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Frau Glaubeleichtin, Herr Wackermann, Jungfer Luischen.
Frau Glaubeleichtin. Luischen! Glaubst du wohl, daß dich hier der Herr Vetter je eher je lieber an den Herrn Liebmann verheyrathet wissen will? Antworte! ich bin gewiß versichert, daß es dir nicht in den Sinn kömmt.
Jungfer Luischen. Was würde es mir helffen, wenn ich gleich daran gedächte?
Frau Glaubeleichtin. So denckst du nicht mehr daran?
Jungfer Luischen. So wenig, als möglich ist.
Frau Glaubeleichtin. Nun, Herr Bruder! da sehen sie es.
Herr Wackermann. Wie? sehen sie denn nicht, daß sie nur nicht das Hertz hat zu reden?
Frau Glaubeleichtin. Mein GOTT! wie eigensinnig sind sie! Luischen! ich sage es dir noch einmahl, und befehle es dir, sage uns deine rechte Meynung.
Jungfer Luischen. Mama! wenn ich sähe, daß es ihnen ein Ernst wäre, mich zu verheyrathen, so wollte ich ihnen gantz gerne meine rechte Meynung sagen: Da ich aber weiß, daß dieß nicht ist; so ists unnöthig, ihnen meine Gedancken zu entdecken.
Herr Wackermann. Nun! da hören sie es.
Frau Glaubeleichtin. So! so! du bist sehr vorsichtig, wie ich sehe. Erkläre dich, und sage uns deine Meynung.
Jungfer Luischen. Ich darf nicht.
Frau Glaubeleichtin. Wie? du darffst nicht?
Jungfer Luischen. Nein, Mama! sie möchten böse werden.
Frau Glaubeleichtin. Ach! ich verstehe dich nur gar zu wohl, du Raben-Aas! Du willst deine eigene Schande nur nicht bekennen. Der Liebmann ist dir ans Hertze gewachsen. Alle die heiligen Leute, welche bey mir aus und eingehen; alle die Frauen, welche wider die Orthodoxie und für die Gnade so sehr eifern; alle die bedeuten nichts bey dir gegen deinen Liebmann. Das ist der Gegenstand deiner irrdischen Lüste, welche im Hertzen herrschen; das sind die Gedancken, womit du umgehst, an statt, daß du höhern Dingen nachstreben, und die heiligen Bücher, welche man dir in die Hände liefert, geniessen solltest. Hast du wohl schon das geringste in dem Buche gelesen, was ich dir gab?
Jungfer Luischen. Ja, Mama! aber – – –
Frau Glaubeleichtin. Nun! was aber?
Jungfer Luischen. Der blosse Titel des Buchs kommt mir schon so grob und eifrig vor, daß ich das Werck unmöglich werde lesen können? Und was lerne ich auch daraus?
Frau Glaubeleichtin. Was du daraus lernst? du dummes Thier!
Herr Wackermann. O schön! das nennt man Sanfftmuth und Liebe!
Frau Glaubeleichtin. Daraus lernst du, was die Wittenberger für gefährliche und der wahren innern Religion schädliche Leute sind.
Herr Wackermann. Gut! das nennt man das Christenthum!
Frau Glaubeleichtin. Welche die Sittenlehre verderben; die Sitten selbst verkehren, den gantzen innern Menschen zernichten, und die Liebe zu GOtt nicht dulden können.
Herr Wackermann. Mein GOtt! was Liebe und Sanfftmuth!
Jungfer Luischen. Aber liebe Mama – – –
Frau Glaubeleichtin. Nun?
Jungfer Luischen. Was brauch ichs, die Orthodoxen zu kennen?
Frau Glaubeleichtin. Wie? du ungelerniges Thier? Christus in uns; die Freyheit der Kinder GOttes; die Gesetze der Liebe; der unumstößliche Grund des gantzen Christenthums; die unbefleckte Lauterkeit des Hertzens; ist dir das alles gleich viel?
Herr Wackermann. Potz tausend, Frau Schwester! wo nehmen sie alles das schöne Zeug her? das sind ja Wörter, womit man vier Theologische Responsa ausspicken könnte.
Jungfer Luischen. Behüte mich GOtt dafür, Mama. Ich verehre alles das, als heilige Sachen; aber ich sehe nicht, was ich mich drein zu mischen habe; und ob überhaupt ein Frauenzimmer – – – –
Herr Wackermann. Warhafftig, sie hat recht! und wenn ihr wollt, daß sie das alles wissen soll; so müßt ihr sie nach Wittenberg oder Rostock schicken.
Frau Glaubeleichtin. A ha! Du siehst nicht? dein Liebmann hindert dich ohne Zweifel daran! Nun, es ist schon gut! weil du so gerne verheyrathet seyn willst; so kan es noch eher geschehen, als du denckest; aber nicht mit deinem Liebmann, das berichte ich dir.
Jungfer Luischen. Ach, Mama!
Frau Glaubeleichtin. Bekümmere dich nicht! man hat mir einen jungen Menschen vorgeschlagen, der sich viel besser für dich schickt, als Liebmann. ich werde darauf dencken. Itzt kannst du gehen; aber schicke mir Cathrinen her.
Jungfer Luischen. O mein GOtt! (Geht ab.)