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Fr. Glaubeleichtin, Hr. Wackermann.
Herr Wackermann. Nun! Frau Schwester! kennen sie jetzo Herrn Scheinfrommen und seine Cameraden?
Frau Glaubeleichtin. Das hätte ich mir doch in Ewigkeit nicht eingebildet.
Herr Wackermann. Das glaube ich: Sie sind redlich; sie haben ein gutes Hertz; sie sind Gottsfürchtig; deswegen war es sehr leicht, daß sie durch die Scheinheiligkeit dieser Leute konnten verführet werden. GOtt gebe nur, daß sie dieses Exempel behutsamer macht, und sie von dieser gottlosen Secte abzieht.
Frau Glaubeleichtin. Ach! Herr Bruder! es ist keine Secte. Es sind gewiß gute ehrliche Leute.
Herr Wackermann. Es mag drum seyn. Vielleicht sind die meisten unter ihnen eben so wohl verführet worden, als sie: Einige durch eine verstellte Gelehrsamkeit; andere durch einen falschen Schein der Tugend; andere durch eine falsche Liebe zu den abgeschmackten Schrifften. Doch denen, die sich durch ihre Redlichkeit oder Unwissenheit betrogen sehen, vergebe ichs; aber ihre Leichtgläubigkeit und Blindheit verzeihe ich ihnen nicht.
Frau Glaubeleichtin. Warum nicht Herr Bruder?
Herr Wackermann. Mein GOtt! der Betrug, die Gleißnerey, die Lust zur Sectirerey, die Bosheit, die Wiederspenstigkeit gegen das geistliche und weltliche Regiment, ist bey den Leuten so sichtbar, daß man mit Fleiß muß blind seyn wollen; wenn man es nicht siehet. Wie viel elende Schmieralien, wie viel Heuchler, wie viel verborgene Bösewichter, wie viel liederliche Kerl, die weder Sitten noch Religion haben, wie viel leichtfertige und liederliche Weiber giebt es nicht unter ihnen! Das begreiffe ich aber nicht, wie sich auch diejenigen Leute von ihnen können fangen lassen, welche eine gute redliche Absicht, ein aufrichtiges Gemüthe, eine Liebe zum Vaterlande haben, welche GOtt und ihrem Könige treu sind?
Frau Glaubeleichtin. Herr Bruder, sie sagen mir was, welches, wie ich sie versichere, nebst allem, was sie mir gesagt haben, mich auf gantz andere Gedancken bringt. Doch können sie in einem Tage eine so grosse Veränderung nicht begehren: Denn in einigen Stücken bin ich noch zweifelhaft.
Herr Wackermann. Das glaube ich wohl. Nehmen sie sich aber nur einmahl die Mühe, und dencken unpartheyisch der Sache nach. Zu dem Ende müssen sie alle ihre Vorurtheile bey Seite setzen: So bin ich gewiß versichert, daß sie den gantzen Krahm verabscheuen werden. Jetzo kömmt es auf etwas anders an. Sie haben etwas gethan, damit mein Bruder bey seiner Zurückkunfft schlecht zufrieden seyn wird.
Frau Glaubeleichtin. Das ist wahr. Ich ersuche sie um ihren Vorspruch bey ihm.
Herr Wackermann. Seyn sie getrost. Ich habe sie schon bey ihm ausgesöhnet.
Frau Glaubeleichtin. Wie?
Herr Wackermann. Mein Bruder ist vor ein paar Stunden angekommen.
Frau Glaubeleichtin. Mein Mann ist wieder hier?
Herr Wackermann. Ja! Er hat mit Fleiß nicht bey dieser Sache mit zugegen seyn wollen; aus Furcht, er möchte seinen Zorn nicht genungsam begeistern können: Und er ist gesonnen, seine Hochachtung für sie nicht fahren zu lassen.
Frau Glaubeleichtin. Ich bin ihnen unendlich verbunden.