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Man liest, wie Macrobius erzählt, daß einst ein gewisser Krieger war, der wegen Manchem, was er öfter gesehn und gehört hatte, seine Frau in Verdacht hatte, daß sie einen Andern mehr liebte als ihn selbst. Er fragte also seine Frau ob das wahr sey. Jene aber leugnete einfältiglich, daß sie Jemand so sehr liebe als ihn. Der Krieger aber beruhigte sich bei ihren Reden nicht, sondern ging zu einem erfahrenen Geistlichen und machte mit ihm aus, er solle ihm die Wahrheit anzeigen. Der aber sagte: ich kann das nicht unternehmen, wenn ich nicht Euere Herrin sehe und mit ihr spreche. Und jener versetzte: ich bitte Dich recht sehr, daß Du heute bei mir speisen mögest: ich werde Dich neben meine Frau setzen. Der Geistliche begab sich hierauf zu der Wohnung des Kriegers, die Stunde des Essens nahte, er wurde neben der Frau vom Hause gesetzt und nachdem das Mahl vorüber war, fing der Geistliche an mit derselben von verschiedenen Dingen ein Gespräch anzuknüpfen. Hierauf nahm er die Hand der Dame in die seinige und fühlte ihren Puls, worauf er denn über den zu sprechen begann, mit welchem sie sich ins Gerede gebracht hatte, und wegen dessen sie im äußersten Verdachte war. Sogleich fing vor Vergnügen ihr Puls an schnell zu gehen und sich zu erhitzen, so lange er seine Rede über jenen ausdehnte. Als nun der Geistliche das bemerkte, fing er an auch von ihrem Manne zu reden, und alsbald hörte der Puls auf sich schneller zu bewegen und heiß zu seyn, woraus der Geistliche merkte, daß sie den Andern liebte, wegen welchem man schlecht von ihr sprach, und zwar mehr als ihren eigenen Mann. Also gelangte der Krieger durch den Geistlichen zur Erkenntniß der Wahrheit.