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Wo war, wo ist, wo wird sie sein,
Die Stunde, wahrem Glück erlesen?
Sie ist nicht, und sie wird nicht sein,
Denn sie ist immer nur gewesen!
Wir mäkeln viel, bis sie entrinnt,
Sie deucht uns schön, wenn wir sie missen,
Und daß wir glücklich waren, wissen
Wir erst, wenn wir es nimmer sind.
Wo ist der Mann, wann wird er kommen,
Den alle Tugendzierden adeln?
Steht er dir nah, noch so vollkommen,
Doch weißt du dies und das zu tadeln;
Erst wenn er schied und nimmer kehrt,
Erglänzen hell dir seine Gaben,
Und eines Menschen ganzen Wert
Zu kennen, müßt ihr ihn begraben.
Was lieb dir, wird dir lieber sein,
Noch schmerzlich lieber durch die Ferne;
Blick auf! wie schlingt sie glänzend rein
Den goldnen Zauber um die Sterne!
Sie webt die blaue Schleierluft
Um des Gebirges schroffe Zinnen,
Daß eingehüllt in weichen Duft
Die Härten des Gesteins zerrinnen.
Blick nieder, wo von ihrem Gruß
Die Friedhofhügel wogend schwellen,
Des dunkeln Stromes grüne Wellen,
Der so viel Liebes scheiden muß!
Sie spülen Makel weg und Fehle, –
Und wie ein Schwan beim Wellenschein,
Im Drüberflug ahnt deine Seele:
Hier bad' ich einst den Fittich rein. |