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Siebenundzwanzigstes Capitel.
Von der gerechten Vergeltung.

Es war einst ein gewisser Kaiser, sehr reich und mächtig, der eine gar schöne Tochter hatte, die allen Augen gefiel: diese liebte er außerordentlich und bestimmte fünf Krieger zu ihrer Leibwache. Diese Krieger aber gingen beständig gewaffnet einher und erhielten an bestimmten Tagen eine bestimmte Löhnung für die Bewachung des Mädchens, aus dem Schatze des Königs. Der König hatte aber einen Seneschall und einen Hund, welche er gar sehr werth hielt. Der Hund war indessen an drei Ketten gelegt, weil er sehr grausam war und alle, die er packen konnte, zerriß. Nun begab es sich einmal, daß, als der König auf seinem Bette lag, er sich vornahm, das gelobte Land zu besuchen; er stand also früh auf, ließ den Seneschall zu sich rufen und sprach zu ihm: ich will das gelobte Land sehen und lasse darum unter Deiner Obhuth meine einzige Tochter mit ihren Kriegern und den Hund, welchen ich lieb habe: ich befehle Dir aber bei Leibesstrafe, daß es meiner Tochter an irgend etwas nicht mangeln darf. Ferner magst Du ihren Kriegern auch alle ihre Bedürfnisse, wie es sich geziemt, verabreichen, den Hund aber beständig an der Kette halten und ihm nicht zu gut zu fressen geben, sondern vielmehr mag er Hunger leiden, auf daß so seine Grausamkeit und Wildheit zu nichts gemacht werde. Der Seneschall aber versprach treulich Alles erfüllen zu wollen. Der König zog nun in das gelobte Land, allein der Seneschall kümmerte sich nicht um das, was er versprochen hatte und was ihm befohlen war, denn er fütterte den Hund fortwährend mit den besten Speisen und hüthete ihn nicht wie er sollte. Der Jungfrau entzog er das Nöthige und ihre Krieger beraubte er ihrer Löhnung, so daß sie sich zerstreuten und in die weite Welt hinauszogen. Die Jungfrau aber, die so ohne Wache gelassen war, ging weinend und klagend in ihrem Hofe herum und der Hund, wie er sie allein sah, zerriß die drei Ketten, mit denen er gebunden war, und tödtete das Mädchen. Ueber ihren Tod aber erhob sich im Lande ein großes Wehklagen und als der König von dem Tode seiner Tochter gehört hatte, da wendeten sich alle seine Eingeweide im Leibe um, er ließ den Seneschall vor sich rufen und fragte ihn, warum er seine Tochter ohne Wächter gelassen, ihre Krieger ihrer Löhnung beraubt und den Hund wider sein Geheiß gefüttert habe. Der aber verstummte und brachte nichts zu seiner Entschuldigung vor. Also befahl der König den Henkersknechten, sie sollten ihn an Händen und Füßen gebunden in einen brennenden Ofen werfen, und Alle lobten den König, daß er ein solches Urtheil gefällt hatte.


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