Johann Wolfgang von Goethe
Naturwissenschaftliche Schriften 1792 - 1797
Johann Wolfgang von Goethe

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Versuch über die Gestalt der Tiere

 

Vorerinnerung

Ob gleich der Titel dieser kleinen Abhandlung einen Versuch über die Gestalt der Tiere überhaupt verspricht: so wird sie sich doch vorzüglich mit den vollkommensten, den Säugetieren beschäftigen. Und auch diese besonders in osteologischer Rücksicht betrachten, und sich nur insofern auf die übrigen nächsten Tierklassen und auf die weicheren Teile des Gebäudes verbreiten; insofern es zur Aufklärung gewisser Erfahrungen und Folgerungen nötig sein sollte. Das Übrige behält sich der Verfasser für die Zukunft vor.

 

1
Bemühungen der vergleichenden Anatomie
und Hindernisse welche dieser Wissenschaft entgegenstehen

Die Ähnlichkeit der vierfüßigen Tiere unter einander, konnte von jeher auch der oberflächlichsten Betrachtung nicht entgehen. Auf die Ähnlichkeit der Tiere mit dem Menschen, wurde man wahrscheinlich zuerst durch das Anschauen der Affen aufmerksam gemacht. Daß die übrigen vierfüßigen Tiere in allen ihren Hauptteilen mit dem Menschen übereinkommen, war nur durch eine genauere wissenschaftliche Untersuchung festzusetzen möglich, deren Bemühungen zuletzt noch viel weiter entfernt scheinende Gestalten, aus dem Weltmeere in diese Verwandtschaft herbei zogen.

Wieviel in der letzten Hälfte dieses Jahrhunderts die Naturwissenschaft durch Beschreiben Zergliedern und Ordnen gewonnen, ist, ich darf wohl sagen allgemein bekannt. Wie manches in derselben noch zu tun sei, wie manche Hindernisse einer ganz genauen Bearbeitung entgegen stehen, wird demjenigen bald bekannt, der sie mit gewissenhafter Genauigkeit bearbeitet.

Es war natürlich, daß die Zergliederer welche sich mit dem Bau des Menschen eine Zeitlang ausschließlich beschäftigten, die Teile des menschlichen Körpers, wie sie ihnen sichtbar wurden benannten, beschrieben und an und vor sich ohne weitere Verhältnisse nach außen betrachteten. Eben so natürlich war es daß diejenigen welche sich mit der Behandlung der Tiere beschäftigten, Reiter, Jäger, Fleischer, denen verschiedenen Teilen der Tiere jeder für sich Namen beilegten, welche auf keine Weise das Verhältnis der Tiere untereinander, noch weniger das Verhältnis der Tiere zu den Menschen ausforschten, vielmehr durch falsche Vergleichung, zu Irrtümern Gelegenheit gaben. So nennt z. B. der Reiter denjenigen Teil des Pferdevorderfußes wo der carpus das Gelenk zwischen der ulna und dem metacarpus machet das Knie den Knochen des metacarpus selbst das Schienbein.

Nun ist zwar durch die Bemühungen so vieler eifriger Beobachter, welche vorzüglich die Tieranatomie oder auch nur selbige gelegentlich neben der menschlichen behandelt, die Terminologie der tierischen Teile soviel es sich wollte tun lassen auf die Terminologie der menschlichen Teile reduziert worden, und es möchte wohl die Base der vergleichenden Anatomie auf immer festgestellt worden sein. Allein es sei uns erlaubt; hier einige Bemerkungen über die Hindernisse zu machen, welche noch Überbleibsel der alten empirischen Behandlungsart zu sein scheinen, und die der Wissenschaft eben jetzt am beschwerlichsten im Wege stehen, da sie ihrer Vollendung näher und näher rücket.

Man hat bisher wie oben schon erwähnt worden, bald die Tiere unter einander, bald die Tiere mit dem Menschen, bald den Menschen mit den Tieren verglichen, man hat also, mit dem tertio comparationis immer gewechselt, und dadurch oft den Faden der Beobachtung verloren. Ferner mußte da die Methode des Tierzergliederers mit der Methode des Menschenzergliederers, nicht völlig übereinstimmen kann, eine Art Schwanken in der Methode der vergleichenden Anatomie entstehen, welches wie mich dünkt noch bis jetzt nicht hat ins Gleichgewicht gesetzt werden können.

 

2
Vorschläge diese Hindernisse aus dem Wege zu räumen

Wie nun aber gegenwärtig bei so vielen trefflichen Vorarbeiten bei täglich fortgesetzten Bemühungen so vieler einzelner Menschen, ja ganzer Schulen, die Wissenschaft auf einmal zur Konsistenz gelanget, ein allgemeiner Leitfaden durch das Labyrinth der Gestalten gegeben ein allgemeines Fachwerk, worin jede einzelne Beobachtung zum allgemeinen Gebrauch niedergelegt werden könne, aufzubauen wäre, scheint mir der Weg zu sein wenn ein allgemeiner Typus, ein allgemeines Schema ausgearbeitet und aufgestellt würde, welchem sowohl Menschen als Tiere untergeordnet blieben, mit dem die Klassen, die Geschlechter die Gattungen verglichen, wornach sie beurteilt würden.

Man würde sich bei Ausarbeitung dieses Typus vor allen unnötigen Neuerungen hüten, man würde, die von der menschlichen Gestalt hergenommene Benennungen, immer mehr auf die Gestalt der Tiere über zu tragen suchen, und sich vielleicht nur um weniges von der Methode und Ordnung wornach bisher die Anatomie des menschlichen Gebäudes vorgetragen worden entfernen um nicht empirisch, nach der besondern Bildung eines Geschöpfes das Gebäude der andern zu betrachten und zu beurteilen, sondern eine Methode aufzufinden, wornach vorerst die vollkommensten Tiere rationell betrachtet und vielleicht in der Folge die übrigen Klassen näher erkannt werden können.

Sollte das bisher Gesagte, nicht einen jeden gleich von der Notwendigkeit einer solchen Einrichtung überzeugen; so wird folgende Betrachtung vielleicht die Sache einleuchtender machen. Da die Vergleichung so sehr verschiedener Gestalten als die Säugetiere sind nicht anders als teilweise geschehen kann; so war es natürlich, daß man bei den verschiedenen Tiergattungen die verschiedenen Teile aufsuchte und sie mit den Teilen der andern verglich. Die meisten durch große Verschiedenheit der Gestalt und Richtung der Teile entstandenen Irrtümer rektifizierten sich nach und nach nur hat man sich von dem Irrtume der mehr in dem Ausdrucke als der Sache zu liegen scheint nicht völlig losmachen können daß man einigen Tieren gewisse Teile ableugnete ob man gleich, die durch eben diese Teile hervorgebrachte Gestalt, gerne zugab. So wollte man den Menschen das os intermaxillare beharrlich absprechen, der Elefant sollte kein Tränenbein keinen Nasenknochen haben, da man doch im Gegenteil, wenn auch alle Suturen verwachsen wären, von der übereinstimmenden Gestalt, auf die Konsequenz des Baues hätte schließen sollen.

Wenn wir nun von einer Seite behaupten, daß alle Hauptteile woraus die Gestalt eines vollkommenen Tieres zusammengesetzt ist, sich bei dem andern Tiere gleichfalls finden müssen, so läßt sich von der andern nicht leugnen daß gewisse völlig gleichartige Teile besonders gegen die Extremitäten zu in der Zahl variieren, so variiert die Zahl der Rückgratwirbel und Rippen der Schwanzwirbel, die Zahl des carpus metacarpus und der Finger des tarsus metatarsus und der Zehen. Andere Abteilungen als die der ulna und des radius der tibia und fibula verwachsen mit einander und lassen kaum noch Spuren ihrer ursprünglichen Trennung zurück.

Dieses alles würde ein völlig ausgearbeiteter Typus schon bestimmen und festsetzen: inwiefern ein jeder Teil notwendig und immer gegenwärtig sei, ob er sich manchmal nur durch eine wunderbare Gestalt verberge durch eine Verwachsung der Suturen zufällig verstecke in verminderter Zahl erscheine sich bis [auf] eine kaum zu erkennende Spur verliere, für überwiegend untergeordnet oder gar als aufgehoben betrachtet werden müsse. Ehe wir weiter gehen wird es rätlich sein, den Typus selbst und zwar vorerst bloß osteologisch herzusetzen.

 

3
Vorschlag zu einem osteologischen Typus

Ehe ich die Ursachen weiter ausführe welche mich bewogen das vorstehende Schema dergestalt zu ordnen und was für Vorteil ich daraus zu ziehen hoffe ist es nötig noch einige Betrachtungen voraus zu schicken. Da die Natur eben dadurch die Gestalten der Tiere so bequem zu verändern scheint, weil die Gestalt aus sehr vielen Teilen zusammengesetzt ist, und die bildende Natur dadurch nicht sowohl große Massen gleichsam umzuschmelzen nötig hat sondern die große Mannigfaltigkeit bewirkt, indem sie auf viele zusammen geordnete Anfänge bald so bald so ihren Einfluß zeigt, welches wie wir in dem Folgenden sehen werden, von der größten Bedeutung ist, so wird die größte Aufmerksamkeit derjenigen, welche besonders den osteologischen Typus ausarbeiten, dahin gerichtet sein daß sie die Knochenabteilungen auf das schärfste und genauste aufsuchen, es mögen solche an einigen Tierarten in ihrem ausgewachsenen Zustande sich deutlich sehen lassen oder bei andern nur an jüngeren Tieren vielleicht gar nur an Embryonen zu erkennen sein.

Denn ich darf wohl hier schon dasjenige behaupten, wovon ich einen jeden den diese Wissenschaft wirklich interessiert durch diese Abhandlung völlig überzeugen möchte daß der Fortschritt der ganzen Wissenschaft bloß auf diesem Wege schnell zu hoffen sei. Hat sich nicht in anderen Teilen die Zergliederungskunst in die feinsten Bemerkungen ausgebreitet; hat sie nicht schon die Teilbarkeit der Nerven bis ins Unendliche verfolgt; sollten wir nicht den Knochenabteilungen, welche vielleicht einen größeren Einfluß auf die Bildung haben, eine ähnliche Aufmerksamkeit widmen.

Die Methode, wie die Lehre des menschlichen Knochengebäudes bisher vorgetragen worden, ist bloß empirisch und nicht einmal auf die Betrachtung der Gestalt des Menschen, geschweige in Betrachtung auf die Gestalt der übrigen Tiere rationell. Man hat die Knochen, nicht wie sie die Natur sondert bildet und bestimmt sondern wie sich solche ich möchte fast sagen zufällig in einem gewissen Alter des Menschen untereinander verbinden, angenommen und beschrieben, ein Weg auf welchem selbst die besten und genausten Bemühungen kaum weiter als zu einer empirischen Nomenklatur führen konnten. Auch sind die daraus entstehenden Unbequemlichkeiten schon in die Augen gefallen und einige sind schon gehoben. So hat man z. E. das Felsenbein vom Schlafbein mit dem größten Rechte getrennt; dagegen sind Verbindungen ganz heterogener Knochen, wie z. E. des Heiligen- und Kuckucksbeins mit dem Becken geblieben und werden auch wohl um physiologischer und pathologischer Demonstrationen willen in der Lehre welche bloß den Menschen betrachtet künftighin zusammen bleiben, worauf wir aber die wir uns einen höhern Standpunkt der Erkenntnis aufsuchen, nicht dürfen hindern lassen.

Wie ich nun, an einem jeden einzelnen Teil des vorgeschlagenen Typus, die Ursachen angezeigt, welche mich bewogen das Knochengebäude des tierischen Körpers, nach einer von der bisherigen abweichenden Methode zu betrachten, und die Absonderung verschiedener Teile von einander zu wünschen und mich dadurch, dem Verdachte der Neuerungsucht und dem Anschein einer Kleinigkeitsliebe entzogen zu haben hoffe; so wünsche ich durch nachfolgende allgemeinere Betrachtungen jene Methode noch mehr zu rechtfertigen und ihre Notwendigkeit allgemein überzeugender zu machen. Es ist schon oben im Vorbeigehen gesagt worden daß es der Natur dadurch leicht ja man darf sagen allein möglich wäre, so mannigfaltige Gestalten hervorzubringen, daß die Bildung aus so vielen kleinen Teilen bestehe auf welche sie wirkt, ihre Größe, Lage, Richtung und Verhältnis verändert und dadurch in den Stand gesetzt wird, teils himmelweit verschiedene Bildungen hervorzubringen, teils ganz nahe verwandte Bildungen durch eine ungeheure Kluft gleichsam wieder zu trennen. Geben wir genau auf diese Mannigfaltigkeit acht so werden wir in den Stand gesetzt, nicht allein die Tiere untereinander sondern sogar das Tier mit sich selbst zu vergleichen. In dieser bei genauer Betrachtung die größte Bewunderung erregenden Veränderlichkeit der Teile, ruht die ganze Gewalt der bildenden Natur.

Dagegen, ist die unveränderliche Verbindung der Teile unter einander, die Ursache der einem jedem Beobachter in die Augen fallenden Ähnlichkeit der verschiedensten Gestalten.

Um diese beiden Begriffe nicht nur im allgemeinen hinzustellen sondern auch ins besondere anwendbar und anschaulich zu machen nehmen wir zuerst den Schädel der Tiere vor uns und hier kann nicht streng genug behauptet und nicht oft genug wiederholt werden daß die Natur nicht allein diesen Hauptteil des tierischen Gebäudes, nach einem und demselben Muster bildet, sondern daß sie auch ihren Zweck bei allen durch einerlei Mittel erreicht, daß die mannigfaltigen Knochenanfänge und die daraus entstehenden Knochenabteilungen, an den Schädeln aller Tiere völlig dieselben, und überall im Grunde auf einerlei Weise, obgleich in den mannigfaltigsten Modifikationen gegenwärtig seien. Ein fleißiger und treuer Beobachter kann sich hiervon auf das leichteste und schnellste überzeugen. Am aufmerksamsten wird man hinfort auf die noch nicht verwachsenen auf die Schädel noch junger und unreifer Tiere werden und unser oft wiederholter Grundsatz wird endlich keinen Widerspruch mehr zu fürchten haben. Die falschen oder schwankenden Ausdrücke, der Mensch habe kein os intermaxillare, der Elefant habe kein Tränenbein, der Affe habe auch kein Tränenbein, werden nicht mehr vorkommen. Man wird diese Teile sorgfältig aufsuchen und weil man gewiß daß man sie finden müsse nicht eher ruhen bis man sie ausgefunden und ihre Gestalt ihr Verhältnis gegen die übrigen Teile genau bezeichnet.

Selbst, wenn man die Konsequenz der Gestalt nur im allgemeinen ansieht, sollte man schon ohne genauere Erfahrung schließen daß lebendige einander höchst ähnliche Geschöpfe aus einerlei Bildungs-principio hervorgebracht sein müßten.

Könnte man sich nur einen Augenblick denken, daß der Tränenknochen bei einem Tier fehle, so hieße das eben so viel, als: der Stirnknochen könne sich mit dem Jochbein, das Jochbein mit dem Nasenbein verbinden, und wirklich unmittelbar an einander grenzen, wodurch alle Begriffe von übereinstimmender Bildung aufgehoben würden; wenn dadurch eben, wie vorher erwähnt, [daß] ein Knochen die seltsamsten und wunderlichsten Gestalten annehmen, und dadurch seine Nachbarn zu Annehmung seltener Gestalten determinieren kann, die große Mannigfaltigkeit der Bildungen entstehet, so wird die Bildung dadurch von der andern Seite höchst konsequent weil kein Knochen seine Nachbarschaft verändern und dadurch wirklich ungeheuere Abweichungen niemals regellos werden können.

Zwar finden sich Fälle welche diesem allgemeinen Grundsatze zu widersprechen scheinen, die aber eben deswegen unsere ganze Aufmerksamkeit erregen, und uns zu weiteren Forschungen Anlaß geben.

Zwei Fälle welche mir bekannt geworden will ich hier anzeigen und zu erklären suchen. Durch die Verbindung des Stirnknochens mit der obern Kinnlade, in der Gegend der Nasenwurzel wird das Tränenbein von dem Nasenknochen gänzlich getrennt, und es sollte also wenn der oben festgestellte Grundsatz unumstößlich bleiben sollte, bei keinem Tiere, der Tränenknochen sich jemals mit dem Nasenknochen verbinden können. Nun findet sich aber sowohl an dem Schädel eines gemeinen Ochsens als eines Auerochsens daß das Tränenbein mit dem Nasenbein wirklich verbunden seie. Diesen Widerspruch hebe ich durch folgende Erfahrung: Es ist bekannt daß die Tiere welchen die Zähne in der obern Kinnlade fehlen, als Ochsen, Hirsche, Schafe, Ziegen, eine Fontanelle haben welche von dem Stirnknochen, dem Nasenbein, der obern Kinnlade und dem Tränenbein umgrenzet wird und wir dürfen sagen: daß diese Fontanelle durch das Unvermögen des Oberkiefers entstehet sich bis gegen den Stirnknochen fortzusetzen. Diese Fontanelle wird bei dem Ochsen durch ein os wormianum ausgefüllt welches in der Folge gewöhnlicher mit dem Tränenbein, als mit den übrigen benachbarten Knochen verwächst wodurch es dem ersten Anblick nach scheinen könnte als wenn das Tränenbein sich gleichsam als ein Keil zwischen den Stirnknochen und der obern Kinnlade hineinschöbe und den Nasenknochen berühre.

Ich wende mich zu dem zweiten Fall. Die obere Kinnlade und der Nasenknochen berühren einander; man kann besonders bei den reißenden Tieren bemerken, daß der Stirnknochen seinen processum nasalem sehr spitz und lang vorwärts das os intermaxillare seinen oberen processum auf gleiche Weise rückwärts fortsetze. Wir treffen bei allen Tieren diese beiden gleichsam gegen einander strebenden spitzen Keile durch die Fläche welche den Oberkiefer mit dem Nasenknochen verbindet abgesondert oder in mehr oder weniger Entfernung an. Bei dem Schädel eines Bären hingegen könnt ich bemerken: daß beide Fortsätze nur noch gleichsam die Fäden zwischen den benachbarten Knochen verlängerten, und sich mit einer jedoch etwas verworrnen Sutur mit einander verbanden. Ich glaube auch hier nicht zu fehlen, wenn ich leugnete daß diese Knochen einander auch wirklich berührten; sondern sie haben nur die ihnen eingepflanzte Triebkraft soweit als möglich gegeneinander ausgedehnt, und sind zuletzt durch einen dritten Knochenpunkt durch eine Art os wormianum zusammen verbunden worden. Es ist dieses ein Punkt, über welchen wir in der Folge nie zuviel, und nie scharf genug beobachten können.

 

Ähnlichkeit der Tiergestalten unter einander.

Ähnlichkeit der Tiergestalt mit der menschlichen.

Die vergleichende Anatomie beschäftigt sich, diese Ähnlichkeit immer mehr aufzusuchen, und zu gleicher Zeit, den Unterschied genau zu bestimmen wodurch sie sich alle mehr oder weniger von einander entfernen.

Es sind in der neuern Zeit in dieser Wissenschaft große Fortschritte geschehen.

Bei fleißiger und genauer Bearbeitung derselben findet sich eine Schwierigkeit; [die] wie mir deucht die Wissenschaft bisher aufgehalten hat.

Da hier von Vergleichen die Rede ist; so fragt sich: soll man die Tiere unter einander, die Tiere mit dem Menschen, oder den Menschen mit den Tieren vergleichen. Es ist dieses alles bisher geschehen je nachdem der Naturforscher eine Absicht bei seinen Untersuchungen hatte, je nachdem er von einem oder dem andern Orte ausging.

Auch hat man ein Längenmaß gelegentlich angenommen, und nach diesem die Längen und Breiten der verschiedenen Teile zu bestimmen gesucht.

Alle diese verschiedenen Methoden haben ihre Beschwerlichkeit, und eine jede muß unter gewissen Umständen unzulänglich werden.

Vielleicht ließe sich, auf dem Punkte wo die Wissenschaft gegenwärtig steht, ein Schritt tun, der auf einmal um vieles weiter brächte.

Es könnte geschehen; wenn man einen Typus ausarbeitete der die tierische Natur überhaupt zuvörderst aber nur, um sich nicht ins Unendliche zu verlieren, die Natur der Säugetiere ausdrückte. Nach welchem Typus sodann alle Tiergeschlechter beschrieben, vor welchem sie verglichen werden könnten.

Wir können den Menschen nicht als das Urbild der Tiere, die Tiere nicht als das Urbild des Menschen ansehen, die Wissenschaft ist weit genug vorwärts geruckt, daß wir gegenwärtig die Gestalt finden können, auf welche sich die übrigen Gestalten beziehen lassen.

Es verstehet sich von selbst; daß wir, bei Ausarbeitung dieses Bildes, uns keine unnötige Mühe machen, daß wir alles dasjenige gebrauchen, was schon gegenwärtig da und in Ordnung gebracht ist, daß wir uns der bisher gebrauchten Methode so viel als möglich nähern, um allen Vorwürfen unnötiger Neuerung zu entgehen und von allen Seiten eher Mitwirkung hoffen als Widerstand fürchten zu dürfen.

Die Anatomie des menschlichen Körpers ist so fleißig durchgearbeitet daß dieselbige, billig bei neueren Vergleichungen zum Grunde gelegt worden [und] immer mehr zum Grund gelegt wird, je mehr man sich überzeugt daß sich bei den übrigen Säugetieren alle diejenigen Teile finden woraus der menschliche Körper bestehet. Man hat daher glücklich angefangen, die Terminologie welche bei den Teilen des Menschen gebraucht wird, auf die Tiergestalten anzuwenden und man wird wohltun hierin fortzufahren.

Da die Anatomie welche uns den menschlichen Körper in seiner Zusammensetzung beschreibt, besonders in den neuern Zeiten, bloß den Menschen wie er ihr vorlag nahm und ihn um sein selbst willen, und nicht in Bezug auf andere ihm ähnliche Geschöpfe behandelte; so läßt sich leicht schließen, daß in der Methode dieser Untersuchung und Beschreibung gewisse dem Menschen eigentümliche Eigenschaften, werden in Betracht gezogen sein, welche uns eher hindern als fördern, wenn wir uns ein allgemeineres Bild ausarbeiten wollen welchem der Mensch auch nur wieder untergeordnet ist.

So ist z. E. die Methode nach welcher die Knochen des menschlichen Hauptes beschrieben werden, bloß zufällig, indem man das als einen besonderen Knochen annimmt und beschreibt was sich in gewissen Jahren trennen läßt, anstatt nach einer reineren Methode dasjenige als ein besonderer Knochen zu beschreiben wäre; den die Natur wirklich von andern abgesondert hat, weil wir dadurch auf den rechten Weg geführt werden, die Bildung des lebendigen Geschöpfs aus einem höheren Standpunkt zu beobachten.

Diese Absonderungen der Knochen, wovon sich ein Teil bei Kinderschädeln schon bemerken läßt, ist bei Tieren, wegen ihrer weniger zusammengedrängten Gestalt, sichtbarer ja greifbarer.

Da wir nun wie oben schon gesagt uns nur einem höheren Begriffe der Bildung nähern können; wenn wir diejenigen Teile, woraus sie bestehet, genau von einander trennen: so werden wir also bei Ausarbeitung unseres Typus, nicht verschmähen uns bei der Tiergestalt Rats zu erholen. Wir werden alle Teile genau kennen lernen, ihre Gestalt im einzelnen, ihr Anteil an der Bildung des Ganzen wird uns nicht verborgen bleiben, und wir werden uns nicht irre machen lassen, wenn dieser oder jener Teil bei irgend einer Klasse oder einem Geschlecht in einem gewissen Alter, unter gewissen Umständen, sich unsern Sinnen entzieht, und nur dem Verstände allein sichtbar bleibt. Im allgemeinen ist es in die Augen fallend und angenommen. Nur ins besondere hat man noch nicht sich völlig bestimmen und überein kommen wollen. So wird z. B. das os intermaxillare als der vordere Teil der oberen Kinnlade welcher die Schneidezähne enthält in so fern sie dem Tier nicht versagt sind, als abgesonderter Knochen unserer Aufmerksamkeit niemals entgehen, wenn wir auch einen Teil der Suturen, durch welche er mit seinen Nachbarknochen verbunden wird bei Menschen meistens oft auch bei Affen Löwen Bären und andern Tieren gedrängter Natur in einem gewissen Alter verwachsen finden.

So werden wir das os temporum, und die sogenannte partem petrosam sorgfältig trennen wie sie bei mehreren Tieren und gewissermaßen bei Kindern getrennt erscheint, wir werden das flache Schlafbein und den Körper des Knochens welcher die Gehörwerkzeuge enthält, nicht mehr als einen Knochen denken können, sobald uns nur ihre Verschiedenheit, Gestalt und Bestimmung einmal recht deutlich geworden ist. Wir werden das Hinterhauptsbein welches aus einem flachen und drei der Gestalt der Wirbelbeinteile sich nähernden Knochen zusammengesetzt ist, [und] das os ethmoideum, das auch in mehrere Teile zerfällt, nicht mehr als einzelne ganze, sondern als zusammengesetzte Knochen beschreiben, ja lieber einem jeden Teil einen besondern Namen, eine besondere Bezeichnung geben.

Ich weiß, daß sich hierauf die Einwendung machen läßt als seie eine solche genaue Abteilung nicht notwendig, da man ohne dies bei der bisherigen Methode solche Zusammensetzungen eines Knochens den man als Eins annimmt, schon nebenher bemerkte und daß also eine solche Neuerung nur schädliche Verwirrung machen würde.

Hierauf kann ich gegenwärtig nur so viel antworten daß diese Methode zu dem bisherigen Endzweck hinreichend sein mag, daß sie aber dem Fortschritt der Wissenschaft hinderlich ist. So wird man nicht leugnen daß wenigstens durch die bisherige Methode die Aufmerksamkeit des Studierenden von diesen Knochenabteilungen eher abgeleitet als auf dieselben hingewiesen werde.

Wenn sich nun in der Folge zeigen wird; daß nur aus der genausten Kenntnis dieser Knochenabteilungen der eigentliche allgemeine Typus ausgearbeitet und zuletzt der geistige Punkt der Vergleichung hervorsteigen kann; so wird hoffentlich die Ursache

 

Zweites Kapitel
Allgemeine Idee zu einem Typus

Rumpf Rückgrat Brustgrat. Länge und Stärke des ersten Kürze und Weiche des zweiten

Kopf oberer Teil

NB. eigentliche Existenzbase des Lebens, unter sich zusammenhängend.

Hülfsmittel des Lebens.

Untere Kinnlade, Arme, Füße.

 

Drittes Kapitel

Daß die Sorgfalt womit wir die einzelnen Teile des Knochenbaus aufgesucht haben nicht eine vergebliche Spitzfindigkeit sei; wird sich gegenwärtig zeigen, wenn wir nähere Betrachtungen anstellen.

Wir dürfen behaupten daß der Knochenbau aller Säugetiere, um vorerst nicht weiter zu gehen, nicht allein im ganzen nach einerlei Muster und Begriff gebildet ist; sondern daß auch die einzelnen Teile, in einem jeden Geschöpfe sich befinden; und nur oft durch Gestalt, Maß, Richtung, genauere Verbindung mit andern Teilen unserem Auge entrückt und nur unserm Verstande sichtbar bleiben. Alle Teile, ich wiederhole es, sind bei einem jeden Tiere gegenwärtig nur unsere Bemühung unser Scharfsinn muß sie aufsuchen und entdecken; aber jener Begriff ist der Ariadneische Faden.

Geben und Entziehen.

Allgemeines Gesetz der Bildung.

 

1. Abschnitt
Versuch einer Allgemeinen Knochenlehre

Wenn es natürlich war, daß man die Betrachtung des menschlichen Schädels mit dem Stirnknochen anfing, als dessen Gestalt die menschliche Natur am meisten bezeichnet; so finden wir uns dagegen, indem wir den Tierschädel beschreiben wollen, zu einer andern Methode genötiget, wozu uns das Anschauen die einfache Anleitung gibt.

Wir mögen nämlich das Tier ansehen wie es im freien Zustand sein Haupt trägt, oder dessen Schädel zur Betrachtung vor uns legen; so finden wir immer, daß die Werkzeuge der Nahrung uns am stärksten in die Augen fallen.

 

1. Der Schneide Knochen

Am skelettierten Kopfe des Tiers bemerken wir zuerst denjenigen Knochen durch welchen es seine Nahrung ergreift. Ich darf ihn gegenwärtig getrost in den allgemeinen Typus einführen, da er nun auch an dem Menschen anerkannt wird, wo er sich selbst den scharfsichtigsten Beobachtern eine Zeitlang eigensinnig zu verbergen schien.

Es ist dieser Knochen höchst merkwürdig einem jeden welcher die Tiergestalt betrachtet; denn es können offenbar nach demselbigen, Tiere gewissermaßen zusammengestellt und beurteilt werden. Das Verhältnis des Tieres zu seiner Nahrung, wird durch die Gestalt und Bestimmung dieses Knochens sogleich deutlich, er bestimmt: ob das Tier ruhig Gras abrupfen und abweiden, festere Körper benagen, lebendige Geschöpfe gewaltsam festhalten und sich zueignen solle und könne. Da nun dieser Knochen in allen seinen Funktionen, durch die daranstoßende obere Kinnlade unterstützt wird, da eine allgemeine Harmonie in allen Teilen eines lebendigen Wesens notwendig ist; so läßt sich aus diesem Knochen fast allein, schon auf die Lebensweise eines Tieres schließen, wie denn überhaupt die Einteilung, Tiere nach ihrem Gebiß zusammenzustellen meist natürlich ist und uns wenigstens die Betrachtung derselben sehr erleichtern kann.

Es ist dieses ein doppelter Knochen, der aus zwei völlig gleichen Hälften besteht: die an dem vorderen Ende der ganzen tierischen Bildung zusammenstoßen, und gleichsam den Schlußstein des ganzen Gebäudes machen. Um nun aber die höchst abweichenden Gestalten desselben, übereinstimmender Weise zu beschreiben, wird man das Ganze in den Körper, den Kinnladenfortsatz, und den Gaumenfortsatz einteilen können. Diese Teile sind jederzeit beständig, obgleich die Gestalt derselben so sehr wechselt daß man in derselbigen Gegend, bei dem einen Tier einen Rand finden wird wo man bei dem andern eine Fläche zu beschreiben hat.

Der Körper ist beständig der vordere Teil, es enthält solcher die Schneidezähne, wenn das Tier mit solchen versehen ist; hat es keine Schneidezähne, so ist der Körper flach, unten schaufelförmig wie beim Ochsen, oder er wird fast ganz Null, wie bei dem Reh, sind Schneidezähne zugegen; so bildet er sich meistens nach ihrer Gestalt, bei den nagenden Tieren ist er nur eine leichte spitze Scheibe, worin die langen scharfen Zähne befestigt sind, bei denen fleischfressenden Tieren welche mehrere Schneidezähne haben fängt er erst an, den Namen eines Körpers zu verdienen, er wird stark, fest und unterstützt die gewaltige Zahnreihe. Es kommen Fälle vor, wo dieser Körper mächtiger ist als die in ihm wachsenden Schneidezähne, und derselbe gar keine Veränderung der Gestalt durch sie erleidet. So ist der Schneideknochen des Trichechus rosmarus, in dessen schwere plumpe Gestalt geringe Zähne eingesetzt sind, ohne sie nur im geringsten zu verändern.

Der Gaumenfortsatz dieses Knochens weicht von vorne nach hinten, und ist standhaft sowohl in seinen Teilen, als in seiner Verbindung. Es verbindet sich dieser Gaumenfortsatz zuerst mit seinem gepaarten Knochen, bildet eine mehr oder weniger entschiedenere Rinne zur Aufnahme der Scheidewand der Nase, indem er sich hinterwärts mit dem Gaumenfortsatz der obern Kinnlade verbindet. Die Kanäle sind sinuos. Es ist dieser Fortsatz manchmal ein bloßer Dorn, wie bei dem Reh, manchmal ein stärkerer Körper, bald eine wirkliche Fläche; so wie die durch diesen Fortsatz gebildete Rinne bald Null wird, bald eine sehr entschiedene Rinne, ja, manchmal am Ende der Rinne ein vertieftes Gefäß hervor bringt. Eben so beständig ist auch die Gegenwart des Nasenfortsatzes, obgleich derselbe, mit seinem hinteren und oberen Ende seine Nachbarschaft zu verändern pflegt. Es verbindet dieser Fortsatz den Knochen mit der oberen Kinnlade, und mit dem Nasenbein, indem sich dessen obere und hintere Spitze zwischen beide hineinschiebt. Ein seltener Fall aber läßt sich bei der Bildung des Hasen bemerken; wo dieser Fortsatz sehr spitz verlängert, die obere Kinnlade von dem Nasenknochen völlig trennt und, nachdem er vor dem Tränenbein vorbeigegangen, sich mit der spina nasalis des os frontis verbindet. Einen gleich merkwürdigen Fall habe ich an dem Schädel eines nordischen Bären gesehen: wo die spina nasalis des ossis frontis sich spitz herunter und vorwärts, der processus maxillaris des ossis incisivi mit eben einer solchen Spitze auf- und hinterwärts begibt, bis beide in der Mitte mit einer ganz zarten Spitze zusammenstoßen. Dadurch wird gleichfalls der Nasenknochen von der Kinnlade getrennt, und es gibt uns dieser Knochen das erste Beispiel, von jenen abwechselnden Verbindungen und Verschränkungen, von welchen wir oben gesprochen haben.

Was in der tierischen Bildung diesem Knochen oberwärts verbunden ist kann hier nicht betrachtet werden, weil es als Knorpel und Fleisch, aus der osteologischen Betrachtung herausfällt.

 

2. Maxilla Superior. Obere Kinnlade

Um die Gestalt dieses Knochens allgemein genug zu beschreiben, ist es nötig von der gewöhnlichen Einteilung derselben abzugehen; man wird denselben am besten übersehen und vergleichen können, wenn man denjenigen Teil der Alveolen, worin sowohl die Backenzähne als der Eckzahn befindlich sind, den Körper nennet, und alsdann zwei Wände, eine welche das Gesicht, die andere welche den Gaumen bildet, annimmt. Beide stoßen unten in einem rechten Winkel zusammen, bilden die Alveolen und da wo sie zusammentreffen entsteht was ich den Körper zu nennen wünschte. Die innern Seiten dieser beiden Wände, machen entweder unmittelbar die innern Wände der Nase aus oder werden in der Gegend der mittlern Schneidezähne auswärts gedehnt, wo alsdenn noch eine dritte kleine Wand, von der Gegend des Eckzahns her hinzutritt und den vordern Teil des antrum Highmori mit bilden hilft welches übrigens von den untern Muscheln in diesem Falle zugeschlossen wird.

 

3. Os Zycomaticum

Es setzt sich dieser Knochen jederzeit an den obern Saum der Gesichtsfläche der obern Kinnlade nach hinten zu; seine äußere Fläche bildet einen mehr oder weniger hervorstehenden Teil der Wange eine andere Fläche welche mit dieser einen Winkel macht, bildet einen Teil der Augenhöhle; der Rand wo beide Flächen zusammenstoßen bildet jederzeit einen Teil des Augenrandes unter dem äußern Winkel des Augs. Eben so beständig ist der Fortsatz des Knochens welcher sich nach dem Schlafknochen verlängert, es verbindet sich durch diesen Fortsatz das Jochbein jederzeit mit dem Schlafbein, und ist diese Verbindung eine der beständigen in dem tierischen Schädelbau. Es ist bei derselbigen zu bemerken: daß die Fortsätze beider gedachter Knochen sich bei manchen Tieren durch ein Zwischenbein zu verbinden scheinen; es ist dieses ganz deutlich bei dem Eichhorn und bei der Wiesel, bei welchen Tieren sich der Wangenknochen mit dem Stirnbein nicht verbindet.

Die Verbindung des Wangenbeins mit dem Stirnknochen, ist sehr vielen Veränderungen ausgesetzt. Entweder sie verbinden sich wie eben gesagt gar nicht mit einander. Nur hier gibt es Fälle; nicht eine Spur eines processus frontalis am osse zygomatico; keine Spur eines Wangenfortsatzes an den Stirnknochen, manchmal sind beide Fortsätze gegenwärtig, aber sie reichen nicht an einander und sind nur durch Ligamenta verbunden, wie bei dem Katzen- und Hundegeschlecht.

Manchmal verbinden sie sich wirklich durch eine wahre Sutur, haben aber wenig Breite und lassen die Augenhöhle nach hinterwärts offen wie bei den schafartigen Tieren.

Endlich verbreiten sich diese Fortsätze dergestalt daß sie an das Keilbein anstoßen sich mit demselbigen verbinden, und durch diese Verbindung die Augenhöhle schließen. Durch diese Verbindung entstehen die sonderbaren oder zweifelhaften Fälle: welche allein bei Affenschädeln vorkommen können, daß sich der processus sphenofrontalis des Wangenbeins mit dem Schuppenteil des Schlafbeins, oder mit dem unteren Winkel der Scheitelbeine verbindet oder zu verbinden scheinet. Zugleich ist noch ein Fall zu bemerken; daß bei Pferdeschädeln: der Wangenfortsatz des Stirnknochens, mit dem Wangenfortsatze des Schlafbeins und nicht mit dem Stirnfortsatze des Wangenbeins [sich] zu verbinden scheint. Es läßt sich aber dieses aus jener Bemerkung erklären, welche wir eben gemacht: daß noch ein kleiner Zwischenknochen zwischen den Fortsätzen des Wangen- und des Schlafbeins [sich] befinde, dieser gibt wahrscheinlich den Stirnfortsatz des Wangenbeines her. Verwächst derselbe nun mit dem Schlafbein, ohne mit dem Wangenbein zu verwachsen, so scheint alsdann der Wangenfortsatz des Stirnbeins sich mit dem Wangenfortsatze des Schlafbeins zu verbinden.

Mit dem was bei dem menschlichen Schädel das Tränenbein genannt wird steht das Wangenbein in keiner Verbindung; desto genauer aber bei den Tieren wie wir sogleich vernehmen werden.

 

4. Das Tränenbein

Wir müssen ganz von dem Begriffe welchen uns das menschliche Tränenbein gibt abstrahieren, wenn wir uns von dem Tränenbein der Tiere eine deutliche Vorstellung machen wollen.

Haben wir wie schon in unserer Beschreibung geschehen, die obere Kinnlade zum Grund gelegt, und das Wangenbein an dieselbe befestiget, so müssen wir nun, um das Gebäude in der natürlichen Ordnung aufzuführen, das tierische Gebäude aufsetzen und beschreiben, und wir werden dadurch den Hauptbau der oberen Kinnlade erst vollendet sehen.

Wir teilen es am besten in den Gesichtsteil und in den Augenhöhlenteil, und bemerken sodann den Rand wo diese beiden Teile zusammenstoßen.

Der Gesichtsteil verbindet sich nach oben jederzeit mit dem Stirnknochen, nach unten mit der oberen Kinnlade, nach der Seite und hinten mit dem Wangenbein.

In den Fällen wo der Stirnfortsatz der oberen Kinnlade sich nicht mit der Stirne verbindet, setzet sich dieser Teil des Tränenbeins bis zu dem Nasenknochen fort, wie bei Pferden, Ochsen und Schweinen, oder es bleibt an der Stelle ein Fontanell, wie bei Schafen und Hirschen.

Es ist dieser Teil des Knochens flach und hat wenig oder keine Dicke. Wie seine äußere Seite einen Teil des Gesichtes bildet, so hilft seine innere das antrum Highmori zudecken.

Der Rand dieses Knochens bildet: mit dem Rande des Wangenbeins an dem er unmittelbar anstößt den untern Rand der Augenhöhle. Die obere Kinnlade reicht bei einigen Tieren zwar bis an diesen Rand, tritt aber niemals in die Augenhöhle hinein, noch weniger, daß sie ein planum orbitale, wie beim Menschen bildete. Bei den Affen drängt sie den Tränenknochen einigermaßen in die orbita zurück, scheint ihn aber doch nicht von dem osse zygomatico zu trennen. In diesem Rande liegen eine oder mehrere Öffnungen welche in das antrum Highmori und in die Nasenhöhle zu dringen scheinen, außer diesen findet sich noch eine offne oder blinde Öffnung in dem Augenhöhlenteile dieses Knochens, welche den eigentlichen Tränengang zu bezeichnen scheint.

Der zweite oder Augenhöhlenteil dieses Knochens tritt besonders bei denen Tieren, wo der ganze Knochen groß und sichtbar ist an die Stelle welche bei den Menschen durch das planum orbitale der obern Kinnlade eingenommen wird. Es ist dieser andere Teil meist schwächer oder geringer als der Gesichtsteil, wenn beide Teile vorhanden sind. Er ist seiner Natur nach sehr schwach und papierartig, und hat bei einigen Tieren hinterwärts einen kleinen Sack, welcher Ähnlichkeit mit dem mittlern Muschelbein verwandter Tiere hat. Manchmal geht dieser Knochen so weit zurück in die Augenhöhle, daß er der oberen Kinnlade allen Anteil welchen sie allenfalls durch den Zahnfortsatz an der Bildung der Augenhöhle nimmt raubt.

 

5. Das Gaumenbein

Wir suchen uns auch bei Beschreibung dieses Knochens jener, wornach das menschliche Gaumenbein beschrieben wird so viel als möglich zu nähern ob wir gleich um allgemein zu werden auch hier in verschiednen Punkten abweichen müssen.

An dem horizontalen Teil betrachten wir zwei Flächen: die eine, welche nach dem Gaumen zu gekehrt ist; die andere, welche den Grund der Nase mit bilden hilft. Der vordere Rand derselben ist rauh und verbindet sich mit dem Gaumenfortsatze der obern Kinnlade, der hintere ist meistens glatt doch auf sehr verschiedene Weise ausgeschweift und gezackt. Der innere der stärkste Rand ist gleichsam rauh, und durch diesen verbinden sich die beiden Gaumenbeine mit einander. Der äußere Rand verliert sich in dem processu alveolari, von welchem bald die Rede sein wird.

An dem perpendikularen Teil betrachten wir:

  1. Die superficiem nasalem, welche den innern Teil der Nasenhöhle bilden hilft, und an welche die concha inferior und media mehr oder weniger hinreichen.
  2. Superficiem maxillarem, welche gegen die obere Kinnlade gerichtet ist, und entweder an dieselbe völlig anschließt oder mehr oder weniger davon absteht.

An dem perpendikularen Teil können keine Ränder beschrieben werden weil sie alle von Fortsätzen verschlungen sind. Unter diesen Fortsätzen ist ein processus communis besonders merkwürdig, welchen ich besonders zu beschreiben und besonders zu benennen genötigt bin. Es entsteht dieser Fortsatz da, wo die beiden Teile horizontal und perpendikular zusammenstoßen, und verbindet sich jederzeit mit der Seitenfläche der Alveolen der obern Kinnlade, ich gebe ihm daher den Namen processus alveolaris.

Es hat dieser processus das Bezeichnende, daß über demselbigen der sogenannte canalis pterygopalatinus durchgeht, sobald er nämlich vorhanden ist, der Knochen mag übrigens eine Gestalt haben welche er wolle; am eigentlichsten aber glaube ich sagen zu können, daß dieser Kanal zwischen gedachtem Fortsatz und der superficie maxillari des partis horizontalis nach hinten zu entspringt, und von oben herabwärts den partem horizontalem durchdringe. Dieser Fortsatz ist manchmal hohl und hilft zugleich den sinum maxillarem schließen. Man sieht daß derjenige Teil, welcher sonst processus nasalis genannt wird in diesem processu alveolari mit begriffen ist.

Es folgen nun noch drei Fortsätze, welche dem parti perpendiculari eigen sind.

Processus orbitalis, er steigt von dem processu alveolari in die Höhe, verlängert sich bis an die orbita, welche er mehr oder weniger berührt. Weiter nach hinten liegt der processus sphenoidalis, welcher jederzeit eine Rinne bildet, wovon der eine Rand sich mit den cornubus sphenoidalibus, der andere mit dem vomer verbindet. Diese beiden Fortsätze geben das foramen sphenopalatinum.

Der processus pterygoideus liegt ganz nach hinten und ist oft nur ein bloßer Rand; von seiner Verbindung mit den processibus pterygoideis des Keilbeins wird in der Folge zu handeln sein.

Überhaupt bleibt dieser Knochen in seinen Teilen sehr beständig, ob gleich die Gestalt und das Verhältnis derselben sehr verändert werden; auch bleibt er seinen Nachbarn, so viel ich bemerken können, getreu.

Derjenige Schädel, an dem die eben beschriebenen Teile dieses Knochens sichtbar sind, ist der Schädel eines Bocks.

 

Rekapitulation der fünf bisher beschriebenen Knochen

Wir wollen die bisher beschriebenen Knochen, nunmehr in einem Zusammenhange vornehmen, teils um die Ursachen anzuzeigen warum wir sie in dieser Ordnung vorgenommen, teils um sie, insofern es geschehen kann unter einander zu vergleichen, teils auch das Gebäude so weit es jetzt aufgeführt ist mit einem Blick zu übersehen.

Unter den fünf Knochen welche wir nach und nach zusammengerückt haben; befinden sich drei welche von ähnlicher Art und Bildung sind.

Das os incisivum die obere Kinnlade und das Gaumenbein, alle drei haben einen horizontalen Teil und diese drei Teile zusammen bilden sowohl den Gaumen als die Grundfläche der Nase, alle drei haben einen vertikalen Teil, dessen innere Fläche die innere Nasenhöhle bilden hilft, alle drei werden an dem Rande wo sich die beiden genannten Teile verbinden, merkwürdig, an diesem Rande finden sich die Zähne wenn das Tier mit solchen versehen ist, der oberen Kinnlade fehlen sie selten, dem Schneideknochen öfter, und dem Gaumenbeine immer, diese drei Knochen zusammen machen eigentlich den obern Kiefer aus; die Fläche welche sie bilden wird der Gaumen genannt, es sind drei ihrer inneren Bildung nach ähnliche nur durch verschiedene Determination verschieden gestaltete Knochen.

Ihr Verhältnis gegen die untere Kinnlade, über welcher sie als gewölbte Deckel [sich befinden] übergehe ich gegenwärtig: Nach oberwärts stellen sie wieder eine Base vor; und wir werden in der Folge diejenigen Teile betrachten welche über ihnen liegen.

Nach außen bilden die äußeren Flächen der beiden ersteren Teile den Obermund und die Oberwange, um aber weiter aufzusteigen und den untern Augenrand zu bilden, müssen wir noch zwei andere Knochen zu Hülfe nehmen. Beide kommen darin überein: daß sie sich in den oberen Rand der obern Kinnlade einfügen, daß sie den untern Rand der orbitae und deren untere Fläche bilden, und von der Mitwirkung zur Bildung des Randes der orbitae die obere Kinnlade oft gänzlich ausschließen, oft nur einen geringen Anteil ihr daran erlauben.

Durch den processum temporalem des ossis zygomatici deutet dieser Knochen auf eine Verbindung mit einem andern, deren Merkwürdiges wir erst in der Folge werden betrachten können.

Stellen wir nun dieses Gebäude, wie wir es bisher an und über einander gesetzt uns vor die Augen; so werden wir sogleich bemerken: daß dem Ganzen, sowohl sein Inhalt als seine Decke fehle.

 

Übergang zu dem zunächst zu beschreibenden Knochen

Es ist schon oben bemerkt worden; daß derjenige Teil welcher über dem Schneideknochen stehet, eigentlich der Nasenknorpel sei, und also aus der Knochenlehre herausfalle, so wie dieser Teil auch in sich keinen weitern knochenartigen Teil enthält. Dagegen sind die untern Muscheln an die obere Kinnlade befestiget, und von dem Nasenknochen bedeckt. Das blätterige und zellige Gewebe, welches sich in dem Räume beider Augen mehr oder weniger ausdehnt oder zusammenzieht, und sich hervorwärts unter den hinteren Teil der Nase unter die Wangen ausbreitet, entspringt eigentlich aus einer vordern Abteilung des Stirnknochens, welche ihn auch vorzüglich bedeckt. Zu gleicher Zeit bildet der Stirnknochen den oberen Rand und die obere Augenhöhlenfläche es bedecket die innere Kammer desselben die vorderen lobos des Gehirnes welche sich auf die vorderen Flügel des Keilbeins auflegen. Wir werden also folgende Knochen in nachstehender Ordnung zuerst vornehmen:

Die untern Muscheln
Die Nasenknochen
Die mittlern Muscheln
Das Siebbein
    Das Siebchen
    Die Scheidewand
    Die Pflugschar
    Das Labyrinth
    Die obern Muscheln
Die Stirnknochen
Das vordere Keilbein.

Es ist bekannt, daß auch selbst die flachsten Knochen aus zwei Lamellen bestehen, zwischen welchen mehr oder weniger einiger Raum gefunden wird. Dieser Raum ist gewöhnlich mit einem Knochengewebe ausgefüllt das bald einem Schwamm ähnlich (bald eine zellige Gestalt hat, bald aus flachen oder gewundenen Lamellen bestehet) bald einem Netze gleicht bald einem andern verwickelten Gespinste, ja das bei sehr hohlen Knochen beinahe als isolierte Fäden von einer Seite zur andern reicht. Wir sehen daß dieses zellige Gewebe nicht in der Maße zunimmt wie der Knochen wächst, denn Knochen die in der Jugend damit ausgefüllt sind, werden im Alter hohl, und es scheint demnach daß die Fäden eines solchen zelligen Gewebes nur ein gewisses Maß haben, welches überschritten sie zerreißen und durch den übrigen Knochenwuchs gleichsam verschlungen werden.

Wie nun nach innen der Knochen zellig oder hohl ist; so sehn wir daß er nach außen zu und zwar nach allen Seiten, nur solider und glätter wird, je mehr das Geschöpf an Jahren zunimmt. Es gehen zwar hie und da Öffnungen durch, die Nerven und Arterien durchzulassen, allein von einer Seite scheint sich die Natur bei diesen Öffnungen durch Glätte und Solidität zu verwahren, ferner sind sie nur einzeln und weder an Gestalt noch Ort regelmäßig.

Desto interessanter muß uns der Knochen werden welcher der einzige seiner Art am ganzen Körper ist. Dieser ist das Siebbein, bei welchem sonderbare Eigenschaften zusammentreffen. Es läßt sich dasselbe als ein Knochenkörper betrachten, dessen Innerstes auf eine sehr regelmäßige und entschiedene Weise in Zellen geteilt zu Lamellen gebildet worden, welche sich oft bei Tieren auf eine so ungeheure Weise ausdehnen, daß der Begriff darüber fast gänzlich verloren geht.

Wir können diesen Begriff gegenwärtig hier nur andeuten; und es wird erst künftighin, wenn wir das Labyrinth des Siebbeins mit dem Körper des Keilbeins vergleichen können, [sich zeigen] in wiefern solche Meinung Grund hat.

Wie wir nun gesagt; daß in dem Siebbein eine regelmäßige wenngleich sehr große besonders determinierte Ausdehnung des Zellgewebes sich befinde, so können wir auch bemerken: daß eine seiner Oberflächen regelmäßige Öffnungen habe, durch welche Nerven und Blutgefäße hindurch dringen.

Der untere Teil dieses Körpers schließt sich unmittelbar an den Körper des Keilbeins an. Die Scheidewand die in der Mitte trennt verlängert sich und bildet das Pflugscharbein, seine sehr dünnen Seitenwände schließen ihn besonders bei menschlichen Schädeln zu, wodurch noch mehr die Gestalt eines äußerst spongiosen Körpers [entsteht], welche Eigenschaft sich bis auf seine äußeren Decken erstreckt. Bei Tieren kommt dieser Knochen in einer ungeheuren Ausdehnung vor, und wir können bemerken: daß diese Gabe, sich [in] regelmäßigen Blättern und Zellen zu teilen, von der Natur noch einigen Knochen gegeben worden, woraus die untern und mittlern Muscheln, wovon sich die erstern offenbar an der obern Kinnlade zu entwickeln scheinen, denkbar und begreiflicher gemacht werden

Es kann aber von allem diesen nur gegenwärtig die Anzeige getan werden, indem in der Folge wenn wir das ganze Knochengebäude zusammengestellt, durch Vergleichung diese Begriffe erst entwickelt und bestätiget werden können.

 

6. Das Stirnbein

Indem wir die Stirnbeine mehrerer Tiere vor uns nehmen, sie betrachten und einen allgemeinen Charakter des Stirnknochens anzugeben suchen: so sehen wir abermals daß wir uns von dem Begriff, den uns der menschliche Stirnknochen eingeprägt, völlig entfernen müssen.

Zuvörderst ist zu bemerken daß dieser Knochen allerdings ein gepaarter Knochen ist, und jeder Teil und jede Hälfte vor sich betrachtet werden kann.

Nehmen wir einen solchen einzelnen Stirnknochen vor uns und betrachten ihn von innen im Durchschnitt; so sehen wir daß dieser Knochen inwendig zwei Kammern bildet, wovon die hintere die lobos cerebri anteriores, die vordere das Labyrinth des Siebbeins bedeckt.

Durch den Grat des Siebbeins und durch die Siebfläche werden obgedachte beide Kammern auf die merkwürdigste Weise gebildet.

Man kann nämlich bei dem Stirnbein ganz deutlich das innere und äußere Knochenblatt und zwischen beiden die diploe bemerken. Der Grat oder der Rücken des Siebbeins welcher unten mit dem osse sphenoideo verbunden ist setzt sich an das innere Knochenblatt des Stirnbeins an, hält dasselbe fest, und bildet gegen die Nase zu ein Gewölbe; welches die hintere Kammer von der vordern absondert. Indem nun aber das äußere Knochenblatt in seiner geraden Richtung fortwächst, entstehen mehr oder weniger große sinus frontales. Vor und unter dem Grate des Siebbeins steigt das untere Knochenblatt wieder in die Höhe indem es an dem äußeren Ende der Stirne gegen die Nase zu, mit dem oberen Knochenblatte sich wieder verbindet. Auf diese Weise also entstehen die sinus frontales anteriores indem das sowohl hinterwärts als vorwärts dem oberen Knochenblatt verbundene untere Knochenblatt von dem Grate des Siebbeins fest gehalten und von dem oberen Knochenblatte getrennt wird. Diese Verbindung des ossis ethmoidei mit dem unteren Knochenblatte geschieht bald hinter der Hälfte des ganzen Gewölbes des Stirnknochens oder vor der Hälfte. In dem ersten Falle wird natürlich die hintere Kammer in diesem die vordere Kammer kleiner und in jenem nimmt besonders der Labyrinth einen sehr großen Raum ein.

Wir werden also bei einem jeden Stirnknochen welchen wir vor uns nehmen, zuerst das Verhältnis dieser beiden Kammern des Grates des Siebbeins der daher entstehenden sinuum frontalium anteriorum betrachten und beschreiben. Die zweite merkwürdige Wirkung auf das Stirnbein hat die Verbindung desselben mit dem Wangenbein. Jemehr das Stirnbein mit dem Wangenbeine wirklich verbunden ist, je weniger Ligament zwischen beiden sich befindet, desto mehr Knochenmaterie hat der Stirnknochen hergeben müssen, um den processum zygomaticum zu bilden, desto mehr hat es Gewalt erlitten, desto mehr Widerstand auszuhalten gehabt. Da nun hier gerade der umgekehrte Fall entstehet und das äußere Knochenblatt angezogen wird, indessen das innere auch durch seinen bestimmten Wachstum an das Gehirn anschließt; so entstehen hierdurch die sinus frontales laterales welche einen hohlen Raum über den Augen bilden und bis in den processum zygomaticum ossis frontis sich erstrecken.

Die dritte Bemerkung welche wir bei einem Stirnknochen der vor uns liegt zu machen haben ist: ob die Nachbarschaft der Augen Einfluß auf dessen innere Fläche habe oder nicht. In dem Falle daß die Nähe der Augen Einfluß auf den Stirnknochen hat; geschieht solches immer da wo derselbe mit dem Flügel des Keilbeins in Verbindung stehet. Es wird die ganze Fläche des Stirnbeins mehr oder weniger einwärts gedruckt, und der freie Wachstum des Keilbeinflügels mehr oder weniger gehindert. Zu gleicher Zeit wirkt auch dieser Druck auf die beiden Seitenflächen des Siebbeins; sie werden mehr zusammengedruckt und es entstehet eine mehr oder weniger trichterförmige Gestalt welche von der convexen Gegenseite der Augenhöhlen gebildet wird, in deren Grunde das sehr zusammengeengte Siebbein liegt. Es gibt mehrere Tiere auf deren inneres Stirngewölbe die Nachbarschaft der Augen keinen Einfluß hat, bei denen die vordern lobi des Gehirns [sich] frei ausbreiten, die hintern Flügel des vordern Keilbeins frei fortwachsen und das Siebbein unvertieft auf einer freien Fläche der hintern Stirnkammer liegt. Dieser Fall ist deutlich an dem Pferdeschädel zu sehen, bei welchem Tiere die Augen weit vorwärts und weit auseinander liegen. Der entgegengesetzte Fall dessen wir oben erwähnt; wo das Siebbein sehr geengt auf den Boden eines Trichters zusammengedrängt ist, zeigt sich am Affen. Mehr Beispiele und mittlere Bestimmungen wird künftig die ausübende Vergleichung vorlegen.

Noch eine merkwürdige Verbindung ist die des Stirnbeins mit dem hintern Flügel des Keilbeins von welcher aber erst in der Folge gesprochen werden kann.

Die Scheitelbeine stoßen an dasselbe gleichfalls an. Auch hiervon kann das Nötige erst in der Folge beigebracht werden.

Die Beschreibung der allgemeinen Gestalt dieses Knochens läßt sich nach dem Vorhergehenden leicht ausführen.

Es ist das Stirnbein eine Knochenschale deren beide Blätter auf eine merkwürdige Weise von einander getrennt und deren Bildung durch die daran grenzenden festen, durch die daran rührenden weichen Teile auf die mannigfaltigste Weise verändert wird. Durch diese beiden Bestimmungen unterscheiden sie sich sehr von den Scheitelbeinen welche zwar niemals Knochenhöhlen enthalten, und zwar von ihren Nachbarknochen auch determiniert aber nicht so mannigfaltig verändert werden. Der Rücken des Siebbeins, und der sich damit verbindende processus falciformis bilden die innere und hintere Kammer, auf welche die Nachbarschaft der Augen mehr oder weniger Einfluß hat. Die vordere Kammer welche durch den Labyrinth des Siebbeins ausgefüllt wird wie auch die sinus frontales bilden sich dadurch von selbst.

Die vordere Kammer bleibt entweder in ihrer ganzen Ausdehnung wie bei den meisten Tieren oder sie wird auch durch die Nachbarschaft der Augen mehr oder weniger zusammengedruckt.

Die stärkste Disproportion zwischen beiden Kammern ist bei den Menschen wo die innere Kammer völlig überwiegend die äußere gänzlich aus ihrer Lage gebracht und völlig Null wird, so wie auch die Stirnhöhlen ohne Vorausschickung jener Betrachtung und Beobachtung, an Menschen nicht begriffen werden können.

 

7. Das Keilbein

Wie sonderbar die Gestalt dieses Knochens, wie unbequem die Beschreibung desselben, wie schwer dessen Verbindung mit andern Knochen zu fassen, ist allgemein bekannt. Und wir würden bei Betrachtung der Tiergestalt, noch in größere Verwirrung geraten, wenn uns die Natur nicht selbst das Rätsel aufklärte.

Es teilt sich nämlich schon bei den Menschen dieser Knochen in mehrere Teile, es sondern sich nämlich die Seitenteile, welche wir unter den Namen der großen Flügel und der schwertförmigen Fortsätze kennen, von dem Körper ab; und es scheint also dieser Knochen aus fünf Teilen zu bestehen. Allein es bleibt uns auch noch so die eigentliche Beschaffenheit desselben verborgen, denn wir können nicht bemerken: daß der Körper auch eigentlich aus zwei Teilen besteht.

Auf eine Vermutung daß dem also sei können wir gebracht werden: wenn wir den Körper der Länge nach in zwei Teile sägen, da wir denn eine Scheidewand finden, welche den hintern Teil des Knochens von dem vordern trennt. Allein diese Scheidewand ist so dünn, der Körper so genau zu einem Teile verbunden, so daß wir kaum eine Vermutung fassen können. Glücklicherweise gibt uns die Natur an den Tieren den Aufschluß. Wir finden an jungen Tieren, nicht allein den Körper dieses Knochens in zwei Teile getrennt, welche zusammen durch einen Knorpel verbunden sind; sondern wir können auch dessen übrige Teile weit entfalteter bemerken. Ja es verwächst sogar bei älteren Tieren der Körper des hinteren Keilbeins oft mit der parte basilare des Hinterhauptbeins, wenn der Körper desselben noch von dem Körper des vordern Keilbeins leicht zu trennen ist. Ich behalte hier abermals den Namen des Keilbeins bei; um keine neue Terminologie unnötigerweise beizubringen, ich bin nur genötiget zwei dieser Knochen zu setzen welche noch immer wie zwei an einander gedrängte Keile, den Grund der Hirnhöhle auseinander halten. Nach der von mir einmal ergriffenen und zu rechtfertigenden Methode beschreibe ich hier nur das vordere Keilbein, weil dieses eigentlich seinen vornehmsten Bezug auf die Stirne hat. Es bestehet dieses Keilbein aus einem Körper; welcher im allgemeinen mit dem Körper des Wirbelbeins verglichen werden kann. Es ist derselbe wenn man ihn die Quer durchschneidet dreieckigt, anstatt daß der Körper des hinteren Keilbeins mehr viereckigt erscheint; beide haben oben wo das Gehirn liegt ihre größten Flächen, allein der Körper des vordern ist unten mehr zugespitzt als flach, und nähert sich schon der Gestalt der Pflugschar deren hinterer Teil schon an sie anschließt.

Auf seiner obern Fläche, hat dieser Körper jederzeit die mehr oder weniger zusammengedrängten foramina optica und man sieht daraus daß er in dem Teile des menschlichen ossis sphenoidei begriffen ist an welchen die processus clinoidei befestigt sind. Nach vornen verbindet sich die Fläche des Körpers auf mancherlei Weise mit dem osse ethmoideo.

Über den foraminibus opticis breiten sich zu beiden Seiten ein paar Flügel ober- und seitwärts aus. In ihrer Ausbreitung nach vornen oder hinten wechseln sie ab, worüber in der Folge speziellere Betrachtungen mitgeteilt werden sollen. Es sind dieses die größten Flügel, gewöhnlich an beiden Keilbeinen.

Sie verbinden sich vorzüglich mit den Stirnknochen mit ihren vordern und Seitenrändern, und stoßen hinten mehr oder weniger mit den Flügeln des hintern Keilbeins zusammen. Sie helfen den Rand bilden, an den sich vornen das Siebbein anlegt; in gleichen bilden sie mit den hintern Flügeln die fissuram orbitalem anteriorem.

Sie dienen den vordern lobis cerebri mehr oder weniger zum Bette, man sieht also daß sie in allem den Platz der kleinen Flügel oder der sonst sogenannten schwertförmigen Fortsätze einnehmen. Von dem Körper und zugleich von dem vorderen unteren Ende dieser Flügel gehen ein paar Fortsätze ab: welche so mannigfaltige Gestalten sie auch bei verschiedenen Tieren annehmen, doch meistens eine Art Höhlung gegen das Siebbein zu bilden helfen. Ich würde sie processus anteriores oder ethmoideos ossis primi cunciformis nennen.

An den Körper dieses Beins legen sich nach unten und hinten ein paar Fortsätze an: welche sehr verschiedene Gestalten annehmen, immer aber darin mit einander übereinkommen; daß sie eine flache Gestalt haben, und sich an den Körper des Knochens nur wenig anlegen, sich jederzeit über den Körper des hintern Keilbeins herüber schieben, sich mit dem Gaumenbeine verbinden, und den hamulum pterygoidei bilden, woraus man sieht daß sie die inneren Fortsätze an dem menschlichen Keilbein vertreten. Es ist in der Folge über diesen Teil verschiedenes nachzuholen.

Also hilft dieses vordere Keilbein die Stirn nach unten und hinten zu [abschließen]; seine Verbindungen sind sehr leicht zu sehen, seine Gestalt ist einfach und auch selbst mit der menschlichen Bildung verglichen, klärt diese Einteilung welche uns die Natur anzeigt eher auf als daß sie Verwirrung machen sollte.

Betrachten wir das von uns bisher aufgeführte Gebäude im ganzen, so können wir fortfahren die Teile desselben unter einander zu vergleichen und die bisher nur neben einander gestellten Dinge uns durch die lebendige Kraft des Urteils auch lebendiger zu machen.

Bei unserer ersten Zusammenstellung fanden wir drei Knochen welche von einerlei Art schienen und sich unter einander stellen ließen. So finden wir, daß auch gegenwärtig die ferneren Teile sich unter einander vergleichen lassen. Es haben nämlich die Stirn- und Nasenknochen das unter einander gemein daß sie flache Knochen und Decken der untern Teile sind ob sie gleich ihrer Größe nach kaum noch Vergleichung zuzulassen scheinen.

Der Labyrinth und die Muscheln sind Bau, Gewebe und Bestimmung nach verwandt.

Das vordere Keilbein läßt sich mit dem Siebbein gewissermaßen vergleichen, wie schon geschehen ist und noch weiter ausgeführt werden wird. Wir machen hier einen Abschnitt, der sich sowohl dem Gehäuse nach als nach dem was darin enthalten, rechtfertigen läßt.

Auf dem vordern Teil des Keilbeins, auf dem Siebbein, unter der Decke des innern Stirnknochen-Gewölbes ruhen die vordern lobi des Gehirns. Von eben dieser Gegend entspringen die vorzüglichsten Nerven der vordern Sinne und wir können uns nunmehr an den zweiten Abschnitt des Schädels wenden welcher einfach leichter zu denken und vor- und rückwärts zu verbinden ist.

 

8. Das hintere Keilbein

Es kommt dieses in allen seinen Teilen mit dem vordern Keilbein überein; es hat einen Körper, ein paar Flügel, welche sich nach oben seitwärts ausbreiten, und da wo diese Flügel an den Körper befestiget sind, finden sich ein paar Öffnungen welche beim Menschen foramina rotunda genannt werden und vor- und unterwärts zeigen sich ein paar processus.

Nur scheinen ihm jene Fortsätze zu fehlen welche wir bei dem vordern Keilbein bemerkt haben.

Die Flügel an der Seite lassen sich mit den großen Flügeln des menschlichen Keilbeins vergleichen. Sie sind bald größer bald kleiner als die Flügelfortsätze des vordern Keilbeins.

Sie verbinden sich nach vorne zu oft mit den Flügeln des vordern Keilbeins und schließen dadurch die fissuram anteriorem. Sie verbinden sich nach vorn und oben mit einem Winkel des Stirnbeins und in derselbigen Gegend bei Menschen und Affen mit dem Wangenbein. Hinterwärts verbinden sie sich mit dem Scheitelbein dem Schlafbein und dem Felsenbein. Die vordern und untern Fortsätze verbinden sich mit den hintern Fortsätzen des vordern Keilbeins welche bei manchen Tieren eben so gut zu diesem als zu jenem Körper zu gehören scheinen.

Foramina rotunda lassen sich völlig ihrer Lage und Verhältnis nach mit den foraminibus opticis vergleichen; nur daß sie niemals so nahe zusammenrücken als jene und selbst da wo sie am größten sind mehr auseinander gehalten werden.

Auch scheinen sie nicht so beständig zu sein als jene, wenigstens finden sie sich nicht an dem Schädel des Schweins.

Die obere Seite des Körpers hat jederzeit eine dem Türkensattel ähnliche Gestalt, die hintere Fläche verbindet sich mit der parte basilaris ossis occipitis und verwächst mit derselben oft so genau, daß sie von derselben nicht zu separieren ist, wenn sich das vordere Keilbein von dem hintern noch sehr leicht trennen läßt.

 

9. Das Schlafbein

Es wird unter diesem Namen hier nur der so genannte Schuppenteil des menschlichen Schlafbeins betrachtet, in so fern es nach der eingeschlagenen Methode, zu der mittlern Region gehörte auf dem hintern Keilbein aufsitzt und als Seitenwand das Gewölbe der Scheitelbeine trägt.

An dem Schlafbein bemerken wir zuerst die Schuppe. Die schöne flache Gestalt welche sie beim Menschen hat zeigt sich bei keinem Tier, sie nimmt sehr verschiedene Gestalten an. Ihr oberer Rand verbindet sich mit dem Scheitelbein, ihr unterer mit dem hintern Keilbein; ihre übrigen Verbindungen sind nachher zu betrachten. An dem untern Teil der Schuppe nach vornen zu findet sich der processus zygomaticus an dessen unterstem und hinterstem Teil der processus articularis hervorgeht. Es verdient dieser Teil welcher bei den Menschen nur eine geringe Erhöhung ist und durch die Gelenkhöhle welche vor demselben liegt, tiefer wird [besondre Erwähnung]. Gleich hinter dem processu articulari liegt ein Bogen, unter welchem der äußere Gehörgang in das Innere dringt. Das andere Ende des Bogens macht der von mir sogenannte processus mammillaris. Es wird in der Folge gezeigt werden, daß der bei den Tieren allenfalls so zu benennende Teil, nicht mit demjenigen verwechselt werden dürfe; welcher bei dem Menschen ohngefähr in selbiger Gegend zum Vorschein kommt.

Es finden sich gewöhnlich verschiedene Öffnungen in diesem Knochen. Die mittlere liegt jederzeit unter dem Bogen, führt manchmal zu einer kleinen eigenen Höhle und steht mit den übrigen in Verbindung. Eine andere geht hinterwärts über dem processu mammillari heraus, ein paar andere über dem processu zygomatico. Diese Öffnungen sind alle zufällig sie können alle fehlen oder manchmal von denselben nur eine geringe Anzeige sein. Bei den Menschen und Affen werden sie [als] emissaria Santorini betrachtet, bei den übrigen Tieren kommen sie größer vor; es werden die dadurch herausgeführten Gefäße mehr zu betrachten sein.

 

10. Das Zitzenbein

Auch dieses ist nicht mit dem Zitzenfortsatz der Menschen zu vergleichen, die Tiere haben durchgängig keinen Zitzenfortsatz und man muß die Blase in welcher sich die Paukenhöhle befindet auf keine Weise mit dem Zitzenfortsatz des Menschen verwechseln. Wenn nun auch gleich der erste Anblick bei einigen, besonders bei dem Schweine verführen sollte, so wird uns doch eine nähere Betrachtung sogleich auf den rechten Weg bringen.

Schon daraus daß der Zitzenfortsatz bei den Menschen erst durch die Muskeln hervorgebracht wird, bei den jüngsten Tieren aber sich schon dieses Zitzenbein befindet läßt sich schon vermuten daß dieser Teil ein Haupt- und Grundteil bei den Tieren sei.

Wenn wir ferner bedenken daß so viele Tiere keine Clavikel haben, daß der nach dem Schlaf zu gehende sternocleidomastoideus fehlt so sehen wir auch nicht wie ein solcher Teil durch die Muskeln hervorgezogen werden könnte. Betrachten wir den Teil nun näher, so finden wir ihn oft als eine hohle Blase in einer rundlich ausgedehnten Gestalt; manchmal erscheint er beutelförmig, manchmal zitzenförmig; und dann ist er an seinem Ende mit einem zelligen Gewebe ausgefüllt, wenn die Paukenhöhle sehr klein ist. Dieses ist der Fall beim Schwein und hat Anlaß gegeben ihn mit dem zitzenförmigen Fortsatz zu verwechseln.

Es läßt sich dieser Knochen bei mehreren Tieren vollkommen von Schlaf- und von Felsenbein trennen. Die sonderbare Verschränkung dieser drei Knochen mit welcher sie zusammengehalten werden läßt sich kaum beschreiben. Der eigentliche Charakter dieses Knochens ist folgender.

Der äußere Gehörgang mit seiner mehr verlängerten Röhre führt in diesen Knochen hinein, wo sich alsdenn die meist ringförmige Erhöhung findet worin das Paukenfell festsitzet. Inwendig ist dieser Knochen mehr oder weniger hohl und enthält Abteilungen welche mehr oder weniger die Gestalt einer Muschel oder Schnecke annehmen. Es läßt sich bemerken daß dieser Körper eine mehr oder weniger veränderte Gestalt annimmt, je stärker die Wirkung des Processus styloidei auf ihn ist.

Indem nämlich die äußere Seite dieses Knochens die knochene Scheide bildet durch welche der processus styloideus hindurch gehet so schmiegt sie sich mehr oder weniger um denselben herum. Es kommt also auf die Stärke und auf die Richtung desselben an, ob die Blasen- und Muschelgestalt in eine Schneckengestalt verwandelt werden sollen, denn es ist eigentlich der processus styloideus welcher die Spindel machet und die Schnecke windet. An dem untern Ende dieser Blase sieht man oft einige processus spinosos welche durch die Wirkung einiger zarten Muskeln hervorgebracht werden.

Hinterwärts ist diese Blase jederzeit offen um sich mit dem folgenden Knochen zu verbinden wie wir bei der Beschreibung sehen werden.

 

11. Das Felsenbein

Es ist auch dieses Bein ohne den Zusammenhang mit dem vorigen schwer zu beschreiben.

Wir teilen dasselbe in zwei Teile in den innern der nach dem Schlafe und in den äußern der nach dem Hinterhaupt zu liegt. An dem ersten unterscheiden wir zwei Seiten die vordere und hintere. Die vordere schließt sich an die Öffnung der Paukenhöhle an und enthält die verschiedenen Vertiefungen des Labyrinths.

Die hintere Seite liegt gegen das Gehirn zu und es tritt der Gehörnerv in eine Vertiefung derselben ein. Es sind noch verschiedene Vertiefungen an dieser Seite welche näher zu betrachten sein werden.

Dieser Teil ist eigentlich der felsenfeste Teil zu nennen; denn es besteht derselbe aus einem festen nicht mit den mindesten Zellen angefüllten Knochen.

Der andere Teil des Knochens der gegen das Hinterhaupt zu gerichtet ist, wird mehr schwammig angetroffen; er setzt sich wie ein Keil zwischen das Schlaf-, Zitzen- und Hinterhauptsbein und der Felsenteil wird dadurch an seinem Platze gehalten. Bei den meisten Tieren erscheint er an der Seite des Hinterhauptbeins und liegt unter der erhabenen Linie, welche sich über das Hinterhauptsbein über die Scheitelknochen nach dem Schlafbein zu erstreckt. Man sieht also; daß er den flachen Teil partis mastoideae des Schlafknochens des menschlichen Schädels ausmacht.

Von diesem gehet der processus styloideus aus welcher eigentlich ein stumpfer Knochenfortsatz ist, an welchen sich ein tendo ansetzt worauf sodann erst der processus styloideus folgt. Es kommt dieser Fall auch bei Menschen vor, ob sich gleich da auch gewöhnlich der tendinöse Zwischenraum zu verknöchern pflegt. Wie schon sich das Felsenbein durch diesen Fortsatz mit dem Zitzenbein verbindet, wie beide alsdann durch den zitzenförmigen Fortsatz des Schlafbeins mit dem Schlafbein verbunden werden, so daß der äußere Gehörgang unmittelbar unter den Bogen zu stehen kommt, kann man an dem Schädel einer Ziege wo die Knochen noch nicht verwachsen sind am besten sehen, weil es die Struktur erlaubt; daß man diese drei Knochen mit einiger Sorgfalt auseinander nehmen und wieder mit einander verbinden kann. Hat man sich dann an der Betrachtung dieser und anderer Tiere geübt so wird man diese drei entschiedenen Knochen-Abteilungen, auch bei dem menschlichen Schädel entdecken, und ohnerachtet ihres hartnäckigen Verwachsens die Grenzen derselben bestimmen können.

 

[Weitere Beschreibungen zur Ergänzung der Knochenlehre]

 

Erster Halswirbel
Atlas

Prop. gen. formae. Die Gestalt desselben weicht von der Gestalt der übrigen Wirbelknochen ab, die Ursache davon ist seine besondere Bestimmung mit dem Haupte zu artikulieren und sich sodann mit dem eigens gestalteten Epistropheus zu verbinden.

Corpus s. Arcus ant. Ist bei einigen Tieren ziemlich stark obgleich immer schwächer als an den übrigen Wirbelknochen. Z. B. beim Pferde, Schafe, Ochsen. Hat an der äußern Fläche ein nach hinten zu gerichtetes Tuberculum. Bei fleischfressenden Tieren ist er sehr schmal und zart wie auch beim Menschen.

Halbzirkelförmige Vertiefung an der inwendigen Seite des Arcus, den Kopf des Epistroph. aufzunehmen, beim Schwein.

Zeichnung: Goethe

Johann Wolfgang Goethe
Schädelknochen von Mensch und Schaf.
Zeichnung, Feder mit Tinte,
wahrscheinlich 1790

Inwendig Eindruck des Knöpfchens des Epistropheus inwiefern Foramina die ihn durchbohren.

Inwendig Fovea (for. coecum) pro ligamento transversali.

Arcus poster. s. super. Flach breit bei Gras, sowohl als Fleisch fressenden Tieren.

Außen höckerichte Protuberanz.

Foramina die ihn durchbohren.

Apophyses obliquae. Sehr vertieft. Arcus anter. und posterior geben jeder wie man beim Pferde deutlich sieht zwei processus her um diese cavitates glenoidales zu bilden, die nach vorn gerichtet sind.

Die Artikulation mit dem Epistropheus geschieht durch eminentias condyloideas welche manchmal durch ein glattes Wülstchen verbunden sind.

Die untern Gelenkflächen reichen bis nach innen, meist sieht man keinen Eindruck des Knöpfchens des Epistropheus.

Die Seitenfortsätze sind flügelartig und gehen von vorn nach hinten herabwärts.

Foramina die sie durchbohren.

Disproportionierte Größe des Atlas und Epistropheus gegen die fünf übrigen Halswirbelknochen.

Verwachsung.

 

Epistropheus

Ist länger als die sämtlichen übrigen Wirbelknochen.

Der Körper ist lang und stark, hat an der äußern Seite eine spinam,

oben artikuliert er sich dreifach mit dem Atlas,

a) durch zwei Gelenkflächen die auf dem Körper aufsitzen

b) durch den zahn- bei den Tieren rinnenartigen Fortsatz, der nach innen und hinten gewissermaßen ausgehöhlt ist.

NB. Diese drei Gelenkflächen stoßen zusammen beim Tiere, sind abgesondert beim Menschen.

Die untere Artikulation mit dem folgenden Gelenkknochen ist einfach und ausgehöhlt.

Der Proc. spinos. stellt eine crista vor an der die zwei Artikulations Flächen (proc. obl. inferiores) mit dem folgenden Wirbelknochen sich befinden.

Quaer? Bei welchen Tieren die crista über den folgenden Wirbelknochen hinausreicht? Quantum scio bei Fleischfressenden und Verwandten. Bei Grasfressenden geht er nur bis an die proc. obliq. inf.

Die processus transversales sind kurz und dünn, nach hinten (unten) gekehrt, gehen parallel mit dem Markkanal des Knochens. Hinter ihnen (zwischen ihnen und dem Körper) geht der Kanal für die Wirbelader durch.

NB. Verbindung des obern Teils der Crista mit dem Corpore unter der vordern Gelenkfläche durch einen Fortsatz der wie ein verknöchert Ligament aussieht. (Beim Pferde und Schafe). Eine Öffnung die dadurch entsteht. Was da durchgehe?

 

Dritter Halswirbel
Vertebra colli tertia

Dieser nimmt zuerst die eigentliche Gestalt eines Halswirbels an, welche die übrigen fünfe, jedoch mit sehr charakteristischen Abweichungen beibehalten.

Er ist kürzer als der vorhergehende, und länger als die übrigen Halswirbel, welche alsdann hinabwärts immer mehr in der Länge ab- und der Breite und Stärke ihrer Teile zunehmen. Dieses wird vorzüglich merkbar bei Tieren die lange Hälse haben, da dieses Verhältnis bei andern, die kurze Hälse haben, nicht so auffallend ist.

Sein Körper ist stark und hat nach außen (vorn, unten) eine spina. Er artikuliert mit dem epistropheus durch eine erhabene, mit dem vierten Halswirbel durch eine vertiefte Gelenkfläche. Die processus obliqui superiores und inferiores stehen an den sogenannten cruribus des processus spinosi, die ersten aufwärts, die andern abwärts. Die processus superiores und ihre Gelenkflächen sind kleiner als die inferiores und ihre Gelenkflächen.

Die processus transversales sind flügelartig, beinah so lang als der Körper selbst. Jeder Flügel hat wieder einen Fortsatz, eine zartere erhobene Form, der sich näher an den Körper anbiegt, eine stärkere nach hinten und unten, der sich vom Körper entfernt, und mit demselben die incisives bildet. Der processus perpendicularis fehlt manchmal. Ist er gegenwärtig, so ist er immer kleiner als die der folgenden Halswirbel. Er steht manchmal unter der crista des epistropheus, beim Biber habe ich ihn mit derselben verwachsen gesehen.

 

Vierter Halswirbel
Vertebra colli quarta

Überhaupt den vorigen ähnlich, doch bemerkt man folgende Abweichung. Er ist kürzer, breiter und in seinen Teilen stärker und zusammengedrängter als der vorhergehende.

Besonders zeigen die processus transversales eine Veränderung. Sie werden kürzer als der Körper, der vordere breiter und der hintere besonders stärker.

Der hinter demselben hervorgehende Kanal wird gleichfalls kürzer.

Der processus spinosus wird höher, oder das an seiner Stelle befindliche tuberculum stärker.

 

Fünfter Halswirbel
Vertebra colli quinta

Die Verkürzung des Ganzen hat noch mehr zugenommen, besonders der processuum transversorum. Ihre vordern Enden werden immer breiter und bei manchen Tieren zeigt sich an denselben schon eine Spur eines abermaligen Fortsatzes, der sich erst an den folgenden Wirbelknochen recht deutlich entwickelt.

 

Sechster Halswirbel
Vertebra colli sexta

An diesem zeigen sich die Seitenfortsätze besonders flügelartig, und zwar entsteht diese Bildung daher, daß man dem Körper selbst, und zwar dessen hintern und untern Teile einen Fortsatz losgibt, und sich mit dem uns schon bekannten vordern Teile des processus transverso vereinigt mit ihm ein Ganzes bildet und wie ein kleines Gewölbe, worunter der Schlund wegläuft, formiert, indes daß der hintere Teil des Seitenfortsatzes sehr verkürzt über dem neuen und in seiner Art einzigen Fortsatze sich befindet. Der Kanal ist indessen sehr kurz geworden.

Der processus spinosum oder das an seiner Stelle befindliche tuberculum wächst immer fort.

 

Siebenter Halswirbel
Vertebra colli septima

Die Abweichung von dem vorigen auf den gegenwärtigen ist sehr groß. Sein Körper ist kurz und zusammengezogen.

Von den processibus transversis ist der vorher erwähnte flügelartige Fortsatz ganz verschwunden, und der uns bisher nur als hintere und obere Teil [bekannte Abschnitt] ist geblieben.

An der Seite der untern Gelenkvertiefung sieht man zwei Gelenkflächen eingedruckt, welche sich von dem Kopfe der ersten Rippe herschreiben.

Die processus obliqui superiores und ihre Gelenkflächen sind viel größer als die untern und ihre Gelenkflächen.

Der processus spinosus oder das tuberculum das seine Stelle vertritt, ist hier der größte stärkste und höchste bei allen Halswirbeln.

 

Sternum

Es besteht dieser Teil, den wir den Brustgrat im Gegensatz vom Rückgrate nennen dürfen, aus mehrern Knochen, deren Zahl sehr variiert von 10 bis 5 und deren Gestalt sich gar wohl aus der Gestalt der Rückenwirbel herleiten läßt, sobald wir wohl beobachten wie Rückenwirbel nach und nach sich in Schwanzwirbel verwandeln, und eine phalangenartige Gestalt annehmen. Diese Gestalt erhält sich bei einigen durch alle Knochen des sternums, bei andern wechselt sie ab. Man muß die gemachten Beobachtungen durchführen um einen Typus durch Claudation hervorbringen zu können.

 

Untere Kinnlade

Besteht bei den Mammalien aus zwei Teilen welche früher oder später auch wohl gar nicht fest zusammenwachsen.

Man zählt sie also wohl unter die gepaarten Knochen und beschreibt einen da denn der andre beschrieben ist.

Man teilt jede Hälfte in den Körper, in die Äste oder Flügel. Der Körper enthält die Alveolen am Flügel ist merkwürdig der untere Winkel an den sich der Masseter ansetzt, der processus coronoideus und der pr. condyloideus. Mit dieser Terminologie kommen wir vollkommen bei der komparativen Anatomie der Mammalien aus und dürfen nur Längen Breiten und hauptsächlich die Bilanz der Teile genau bestimmen.

Zahl, Form der Zähne. NB. im Kap. der Zähne.

Dagegen werden wir in das Reich der Fische und Amphibien gehen müssen, wenn wir uns die Konstruktion des Ganzen aus mehreren Teilen wollen anschaulich machen.

Kommt uns immer als ein sonderbar geformtes unerklärliches Ganze vor.

Die untere Kinnlade des Krokodils ist auch ein gepaarter Knochen und besteht jede Seite aus 5 Knochen die ganze Kinnlade also aus 10 Knochen welche sich beim jungen Krokodil sehr schön separieren. Diese Knocheneinteilung ob sie gleich bei den Mammalien nie vorkommt, wird uns doch den Begriff von der Gestalt dieses Knochens auch bei den Mamm. sehr erleichtern, da uns der Typus dieses Teils dadurch allein aufgeklärt wird.

  1. Der erste Knochen den ich os alveolare nennen will ist der größte von allen er macht die äußere und stärkere Seite des Körpers aus und enthält alle Alveolen, er macht die Symphysis mit dem gepaarten Knochen vorn am Kinn p. Scheide.
    NB. Muskeln, Foramen des ausgehenden Nervs.
  2. Der zweite Knochen den ich os vaginale nenne nicht weil er die Scheide allein macht sondern weil er sie zuschließt ist ein flacher schwacher Knochen; er erstreckt sich von der Symphysis beider ossium alveolarium bis an den Eintritt des nervi und macht die aperturam posteriorem zur Hälfte.
  3. Der dritte Knochen
    os angulare
  4. os coronoideum
  5. os condyloideum

 

Zähne

Kein Teil zehrt mehr Knochenmasse auf als die Zähne und zwar auch diese wieder in einem gewissen Maße.

Die Schneidezähne vorzüglich, der Eckzahn weil er freies Wachstum hat am stärksten.

Unter den Backenzähnen verlangen die meisten Knochen Nahrung die trilobati, die breiten weniger, am wenigsten die der Ziegen pp.

Vielleicht weil die trilobati mehr Email als die reinste Knochenmasse an sich ziehen.
 
Organische Teile
die wir Zähne nennen
in organischen Naturen
sehr häufig die Möglichkeit

In allen Tieren in denen die Knochen nicht sehr genährt sind, ist ein großer Überfluß von Zähnen da müssen wir ihre ursprüngliche Form und ihre Eigenschaften kennen lernen
Delphin.
Hai
Röhre, gleich, spitz, oben breit unten spitz
umgekehrt.

Einfache Wurzel und spitze Deutchen.

Annäherung, Zusammenwachsen, soviel Wurzeln, soviel Zähne, Folge der Formen.

 

Diploe, Sinus, Hörner, Klauen

1. Diploe, die beiden Blätter stehen gleichweit von einander und sind mit einem lamellösen, spongiosen Knochengewebe verbunden welches an beide Blätter befestigt ist.

2. Sinus, eines der Knochenblätter ist befestigt daß es nicht weichen kann und seine Ausdehnung behalten muß wie es der Fall bei allen Knochen ist an welche inwendig die dürre Materie befestigt ist. Das andre setzt seinen Wachstum fort und löst sich ab. Die Lamellen zieht es mit sich fort wenn es langsam wächst und Knochenmaterie genug da ist sonst sind Fälle wo ein Knochen ganz unterhöhlt wird. Gewöhnlich wird ein solcher Sinus durch das Ende des Knochens geschlossen wie z. E. der Stirnknochen der Katzen Luxe und wahrscheinlich mehrerer aus diesem Geschlechte, ganz sinuos ist, diese Sinuosität aber mit der Sutur sich schließt und keine Spur eines Sinus in den ossibus bregmatis sich findet. Dagegen sind die Stirn, Scheitel und Hinterhauptsknochen des Schweins durchgängig sinuos und ihre Sinus hangen alle zusammen.

Je kleiner das Gehirn des Tiers zu seinem übrigen Knochenbau, desto mehr und größer sind die Sinus der Knochen des Hauptes.

Dieses Verhältnis des Gehirns ist nicht allein zur Größe des Tiers zu rechnen, sondern auch vorzüglich nach jenem ersten Prinzip der Vergleichung daß die Natur nicht geben kann ohne auf der andern Seite zu nehmen, sie kann nichts nehmen ohne auf der andern Seite zu geben.

Hätte also ein Tier bei einem verhältnismäßig kleinen Gehirn alle Zähne so stünde es in einem gleichern Verhältnis als ein Tier, das bei verhältnismäßig kleinem Gehirn keine Zähne hätte.

Bei dem ersten hätte die Natur weniger Knochenmasse an andre Teile zu verwenden als beim zweiten.

Anwendung auf die Sinus.

Tiere eines proportionierlichen großen Gehirns haben wenig Sinus. Der Mensch sinus frontales, anteriores, maxillae superiores. Welche zwei zum notwendigen Tierbau gehören.

Das größte Gehirn proportionierlich zum Knochenbau des Kopfes das ich kenne ist das Gehirn des Armadills. Er hat auch nur die sinus frontales anteriores und eine Spur des sinus maxillae sup.

Das Schwein hat ein sehr kleines Gehirn und ob es gleich alle Zähne hat so sind doch die sinus des Hauptes sehr mannigfaltig.

Wasserleben des Tiers. Ausdehnung der Peripherie.

Die Katzenarten haben das ganze os frontis sinuos, ingl. die ossa sphenoidea. Der sinus max. sup. fällt ganz weg. Dagegen haben sie die Zähne die am meisten Knochenmasse verlangen. Bei den hörnertragenden Tieren scheint die Sinuosität auf das os frontis eingeschränkt zu haben. Erklärung der Hörner.

Ein Stirnknochen hat eine schwache Stelle, eine Art Fontanell im Knochen. Bliebe die Diploe beisammen so würde sich das Fontanell von selbst verwachsen.

Bleibt aber das eine Knochenblatt gerade und das andre wächst fort, so ist offenbar daß in dem obern Knochenblatt die Stellen schwächer werden und durch den Zufluß ein hohler Höcker entstehen muß. Dieser schließt sich entweder bald oder spät, schwitzt nachdem er sich geschlossen noch sachte anhaltend oder periodisch auf einmal Knochenmasse aus und verlängert die Hörner oder bringt Geweihe jährlich hervor.

Hohler Höcker.
Knochen-Kern des Horns.
schließt sich bald                   spät
Gemse Ochse Ziege.
schwitzt Knochenmaterie aus
sukzessiv periodisch
dauernde Hörner Geweihe

Wir müssen nur diesen mehr oder weniger hohlen und sinuosen Knochenkern wohl von seiner Schale unterscheiden welche ihn außen überzieht und meist von ihm ohne Verletzung getrennt werden kann. Diese hohle Schale ist es welche wir sehen und das Horn nennen, wir wissen daß es nicht knochenartig sondern von der Beschaffenheit der Hufe und Klauen ist. Laßt uns versuchen ob wir nicht die ähnliche Entstehung dieser Teile finden können.

Bei einem jungen Tiere bei dem die Knochen Protuberanz noch nicht in die Höhe treibt bedeckt die Haut angespannt den Teil, ja die Haut dehnt sich wenn der Knochenkern wächst bis auf einen gewissen Grad aus und bedeckt die ersten Hervorragungen. Wird der Knochenkern größer, so kann die Haut nicht mehr folgen, sondern es entsteht ein membranöser Zustand zu dem die Haut, die Ausdünstung des Knochens und die äußere Luft das ihrige beitragen und so entsteht die Hornscheide. Q[uaeritur] Wie sie im natürlichen Zustande mit dem Knochenkern zusammen hängt?

Die Geweihe kommen mit einer Haut überzogen hervor, die aber nicht dauert.

Die offenen Knochenkerne der Ochsen Ziegen Gemsen bedeckt die Natur.

Die Geweihe sind Knochenkerne ohne Bedeckung; sie sind fest nicht bloß liegende Knochenmasse. Die Geweihe kommen darin mit den Zähnen überein, welche auch die Luft vertragen, Knochen im vollendeten Zustand sind.

 

2. Abschnitt
Versuch einer allgemeinen Vergleichungslehre

Wenn eine Wissenschaft zu stocken und ohnerachtet der Bemühung vieler tätiger Menschen, nicht von Flecke zu rücken scheint; so läßt sich bemerken daß die Schuld oft an einer gewissen Vorstellungsart nach welcher die Gegenstände herkömmlich betrachtet werden, an einer einmal angenommenen Terminologie liege, welchen der große Haufe sich ohne weitere Bedingung unterwirft und nachfolgt und welchen denkende Menschen selbst sich nur einzeln, und nur in einzelnen Fällen schüchtern entziehen.

Von dieser allgemeinen Betrachtung, gehe ich gleich zu dem Gegenstande über welchen wir hier behandeln um sogleich so deutlich als möglich zu sein und mich von meinem Zwecke nicht zu entfernen.

Die Vorstellungsart: daß ein lebendiges Wesen zu gewissen Zwecken nach außen hervorgebracht, und seine Gestalt durch eine absichtliche Urkraft dazu determiniert werde, hat uns in der philosophischen Betrachtung der natürlichen Dinge schon mehrere Jahrhunderte aufgehalten, und hält uns noch auf, obgleich einzelne Männer diese Vorstellungsart eifrig bestritten die Hindernisse welche sie in den Weg lege gezeigt haben.

Es kann diese Vorstellungsart für sich fromm, für gewisse Gemüter angenehm für gewisse Vorstellungsarten unentbehrlich sein, und ich finde es weder rätlich noch möglich sie im ganzen zu bestreiten. Es ist wenn man sich so ausdrücken darf eine triviale Vorstellungsart, die eben deswegen wie alle triviale Dinge trivial ist, weil sie der menschlichen Natur im ganzen bequem und zureichend ist.

Der Mensch ist gewohnt die Dinge nur in der Maße zu schätzen als sie ihm nützlich sind, und da er seiner Natur und seiner Lage nach sich für das Letzte der Schöpfung halten muß; warum sollte er auch nicht denken daß er ihr letzter Endzweck sei. Warum soll sich seine Eitelkeit nicht den kleinen Trugschluß erlauben? Weil er die Sachen braucht und brauchen kann, so folget daraus; sie sein hervorgebracht daß er sie brauche. Warum soll er nicht die Widersprüche die er findet lieber auf eine abenteuerliche Weise heben, als von denen Forderungen in denen er sich einmal befindet nachlassen? Warum sollte er ein Kraut das er nicht nutzen kann nicht Unkraut nennen? da es wirklich nicht an dieser Stelle für ihn existieren sollte. Eher wird er die Entstehung [der] Distel die ihm die Arbeit auf seinem Acker sauer macht dem Fluch eines erzürnten guten Wesens, der Tücke eines schadenfrohen bösen Wesens zuschreiben; als eben diese Distel für ein Kind der großen allgemeinen Natur zu halten das ihr eben so nahe am Herzen liegt, als der sorgfältig gebauete und so sehr geschätzte Weizen. Ja es läßt sich bemerken daß die billigsten Menschen die sich am meisten zu erheben glauben wenigstens nur bis dahin gelangen, als wenn doch alles wenigstens mittelbar auf den Menschen rückfließen müsse, wenn nicht noch etwa eine Kraft dieses oder jenes Naturwesens entdeckt würde, wodurch es ihm als Arzenei oder auf irgend eine Weise nützlich würde.

Da er nun ferner an sich und an andern mit Recht diejenigen Handlungen und Wirkungen am meisten schätzt welche absichtlich und zweckmäßig sind; so folgt daraus: daß er der Natur, von der er ohnmöglich einen größern Begriff als von sich selbst haben kann auch Absichten und Zwecke zuschreibe.

Glaubt er ferner daß alles was existiert um seinetwillen existiere, alles nur als Werkzeug als Hülfsmittel seines Daseins existiere, so folgt wie natürlich daraus: daß die Natur auch eben so absichtlich und zweckmäßig verfahren habe, ihm Werkzeuge zu verschaffen, wie er sie sich selbst verschafft.

So wird der Jäger, der sich eine Büchse bestellt um das Wild zu erlegen die mütterliche Vorsorge der Natur nicht genug preisen, daß sie von Anfang her den Hund dazu gebildet daß er das Wild durch ihn einholen könne. Es kommen noch mehr Ursachen dazu, warum es überhaupt den Menschen unmöglich ist diese Vorstellungsart fahren zu lassen.

Wie sehr aber ein Naturforscher, derjenige der über die allgemeinen Dinge weiter denken will, Ursache habe sich von dieser Vorstellungsart zu entfernen, können wir an dem bloßen Beispiel der Botanik sehen. Der Botanik als Wissenschaft, sind die buntesten und gefülltesten Blumen, die eßbarsten und schönsten Früchte nicht mehr, ja im gewissen Sinne nicht einmal so viel wert als ein verachtetes Unkraut im natürlichen Zustande, als eine trockne unbrauchbare Samenkapsel.

Ein Naturforscher also wird sich nun einmal schon über diesen trivialen Begriff erheben müssen, ja wenn er auch als Mensch jene Vorstellungsart nicht los werden könnte wenigstens insofern er ein Naturforscher ist, sie so viel als möglich von sich entfernen.

Diese Betrachtung welche den Naturforscher im allgemeinen angeht, trifft uns auch hier nur im allgemeinen eine andere aber, die jedoch unmittelbar aus der vorigen fließt, geht uns schon näher an. Der Mensch indem er alle Dinge auf sich bezieht wird dadurch genötigt allen Dingen eine innere Bestimmung nach außen zu geben, und es wird ihm dieses um so bequemer da ein jedes Ding das leben soll ohne eine vollkommene Organisation gar nicht gedacht werden kann: indem nun diese vollkommene Organisation nach innen zu höchst rein bestimmt und bedingt ist; so muß sie auch nach außen eben so reine Verhältnisse finden, da sie auch von außen nur unter gewissen Bedingungen und in gewissen Verhältnissen existieren kann: So sehen wir auf der Erde, in dem Wasser, in der Luft, die mannigfaltigsten Gestalten [der] Tiere sich bewegen, und nach dem gemeinsten Begriffe sind diesen Geschöpfen die Organe angeschaffen, damit sie die verschiedenen Bewegungen hervorbringen und die verschiedenen Existenzen erhalten können. Wird uns aber nicht schon die Urkraft der Natur die Weisheit eines denkenden Wesens welches wir derselben unterzulegen pflegen, respektabler, wenn wir selbst ihre Kraft bedingt annehmen, und einsehen lernen daß sie eben so gut von außen als nach außen, von innen als nach innen bildet. Der Fisch ist für das Wasser da, scheint mir viel weniger zu sagen als: der Fisch ist in dem Wasser und durch das Wasser da; denn dieses letzte drückt viel deutlicher aus, was in dem erstern nur dunkel verborgen liegt, nämlich: die Existenz eines Geschöpfes das wir Fisch nennen, sei nur unter der Bedingung eines Elementes das wir Wasser nennen möglich, nicht allein um darin zu sein, sondern auch um darin zu werden. Eben dieses gilt von allen übrigen Geschöpfen. Dieses wäre also die erste und allgemeinste Betrachtung von innen nach außen und von außen nach innen, die entschiedene Gestalt ist gleichsam der innere Kern, welcher durch die Determination des äußeren Elementes sich verschieden bildet. Eben dadurch erhält ein Tier seine Zweckmäßigkeit nach außen; weil es von außen, so gut als von innen gebildet worden. Und was noch mehr aber natürlich ist weil das äußere Element, die äußere Gestalt eher nach sich, als die innere umbilden kann. Wir können dieses am besten bei den Robbenarten sehn deren Äußeres so viel von der Fischgestalt annimmt wenn ihr Skelett uns noch das vollkommene vierfüßige Tier darstellt.

Wir treten also weder der Urkraft der Natur, noch der Weisheit und Macht eines Schöpfers zu nahe, wenn wir annehmen: daß diese mittelbar zu Werke gehe, jener mittelbar im Anfang der Dinge zu Werke gegangen sei. Ist es nicht dieser großen Kraft anständig, daß sie das Einfache einfach, das Zusammengesetzte zusammengesetzt hervorbringe? Treten wir ihrer Macht zu nahe, wenn wir behaupten; sie habe ohne Wasser keine Fische, ohne Luft keine Vögel, ohne Erde keine übrigen Tiere hervorbringen können, so wenig als sich die Geschöpfe ohne die Bedingung dieser Elemente existierend denken lassen. Gibt es nicht einen schönern Blick in den geheimnisreichern Bau der Bildung? welche, wie nun immer mehr allgemein anerkannt wird, nach einem einzigen Muster gebaut ist, wenn wir, nachdem wir das einzige Muster immer genauer erforscht und erkannt haben, nunmehr fragen und untersuchen was wirkt ein allgemeines Element unter seinen verschiedenen Bestimmungen auf eben diese allgemeine Gestalt? Was wirkt die determinierte und determinierende Gestalt diesen Elementen entgegen? Was entsteht durch diese Wirkung für eine Gestalt, der festen, der weicheren, der innersten und der äußersten Teile. Was wie gesagt die Elemente in allen ihren Modifikationen durch Höhe und Tiefe durch Weltgegenden und Zonen hervorbringen.

Wie vieles ist hier schon vorgearbeitet, wie vieles braucht nur ergriffen und angewandt zu werden, ganz allein auf diesen Wegen.

Und wie würdig ist es der Natur daß sie sich immer derselben Mittel bedienen muß um ein Geschöpf hervorzubringen und zu ernähren; so wird man auf eben diesen Wegen fortschreiten und wie man nur erst die unorganisierten, undeterminierten Elemente als Vehikel der unorganisierten Wesen angesehen, so wird man sich nunmehr in der Betrachtung erheben und wird die organisierte Welt wieder als einen Zusammenhang von vielen Elementen ansehen. Das ganze Pflanzenreich z. E. wird uns wieder als ein ungeheures Meer erscheinen, welches eben so gut zur bedingten Existenz der Insekten nötig ist, als das Weltmeer und die Flüsse zur bedingten Existenz der Fische, und wir werden sehen daß eine ungeheure Anzahl lebender Geschöpfe in diesem Pflanzen-Ozean geboren und ernährt werde, ja wir werden zuletzt die ganze tierische Welt wieder nur als ein großes Element ansehen, wo ein Geschlecht auf dem andern und durch das andere, wo nicht entsteht doch [sich] erhält. Wir werden uns gewöhnen Verhältnisse und Beziehungen, nicht als Bestimmungen und Zwecke anzusehen, und dadurch ganz allein in der Kenntnis wie sich die bildende Natur von allen Seiten und nach allen Seiten äußert weiterkommen. Und man wird sich durch die Erfahrung überzeugen wie es bisher der Fortschritt der Wissenschaft bewiesen hat, daß der reellste und ausgebreitetste Nutzen für die Menschen nur das Resultat großer und uneigennütziger Bemühungen sei, welche weder taglöhnermäßig ihren Lohn am Ende der Woche fordern dürfen, aber auch dagegen ein nützliches Resultat für die Menschheit weder am Ende eines Jahres noch Jahrzehents noch Jahrhunderts vorzulegen brauchen.

 

Muskeln eines Ziegenkopfs

Von den Eindrücken des Hinterhauptbeins entspringen nachfolgende Muskeln

1. Gleich unter der Haut einen sehnigen inwendig aber zelligen und mit Fett ausgefüllten Ligament-Ansatz, geht den Rücken hinunter, wird über dem epistropheus breiter, nach der Seite zu wird er fleischig bedeckt einen Teil des Halses und eben so vorwärts den hintern Teil des Gesichts. Er ist das nächste Mal genau zu beobachten es scheint ein subcutaneus zu sein.

2. Unter diesem kommt eine sehr starke Sehne hervor welche zwei Finger breit von keiner Muskelfaser begleitet wird, alsdenn entspringen aber Muskelfasern von derselben, biegen sich wieder vorwärts werden über der obern Ecke des atlantis sehnig. Diese sehnigen Teile schließen sich wieder in die Mitte des Hinterhauptbeins an ingleichen an die ganze lineam semicircularem, an partem externam ossis petrosi ja sie scheinen um das ganze Ohr und über den [Lücke] des ossis temporum weg zu gehen. Nach unten entstehen aus sehnigen Anfängen zwei runde Muskeln deren Enden abgeschnitten waren, eben so war der tendo und der Muskel desselben nach hinten zu abgeschnitten.

3. Neben den obgedachten tendine Nr. 2 setzt sich eine tendinöse Haut recht in die beiden Winkel fest. Es hat diese Sehne an der äußern Seite fast von ihrem Ursprünge an Muskelfasern; ihr Ende wird erst über dem epistropheus fleischig. Es war auch dieses abgeschnitten. NB. Der obere sehnige Teil geht ganz aufwärts!

4. Gleich unter diesem setzt sich ein Muskel mit sehr starken Fleischfasern in die Vertiefung des Hinterhauptbeins, er befestigt sich an die Rückenspitze des atlantis und geht alsdenn bis über den epistropheus hin auf dessen Rücken die Fasern der beiden Muskeln zusammenstoßen. Neben ihm entspringen teils vom Hinterhauptsbeine teils vom Schlafbein:

5. Einige Muskeln welche zu Anfang teils fleischig teils sehnig sind und sich mit sehnigen Enden an den Rand des ossis atlantis festsetzen. Sie scheinen sich auch um den Rand herum nach innen zu begeben.

6. Unter oben gedachtem ersten Muskel füllet den Raum der zwischen dem Rücken des epistropheus und zwischen dem atlas sich befindet [ein] Fleischkissen aus welches in der Mitte einen flachen sehnigen Eindruck hat und dadurch eine Art von halber Kapsel für die darunter liegende Verbindung des atlantis und epistrophei macht.

 

In wiefern die Idee:
Schönheit sei Vollkommenheit mit Freiheit,
auf organische Naturen angewendet werden könne

Ein organisches Wesen ist so vielseitig an seinem Äußern, in seinem Innern so mannigfaltig und unerschöpflich, daß man nicht genug Standpunkte wählen kann es zu beschauen, nicht genug Organe an sich selbst ausbilden kann, um es zu zergliedern, ohne es zu töten. Ich versuche die Idee: Schönheit sei Vollkommenheit mit Freiheit, auf organische Naturen anzuwenden.

Die Glieder aller Geschöpfe sind so gebildet, daß sie ihres Daseins genießen, dasselbe erhalten und fortpflanzen können, und in diesem Sinn ist alles Lebendige vollkommen zu nennen. Diesmal wende ich mich sogleich zu den sogenannten vollkommnern Tieren.

Wenn die Gliedmaßen des Tiers dergestalt gebildet sind, daß dieses Geschöpf nur auf eine sehr beschränkte Weise sein Dasein äußern kann; so werden wir dieses Tier häßlich finden: denn durch die Beschränktheit der organischen Natur auf Einen Zweck wird das Übergewicht eines und des andern Glieds bewirkt, so daß dadurch der willkürliche Gebrauch der übrigen Glieder gehindert werden muß.

Indem ich dieses Tier betrachte, wird meine Aufmerksamkeit auf jene Teile gerichtet, die ein Übergewicht über die übrigen haben, und das Geschöpf kann, da es keine Harmonie hat, mir keinen harmonischen Eindruck geben. So wäre der Maulwurf vollkommen aber häßlich, weil seine Gestalt ihm nur wenige und beschränkte Handlungen erlaubt und das Übergewicht gewisser Teile ihn ganz unförmlich macht.

Damit also ein Tier nur die notwendigen beschränkten Bedürfnisse ungehindert befriedigen könne, muß es schon vollkommen organisiert sein; allein wenn ihm neben der Befriedigung des Bedürfnisses noch so viel Kraft und Fähigkeit bleibt, willkürliche gewissermaßen zwecklose Handlungen zu unternehmen; so wird es uns auch äußerlich den Begriff von Schönheit geben.

Wenn ich also sage dies Tier ist schön, so würde ich mich vergebens bemühen diese Behauptung durch irgend eine Proportion von Zahl oder Maß beweisen zu wollen. Ich sage vielmehr nur so viel damit: an diesem Tiere stehen die Glieder alle in einem solchen Verhältnis, daß keins das andere an seiner Wirkung hindert, ja daß vielmehr durch ein vollkommenes Gleichgewicht derselbigen Notwendigkeit und Bedürfnis versteckt, vor meinen Augen gänzlich verborgen worden, so daß das Tier nur nach freier Willkür zu handeln und zu wirken scheint. Man erinnere sich eines Pferdes das man in Freiheit seiner Glieder gebrauchen sehen.

Rücken wir nun zu dem Menschen herauf, so finden wir ihn zuletzt von den Fesseln der Tierheit beinahe entbunden, seine Glieder in einer zarten Sub- und Koordination, und mehr als die Glieder irgend eines andern Tieres dem Wollen unterworfen, und nicht allein zu allen Arten von Verrichtungen sondern auch zum geistigen Ausdruck geschickt. Ich tue hier nur einen Blick auf die Gebärdensprache, die bei wohlerzogenen Menschen unterdrückt wird, und die nach meiner Meinung den Menschen so gut als die Wortsprache über das Tier erhebt.

Um sich auf diesem Wege den Begriff eines schönen Menschen auszubilden, müssen unzählige Verhältnisse in Betrachtung genommen werden, und es ist freilich ein großer Weg zu machen bis der hohe Begriff von Freiheit der menschlichen Vollkommenheit, auch im Sinnlichen, die Krone aufsetzen kann.

Ich muß noch eins hierbei bemerken. Wir nennen ein Tier schön, wenn es uns den Begriff gibt, daß es seine Glieder nach Willkür brauchen könne, sobald es sie wirklich nach Willkür gebraucht, wird die Idee des Schönen sogleich durch die Empfindung des Artigen, Angenehmen, Leichten, Prächtigen pp verschlungen. Man sieht also daß bei der Schönheit Ruhe mit Kraft, Untätigkeit mit Vermögen eigentlich in Anschlag komme.

Ist bei einem Körper oder bei einem Gliede desselben der Gedanke von Kraftäußerung zu nahe mit dem Dasein verknüpft; so scheint der Genius des Schönen uns sogleich zu entfliehen, daher bildeten die Alten selbst ihre Löwen in dem höchsten Grade von Ruhe und Gleichgültigkeit, um unser Gefühl, mit dem wir Schönheit umfassen, auch hier anzulocken.

Ich möchte also wohl sagen: Schön nennen wir ein vollkommen organisiertes Wesen, wenn wir uns bei seinem Anblicke denken können, daß ihm ein mannigfaltiger freier Gebrauch aller seiner Glieder möglich sei, sobald es wolle, das höchste Gefühl der Schönheit ist daher mit dem Gefühl von Zutraun und Hoffnung verknüpft.

Mich sollte dünken, daß ein Versuch über die tierische und menschliche Gestalt auf diesem Wege schöne Ansichten gewähren und interessante Verhältnisse darstellen müsse.

Besonders würde, wie schon oben gedacht, der Begriff von Proportion, den wir immer nur durch Zahl und Maß auszudrücken glauben dadurch in geistigern Formeln aufgestellt werden, und es ist zu hoffen, daß diese geistigen Formeln zuletzt mit dem Verfahren der größten Künstler zusammentreffen, deren Werke uns übriggeblieben sind und zugleich die schönen Naturprodukte umschließen werden, die sich von Zeit zu Zeit lebendig bei uns sehen lassen.

Höchst interessant wird alsdann die Betrachtung sein, wie man Charaktere hervorbringen könne, ohne aus dem Kreise der Schönheit zu gehen, wie man Beschränkung und Determination aufs besondere, ohne der Freiheit zu schaden könne erscheinen lassen.

Eine solche Behandlung müßte, um sich von andern zu unterscheiden und als Vorarbeit für künftige Freunde der Natur und Kunst einen wahren Nutzen zu haben, einen anatomischen physiologischen Grund haben; allein zur Darstellung eines so mannigfaltigen und so wunderbaren Ganzen hält es sehr schwer sich die Möglichkeit der Form eines angemessenen Vortrags zu denken.

 

Morphologie

Ruht auf der Überzeugung daß alles was sei sich auch andeuten und zeigen müsse. Von den ersten physischen und chemischen Elementen an, bis zur geistigsten Äußerung des Menschen lassen wir diesen Grundsatz gelten.

Wir wenden uns gleich zu dem was Gestalt hat. Das unorganische, das vegetative, das animale das menschliche deutet sich alles selbst an, es erscheint als das was es ist unserm äußern unserm inneren Sinn.

Die Gestalt ist ein bewegliches, ein werdendes, ein vergehendes. Gestaltenlehre ist Verwandlungslehre. Die Lehre der Metamorphose ist der Schlüssel zu allen Zeichen der Natur.

 


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