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Die Frage, ob ich – ein Laie in den Augen der zünftigen Mediziner – berechtigt sei, über Hypnotismus zu schreiben, möchte ich mit den Worten des Nancyer Professors Bernheim, dieses bedeutendsten Vertreters der Hypnotherapie, beantworten. Bernheim hält nur den berechtigt zu einem Urteil über den Hypnotismus, der mit Hunderten von neuen Versuchsobjekten selbst experimentiert hat. Solcher Männer aber gibt es in Deutschland kaum drei, denn selbst der vielbeschäftigte Suggestionstherapeut wird viele Jahre tätig sein müssen, ehe er »Hunderte« zu hypnotisieren Gelegenheit hat und dann – sind es ausschließlich Kranke gewesen und seine Erfahrungen über hypnotische Zustände bei Gesunden wären gleich Null.
In bezug auf praktische Ausübung des Hypnotismus besitze ich aber reiche Erfahrungen, denn ich habe Gesunde und Kranke beider Geschlechter und der verschiedensten Altersstufen seit Jahren oftmals hypnotisiert; meine Tagebuch-Aufzeichnungen beweisen, daß ich mit etwa siebentausend Menschen Versuche gemacht. Man wolle bedenken, daß ich allein im Jahre 1894 nicht weniger als 232 Experimental-Vorträge gehalten und außerdem täglich mehrere Patienten hypnotisiert habe.
So wurde mir natürlicherweise weit mehr als anderen Menschen Gelegenheit, die Licht- und Schattenseiten der Hypnose kennen zu lernen und mich davon zu überzeugen, daß wir in der hypnotischen Suggestion ein therapeutisches Hilfsmittel von großem Wert und ein ebenso wichtiges als segensreiches Erziehungsmittel besitzen.
Mein Buch hat Mängel – ich kenne dieselben – aber der strenge Kritiker bedenke, daß es für den Mann aus dem Volke geschrieben ist.
Berlin, den 25. Dezember 1894.
Reinh. Gerling.
Am 1. November 1904.
Mein lieber Herr Möller!
Als ich Ihnen am Ostersonntage d. J. das Manuskript der neunten Auflage, die ich einer durchgreifenden Bearbeitung unterzogen hatte, übersandte, glaubte ich nicht, daß noch in diesem Jahre eine Neuauflage notwendig werden würde. Daß dies der Fall ist, darf weit mehr als ein Erfolg ihres glänzenden buchhändlerischen Geschickes, denn meiner Autoren-Tätigkeit bezeichnet werden. Meine Pflicht aber ist's, dies anzuerkennen. – Der große Erfolg dieses Buches ist mir indessen auch ein Beweis dafür, daß das Interesse für den Hypnotismus noch immer wächst und daß man die Macht des Willens in allen Kreisen des Volkes mehr und mehr zu schätzen beginnt.
Ich fand in dieser neuen Auflage nichts zu ändern. Sie enthält wie die neunte alles, was dem Laien zu wissen nötig ist.
Mit freundlichem Gruß
Ihr ergebener
Reinh. Gerling.
habe ich als neues Kapitel einige Mitteilungen über Temperament und Eignung des Hypnotiseurs und Suggestionisten eingefügt und bin damit wiederholt ausgesprochenen Wünschen nachgekommen.
Oranienburg, 10. April 1909.
Reinh. Gerling.