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Hat der Hypnotiseur seine Suggestionen gegeben, so mache er nach einigen Minuten den Schlafenden darauf aufmerksam, daß derselbe erweckt werden solle. Auch hier ist Ruhe und Milde erforderlich. Ich habe stets mit Erfolg in folgender Weise geweckt:
»Ich werde Sie nunmehr erwecken.«
»Sie werden, sobald ich bis 3 gezählt, wach sein. Sie werden weder Müdigkeit noch Schwere in den Gliedern empfinden.«
»Sie fühlen, daß jedes Unbehagen, die Schwere, die Müdigkeit sich verlieren.« – (Dabei mache ich einige Striche über den Körper.)
»Sie werden nach dem Erwachen sich sehr wohl fühlen, werden frei von Schmerzen, frei von jedem Unbehagen und daher sehr guter Laune sein. Heute nacht werden sie vorzüglich schlafen und morgen mit gewohnter Frische ihren Berufsgeschäften nachgehen.«
Sobald mir der Schläfer geantwortet, er fühle keinerlei Beschwerden, zähle ich:
» Eins! – Die Müdigkeit, die Schwere im Körper schwindet.«
» Zwei! – Ihre gute Laune kehrt zurück.«
» Drei! – Sie sind wach und fühlen sich wohl.«
Wird nach dieser Vorschrift geweckt, so wird das Erwachen prompt erfolgen und keinerlei weitere Suggestion erforderlich sein.
Ist nun der Erwachte sehr müde, hat er vor Herbeiführung der Hypnose schwer gearbeitet oder gar viel getrunken, so wird in einzelnen Fällen eine Müdigkeit zurückbleiben. Dann schläfere ich das Medium nochmals ein, wiederhole meine Suggestion mit dem Zusatz, daß das Subjekt nunmehr lange genug geschlafen habe und gebe energisch die Versicherung, daß die Müdigkeit jetzt gänzlich geschwunden sei.
Will ein Schläfer nicht erwachen, was infolge von Auto-Suggestionen zuweilen vorkommen kann, so frage ich, wann der Schlaf beendet sein werde. Erhalte ich die Antwort: in einer halben Stunde, so gestatte ich dies, überlasse den Schläfer sich selbst und er wird stets pünktlich erwachen.
Will der Hypnotisierte länger – etwa 3–5–10 Stunden – schlafen, so mache ich ihn ruhig aber bestimmt darauf aufmerksam, daß dies nicht angängig sei, das Erwachen vielmehr bald erfolgen müsse. Oft ist große Ueberredungskunst notwendig, um die widrigen Autosuggestionen zu bekämpfen, bei einiger Geduld, großer Ruhe und Bestimmtheit aber gelingt es stets. Nur suche der Hypnotiseur durch geschickte Fragestellung zu erfahren, weshalb der Schläfer nicht erwachen wolle. Bereitwillig gibt derselbe darüber Auskunft.
Niemals wende man Gewaltmittel an, sie schaden und führen nicht zum Ziel. Schütteln, Schreien, Umschläge, Begießungen helfen niemals. Unter »Methoden« findet der Leser Angaben darüber, wie der Rapport hergestellt werden muß; gelingt dies gar nicht, gibt der Schlafende keine Antwort, so lasse man ihn ruhig schlafen und mache nach einer Stunde einen nochmaligen Weckversuch.
Stets bewahre man die größte Ruhe, jede Angst, jede Unruhe teilt sich dem Subjekt mit und kann leicht Beschwerden im Gefolge haben.
Geßmann sagt über das Erwecken:
»Das Erwecken der schlafenden Person geschieht durch den einfachen Befehl: »Erwache!« – Zuvor kann man jedoch fragen, ob sie sich gut befindet, und ihr versichern, daß sie sich nach dem Erwachen vollkommen frisch und normal fühlen soll. Schreibt sie selbst eine besondere Weise vor, in welcher sie geweckt werden will, so muß man sich nach ihrem Wunsche richten. Gelingt es nicht, sie mit einfachem Befehl zu wecken, so kann man ins Gesicht blasen oder Gegenstreichungen machen, aber man darf niemals gewaltsame Mittel, wie starkes Schütteln, Begießen mit Wasser oder dergleichen anwenden, ebensowenig dürfen fremde Personen mit ihr in Berührung kommen. Will sie trotzdem nicht erwachen, so läßt man sie weitere 10–20 Minuten schlafen, wenn Puls und Respiration nicht etwa zu Besorgnis Anlaß geben. Gewöhnlich erwacht sie dann von selbst.«