, den ein dunkler Flor umschließt, der Deutschen letzter Kaiser,
Und schon zum Ehrenmale wird das Fundament geschichtet
Dem Sänger, der das Hohelied vom Schützen Tell gedichtet.
Aus teuren Gräbern rauscht empor ein Gruß von deutschen Klängen,
Beethovens, Mozarts, Schuberts Geist ersteht in Zaubersängen,
Zieht durch den Festsaal, durch den Wald, vom Wohllautflug getragen,
Wie durch den Dom, den deutsche Kunst zur Sternenhöh' ließ ragen.
Wenn Heimatklänge traut ans Ohr in Gruß und Sang euch gleiten,
Ihr fühlt's, wie deutsch dies Land und Volk, kerndeutsch seit Urweltzeiten,
Deutsch ist sein Blut, deutsch ist sein Herz, und deutsch sein Sinn und Treiben,
Deutsch sind wir noch und wollen deutsch trotz dem und dem auch bleiben!
Frisch braust der Geist, frisch stürzt das Wort, gleich unsern Alpenbächen,
Fromm sind, ja, waren wir noch mehr, ihr hörtet davon sprechen;
Daß fröhlich wir, wer wüßt' es nicht, manch' Büchlein ließ sich schreiben,
Frei wurden wir und wollen frei trotz dem und dem auch bleiben!
O daß der Freiheit Geist in eins, was eins sein will, auch kitte!
Treu hüten wir das Vätergold, die deutsche Art und Sitte;
Das Band, das solch ein Geist uns wand, kein Eisen kann's zerhauen,
Den Pfad, den sich die Liebe bahnt, kein Markstein ihn verbauen.
Zwar fällt ein bittrer Tropfen heut ins Glas, – doch er auch fromme!
Wer dächte nicht: was ist und war, wer sänne nicht: was komme?
Wir tragen's, wie's dem Manne ziemt, erwarten's ohne Klage,
Wir lernten schönen Schützentrost dafür vom Schützentage:
Ein festes Ziel, das unverwandt vor unsern Augen rage,
Gesundes Herz, das voll und stark, nicht ungeduldig, schlage,
Ein scharfer Blick, der kühn und klar in weite Fernen rücke,
Und ruh'ge Hand, die nicht verirrt vom ernsten Tagwerk zücke!
Drauf stoßet an, drauf schlaget ein! es gilt erneutem Bunde;
Der Becherschall wird Glockenhall in solcher Weihestunde,
Wo treue deutsche Männer stehn auf treuer deutscher Erde,
Des einen Hochgedankens voll, dem die Erfüllung werde!
»Wir waren eins, wir bleiben eins!« Aus euren Feuerröhren
Dies Wort mein' ich im Donnerspruch als Festchoral zu hören;
O laßt sein weckend Echo nach von Herz zu Herzen zittern,
Wie im Gebirg von Berg zu Berg ein läuterndes Gewittern. |